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Abtötung durch eine für Menschen unschädliche Räucherung au geeigneten Stellen durch die Flamme einer Lötlampe, erfolgt durch städtische Desinfektoren. Außer der Tötung der überwinternden Mücken ist ferner in Aussicht genommen, auch die in Gewässern sich entwickelnden Larven zu vernichten. Es handelt sich dabei hauptsächlich um stehende, nicht tiefe Wasseransammlungen. Diese sollen entweder durch Zujchüttung beseitigt werden, oder das Wasser wird mit Malachitgrün und ande- ren larventötenden Mitteln versetzt. Die Breslauer Behörden gehen von der wissenschaftlich begründeten Tatsache ans, daß die Mücken zu den gefährlichsten lieber- tragern von Krankheiten gehören.
— Ein Indianerhäuptling wollte der 15jährige Schüler Otto Sch. werden, der Sohn einer Görlitz er Beamtenfamilie. Er stahl seiner Großmutte 800 Mk. und wollte nach Amerika reisen. In Berlin schlenkerte er in den Straßen umher. In einem Cafe am Oranienburger Tor trank er mehr, als er vertragen konnte, und zwei Besucherinnen des Lokals nahmen ihn unter ihren „Schutz". Sie besuchten mit ihm allerlei Lokale, gewährten ihm Obdach, fuhren am nächsten Tage in einer Droschke kreuz und quer, und warfen ihn schließlich aus dem Wagen, nachdem sie ihm alles Geld, das er noch hatte, 500 Mk., abgenommen hatten. An einem ganz unbekannten Ort fand Otto Sch. sich wieder: er war in Wilmersdorf ausgesetzt worden. Inzwischen war von Görlitz die Nachricht über die Flucht bekannt geworden. Ein Wilmersdorfer Gemeindebeamter traf den Knaben, der nicht einmal das Fahrgeld nach Berlin mehr hatte, ratlos auf der Straße an. Er sagte ihm seinen Namen und seinen dummen Streich auf den Kops zu und brachte ihn nach Berlin, wo in- zwischen Angehörige eingetroffen waren. Mit dieser Probe von Abenteuer, wozu hoffentlich noch eine Tracht Prügel kommt, reiste der Junge wieder nach Görlitz zurück.
Aus der Schweiz, 10. März. Die Schweiz hat m nächster Zeit einen weiteren interessante« Tunncldurchschlag zu erwarten, nämlich des großen Eigertunnels der Jungsraubahn, der etwa Ende Mai bei der Station Eismeer, 3161 m, auf der Süd- feite des Eiger zum Durchbruch gelangen wird. Diese großgedachte, vorläufige End- station der Bahn wird dann rasch provisorisch ausgebaut, damit noch dieses Jahr, wahrscheinlich am 1. August, der Betrieb bis dorthin ausgenommen werden könne. Im nächsten Jahr erfolgt dann, wie die N. Z. Z. berichtet, der endgültige Ausbau der Station mit großen Ünterkunftsräumen für die Besucher und zugleich die Fortsetzung der Bahn nach dem Jungsraugipfel.
— Die völlige Niederlage Kuropatkins ist nunmehr besiegelt. Er selbst meldet seinem Kaiser, daß er in der Nacht zum 10. mit allen seiuen Armeen den Rückzug angetreten habe. Die nächste Frage ist die: Wie viel von seiner Armee wird Kuropat- kin wohl noch zurückbringen? Wir sehen hier ab von den furchtbaren Verlusten an Toten und Verwundeten, die diese 12tägige Schlacht bei Mukden vielleicht zur blutig- sten der Weltgeschichte machen werden, für Sieger wie für Besiegte, und fragen: wie viel von seinen Truppen wird Kuro- patkin wohl vor der Gefangenschaft der Japaner retten? Oyama berichtet, die Einschließungsmanöver der Japaner hätten vollkommenen Erfolg gehabt, eine große Anzahl Gefangener und gewaltige Mengen
von Waffen und Munition seien ihre Beute. Man vermag sich kaum schlimm genug auszumalen, in welchem Zustand das stolze Heer des russischen Oberfeldherrn seinen nächsten Stützpunkt Tieling erreichen wird. Denn schon drückt Kuroki in energischer Verfolgung von Osten her auf die Rückzugslinie und sucht die nach Norden strebenden Flüchtlinge nach Westen, der Armee Nogis in die Arme zu treiben.
St. Petersburg, 11. März. Kurv- patkin meldet vom gestrigen Tage 6 Uhr abends: Seit nachmittags vollzieht sich der sehr gefährliche Rückzug, besonders schwierig für die von der Mandarinenstraße entfernten Korps. Die Japaner bedrohen unsere Truppen, aber dank der äußersten Anstrengungen sind unsere Armeen außer Gefahr. Der Feind beschoß die Rückzugslinie von Osten und Westen, die Mandarinenstraße wurde von Osten von zwei Orten bei Tovan und Poukse beschossen. Unsere Truppen hielten sich sehr tapfer. Die Japaner drangen so leicht von Süden vor, weil der Hunho, der unsere Stellung bei Mukden deckte, heute gefroren ist. — General Zerpitzky ist verwundet, bleibt aber in der Front.
St. Petersburg, 11. März. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß die russische Regierung, weit entfernt davon, an Friedensunterhandlungcn zu denken, viel- mehr entschlossen ist, den Krieg weiterzu- führen und eine neue Armee auf den 'Kriegsschauplatz zu entsenden. Alle gegenteiligen Nachrichten widersprechen den Tatsachen.
— Der russische Botschafter in Washing. ton äußerte, daß er seit mehreren Wochen Kenntnis von dem unwiederruflichen Entschluß des Kaisers habe, den Krieg sort- zusetzen, bis Rußland siegreich wäre, ohne Rücksicht darauf, wie lang dies dauern könne. Es werde bereits die Entsendung neuer Truppen zur Verstärkung der Armee Kuropatkins vorbereitet.
London, 8. März. vr. Bernardo und 150 seiner Helfer fanden in einer einzigen Nacht in den Straßen Londons Hunderte von obdachlosen Kindern. Man fand sie in Torbogen, an besonders dunklen Stellen, in wüsten Seitenstraßen, und alle waren hungrig, durstig, zerlumpt und müde. Unter den Aufgefundenen befanden sich 76, nämlich 62 Knaben und 14 Mädchen, die sich bereit erklärten, in Or. Barnardos Heim für Waisenkinder und Verlassene emzutreten. Diese Kinder wurden sofort in das Heim überführt.
London, 11. März. Der Berichter- statter des „Daily Expreß" meldet aus Tokio, daß die russischen Verluste bereits mit ziemlicher Genauigkeit sestgestellt wer- den konnten. Die Russen verloren ungefähr an Toten 60000 Mann, an Verwundeten 100000 Mann, an Gefangenen 50000 Mann, sowie 90 Feldgeschütze und 51 Belagerungsgeschütze. Die japanischen Verluste werden nicht angegeben, doch wird in amtlichen Hofkreisen zugegeben, daß sie geradezu ungeheuer seien.
Tokio, 12. März. Nach amtlicher Mitteilung beträgt die Zahl der von den Japanern gefangen genommenen Russen 40 000 Mann. Die Verluste der Russen im Sckahobezirk belaufen sich auf 90000 Mann.
Tok io, 12. März. (Reuter.) Marschall Oyama meldet unter heutigem Datum: Die Russen ließen 26500 Gefallene auf dem Schlachtfeld. Von uns wurden erobert 2 Fahnen, etwa 60 Geschütze, 60 000 Gewehre, 150 Munitionswagen, 1000 Wag
gons, 200 000 Artilleriegeschosse, 25 Millionen Gewehrpatronen, 15000 Koku Getreide, 55 000 Koku Futter, 45 Meilen Feldeisenbahnschienen, 2000 Pferde, 23 Wagen mit Karten, 1000 Wagen mit Kleidungsstücken, 1 Million Rationen Brot, 70 000 Tonnen Brennmaterial, sehr viel, Heu, eine Anzahl Vieh, Zelte, Werkzeugdraht, viel Pfähle, Betten u. s. w.
Lokales.
Wildbad, 13. März. Am gestrigen Sonntag machten eine Anzahl Mitglieder der Ortsgruppe der Deutschen Partei — liberale Vereinigung — einen Ausflug nach den Parzellen Nonnenmiß und Sprollenhaus, um auch dort Anhänger zu gewinnen. An beiden Plätzen war das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt, und mit gespanntester Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden den Ausführungen des Hrn.Reallehrer Kirschme r,der inlstündiger Rede über die wichtigsten politischen Fragen und insbesondere auch über die Ziele der Deutschen Partei sprach. Das Ergebnis war ein über Erwarten gutes; die Ortsgruppe Wildbad hatte in oen beiden Parzellen einen Zuwachs von über 50 neuen Mitgliedern zu verzeichnen.
— Der Schacht vor dem König-Karlsbad. durch den „der Urquell Wildbad" bloßgelegt wurde, ist nun wieder zugedeckt. Das Wasser, das bisher nutzlos abfloß, ist zurückgedämmt und kommt dem übrigen Thermalwasser zu gut, dem es eine erwünschte Vermehrung bringt. Im Katharinenstift wird gegenwärtig ein drittes Gesellschaftsbad hergestellt. Die Nachfrage nach billigen Bädern im Katharinenstist war in den letzten Jahren eine steigende.
— Als Beitrag zur Schillerfeier genehmigten die bürgerl. Kollegien in ibrer letzten Sitzung 500 Mk.
IlntevHaL'ten-es.
Meine offizielle Frau.
Von
Col. Richard Henry Savage.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
„Ach was, lieber Lenox," erwiederte Constantin ein wenig ungeduldig, „mein Haus hat reichlich Raum für ein halbes Regiment."
Nun aber mischte sich Frau Dick, die einen furchtbaren Entschluß in meinem Auge las, ins Gespräch und flötete: „Wie gütig du bist! Aber für den Augenblick können wir wirklich nicht zu dir kommen! Meine Koffer sind schon ins Hotel de l'Eu- rope gebracht worden und du wirst doch eine Dame nicht von ihren Kleidern trennen wollen?
„Nein," gab Weletsky zu, denn ich müßte fürchteu, sie damit auch von ihrer guten Laune zu trennen." Offenbar enttäuscht über unsre Ablehnung seiner Gastfreundschaft, fügte er dann aber hinzu: „So müßt ihr morgen zu mir kommen! Ich nehme keine abschlägige Antwort an!"
„Morgen, gewiß," erwiderte ich verzweifelt, denn ich war froh, je weiter ich die Beichte hinausschieben konnte, die ich meinem gastfreundlichen Verwandten able- gen mußte.
„Schön," sagte dieser, „also es bleibt bei morgen! Jedenfalls aber lasse .ich mir aber uicht nehmen, euch nach dem Gasthof zn bringen."