Amtsblatt

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«ro. 31.

Dienstag, den 14. März 1905.

41. Jahrgang.

Rundschau.

Gestorben: 11. März zu Neuen­bürg Brauereidefitzer Fried. Holzapfel 74 I. a.

Finanzsekretär Frey, Stuttgart, ist zum K.A. Neuenbürg in gleicher Eigen­schaft versetzt worden.

Der Württ. Schwarzwaldverein hat an die Regierung das Gesuch gerichtet, den von ihm im Lande hergestellten Wegen, Wegbezeichnungen, Wegtaseln, Aussichte- türmen, Aussichtsgestellen, Schutzhütten und sonstigen gemeinnützigen Arbeiten den be­sonderen Schutz der Polizeibehörden ange- dcihen zu lassen, nachdem sich in jüngster Zeit das Bedürfnis herausgestellt, die erwähnten Arbeiten in wirksamerer Weise als seither vor Beschädigungen zu schützen. Diesem Wunsche gemäß hat nunmehr das Ministerium des Innern die ihm unter- stellten Behörden angewiesen, wegen geeig­neter dauernder Ueberwachung der Anlagen des Schwarzwaldvereins die Polizeiorgane, Landjäger und Ortspolizeidiener mit den erforderlichen Weisungen zu versehen, wie dies schon in Betreff der Arbeiten des Schwäb. Albvereins vor einigen Jahren geschehen ist.

Eiue Automobilfahrt, die sog. Her- komer-Konklnrenz,soll am 14. und 15. August über Württemberg gehen. ES werden am ersten Tag berührt die württembergischen Städte und Orte: Ulm, Herrlingen, Blau­beuren, Feldstetten, Urach, Metzingen, Reut­lingen, Tübingen, Entringen, Herrenberg, Obersettingen, Nagold, Altensteig. Pfalz­grafenweiler, Freudenstadt, Baiersbronn und Schönmünzach. Am zweiten Tag werden durchfahren: Herrenalb, Dobel, Calmbach, Hirsau, Calw, Althengstett, Simmozheim, Weilderstadt, Renningen, Ettlingen, Soli- tude, Stuttgart, Cannstatt, Waiblingen, Schorndorf, Schw. Gmünd. Aalen, Wafferal- fingen, Ellwangen, Crailsheim, Wallhausen, Roth a. See, Bretthcim, Rothenburg o. d. Tauber. Dazu schreibt uns der Württemb. Automobilklub:Die Herkomer-Konkur- renz" ist in erster Linie eine Tourenfahrt. Allerdings finden in der Nähe von Mün­chen auch 2 Schnelligkeitsfahrten statt (eine auf den Kochelberg und die andere auf ebener Strecke im Focstenrieder Park.) Der durch Württemberg führende Teil der Kon­kurrenz ist jedoch nur eine Tourenfahrt, bei der nur die Zuverlässigkeit des Wagens erprobt wird. Nach den Bestimmungen wird dabei die Fahrgeschwindigkeit während der Tour nicht bewertet und es ist jedem Wagen ein Kontrolleur beigegeben, der verpflichtet ist. auch für Einhaltung der polizeilichen Vorschriften Sorge zu tragen. Die Fahrer des Wagens find bei Gefahr des Aus­schlusses von der Konkurrenz verpflichtet, die Anordnungen deS Kontrolleurs auch in­

bezug auf das Fahrtempo zu befolgen. Die Bestimmungen besagen ferner, daß die teil­nehmenden Wagen in erster Linie den Bedürfnissen des Reifens entsprechen sollen." Die Behörde wird ein wachsames Auge haben müssen, bemerkt dazu derSchw. Merkur."

Freudenstadt, 11. März. Ueber den Schneenachschub" schreibt der Grenzer: Allenthalben in Gärten und Straßen tür­men sich gewaltige hier selten gesehene Schneemassen auf. Doch was ist das gegen diejenigen, die zurzeit droben auf dem Kniebis liegen. Selbst die berühmtenäl­testen Leute" können sich nicht erinnern, jemals so etwas erlebt zu haben und seit heute Samstag morgen kann der Lamm- wirt droben Potz Ranzenblitz! nicht einmal mehr zu den Fenstern aus seinem Saal herausschauen, wenigstens was die Vorderfront anbelangt. Bis zur Dach- ^:nne reicht seit dem ausgiebigen Schneefall «von gestern und heute der Schnee und wer sich ein hochoriginelles, vielleicht in Jahr­zehnten nichr wiederzusehendes Bild nicht entgehen lassen will, der unternehme in diesen Tagen eine Fahrt nach dem Kniebis. Besonders beim Lamm hat der Winter mit seinem Gefährten Sturm sich gar drol­lige Einfälle geleistet, von Hoheitszeichen ,und Wegzeigern sieht man nur noch die obersten Spitzen und wer in des Lamm­wirts behagliche Wirtsstuben gelangen will, der muß sich bequemen, durch einen Tun­nel von gewaltiger Tiefe zu marschieren. Das Offenhalten der Straßen ist unter diesen Umständen keine kleine Aufgabe. So haben dieser Tage 30 Mann aufs ange­strengteste arbeiten müssen, um die Ver-, dindung von Kniebis nach Rippoldsau aufzumachen, z. T. war der Schnee drei Meter hoch aufgetürmt. Auf die Alexander- schanze und von dort nach der Zuflucht ist ein achtspännrger Bahnschlitten nur mit großer Mühe und Anstrengung durchge­kommen.

Am Mittwoch morgen wurde der verwitwete kgl. Forstwart Matthäus Heist von Ellbach bei Baiersbronn lt. Grenzer" in der Nähe seiner Wohnung auf der Straße tot ausgefunden. Der schon 68 jährige Mann ist offenbar nachts auf dem Nachhauseweg zu Fall gekommen, liegen geblieben und so erfroren. Da die Leiche keinerlei Verletzung zeigt, scheint ein Verbrechen ausgeschlossen.

Tübingen, 10. März. (Strafkam­mer.) Der Amts- und Polizeidirner Critz- mann in Hirsau hatte sich wegen Körper­verletzung im Amt zu verantworten, dadurch begangen, daß er am 26. Januar den Taglöhner Johannes Hölle, einen Insas­sen des Armenhauses in Hirsau, der in angetrunkenem Zustande seine Wohnung

demolierte, seine Ehefrau bedrohte und sich dann entfernte, eingefangen hatte, mit dem Seitengewehr einen Schlag auf den Kopf versetzte. Critzmann behauptete, er habe einen Angriff des Hölle abwehren und ihn bloß auf den Arm schlagen wollen. Critz­mann wurde freigesprochen.

Murrhardt, 10. März. Im Alter von 103 Jahren ist heute die älteste Person unserer Gemeinde gestorben. Anna Maria Huber wurde am 5. Febr. 1802 im Amt Pforzheim geboren. 1835 verheiratete sie sich mit Chr. Huber, dem damaligen An­staltsschuhmacher von Lichtenstern, der her­nach hier ansässig wurde. Nach 52jähriger Ehe im Jahr 1887 verwitwet, unternahm sie 88jährig noch eine Reise zu einem Sohn nach Amerika, kehrte aber schon nach drei Monaten mit Verlust ihres Vermögens in die Heimat zurück und nahm nach einigen ! Jahren wieder ihren Aufenthalt in Murr- Hardt, wo sie seit 4 Jahren als landarm im städtischen Spital untergebracht ist. An­läßlich ihres 100. Geburtstags wurde sie vom König und der Königin mit Geschenken bedacht, und vor einem Monat beging sie noch in voller Rüstigkeit ihren 103. Geburts­tag. Doch waren ihre Kräfte einem Anfall von Influenza nicht mehr gewachsen.

Pforzheim, 10. März. Das seit 10 Jahren b. stehende, von Herrn Bankdirek­tor Aug. Kayser begründete und im Der. lag von.Rob. Kayser erscheinende Psorzh. Städt. Tagblatt stellt mit dem 1. April sein Erscheinen ein. Die Zeitung hatte sich nicht rentiert.

Baden-Baden, 11. März. S. K. H. Prinz Albrccht von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig, wird mor­gen zu längerem Kuraufenthalt hier ein- trkffen.

Bayreuth, 9. März. Während des Karnevals war beim städtischen Leihamt der Versatz von Berten so stark, daß das Leihamt sich eigene Räume dafür mieten mußte. Der Zudrang hielt auch dann noch an, als für jedes Bettstück (Kiffen, Ober- bett rc.) nur noch «ine Mark gegeben wurde!

Der Magistrat der Stadt Bres- lau hat beschlossen, die alljährlich herr­ischende Mückenplage planmäßig zu be- kämpfen; dazu ist der Plan von Geh.Rat. Prof. Flügge ausgearbeitet. Nach diesem Plan, so schreibt die Frankfurter Umschau, ist es in erster Linie erforderlich, die in den Kellern und Erdgeschossen der Häuser oft massenhaft überwinternden Mücke» vor Eintritt der warmen Witterung zu ver­nichten. Aus jeder solchen überwintern, ten Mücke gehen bis zum Ende der Som- mers schätzungsweise 75000 Millionen neue Mücken hervor. Die Aufsuchung der Mücken in ihren Schlupfwinkeln und ihre