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schlüsse wurden herausgenommcn, zuletzt mußten auch die Protzen stehen gelassen werden. Die Esel konnten nicht mehr weiter, der Durst war fürchterlich, jeder Mann bekam einen Esel und sollte sehen, wie er am besten nach der nächsten Wasserstelle kommen konnte. Die meisten waren den dritten Tag ohne Wasser. Die Mannschaften schlachteten vor Durst die Esel, die um­fielen, und tranken das Blut, verschiedene haben sogar ihr eigenes Wasser getrunken! Mannschaften, die zuerst kamen, sind dann mit Tee und Wasser den total Erschöpften! entgegengegangen und so wurden alle ge­rettet. Wir verloren 28 Esel und 12 Pferde, die berittene Infanterie 60 Pferde. Amll. November 6 Uhr morgens langten die ersten in Otziononagombe an, aber wie sahen die Leute aus, wie die Betrunkenen kamen sie an. Viele ohne Stiefel, den Kopf mit dem Taschentuch verbunden. Die Esel waren wie die Bretter zusammengeschrumpft. Viele unserer Leute sind dann krank ge­worden, die meisten an Typhus. 2 Unter­offiziere und 9 Mann sind bis jetzt gestorben, ebenso 2 Offiziere an Typhus krank. Die Fahrzeuge haben wir dann mit Ochsen zurückgeholt, nur der Munitionswagen blieb stehen. Bald kam der Befehl! »Zurück nach Epukiro! Ich sollte vorher mit 24 Esel den zurückgelassenen Munitionswagen holen. Nach 4 Tagen kam ich zurück, aber ohne Wagen, denn diesen fand ich von den Hereros zerhauen. Die ganze Ausrüstung war fortgeschleppt. Die Speichen waren mit der Axt zerhauen, die Kartuschen waren alle zerschlagen, nur das Pulver war noch da. Ich habe diese Strecke kein Auge zu­gemacht, denn wir sind immer des Nachts marschiert und am Tage konnte man vor Hitze nicht schlafen. Es war eine Strecke von 250 Kilometern hin und zurück."

Ueber die Versuche, die man mit einer neuen Felduniform für die preußische Infanterie vornimmt, ist mitzu- teilen, daß es sich bei dem Blusencock und den Beinkleidern um solche von der bishe­rigen grauen Farbe des Mannschaftsman- teltuchs handelt. DiesesMannschaftsgrau" das die Sonne durchgehen läßt, macht den Mann infolge dieser Eigenschaft schon in einer gewissen Entfernung nahezu unsicht- bar und hat sich auch, was da- Ver­schmutzen anbetrifft, vorzüglich bewährt. Das fast völlige Verschwinden eines Trup- penkörpers tritt z. B. charakteristisch in Erscheinung, wenn man zwischen 2 Batail­lonen, welche die früheren schwarzen Män­tel tragen, ein Bataillon einschaltet, das Mäntel mit der grauen Grundfarbe der neuen Probe trägt. Das gebliche Nuance des dänischen Militärgraus hat sich, was die Sichtbarkeit anbetrifft, ebenso wenig bewährt, wie die bläuliche Farbennuance der französischen Mäntel oder denen der rus­sischen mit ihrem Stich ins Lehmartige. Desgleichen ergab sich die Ueberlegenheit der gewählten grauen Grundfarbe der grü- nenFörsterfarbe" gegenüber, die man auch zu den Versuchen heranzog.

Berlin, 18. Febr. Die Nordd, Allg. Ztg. schreibt: In der ganzen gesitteten Welt wird man die Kunde von der ruchlosen Bluttat in Moskau mit Entrüstung auf­nehmen. Nur solche Elemente, deren mora­lisches Empfinden völlig abgestumpft ist, vermögen anders als mit Abscheu auf das grausige Verbrechen zu blicken, das gestern in der alten Hauptstadt des russischen Reiches begangen wurde. Mord bleibt Mord; daran gibt's nichts zn drehen und zu deuten. Hoffentlich werden durch diese Bluttat den-

jcnigen Kreisen in Rußland vollends dis Augen , geöffnet, die zwar eine Besserung der öffentlichen Zustände anstreben, mit

Palais 'in Moskau oder in Petersburg mehr ganz sein, da sich die Wut der Volks- Masse zuerst gegen den früheren Gouver-

den Ruchlosigkeiten der Propaganda der neur von Moskau gekehrt haben soll, der

Tat aber nichts zu schaffen haben wollen. Wien, 18. Febr. Nach Meldungen

in seiner persönlichen Bravour allerdings keine Furcht kennt und durch vielfach gegen

eines hiesigen Blattes verlautet, daß bei ihn gerichtete Attentate gewitzigt ist

einer Haussuchung in dem Quartier des Attentäters auf den Großfürsten Sergius ein Schriftstück gefunden worden sei, wonach der Zar, alle Großfürsten, ferner Trepew und die meisten Gouverneure zum Tod verurteilt seien und der Reihe nach in kürzester Zeit ermordet werden sollen. In Regierungskreisen herrscht geradezu Panik.

Man erwägt allen Ernstes die Frage, ob ein Aufenthalt des Zaren und der Groß­fürsten in Rußland noch ratsam sei. Man nennt den dänischen Hof als Zufluchtsort.

Aus Paris meldet man der Frkf.

Ztg.: An der Place d'Jtalie hatte sich dieser Tage eine große Menge von Gaffern;tern der allrussischen Partei und war des- angesammelt, um die Bemühungen eines halb den Revolutionären äußerst verhaßt. Kutschers zu verfolgen, der einem gestürzten Gleich seinem Vater, Kaiser Alexander II Pferde wieder auf die Beine half. In der (ermordet am 22. Mai 1880), ist er nun Menge befand sich auch eine behäbige ebenfalls einem Bombenattentat zum Opfrr Gemüsegärtnerin aus der Umgebung von gefallen.

Paris, die mit dem Erlöse ihrer Ladung DieVoss. Ztg." meldet aus Lodz: von den Zentralhallen zurückkehrte. Die In der Fabrik Posnanski fand ein Zusam.

Nun hat ihn die Rache seiner Feinde doch ereilt.

Der ermordete Großfürst Sergius, ein jüngerer Bruder Kaiser Alexanders 111, ist am 29. April 1857 geboren und war Generalgouverneur der zweiten Reichshaupt­stadt Moskau. Seine mit ihm in kinder­loser Ehe lebende Gemahlin ist eine Prin­zessin Elisabeth von Hessen, Schwester der Kaiserin von Rußland und des Groß­herzogs Ernst Ludwig von Hessen geb. 20. Oktober 1864. Mit seinen Brüdern, den Großfürsten Wladimir (geb. 1847) und Alexis (geb. 1850) zählte er zu den Häup-

Frau hatte eine Maulwurfsfalle gekauft und in ihre weite Tasche versenkt. Plötzlich vernahm sie einen furchtbaren Schrei, den ein neben ihr stehender junger Mann aus­stieb, der seine Hand in ihre Tasche gesenkt und dabei in die offene Falle geraten war. Der Taschendieb, dem die Falle 2 Finger abgehackt hat, wurde ohnmächtig von der Stelle getragen.

Aus Paris wird der Voss. Ztg. gemeldet: Im Figaro ist über das Atten­tat folgendes zu lesen: Großfürst Sergius hatte auf den Zaren vollständigen Einfluß. Als in letzter Zeit schüchtern von Reformen die Rede war, soll der Großfürst geschrie­ben haben:Es ist besser, unter Bomben, als unter Reformen zu Grunde zu gehen. Im ersten Fall zeigt man immerhin etwas Mut, im zweiten nur Feigheit.

Dem Daily Expreß wird auS St. Petersburg gemeldet: Spät in der Nacht wurde telephonisch aus ZarSkoje-Selo be­richtet, daß der Zar infolge der Trauer­kunde gänzlich zusammengebrochen sei. Gleich nachdem er sie empfangen, habe er sämt­liche Minister schleunigst zu sich berufen. Als sie kamen, habe er sie nicht mehr empfangen können. Auch der Zustand der Zarin soll höchst bedauernswert sein.

In einem vor dem Attentat ver­faßten Feuilleton desNeuen Tngblatts" überdie wirklichen Herrscher Rußlands" wird der ermordete Großfürst folgender­maßen gekennzeichnet: Nur den Großfür­sten Sergius, der sich als Gouverneur von Moskau eigene reiche Finanzquellen zu er­schließen wußte, hatte die Besobrasow- Großfürstenklique, als sie zum Kriege ge­gen Japan drängte, nicht auf ihrer Seite. Er zog mit dem Oberprokurator d:S Hei­ligen Synods, Pobjedonoszew, an einem anderen Strang, als Reaktionärster unter den Reaktionären und Orthodoxester un­ter den Orthodoxen. Der bestgehaßte Mann in Rußland, trotz seiner hessischen Gemahlin ein grimmiger Feind Deutsch­lands und ein Vollblutslaoe seinem ganzen Wesen nach, ist er es, der an erster Stelle für die Judengreuel in Saratow, Kischeueff u. s. w. und die Politik desweißen Schreckens" und derKnute" verantwcut- lich gemacht werden muß. Heute dürfte wohl kaum eines der Frontfenster seines

menstoß von Militär und Arbeiter statt, wobei 7 Personen erschossen und viele ver­wundet wurden.

Ueber eine beispiellose Kälte in Italien schreibt man der N. Z. Z. aus Rom vom 14. Febr.: Scharfe Kälte mit Schneefall bis hinunter nach dem Süden Italiens und Siziliens ist neuerdings he­reingebrochen. Der heurige Winter ist ge­radezu beispiellos; in Palermo schneit es heute (Dienstag) morgen wie im höchsten Norden und die Temperatur steht auf ein Grad unter Null. In Rom bläst bei4 Grad eine eisige Brise derart von den Ber­gen herunter, daß selbst die Sonne macht­los ist; die Sizilianer fluchen und behaup­ten der Erstarrung nahe z« sein. Es ,st ein entsetzlicher Winter, wie wir ihn seit vielen Jahren in solcher Heftigkeit nicht mehr erlebt. In Neapel fiel Dienstag früh die Temperatur auf 6 Grad unter Null. Aus Bellinzona wird der N. Z. Z. ferner vom 14. Febr. gemeldet: Seit den letzten 48 Stunden weht über der Was­serscheide des Gotthards neuerdings orkan­artiger, eisigster Nordsturm, verbunden mit starkem Schneefall. Gestern früh erreichte auf der Paßhöhe des Hospiz (2100 Meter) die furchtbare Brise die höchste Intensität mit nahe 100 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde; die Temperatur sank dabei auf 22 Grad unter Null.

Newyork, 15. Febr. Die ungewöhn- liche Kälte im Westen und Südwesten der Vereinigten Staaten von Nordamerika hält, wie demL.-A." mitgeteilt wird, an. Die Züge bleiben im Schnee stecken. Falls Sioux-City nicht Zufuhr von Kohlen er­hält, müssen die dortigen Fabriken den Betrieb einstellen. In der Stadt steht der Thermometer 25 Grad unter Null. In Kansas-City liegt der Schnee 15 Zoll hoch. Im Jndianergebier wurden 12 Menschen erfroren aufgefunden. Ein Telegramm aus Newyork meldet: Commodore Bour- kes DampfjachtDelaware", das Flagg- schiff des Newyorker Jachtklubs, das einen Wert von 500000 Dollars hatte und auf dem Hobokener Dock lag, verbrannte, da infolge der Riesenkälte die Löschvorricht­ungen versagten. Die JachtColonia" ist stark beschädigt. Pierpont MoraansCor- saic" gelang rechtzeitig die Flucht.