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Gründungskapital betrüge dann für die ganze Strecke BalingenFrcudcnstadt 46,000 Mk., die Betriebskosten würden sich auf 34,195 Mk. belaufen. Man hofft, daß die Betriebskosten sich herabmindern lassen, und daß die Postdirektion ein Ent- gegenkommen dahin zeigen dürfte, daß sie die Staats-Beiträge für die Postfahrten- Unterhaltung künftig der Automobilver- bindung zuwendet. Eine Kommission war bereits bei Sr. Exzellenz dem Herrn >Mi- nister des Aeußern wegen der Automobil­verbindung vorstellig und der Minister sagte wohlwollende Erwägung des Projekts zu.

Göppingen, 9. Feb. Die bürgerli- chen Kollegien sprachen sich in ihrer Heu- Ligen Sitzung im Prinzip für die von einem hiesigen Komitee geplante Errichtung einer Walderholungsstätte für Lungenleidende und sonst der Erholung bedürftige Göp- pinger Arbeiter aus; sie erklärten ihre Geneigtheit zur Abtretung einer für diesen Zweck erforderlichen Waldfläche und sagten dem Unternehmen jede weitere Unterstütz­ung bereitwilligst zu.

Das diesjährige Landesschützenfest, l das bekanntlich in Göppingen statt- findet, ist von der dortigen Schützcngilde auf die Zeit vom 1. bis 5. Juni anberaumt worden. Eröffnungstag ist das Himmcl- fahrtsfest. . , .

Schorndorf, 8. Febr. Die Gültig­keit der Stadrschultheißenwahl ist seitens der unterlegenen Partei angefochten worden, wegen angeblich vorgekommenen Wahlbeein- flussungen.

Ulm, 8. Febr. Einen von vornherein aussichtslosen Prozeß führte kürzlich der bekannte Werkmeister Rückgauer von Cann­statt gegen die hiesige Gewerbcbank. Rück' gauer nahm im vorigen Sommer die Ver­schiebung der Jack-Stengelinschen Villa vor und hatte mit der Gewerbebank eine Ak- kordsumme von 5300 Mk. vereinbart. Da er einen weit höheren Aufwand hatte, stei- gerte er schließlich seine Ansprüche auf 38 000 Mk. Die Gewerbebank ließ sich auf eine so ungewöhnliche Erhöhung der Vcr- tragssumme nicht ein. Und so kam es zum Prozeß. Die Zivilkammer des hiesigen Landgerichts entschied denselben zu Ungun­sten Rückgauers.

Pforzheim, 9. Febr. Ein Ausläu- fer legte gestern abend 7^i Uhr ein Porte- monnaie mit 265 Mk. Inhalt auf dem Hauptpostamte fahrlässigerweise aus der Hand. Als er es vermißte, war es schon gestohlen.

Waldshut, 7. Febr. Die gerichtliche Entscheidung im Prozeß betr. die reiche Hinterlassenschaft des Pfarrers Döbele aus Görwihl ist zu Gunsten der Verwandten ausgefallen. Döbele hatte sein über l 00 000 Mark betragendes Vermögen testamenta­risch zu einer Stiftung bestimmt. Das Testament litt aber an einem Formfehler, und so wurde die Hinterlassenschaft den Erben zugesprochen.

Bei der letzten Ziehung der badi­schen Jnvaliden-Lotterie fiel der Hauptge­winn von 20000 Mk. an einen Fabrikar­beiter in Thann im Elsaß. Er hatte das Los vom dortigen Polizeiwachtmeister ge­kauft und ihm fünf Prozent Anteil ver­sprochen. >.Da der Arbeiter sein Versprechen hält, fallen auf den Wachtmeister 1000 Mk.

Vom Bodensee, 2. Febr. Unter den schon erwähnten Pfahlbaufunden, die in letzter Zeit bei Bodman im See gemacht wurden, befanden sich prachtvolle Töpfe von Ton mit schönen Verzierungen, schöne

Steinbeile, durchborte Aexte, Beile in Hirschhorngriffen, Pfeile, Nadeln, Schaber, Spinnwirtel, Schmuckgegenstände aus Horn und Bein, Feucrsteinpfeile, Sägen, Feuer- steinsäge in Holz eingelegt, ganze Hirsch, geweihe aller Art usw. Biele der genannten Gegenstände sind, wie die Konst. Ztg. mel­det, von Konstanzer Herren angekauft worden. Eine in Basel abgehaltene Versammlung von Vertretern der schweizer und badischen Regierung beschloß auf Grund 2tägiger Beratungen die Konzession zur Errichtung einer Waffeckraftanlage mit etwa 40 000 Pserdekräften am Rhein bei Laufenburg zu erteilen unter Bedingungen,die gebührende Rücksicht ans die öffentlichen Interessen, sowie auf die in gewerblichen Kreisen am Oberrhein hervorgetretenen Wünsche hin- sichtlich der Preisfestsetzung für die abzu- gebende Kraft nehmen.

Offen bach, 3. Febr- Die sozialde­mokratische Stadtverordneten-Fraktion, die im Kollegium die Mehrheit besitzt, hat be- antragt, daß die Aenderung der regel­mäßigen Arbeitszeit aller bei der Stadt oder in städtischen Werken beschäftigten Ar- beiter, bei völliger Beibehaltung des ge­genwärtigen Tagelohnes vom 1. April 1905 ab auf nicht länger als 9, vom 1. April 1906 ab auf nicht mehr als 8 Stunden festgesetzt werde.

Einen wohl einzig dastehenden Be» schluß hat der Stadtrat von Callenberg (Bezirk Zwickau) gefaßt. Vom 1. Februar an soll für jedes in Callenberg geborene Kind von der Stadt ein Sparkassenbuch mit Einlagen angelegt, nach vollendetem

1. Lebensjahr den Eltern zwecks weiteren Sparens ausgefolgt, bis zum 14. Lebens- jahr oder dem etwaigen Ableben des Kindes das Buch gesperrt werden.

Prinz Eitel-Friedrich hat die Krisis überstanden, seine kräftige Verfassung hat sich bewährt. Der Prinz befindet sich auf dem Weg der Genesung.

Zur Vereinfachung des Exerzier- und Schießdienstes gab der Kaiser unter dem Datum seines Geburtstags eine Ka­binettsordre aus, die solgeude neue Be- stimmungen trifft: I. Aenderungen zum Exerzier-Reglement. 1. Fortfall des Rück­wärtsrichtens. 2. Fortfall der Front- und Kehrtwendung beim Uebergang aus dem Marsche zum Feuern. 3. Fortfall der Uebungen im Karree. 4. Fortfall der Doppelkolonne und Vereinfachungen der Schulbewegungen im Bataillon. 5. Er- Weiterung der Kompagnieabstände in der Tiefkolonne. II. Aenderungen zur Schieß­vorschrift. 1. Beschränkung des Schulschie­ßens auf die Entfernung bis 400 Meter.

2. Beschränkung der Befugnis, besondere Uebungen im Schulschießen anzusetzen, auf persönlich bei dem Schießen anwesende Vorgesetzte. 3. Einschränkung des gefechts­mäßigen Einzelschießens zu Gunsten des Abteilungsschießens. 4. Abhaltung des Prüfungsschießens im Gelände durch die Regimentskommandeure oder die höheren Vorgesetzten. Der Kaiser bemerkt dazu: Ich will, daß mehr Zeit für die Förder­ung der gefechtsmäßigen Ausbildung der Infanterie gewonnen wird, und befehle daher die Vereinfachung des Exerzier-und Schießdienstes nach den vorstehenden allge­meinen Grundsätzen. Ich tue dies in dem festen Vertrauen, daß die althergebrachte Ordnung und Straffheit bei allen Heb­ungen und die Leistungen im Schulschießen hierdurch keine Einbuße erleiden."

Adolf v. Menzel, der Senior der deutschen Künstler- und der bedeutendste

Historienmaler der Gegenwart, ist borge- stern früh 7 Uhr im 90. Lebensjahr in Berlin gestorben. Auf Befehl des Kai- sers wird die Leiche Menzels in der Rot­unde des alten Museums aufgebahrt, von wo die Beerdigung am Sonntag oder Mon­tag stattfindet.

Essen a. d. R., 9. Febr. Die auf heute morgen 9 Uhr einberufene Revierkonferenz der streikenden Bergarbeiter beschloß «ach eingehender Beratung, und nachdem die Führer sich für die Wiederaufnahme der Arbeit ausgesprochen hatten, die Annahme einer Resolution wonach die Arbeit mor­gen wieder ausgenommen werden soll.

Essen a. d. R., 9. Febr. In den heute nachmittag m Essen und Umgegend einberufenen öffentlichen Bergarbeiter-Ver- sammsungen wurde mit überwiegender Majorität beschlossen, dem Beschluß der Delegiertenkonferenz der Bergarbeiter, die Arbeit wieder auszunehmen, nicht beizu­stimmen, vielmehr im Ausstande zu ver­harren.

Berlin, 9. Febr. Der Lokalanz. meldet aus St. Petersburg: Der Gencral- inspekteur der russischen Kavallerie, Groß­fürst Nikolai Nikolajewitsch, reist tatsächlich in nächster Zeit nach dem Kriegsschauplatz ab. Es unterliegt keinem Zweifel, daß damit die Rolle Kuropalkins als Leiter der kriegerischen Operationen ausgesplelt ist, mag der Großfürst nun den General von seinem Posten ablöscn oder mag er die früher von Alexejeff bekleidete Stellung eines Statthalters einnehmen, dem . der Armeekommandant sich unterzuordnen hat.

Aus St. Petersburg meldet die Voss. Ztg.: Am Jahrestag des Kriegs äußert sich die Presse sehr ernst über die schweren Schicksalsschläge und die großen Verluste, die auf 200,000 Mann und eine Milliarde Rubel.veranschlagt werden. Die Nowoje Wremja bewahrt die Hoffnung aus die Flotte Roschdjestwenskys und die mand­schurische Armee. Andere Blätter sind pessimistischer. Ein Teil davon hält sogar einen Sieg für undenkbar und den Frie­densschluß für notwendig.

Am 8. Februar 1904 begannen mit dem Angriff der Japaner auf die russischen Kreuzer in Tschemulpo und mit dem ersten Torpedoangriff auf Port Arthur die Feind­seligkeiten im russisch-japanischen Krieg. Ein volles Jahr dauert nun dieses welt­geschichtliche Ringen. Heute ist Port Arthur gefallen und die japanischen Heere stehen vor Mukden, die stattlichen russischen See- streitkräfte im Osten sind bis auf schwache Reste vernichtet, ihr Entsatz noch in weiter Ferne. Wahrhaftig, die Japaner dürfen mst dem Ergebnis des ersten Kriegsjahres zufrieden sein! Der Glaube an Rußlands militärische Kraft aber hat aufs tiefste ge­litten. Was wird das zweite Kriegsjahr bringen? Die jüngsten Kämpfe zu Land lassen immer noch nicht den Tag der Wende erkennen, auf den man in Rußland hofft.

Unter. Hcrttenöes.

Meine offizielle Frau.

Von

Col. Richard Henry Savage.

2) (Nachdruck verboten.)

Diese und andre Empfehlungen sollten mir in Rußland die allerhöchsten Kreise erschließen, denn meine Tochter war mit Weletskys einzigem Bruder Basile verhei­ratet gewesen, einem tapfer«, ritterlichen