Amtsblatt
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Nro. 18
Samstag, öen 11. Isebruar 1905.
41. Jahrgang.
Rundschau.
Stuttgart, 9. Febr. Für die kirch- liche Feier des am Samstag den 25. Februar zu begehenden Geburtsfestes des Königs wurde von Seiner Majestät als Predigttext die Schriststelle Jesaja 26, 4: „Verlasset euch auf den Herrn ewiglich, denn Gott der Herr ist ein Fels ewiglich" gewählt.
Stuttgart, 9. Febr. Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer heutigen Sitzung die Entwürfe der Gemeinde- und der Bezirksordnung endgiltig erledigt und beide in den Schlußabstimmungen mit 70 gegen 5 Stimmen angenommen. Gegen die Gemeindeordnung stimmten die ritter- schaftlichen Abgeordneten v. Breitschwert, v. Rechter, v. Seckendorfs und v. Gaisberg- Schöckingen, sowie Prälat v. Wittich, gegen die Bezirksordnung die oben Genannten (mit Ausnahme des Abg. v. Rechter) sowie der volksparteiliche Abgeordnete Betz. Nach diesen Abstimmungen wurde dem Staatsvertrag zwischen Württemberg und Bayern zur Bereinigung der Landesgrenze die ver- fassungsmäßige Genehmigung erreilt und hierauf der Landtag durch ein Kgl. Reskript bis,auf weiteres vertagt. Nach ca. 6 Wochen wird nach einer Mitteilung des Vize- Präsidenten vr. v. Kiene das Haus wieder zusammentreten.
— Die Kammer der Standesherren erledigte heute in flrstündiger Sitzung eine Reihe von Petitionen, mit deren Inhalt sich der Landtag zum Teil schon früher beschäftigt hatte, durch Ueber- gang zur Tagesordnung. Hierauf wurde die Ständeversammlung durch ein könig. liches Reskript bis aus weiteres vertagt.
Stuttgart, 5. Februar. Ueber ein merkwürdiges Prüfungsergebniö berichtet das „Gewerbeblatt". In einer gewerbli- chen Fortbildungsschule dicht vor den Toren Stuttgarts wurde eine Prüfung Vvr- genommen, woran 29 Schüler beteiligt waren. Davon sind 26 14jährig, 3 find löjährig. 17 der Schüler kamen aus einer städtischen Volksschule, 11 aus ein- bis dreiklassigen Volksschulen und einer aus einer Lateinschule. Bei Fragen allgemei- ner Art wußten nun beispielsweise drei der Schüler den Namen des Königs nicht zu nennen, 6 kannten die Hauptstadt des deutschen Reiches nicht. Als Stifter der christlichen Religion wurde 14mal Luther angegeben. Auf die Frage: Wer macht in Württemberg die Gesetze? gab keiner eine ganz richtige Antwort. In den Antworten auf die Frage: Seit wann haben wir ein Deutsches Reich? wurden Zahlen wie 1300, 1806 und 1813 angegeben. Eine Frage lautet: Was haltet ihr für das größte Unglück für ein Land? Darauf hat einer geantwortet: Wenn sie alle betrunken sind.
Auch in den übrigen Prüfungsfächern zeigten sich erschreckende Lücken. Im ganzen brach- ten es die 29 Schüler auf die Zahl von 358 Fehlern, der „höchstbesteuerte' auf 38 Fehler in den 5 Sätzen des Diktats! Auch im Aufsatz (Brief an die Mutter) war das Ergebnis wenig erfreulich. Die Handschrift ist bei vielen ganz ungelenk, und die äußere Darstellung ließ in den meisten Fällen viel zu wünschen übrig. Dar „Gewerbeblatt" gibt seiner statistischen Zusammenstellung noch eine Betrachtung mit auf den Weg, in der es u. a. heißt: „Im ganzen ist das Ergebnis gar wenig erfreulich und beweist die geringe Haftbarkeit des Schulwissens in augenfälliger Weise. Und dies ist das Resultat nicht hinterwäldlerischer Schulver- hältnisse, sondern das durchschnittlicher, durchaus nicht abnormer Schuleinrichtungen dicht vor den Toren der Hauptstadt. So müssen wir leider annehmen, daß das Ergebnis einer solchen Prüfung im ganzen Land jedenfalls nicht besser wäre. Ange- sichts solcher Ergebnisse können wir ruhig zugeben: Unsere Schule, wie sie heute ist, leistet nicht das, was sie leisten sollte; sie gibt dem Schüler in 7—8jährigem Unterricht die Kenntnis jener Dinge nicht, die er im alltäglichen Leben braucht. Zugleich springt jedermann in die Augen, wie dring- end nötig für die zwischen dem 14. und 18. Jahr stehende Jugend weitere Unter- Weisung und Zucht in unseren gewerblichen und allgemeinen Fortbildungsschulen ist.
— Eine neue Einrichtung hat die Postverwaltung im Telephonwesen getroffen. Di« Sprechstellen der Fernsprechteilnehmer können auf Antrag statt mit gewöhnlichen Sprcchapparaten mit Automaten ausgestattet werden. Statt der jährlichen Pauschalgebühr, durch deren Zahlung der Inhaber eines Fernsprechanschlusses das Recht er- wirbt, Gesprächsoerbindungen zwischen seiner Sprechstelle und den an dieselbe Fernsprechanstalt angeschlossenen übrigen Sprechstellen während des Tagesdienstes ohne weitere Gebühr Herstellen zu lassen, ist für jedes Gespräch, das von einer Teilnehmerstelle mit Automatenbetrieb aus mit einer andern Teilnehmerstelle derselben Fernsprechanstalt geführt wird, eine Gebühr von 10 Pfg. zu bezahlen. Der Teilneh. mer kann den Automaten gegen diese Gebühr jedermann zur Verfügung stellen. Im übrigen finden aus die Teilnehmer- steilen mit Automatenbetrieb die gleichen Bestimmungen Anwendung, wie auf die gewöhnlichen Teilneh,nerstellen. Die Automaten können hienach auch zum Sprcch- verkehr nach auswärts benützt und von anderen Sprechstellen aus angerufen werden. Im Vorortsverkehr beträgt jedoch die Gesprächsgebühr 10 Pfg. Die Teilnehmer haben die Gewährleistung dafür zu über-
nehmen, daß die jährliche Einnahme an Gebühren für die im Ortsverkehr und nach Orten im Umkreis von 15 km geführten Gespräche die Höhe der Pauschalgebühr erreicht, welche für einen gewöhnlichen Fernsprechanschluß in dem betreffenden Netz zur Erhebung kommt.
— Der Württ. Automobil-Klub teilt über die im August dieses Jahres stattfindende „Herkommer-Konkurrenz" mit, daß es sich bei der durch Württemberg führenden Touren-Konkurrenz nicht um ein Schnelligkeitsrennen handelt, sondern nur um eine Zuverlässigkeilsfahrt. AufSchnellig- keit kommt es nicht an, im Gegenteil nur aufIvorsichtiges und gleichmäßiges Fahren im Rahmen der gesetzlich erlaubten Geschwindigkeit.
— Für die Erweiterung der Station Höfen sind im Etat der Verkehrsanstalten 45000 Mk. eingestellt.
— In Sulz a. N. fand letzte Woche eine zahlreich besucht« Versammlung statt, die aus allen interessierten Gemeinden beschickt war, um eine täglich 2malige Automobilverbindung zwischen Balingen—Sulz a. N.—Freudenstadt anzustreben. Herr Ingenieur Misol von der Daimler-Motor- wagen-Gesellschaft in Cannstatt hielt hiebei einen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen: Ueber das zunächst bestehende Projekt Sulz—Balingen äußerte sich Redner dahin, daß eine Fahrstrecke von zusammen 116 Kilometern bei täglich 2mali- ger Verbindung in Betracht käme. Die Strecke wäre mit einer Geschwindigkeit von 12 Kilometern pro Stunde zu befahren, wobei der Wagenführer inkl. 2 Stunden Pause täglich 15 Stunden Dienst zu leisten hätte. ES müßten 2 Omnibuswa- gen von 12 Pfrrdekräften angeschafft werden, von denen einer als Reservewagen zu dienen hätte, 12 Personen fassen sollte und Steigungen von 10 Prozent gut überwin- den könnte. Bei einem Gewicht von 80 Zentnern und einem Preis von 13,600 Mk. pro Wagen würden sich für 2 Wagen die »inmaligen Kosten alles in allem auf 32,000 Mk. stellen; als feste Betriebsko- sten wären in Rechnung zu nehmen: 4 Prozent Verzinsung (1280 Mk). 10 Pro- zent Abschreibung von 27,200 Mk. (2720 Mk.), Belohnung des Wagenführers (1500 Mk.), des Hilfsarbeiters 1200 Mk. und für Haftpflichtversicherung rc. 700 Mk., zusammen 10,120 Mk. Hiezu kämen die veränderlichen Betriebskosten: für Benzinverbrauch 6570 Mk., für Schmieröle 500 Mk., für Gummireifen 3500 Mk. und an Verwaltungskosten 2400 Mk., zusammen 12,970 Mk., so daß sich die Betriebskosten im ganzen auf 23,090 Mk. stellen würden. Bei Fortsetzung nach Freudenstadt müßte ein dritter Wagen gekauft werden. Das