paketverkehr in Berlin betrug etwa dreiviertel Millionen Sendungen.
— Am 28. Dez. ist in Berlin der frühexe Stuttgarter Hosschauspieler Wilhelm Frhr. v. Hoxar gestorben.
Königsberg, 31. Dez. Der Schnee- sturm, der gestern nachmittag einsetzte, rief im Eisenbahnbetrieb ganz erhebliche Störungen hervor. Heute morgen waren fast sämtliche von Königsberg ausgehende Eisenbahnstrecken derartig verweht, daß die Früh- züge nicht abgelassen werden konnten. Die
ankommen den Züge trafen mit mehrstün- mittag den Präsidenten des obersten Rech
dige Mannschaft von 100 Leuten mehr aus, als große, des Landes unkundige Truppen- mafsen. Oberst Leutwein hat Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft der Kolonie. Wenn das ganze Land erst Kronland geworden sein werde, würde die Erschließung schneller gehen.
Wi'tzn, 29. Dez. Die „Neue Fr. Pr." meldet: Die Demission Körber's ist angenommen worden. Sein Nachfolger soll bereits ernannt sein.
Wien, 31. Dez. Der Kaiser hat heute
digen Verspätungen ein ' Hamburg, 30. Dez. Oberst Leutwein ist heute vormittag an Bord der „Lucie Wörmaun" aus Deutsch-Südwestafrika hier eingetroffen. — In einer Unterredung sagte Oberst Leutwein: Ich trieb die Politik des Möglichen. Freilich kann man mit lOt'OO Mann anders auftreten, als mit den 700, über die ich verfügte. Ich wollte dem Deutschen Reiche die Opfer ersparen. Ich war fest davon überzeugt, daß allmählich sich ein dauerndes friedliches Verhältnis mit den Eingeborenen Herstellen ließ. Jahrelang war ich immer in der Lage, den einen Eingeborenenstamm gegen den anderen auszuspielen, und ich hatte damit Erfolg. Der alte 80jährige Witboi muß wohl ein biß- chen verrückt geworden sein, und es scheint, daß er auch nicht mehr ganz Herr über seine Leute ist. Am letzten Kaisers-Geburks- tag veranstalteten wir im Lager von Kalkfontein eine große Parade, an der die Weißen und die schwarzen Truppen teil- nahmen. Alle Kapitäne des Namalandes waren anwesend. Der alte Witboi war so elend, daß er sich auf einen Stuhl vor die Front setzen mußte, nur beim Hoch ans den Kaiser erhob er sich. Damals hatte ich eine letzte eingehende Unterredung mit ihm. Ich sagte zu ihm: Ein schwerer Hereroauf- stand bricht eben aus. Er erwiderte: Ich helfe dir auch gegen die Hereros. Er sandle damals eine Hilfstruppe von 100 Mann. Damals meinte es Witboi ehrlich, sonst hätte er in dem für uns so kritischen Momente selbst losgeschlagen. Leutwein war überzeugt, daß cs ihm persönlich gelungen wäre, Witboi zu bekehren, wenn er ihn noch einmal gesprochen hätte. Leutwein tadelte es, daß die Engländer den Ueber- tritt des Oberhäuptlings auf englisches
nungshofes, Baron Gautsch, in besonderer Audienz empfangen. Nachmittags erfolgte un«er gleichzeitiger Enthebung des bisherigen Ministerpräsidenten Körber die Ernennung Gautschs zum Ministerpräsidenten. Die bisherigen Minister verbleiben im Amte.
Paris, 1. Jan. 5 Säcke mit Gold, Silber und Wertpavieren, im Wert von mehr als 100 000 Mk., wurden aus dem nach Clermont gehenden Ostzuge gestohlen.
London, 27. Dezbr. „Daily Telegr." meldet aus Tientsin: Ein Bote aus Port Arthur teilt mit, daß die Japaner bei Einbruch der Dunkelheit am 22. Dezember an 5000 Mann stark mit vielen Maschinen- gewehren die nördlichen Verteidigungswerke augriffen. Sie nahmen mehrere Schanzen und drangen bis zum Fuße eines Werkes vor, von wo aus die russischen Maschinen, gewehre zusammen mit den schweren Geschützen der Forts eine furchtbare Verheerung unter ihnen anrichtetcn. Unter dem Lickte der Scheinwerfer kam es um Mitternacht zu einem heftigen Bajonettkampfe. Als eine russische Abteilung den Japanern den Rückzug abzuschneiden drohte, zogen sich diese zurück. Sie verloren verschiedene Ma- schinengewehre, 300 Gewehre und 80 Gefangene. Ihre Verluste an Toten werden auf 600 Mann geschätzt. Die Japaner machten auf den nördlichen Hügeln bei Jtzuschan Halt, wo sie sich unter heftigem Feuer eingruben. Die beiden japanischen Flügel haben dagegen sämtlich Werke, die den äußeren Rahmen der Hauptforts bilden, genommen. In Dalny treffen wöchentlich etwa 40 Züge mit Verstärkungen bei der Belagerungs-Armee ein. Es verlautet, General Nogi liege schwer verwundet an Armen und Beinen im Hospitalein Dalny. Tokio, 30. Dez. Von der Belager
Gebiet gestattet haben und ihn dort unbe- ungs-Armee vor Port Arthur wird gemel
heiligt ließen. Angesichts der tiefgehend m Gährung gegen die Weißen, welch? gegen- wärtig in Südwestafrika herrscht, sollten die Europäer zusammenhalten. Die Herstellung völliger Ruhe sei nicht so bald zu erwarten. Es sei leichter, Siege davonzutragen, als Frieden herzustellen. Leutwein ist der Ansicht, daß jetzt genügend Truppen nach Afrika abgeschickt worden seien. Er spricht ironisch von gewissen Zeitungen, welche am liebsten alle Hereros aus rotten möchten, und tritt für Verhandlungen mit den Hereros ein, für welche diese jetzt sicherlich geneigt wären. Man müsse ihnen das Leben zusichern, und nur diejenigen töten, welche Weiße gemordet hätten. Die Errichtung einer ständigen Kolonial-Armee habe sich als eine Notwendigkeit erwiesen. Der große Krieg gegen die Hereros sei
det, daß die Einnahme des Forts Erlung- schan in der Nacht vom 28. Dezember vollständig sicher gestellt wurde Erbeutet wurden von den Japanern 4 Geschütze großen und 7 Geschütze kleinen Kalibers sowie 30siebenunddreißig Millimetergeschütze und 2 Maschinenkanonen.
Tokio, 30. Dez. Die Wegnahme des Forts Erlungschan gibt den Japanern die Herrschaft über die Bahn fast bis nach Port Arthur hinein und macht es ihnen leicht, eine große Armee zum letzten Sturme zusammenzuziehen. Die Russen halten nur noch fü>f wichtige Forts, nämlich: Sung- schu, Wangfa, Sungtschau, Antsuschan und Jtseschau. General Nogi greift die beiden letzteren Stellungen energisch an.
— Ungewöhnlich starken Besuch aus Amerika hat Europa im nächsten Som
beendet. Wenn aber kein Frieden hergestellt ^mer zu erwarten. Fast alle Kajüten 1.
würde, könne der kleine Krieg noch lange dauern. Der Krieg gegen die Hottentotten fange eben erst an. Diese feien geborene, vorzügliche Soldaten. Sie seien gar nicht zu fassen, man könne sie immerfort besiegen, und es nutze nicht viel. Gegen die Hotten- totten richte eine gut berittene landeskun-
Klasse auf den Dampfern der verschie denen transatlantischen Linien sind be reits für sie Reise nach Europa im Juni und Juli und die Rückreise im August und September belegt. Die Schiffsagenten erklären, daß niemals in ihrer Praxis so viele Plätze so lange vorher bestellt wurden.
Sie sagen, im Februar würde eS unmöglich sein, «och eine Kajüte für die Sommermonate zu bekommen. Im vorigen Jahre waren um die gleiche Zeit nur wenig Bestellungen auf Plätze vorhanden, und die Dampfergesellschaften machten schlechte Geschäfte. Sie werden indes in diesem Jahre für den vorjährigen Ausfall reichlich ent- schädigr werden.
HlntevHatterröes.
Der Diamantstein.
Erzählung von O. Elfte r.
33) (Nachdruck verboten.)
„Nein — ich bin erst gestern angekommen und in einem Hotel abgestiegen."
„Gut — so lade ich Sie ein, für einige Wochen mein Gast zu sein . . ."
„Herr Professor . . .!"
„Na ja, ein glänzendes Heim kann ich Ihnen nicht bieten. Der Diamantstein soll ja das wahre Zauberschloß sein — da werden Sie Sich in meiner Berliner Wohnung drei Treppen hoch, vier Fenster nach vorn, drei Fenster nach dem Hof hinaus, erst eiugewöhnen müssen. Meine Alte und meine drei Kinder machen auch oft eine heillose Wirtschaft, aber ganz gemütlich ist's doch, und wenn meine Alte auch manchmal etwas brummt, so ist's doch 'ne brave Frau, die mich eigentlich erst zu einem ordentlichen Menschen gemacht hat. Wie ist's, wollen Sie meinen Vorschlag annehmen?"
„Mit tausend Freuden, wenn ich nicht fürchten muß, Sie in Ihrer Häuslichkeit zu stören."
„Dummes Zeug! Das lassen Sie meine Sorge sein. Das wäre also abgemacht. Nun zu Nummer zwei — Ihr Atelier betreffend. Vorläufig arbeiten Sie bei mir — ich habe da noch nebenan ein kleines Atelier, das ich ganz gut entbehren kann. Ich trete es Ihnen ab . . . gewiß tu' ichs' l Da hilft kein Widerspruch — ich muß doch erst einmal sehen, ob Sie etwas zugelernt haben oder was Sie verlernt haben. Und dann habe ich da einige kleine Aufträge, rwt denen Sie gleich beginnen können. Die Arbeiten machen sich gut bezahlt."
Ihr tratew die Tränen in die Augen. Doch der kleine Professor war heute von überraschender Redseligkeit. Er plauderte von Diesem und Jenem, während er sich die Hände wusch und ungenirt durch Liselottes Gegenwart den Atelierkittel mit einem besseren Rock vertauschte.
„So, jetzt bin ick fertig," rief er dann, seinen breitrandigen Schlapphut ergreifend. „Jetzt werd' ich Sie zu meiner Alten und meinen drei Rangen bringen. Unterwegs beauftragen wir einen Dienstmann, Ihr Gepäck aus dem Hotel zu holen. Hoffentlich sind Sie einverstanden?"
„Mit Allem, mein lieber, guter Herr Professor . . ."
„Wenn Sie weinen, werd' ich böse," schalt er gutmütig. „Da giebt's nichts zu weinen. Kollegen müssen einander helfen . . . na, aber so etwas!"
Sie lehnte das Haupt an seine Schulter und weinte jetzt wirklich. Die innere, mit Gewalt zurückgehaltene Erregung, in der sie sich seit einiger Zeit befand, machte sich jetzt geltend; nun, da sie nicht mehr auf ihre Kraft allein angewiesen schien und einen väterlichen Freund gefunden, der für sie sorgen wollte, da verließ sie auf kurze Zeit die Energie des Willens, und sie empfand es als eine Wohltat, sich aus.