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General des 12. Armeekorps befördert und Kaiser Wilhelm II. ernannte ihn am 15. Juni 1887 zum Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der zweiten Ar­meeinspektion. Er hintrrläßt aus seiner Ehe mit der schon am 5. Februar 1884 verstorbenen Infantin Maria Anna von Portugal fünf Kinder, nämlich die unver­mählt gebliebene Prinzessin Mathilde, ferner den bisherigen Kronprinzen und nunmehrigen König Friedrich August, der am 25. Mai 1865 geboren ist, und selbst aus seiner Ehe mit der jetzt von ihm ge schiedenen Erzherzogin Luise, jetzigen Gräfin von Montignoso, drei Söhne und drei Töchter besitzt, wovon der älteste Sohn Georg am 15. Jan. 1893 geboren ist. Dem Hingeschiedenen König war naturgemäß eine kurze Regierungszeit vergönnt und in dieser hat der Verewigte viel Leid erfahren, namentlich durch die Eheirrung seiner Schwiegertochter und durch die letzten Reichtstagswahlen im Königreich Sachsen, wobei mit einer einzigen Ausnahme sämtliche Mandate in di» Hände der Sozialdemokraten fielen. König Georg stand in engen freundschaft­lichen Beziehungen zum deutschen Kaiser und hat bclld nach seinem Regierungs antritt auch den übrigen deutschen Bun- desfürsten, speziell auch unserem König Wilhelm, einen offiziellen Besuch abge- stattet.

Friedrich August, der jetzige Könia, ist am 25. Mai 1865 geboren. Seine Studien machte er in Leipzig und in Freiburg (Baden). Seit dem Jahre 1877 gehört er dem sächsischen Heere an. Im Jahre 1891 vermählte er sich mit der Erzherzogin Luise Antoinette Maria von Oesterreich-Toskana, der jetzigen Gräfin Montignoso. Die Ehe wurde wegen der bekanntenEheirrung" der Kronprinzessin am I I.Febr. 1903 geschieden. Der Ehe sind drei Söhne und drei Töchter ent- sprossen. Der nunmehrige Kronprinz, Friedrich August Georg, ist geboren zu Dresden am 15. Januar 1893, also jetzt 11 Jahre alt.

Berlin, 17. Okt. Major v. Lengerke meldet heute über Kapstadt: Seit dem 5. Oktober ist der Witboistamm im Auf­ruhr. An demselben Tage haben starke Hotteutottenbanden unter Morenga die Kompagnie Wehle bei Hureis westlich von den Kacrasbergen angegriffen, sind aber mit Verlusten zurückgeworfen worden. Ich stehe mit 150 Mann und 4 Geschützen bei Warmbad und Standfontein. In Ketmanshop sind 130 Mann und 2 Ge­schütze. Die Verbindung mit dem Norden ist unterbrochen.

Berlin, 13. Okt. Die Militärbe­hörden wenden sich an die Mannschaften des Beurlaubtenstandes mit Säulen-An- schlägen, in denen sie die Mannschaften aller Waffengattungen, besonders aber Artilleristen, Mannschaften des Train und Handwerker, welche bereit sind, in die Schutztruppr in Südwestafrika einzutreten, dazu auffordern, sich bei ihrem Bezirks- seldwebel zu melden. Möglichst zahlreiche Meldungen sind erwünscht.

London, 15.Okt. DemStandard" wird aus dem Hauptquartier Kurokis vom 12. gemeldet: Die Russen find auf der ganzen Linie zurückgeschlagen und 32 Kilometer weit zurückgetrieben jworden. Die Japaner haben 70 Geschütze erbeutet. Die Gefangenen sagen aus, daß Kuro- patkin persönlich die auf der Hauptstraße vorstoßenden Truppen geführt habe, wäh­

rend Mischtschenko bei Bensihu komman­dierte. Eine russische Brigade und ein Regiment gingen über den Taitseho, ge­rieten aber in eine gefährliche Lage und zogen sich, von den Japanern verfolgt, wieder zurück. Die Russen hatten viele Haubitzen und machten im ganzen 16 ver- gebliche Gegenangriffe gegen die vorrück­enden Japaner.

London, 17. Okt. Meldungen aus Tokio erhöhen den Eindruck der russischen Niederlage von Jcntai. Die Japaner haben darnach ihren bisherigen größten Sieg errungen. Die Verluste der Russen seien auf 30000 Tote und 70 000 Ver­wundete zu schätzen. Angeblich sind 160 Geschütze erobert. Die Masse der russi- scheu Toten erfordert jetzt Verbrennung. Die Russen flohen nordwärts allerseits verfolgt. Mukden ist unhaltbar. Der Rückzug muß aus Tieling irnd Charbin erfolgen. Die Japaner erhalten fortwäh­rend Verstärkungen. Die Generale Fas- hima und Prinz Kanin haben jetzt auch in der Mandschurei aktive Kommandos erhalten. Vier russische Divisionen sind durch Kuroki abgescknitten und südwärts zum Taitseho gedrängt^ wo 10 Kilometer östlich von Pensihu Prinz Kanin ihnen entgegentrat und ihnen eine Schlappe bei­brachte. Ihre Lage erregt in Petersburg Besorgnis. Die Japaner errichten überall wieder Befestigungen. Sie erwarten kein baldiges Ende des Krieges, aber die bal­dige völlige Räumung der Mandschurei durch die Russen und Besetzung durch die Japaner.

Petersburg, 17. Okt. Obgleich eine Menge von Nachrichten vo»liegt, ist die Lage keineswegs klar, weil einzelne Epi­soden ohne Ortsbenennung gegeben werden. Festzustehen scheint jedoch, daß die Russen auch am Samstag nicht weiter zurückge­drängt, sondern vorgedrungen sind. Kuro- patkin leitet die Operationen persönlich im Zentrum deS rechten Flügels. Er führte das P:trowschc Regiment, welches die Japaner völlig zurückwarf. Das Ar­meekorps Sarubajew-Meyendorff hat Hel­denhaftes geleistet und behauptete alle Positionen. Von dem Regiment, welches zum Sturm vorging, soll nur ein Offizier und einige Mann und auch diese nicht unverwundet zurückgekehrt sein. Die linksseitige Umgehung soll an uneiunehm- baren Gebirgspositionen gescheitert sein.

Petersbu.rg, 17. Okt. Aus Mukden wird vom Samstag 15. Oktober, der Nowoje Wremja" telegraphiert: Süd. westlich von Schaheho wogt der Kampf der Nachhut. Wir bemühen unS, unsere Truppen zu vereinigen. Der vou uns unternommene Vormarsch geht seinem Ende entgegen. Der Gegner ist unbedingt überlegen, dazu in topographischer Hinsicht wohl orientiert. Wie jetzt festgestellt ist, hatten die Japaner bereits am zweiten Kampftag die Armeen OkuS und NodzuS gegen unsere Armeen vereinigt. Am Heu- tigen Abend gingen die Japaner mehrmals zum Angriff über. Durch die Station Mukden kamen bis zum Samstag mehr als 23000 Verwundete.

Mukden, 17. Oktober. Die Ruf- sen eroberten heute morgen 5 Uhr nach einstündigem erbittertem Kampf ihre Stellungen am linken Ufer des Schaho zurück. Die Japaner sind anscheinend erschöpft. Der Kampf ließ an Heftigkeit nach. Die Russen, durch die letzten Er­folge entflammt, drängen zum Angriff vor. Ihre Ausdauer ist bewundernswert.

MnlevHcrttenöes.

Der Diamantjiein.

Erzählung von O. Elster.

1) (Nachdruck verboten.)

Meine verehrte Cousine!

Hierdurch bestätige ich Ihnen den Empfang Ihres freundlichen Briefes, in dem Sie mir Ihre und Ihrer Kinder Glückwünsche zum Jahreswechsel senden und mich um die Empfehlung Ihrer Tochter Elisabeth Charlotte bei befreun­deten Familien bitten. Ihre Glückwünsche erwidern ich und mein Bruder Magnus von ganzem Herze» und bttten zu Gott, daß er Ihren Wünschen und Ihrem Streben in diesem Jahre Erfolg verleihen möge. Wir wissen jetzt, wie schwer es Ihnen nach dem frühzeitigen Tode Ihres Gatten geworden ist, Ihre Kinder zu erziehen und würden Ihnen gern gehol­fen haben, wenn wir früher Kenntnis von Ihrer traurigen Lage erhalte» hät­ten. Aber Ihr Gatte, der verstorbene Premierleutnant v. Jmhof, war jeder­zeit zu stolz, einen Rat oder eine Unter­stützung anzunehmen; nach seinem Tode glaubten wir Sie m durchaus geordneten Verhältnissen, erst später erfuhren wir, daß Sie sich in bedrängter Lage befanden wußten jedoch Ihren Aufentbaltsort nichl und verloren Sie schließlich ganz aus den Augen. Jetzt bringen Sie selbst sich uns wieder in Erinnerung, und ich hoffe, Ihnen dienlich sein zu können.

Sie suchen für Ihre Tochter Elisabeth Charlotte eine Stelle als Gesellschafterin oder Gouvernante in einem guten Hause. Sie schreiben, daß Ihre Tochter eine« vortreffliche Bildung genossen und na­mentlich in der Malerei und Zeichenkunst hervorragend begabt sei. Auch Musik habe sie getrieben und wenn sie auch in diesem Fach nicht so hervorragend begabt sei. wie in der Malerei, so leiste sie doch such in der Musik ganz Leidliches. Eng­lisch und französisch seien ihr ebenfalls geläufig, italienisch habe sie diesen Winter angeiangen nun meine teure Cousine, das sind tüchtige Eigenschaften für eine junge Dame, und ich gratulire Ihnen aufrichtig zu einer solchen Tochter. In- dessen wie steht es mit dem Haushalt? Sie erwähnen nicht, daß Ihre Tochter auch in den Haushaltpffichten bewandert sei, verzeihen Sie einer altmodischen Dame von fast sechzig Jahren, wenn sie es für nötig hält, daß ein junges Mäd­chen auch in diesen Pflichten bewandert ist. Doch ich will nicht weiter hierauf eingehen, ich will Ihnen nur einen Vor­schlag machen: senden Sie mir Ihre Tochter als Gesellschafterin und Stütze bei der Führung unseres Haushaltes. Ich werde alt und kränklich und vermag dem großen Hauswesen nicht mehr vor­zustehen, wie ich es wünschte. Mein Bruder Thiemo bekümmert sich um die Wirtschaft fast yarnicht, Sie wissen viel- leicht, daß er ganz in seiner Kunst auf- geht nun denn, da gehört eine junge Kraft in das HauS, welche mir manche Last abnimmt und zugleich mit meinem Bruder sich etwas über seine geliebte Kunst unterhalten kann. Für ausreichen­des Salair werde ich selbstverständlich sorgen ich glaube Sie können das getrost meinem Bruder und mir überlas. sen - zur Deckung der Reisekosten und der ersten Anschaffungen ich wünsche,