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Nro. 123.

Mittwoch, öen 1^. Oktober: 1904.

40. Jahrgang

R n u d i ch a i».

Se. Maj. der König hat den Bahnmeister Rub ensdörffe r in Neuen­bürg auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt und ihm bei diesem Anlaß das Verdienstkreuz verliehen.

Stuttgart, 14. Okt. (Strafkammer.) Wegen Vergehens gegen das Wein- bezw. Nahrungsmiltelgesetz wurde gestern der Kaufmann und Weinhändler Georg Hil- lengaß von Ludwigsburg zu 400 Mark Geldstrafe, der Kaufmann Karl Fischer von Großbottwar zu 100 Mk. Geldstrafe, der Küfermeister Slug. Haußer von Ne­ckarweihingen zu 80 Mk., und der Küfer­meister Gustav Schräg gleichfalls wegen Beihilfe zu 40 Mk. Geldstrafe verurteilt. Die Angeklagten Hillengaß und Fischer stellten im Herbst 1899 aus 25 Säcken Korinthen, 12 Säcken Zucker mit einer entsprechenden Menge Wasser, ferner 74 kil Tiroler Traubensaft und 1 KZ Wein­steinsäure eine 154 KI betragende Misch­ung her und verkauften das Getränk als garantiert reinen Tiroler Wein" bis zum März 1904, Außerdem verwendete Hillengaß im Nov. 1903 8 Ztr. Rosinen, 6 Ztr. Zucker, die in 12 kl Wasser ge­löst wurden, und 55 KI spanischen Trau- beusaft unter Zusatz von Weinsteinsäure zur Herstellung von 78 KI Wein. Die Mitangeklagten Haußer und Schräg hat- ten im Auftrag die Zurichtungund den Ver­kauf des Getränks besorgt. Das Gericht verfügte des weiteren die Einziehung des noch vorhandenen Getränks.

Stuttgart. Wie wir hören, soll der Ende November stattsindenden Gene- ralversammlung der Deutschen Verlags- anstatt, Stuttgart, seitens des AuisichtS- cats neben reichlichen Abschreibungen und Rücklagen die Verteilung einer Dividende von 6°/o vorgcschlagen werden.

Höfen, 17. Okt. Auf dem hiesigen Bahnhof ereignete sich heute ein schreck­licher Unglücksfall. Der beim Wagen- ankupprln beschäftigte 23 Jahre alte Bahnarbeiter Ernst Höll, Sohn des Bahn­wärters in Wildbad, geriet zwischen die Puffer zweier Wagen. Der Leib wurde ihm dabei derart zusammengequetscht, daß der Unglückliche nach einer Viertelstunde starb.

Aus dem O.A. Freudenstadt, 16. Oktbr. Der Bau der Nagoldstraße Besenfeld-Schorrentai scheint vom Glück nicht besonders begünstigt zu sein. Nach­dem dieses Frühjahr der erste Unterneh­mer seine Zahlungen eingestellt hatte, hat ein badischer Unternehmer neu Bau weiter­geführt. Auch dieser ist in der letzten Zeit in Zahlungsschwierigkeiten geraten und vom Bau zurückgetreten. Ein Unternehmer aus Italien hat nunmehr die Fertigstellung

der Arbeiten übernommen und hofft, sie im Lauf des nächsten Jahres zu beendigen. Als Eröffnungstag war früher der 1. Nov. 1904 bestimmt gewesen. Zur. großen Freude der Bewohner wurde die mit einem Kostenaufwand von rund 60 000 Mk. erbaute Wasserleitung, die die Ge­meinde Göttelfingen mit der G. Werner- schen Anstalt, sowie den eine schwache Stunde entfernten Weiler Schernbach mit ausreichendem und gesundem Tränkwasser versorgt, in dieser Woche dem Betrieb übergeben. Da Göttelfingen vorher nicht genügend Wasser und Schernbach keinen laufenden Brunnen hatte, so trat zeit­weise ein Wassermangel ein. der sich un­angenehm fühlbar machte und bei Brau dfäl- len die Gefahr erhöhte. Nach Schernbach mußte in der heißen Jahreszeit das Wasser ausziemlicherEntfernuiigbeigeführtwerden.

Geislingen a. Staig, 15. Okt. Komm.Rat Franz Schauffler, Direktor der Württ. Metallwarenfabrik, ist heute früh an einem Blutsturz plötzlich ver­schieden. Schauffler kam vorgestern von einer Reffe von Berlin zurück. Ans der Reise hatte er sich eine Lungenentzünd­ung geholt, die einen sehr raschen Ver­lauf nahm. Der Verstorbene stand seit 7 Jahren an der Spitze der Metallwa­renfabrik und war als tüchtiger Geschäfts­mann allgemein beliebt. Seit 2 Jahren war er auch Mitglied der Handelskam­mer Ulm. Um die Stadt Geislingen hat er sich viele Verdienste erworben.

Gmünd, 1l. Oktbr. Trotzdem der Himmel am Sonntag früh gar em bitterböses Gesicht machte, verließen doch gegen 25 wetterfeste Albvereinler, sowie 2 Damen die heimatlichen Penaten, um der liebenFranzl", der durch ihre Ur­wüchsigkeit bekannten Beherrscherin der Kuchalp, zum 60. Geburtstag unter Heber- rcichung eines Blumenstraußes zu gratu­lieren und dieses Fest in ihrem Heim auch gebührend zu feiern. Ihrer Anerkennung über das zahlreiche Erscheinen der Gmün- der trotz Schneegestöbers gab Franzl dadurch Ausdruck, daß sie die Gratulanten mit den Worten empfing:So kommt'r doch, ihr Haida-Blitz, ihr wüatige. Hau scho glaubt, ihr kommet net und i miaß die Göckcl, die i für vich her'grichtet hau, bigott selber essa. So jetzt machet aber, daß ihr einekommet in d' warm Stuba, ihr Naze." Die eigentliche Geburtstags­feier wurde dann durch eine von sprudeln- dem Humor gewürzte Begrüßungsan­sprache des Oberreallehrers Livmin, Ver­trauensmann der Ortsgruppe Aalen eingeleitet. Dann wurde ein von Kabinet- meister Stütz verfaßtes Festgedicht vorge- tragen, das diegrobe Wirtin" bis zu Tränen rührte.

Friedrichshafen. Graf v. Zeppelin beabsichtigt, sein neues Luftschiff zum Sommer des nächsten Jahres flugbereit !zu machen, so daß etwa im Juli oder August 1905 mit dem ersten Aufstieg zu rechnen sein dürfte. Nachdem er beim eiste-. Versuch im Jahr 1900 einen gro­ßen Teil seines Vermögens geopfert hat, wurde der Gedanke angeregt, eine Lotterie für seine Zwecke zu veranstalten, und dank dem Entgegenkommen der Regierungen ist dieser Gedanke auch zur Wirklichkeit ge­worden. Die Ziehung der Lotterie ist aus den 22.24. November. Js. fest­gesetzt; für Gewinne sind 180000 Mk. vorgesehen, darunter befinden sich die Hauptgewinne von 60000, 20000,10000, 5000 Mk. rc., das Los kostet 3 Mk. Ab- gesehen von der Gewinnmöglichkeit, handelt es sich hier um die Unterstützung eines 'Unternehmens von großem wissenschaft­lichem und praktischem Wert.

Todtnau, 11. Okt. Hier hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche vom 1. Mai 1905 ab einen auSgrebigen Automo- 'bilverkehr Basel-badischer Bahnhof-Todt- !nau-Feldberg ins Leben zurufengedenkt, !um dadurch den Bksuch des Schwarzwal- jdes auch von Süden her zu erleichtern !und zu vereinfachen.

^ Dresden, 18. Okt. Mit dem am ^ 15. Okt. in Pillnitz verstorbenen König Georg von Sachsen ist ein tüchtiger Sol­dat, ein reger Förderer der Interessen des deutschen Heeres, vor allem aber bedeu­tender Mithelfer an dem großen Werke der Einigung des deutschen Vaterlandes dahingegangeu. Wie sein vor 2 Jahren verstorbener Bruder hat er sich hohe Ver­dienste als erfolgreicher Feldherr um das Reich erworben. Geboren am 8. Au­gust 1882 trat er im Alter von 14 Iah- in die Armee ein und bezog die Univer­sität Bonn, wo er Staats- und Rechts­wissenschaft studierte. Beim Ausbruch des Krieges vom Jahre 1866 erhielt Prinz Georg den Befehl über die 2. sächsische Infanteriedivision; gemeinsam mit dem Kronprinzen Albert kämpfte er mutig auf den Schlachtfeldern Böhmeus. Im deutsch­französischen Krieg von 1870 führte Prinz Georg die 1. sächsische Infanteriedivision und erhielt, nachdem sein Bruder, Kron­prinz Albert. Oberbefehlshaber der soge­nannten Maasarmee geworden war, den Oberbefehl über das 12. sächsische Armee- korps. Als Generalleutnant focht er an der Spitze der ersten Division dieses Armeekorps siegreich bei St. Privat. Er führte die Sachsen über Verdun und Beaumont nach Sedan und von da zur Einschließung von Paris. Im Jahre 1873 wurde er zum kommandierende»