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anlaffung gegeben hatte (Abschluß der Verträge mit dem Aerzteverein Maul- bronn") nachgegeben worden war, ging die Feststellung der Friedensbedingungen glatt vor sich. Es hat künftig die Orts­krankenkasse Dürrmenz-Mühlacker 3 Mk., die Bezirkskrankenpflegeverstcherung 2,35 Mk. und die Bezirkskrankenkasse Maul­bronn 4 Mk. pro Kopf und Jahr zu be­zahlen. Von den durch Schuldscheine der Mitglieder garantierten Summen haben die Kassen nur die Hälfte zu be­zahlen; an Stelle der anderen Hälfte ent­richten sie für die Dauer der Vertrags-- losen Zeit nachträglich die Hälfte der durch die neuen Verträge festgesetzten Pauschal­summe. Beide Parteien haben sich ver­tragsmäßig verpflichtet, bei event. auftre­tenden Schwierigkeiten sich unbedingt einer schiedsgerichtlichen Entscheidung zu unter­werfen.

T u t t l i n g e n, 24. Juni. (Die Ver­sickerung der Donau.) Zum sechsten male innerhalb sieben Jahren beginnt seit an­sang dieser Woche das Flußbett der Donau oberhalb Möhringen anszutrocknen. Be­kanntlich versinkt ein großer Teil des Donauwassers etliche Kilometer unterhalb Jmmendingen im Juragestein, das hier sehr zerklüftet sein muß, und tritt nach einem unterirdischen Laufe 1l km südlich vom Versickerungsgebiet in der Aachquelle (größte Quelle Deutschlands, 7000 Se­kundenliter) wieder zu Tage. Seit einer Reihe von Jahren werden sowohl an der Donau als auch an der Aach von Zeit zu Zeit Wassermessungen vorgenommen und die Veränderungen des Flußbettes beobachtet. Man will sichere Grundlagen gewinnen, ob die Menge des versickern­den Wassers zu- oder abgenommen hat. Die Trockenlegung des Donaubettes ver­ursacht den Fischern beträchtlichen Schaden; tausende von jungen Fischen sterben bei Ausbleiben des Wassers; größere, die verendet, müssen oft zentnerweise in den Boden gegraben werden, da ihre Ausdünst­ung gesundheitsschädlich ist. Ebenso ist die wirtschaftliche Schädigung der An­wohner, die aus die Ausnützung einer an­dauernden Wasserkraft verzichten müssen, bedeutend. Die hygienischen Mißstände, welche sich aus der Trockenlegung des Donanbettes und des niederen Wasser- standeS der Donau bei hiesiger Stadt er­geben, und ebenfalls zahlreich. Ob es in Bälde gelingen wird die Donauversicker­ungsfrage einer befriedigenden Lösung entgegenzuführen, bleibt abzuwarten. Die Aussichten auf solche sind zwar nicht er­freulich, aber doch auch nicht hoffnungslos. Die Hauptschwierigkeit dürfte in dem gegensätzlichen Jnteressenstandpunkte der beiden beteiligten Bundesstaaten Baden und Württemberg liegen; auch fällt in die Wagschale, daß die gesetzliche Regelung des Wasserrechts von den Einzelstaaten und nicht einheitlich vom Reiche aus er­folgt. Im Plane ist, dem Donauwasser oberhalb der Versickerungsstellen 250 Se­kundenliter zu entnehmen und diese Wasser­menge in einem Röhrenkanal wieder unter­halb der Versickerungsstellen in die Donau einzuleiten. Die Wasserwerkbesitzer an der Aach, welche glauben durch Entnahme dieser Wasserkraft in ihren Betrieben ge­schädigt zu werden, verlangen eine Ent­schädigungssumme von Oe Million Mark.

Frankfurt a. M., 27. Juni. Haben schon die Vertreter der Presse anläßlich des großen Rennens in Homburg sehr zu klagen gehabt, daß der deutsche Auto­

mobilklub der an ihn gestellten Aufgabe, soweit es Arrangement und Leitung be­traf, in keiner Weise gemachten gewesen war, so werden jetzt die gleichen Klagen auch die Garantiezeichner erheben, denn finanziell hat die Veranstaltung vollstän- dig Fiasko gemacht. Die Organisation und Ueberwachung der Plätze war total verfehlt, sodaß Tausende aus Plätzen, die hätten bezahlt werden müssen, die Ver­anstaltung gratis ansehen konnten. In­folgedessen ist sicher, daß die Garantie- zeichner mit der vollen von ihnen gezeich­neten Summe herhalten müssen und dann fragt es sich noch, ob damit das Defizit ganz gedeckt ist.

Welche Folgen es haben kann, wenn ein Arbeitgeber die Anmeldung eines versicheruugspflichtigen Arbeiters unterläßt, mußte zu seinem Schaden, wie dieSoziale Praxis" berichtet, ein Fuhr­unternehmer in Solingen erfahren. Dieser hatte außer andern Arbeitern seit längerer Zeit einen Knecht in seinem Ge- schüft, ohne der in Frage kommenden Unfall-Berufsgenossenschaft von der Be­schäftigung Kenntnis zu geben. Vor

einiger Zeit verunglückte der Knecht ge­fährlich, so daß er zeitlebens ein Krüp­pel und erwerbsunfähig bleiben kann.

Die Berufsgenossenschaft, die dem Ver­unglückten die volle Rente zubilligen mußte, hat nun den Arbeitgeber ersatzpfllichtig gemacht und in allen Instanzen ein ob­siegendes Urteil erzielt. Der Fuhrunter- nehmer, der nur für einige seiner Ar­beiter Beiträge gezahlt hat, ist durch Tellerkenntnis für die Rente eine Reihe von Jahren im Gesamtbetrag von vor­läufig 12000 Mk. haftbar erklärt worden. ; wandet.

Die Magdeburger Zeitung be richtet: Burengeneral Piet Cronje, dessen Frau vor acht Monaten starb, verlobte sich im Burenlager auf der Weltausstellung in St. Louis mit der 49jährigen Witwe des Burengenerals Moritz Sterzel aus Johannesburg, die ihren Gatten während des südafrikanischen Krieges verlor. Gene­ral Cronje ist 67 Jahre alt und hat acht verheiratete Söhne und Töchter. Die Hochzeit soll am 1. Juli stattfinden. Nach der Weltausstellung wird sich das Paar auf Cronjes Farm bei Klerksdorf im Bezirk Potschefstrom in Südafrika nieder­lassen.

Leipzig, 22. Juni. Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Firma Geb.

Brehmer in Leipzig-Plagwitz stiftete der Inhaber derselben. Fr. Rebwoldt, für seine Beamten und Arbeiter 300000 Mk.

Es erhielt z. B. jeder Arbeiter für jedes Jahr, welches er bei der Firma beschäf­tigt war, 40 Mk. in einem Sparkassen­buche ausgezahlt. Mehrere Jubilare, die von Anfang des Bestehens der Firma angehörten, erhielten außer 1000 Mk.

Tientsin, 29. Juni. Wie verlautet, erlitten die Russen gestern 25 Werst öst­lich von Haitscheng eine Niederlage. Wegen des raschen Vorrückens der Ja­paner ziehen sich die Russen bei Taschit- schiago schnell nach Norden zurück, da sie befürchten, daß sie abgeschnittsn würden.

Petersburg, 30. Juui. Mitteil, ungen aus guter Quelle bestätigen den Rückzug Knropatkius. Kaiping ist voll­ständig geräumt. Die Russen ziehen sich auf dem Hügelland immer mehr zurück. Kuropatkin hat sein Ziel erreicht, nämlich die Truppen Stackeibergs zu retten, und zieht sich nunmehr nach Liaujang zurück. Die Verteidigungslinie erstreckt sich nun­mehr von Föngwangtscheng bis in die Gegend von Niutschwang.

Tokio, 28. Juni. Eine anderweitig nicht bestätigte, nichtamtliche Nachricht besagt, die Japaner hätten am Sonntag drei Forts im südöstlichen Teile der Verteidigvngswerke von Port Arthur an­gegriffen und eingenommen. Es soll sich dabei um ein 12stündiges Gefecht ge­handelt haben. Es wird hierzu nach weiter gemeldet: Die drei Port Arthur- Forts Chikwanshan, Chitanshan und So- chushan wurden am Sonntag nach einem den ganzen Tag dauernden Gefecht ein­genommen. Es begann mit einem Ar­tilleriegefecht. Sochushan wurde zuerst eingenommen, daun die anderen. Die Russen zogen sich westlich zurück und hinterließen 40 Tote. Die Zahl der Verwundeten ist unermittelt. Die japa­nische Streitmacht bestand aus allen Waffengattungen. Die Japaner verloren 3 Offiziere und 100 Mann tot und ver- 2 Geschütze der Russen nebst s Munition wurden erbeutet.

London, 30. Juni. Nach weiter eingelaufenen Meldungen aus Tokio sind die von den Japanern bei Port Arthur erstürmten Festungswerke keine Forts, sondern drei in der äußersten Verteidig­ungslinie etwa 7 Kilometer entfernte vorgeschobene Erdwerke.

Tokio, 30. Juni. Ein Telegramm aus Gensan berichtet, daß heute das russische Wladiwostok-Geschwader vor Gensan erschienen sei und die Stadt a»- gegriffen habe.

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Äus Stadt und Umgebung.

W i l d b a d, 30. Juni. Seit Jahren schwebt der Prozeß, den die hiesige cvang. Kirchengemeinde gegen die kgl. Staats­finanzverwaltung wegen Erweiterung der eoang. Kirche bezw. wegen eines Neubau- führt. Das k. Landgericht Stuttgart hatte als erste Instanz im wesentlichen gegen hiesige Kirchengemeinde entschieden, von dieser eingelegte Berufung an k. Oberlandesgericht hatte den Erfolg, noch ein besonderes Jubiläumsgeschenk von daß das Urteil in der Hauptsache zu ih-

ren Gunsten lautete. Nun brachte dick. Staatssinanzverwaltung die Sache vor das Reichsgericht und dieses hat nach Der gewichtigste Kurgast von M a- Mitteilung des Vertreters der ev. Kir- rienbad ist Achmed Gammel aus Kairo, chengemeinde, Justizrat Dr. Kielmeyer in Er ist auch dieses Jahr wieder zu einer Stuttgart, die gegnerische Revi- Entfettungskur in dem böhmischen Bade s i o n am 28. Juni zurückgewiescn. ei,getroffen. Sein Gewicht beträgt 4'Somit hat der Prozeß sein Ende zu Ze-ntner. Während seines Aufenthaltes! Gu n st e n d e r h i e s. evang. Kir- in Marienbad verringerte sich das Gewicht' chengemeinde gefunden, um 3640 Pfund. Ist Gammel aber, Calmbach. Mit der Versehung der 8 Wochen daheim, dann hat er sein volles Pfarrei Calmbach während der Erledig- Gewicht wieder. Im nächsten Jahr be- ung ist der z. Zeit in Wildbad wohnhafte ginnt dann die Kur von neuem. «Pfarrer Hahn beauftragt.

1000 Mk., so daß für diese Geschenke allein 130 000 Mk. zur Auszahlung kamen.

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