314

ver des XV. Armeekorps in den Kreisen Hagenau, Weißenburg und in der südli­chen Pfalz stattfinden. Das letzte Korps­manöver spielte sich im Jahre 1901 auf demselben Gelände ab.

Homburg v.d. H., 16. Juni. Hier herrscht anläßlich des Gordon-Bennet- Rennens eine fieberhafte Tätigkeit. Aus dem Auslande sind gegen 800 Automo­bile angemeldet.

Aachen, 15. Juni. Ein zum Gor- don-Rennen fahrendes Aachener Automo­bil schlug bei Eschweiler um. Bon sechs Insassen wurden zwei schwer verletzt.

B ra unschwe i g, 15. Juni. Bilse, der ehemalige Leutnant im Trainbataillon Nr. 16 in Forbach, verklagt den Verleger Sattler hier auf Entschädigung wegen des vertragswidrigen Mehrdrucks des RomansAus einer kleinen Garnison," ferner auf Entschädigung wegen Verkaufs des Verlagsrechts nach Wien.

lieber eine Unterredung, die ein Mitarbeiter des B. L.-A. mit General Meckel, dem Lehrmeister der Japaier, der zur Zeit in Groß-Lichterfelde lebt, gehabt hat, berichtet derselbe:Als ich den General zu den Erfolgen der Japaner beglückwünschte, lehnte er das Kompliment bescheiden ab.Aber," fuhr Meckel fort, daß ich mit gespanntestem Interesse den Vorgängen folge, werden Sie begreifen. Sie werden auch verstehen, daß ich An­teil nehme an den Erfolgen der Männer, die Sie und die sich selbst meine Schüler nennen."Wann hatten Sie ihr Werk begonnen?"Im Jahre 1885. Ich gehörte damals als Major unserem Gene- ralstabe an und wurde zunächst auf 2 Jahre beurlaubt. Später wurde dieser Urlaub auf ein weiteres Jahr verlängert, so daß ich von 18851888 die Organi­sation vollzogen hatte."Und was hatten Sie, Herr General, vorgefu'iden?"Eine Heeresformation, die durchaus nicht auf den Krieg vorbereitet war. Es war, wenn ich so sagen darf, nicht ein Pack­pferd mobil zu machen. Eine französische Militärmission hatte bis dahin in Japan gewirkt. Man war theoretisch gebildet, aber niemand wußte, waL ein Divisions­befehl war. Das war das japanische Heer, als ich vor 19 Jahren seine Neu­bildung in die Hand nehmen durfte. So geht auch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht auf mich zurück."Japan hat allgemeine Wehrpflicht?"Genau nach deutschem Muster!' Wieviel Mann kann es wohl aufstellen?" Etwa 250- bi» 300000 Mann Linie, dazu noch 100 000 Mann Landwehr, so daß mit 400000 Soldaten das Jnselreich die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat. Mehr aber vermag Rußland dort auch nicht zu leisten, da es kaum diese Massen ernähren kann. Wenn ihrKorre- spcndent kürzlich meldete, daß 100000 Japaner auf dem Kriegsschauplatz ange» langt seien, so dürfte er recht haben. Denn wie ich glaube, stehen in der Hei­mat noch 150000 Mann, die noch ihrer weiteren Bestimmung harren."Werden die Japaner Port Arthur bekommen?" Ich zweifle nicht, daß, wenn die Japaner den Augenblick gekommen glauben, den Sturm aus die Festung zu wagen, sie diesen Sturm auch siegreich durchführen werden. Warum soll es vor Port Arthur anders kommen wie bei Kintschou! Ohne mit den Wimpern zu zucken, wird man die Ueberzeugung von dem Erfolge vorausgesetzt noch einmal 5000 Sol­

daten verloren geben. Kennt denn die Welt den Heroismus dieses Volkes? Mit besonderer Freude ziehen die jungen Leute in den Krieg und verächtlich wären die Eltern, die beim Abschied weinen wollten. Sie versündigten sich am Vater­land, indem sie durch ihre Tränen es dem Sohne erschwerten, seine Pflicht zu tun. Da können Sie sich denken, wieviel ein Gegner wie dieser den Russen noch zu schaffen machen wird."Und der Ausgang des Krieges, Herr General?" Was soll sich denn ändern? DerTodes- mut der Truppen gewiß nicht. In der Ausrüstung fehlt nichts. Was auf dem Papier steht, ist auch vorhanden. Die Organisation ist schon eine derartige, daß es gar nicht anders sein kann. Der Sol­dat ist ein vortrefflicher Schütze. Nach allen Berichten ist ihre Artillerie vorzüg­lich. Und dann die Führung! In dem Ofsizierkorps welche Fülle Heller Köpfe! Bei den Russen ist ihre Zahl weniger dicht gesät. Erst noch im vorigen Jahr unterrichtete ich sechs japanische Offiziere. Ihr Wissen setzte mich in Erstaunen, und ihre Lehrer in der Kriegskunst sind einst meine Schüler gewesen. Uebrigens sind alle die jetzigen Generalstabschefs mehr oder weniger meine Schüler. Auch Ku° roki, der kommandierende General der l. Armee, hat unter meiner Anleitung gear­beitet, indem er eine Generalstabsreise mitmachte. Jamagata, der bekanntlich jetzt den Oberbefehl über die gesamte Armee erhalten soll, war mir immer freundschaftlich gesinnt. Als der Krieg ausgebrochen war, schrieb er mir, der Krieg werde nun beginnen, aber er hoffe, daß die japanische Armee ihrem Lehrer Ehre machen und ich mit Stolz werde auf meine Zöglinge blicken dürfen. Das mir vom Schlachtseide am Jalu zuge­gangene Telegramm, in dem die Erkennt­lichkeit für mich in ähnlicher Weise zum Ausdruck gelangt war, haben Sie ja erst kürzlich veröffentlicht.

Hamburg, 11. Juni. Wegen fahr­lässiger Körperverletzung wurde vom hie­sigen Landgericht ein Arzt zn einer Geld­strafe von 30 Mk., event. 3 Tagen Haft verurteilt. Der Angeklagte hatte aus Ungeduld so stark an der Kurbel seines Telephons gedreht, daß eine Telephonistin heftige Kopf- und Ohrenschmerzen bekam, so daß sie sich in Behandlung eines Spe- zralarztes begeben mußte. Dieser Spe­zialarzt erklärte, daß nach seiner Ansicht die Schmerzen auf die durch das starke Kurbeldrehen hervorgerufene elektrische Strömung zurückzuführen seien.

Bern, 15. Juni. Direktor Schauder von der Caisse d'Epargne in Pruntrut, Kanton Bern, ist verschwunden. Wie verlautet, hat die Ersparniskasse ein Defi- zit von 330000 Francs. Nach einer spätere» Depesche beträgt die defraudierte Summe im Ganzen 470000 Francs.

London, 13. Juni. DemStandard" wird aus Petersburg vom 11. ds. ge- meldet: Es verlautet, hier sei ein Tele­gramm des Admirals Skrydlow einge- gangen, wonach da» Geschwader von Wladiwostok am 7. ds. 30 Meilen von Port Arthur auf die japanische Flotte gestoßen sei, sich aber, da von Port Ar- thur keine Schiffe ausliefen, zurückgezo- gen habe. ES sei am 10. Juni nach Wladiwostok zurückgekehrt.

London, 14. Juni. Die Russen räumten Yinkau. Kaiping und Tatschst- schao sowie das vorgeschobene Hauptlager

des Südkorps des Generals v. Stacke!« berg bei Singtai 20 Kilometer südöstlich von Kaiping und die Pässe der Sinng- yokette. Der Rückzug der Russen erfolgt im Zusammenhang mit einer russischen Niederlage am letzten Samstag, wobei die Japaner mit Bajonetten den Jalung« paß stürmten. General v. Stackelbergs 10 000 Mann gingen teils auf Niut- schwang zurück, teils auf Tatschitschao, gedeckt von Verstärkungen. Die Eisen­bahnlinie von Kaipinz nach Wongku ist noch in russischen Händen.

Petersburg, 15. Juni. Ein Tele­gramm des Generalleutnants Baron Stackelberg an den Kaiser vom 14. ds. meldet: Hmte begann der Angriff der Japaner auf unsere Stellung 6 Werst südlich von der Station Wafangou. Der Gegner machte energische Versuche, unse­ren linken Flügel zu verdrängen. Die Angriffe des Gegners wurden zurückge­schlagen. Wir behaupteten unsere Stell­ung' Das erste Regiment, welches auf dew linken Flügel sich befand, erlitt ernste Verluste. Der Regimentskommandeur Oberst Chwaschinow und der Regiments­adjutant wurden getötet und der General Gerngroß verwundet.

Tokio, 15. Juni. Nach Privatmeld- ungen aus Kaisumoto auf der Insel Jiki- schima findet in der Meerenge von Korea ein Gefecht zwischen russischen und japa­nischen Schiffen statt.

Eine Meldung derDailyMail" aus Niutschwang vom 13. d. M. berich- tet von einem scharfen Zusammenstoß am Nachmittag des 11. Juni südöstlich des Siungyshöhenzugs. Die Japaner seien morgens in ziemlicher Stärke vor den russischen Verschanzungen erschienen und hätten einen Scheinangriff gemacht und darauf den Rückzug angetreten. Die Kriegslist hatte den gewünschten Erfolg gehabt. Gegen 3000 Russen machten sich zur Verfolgung der nach dem Lraotung- paß zu weichenden Japaner auf. Dort angekommen, hatten sich die Japaner jedoch wieder zum Gefecht gestellt und mit Hilfe von im Hinterhalt liegenden Verstärkungen die verfolgenden Russen angegriffen, die mit einem Verlust von 800 Toten und Verwundeten einen eili­gen, ungeordneten Rückzug antreten muß­ten. Am 12. Juni sei ein Teil der ge­schlagenen russischen Kolonne mit 285 Proviant, und Ambulanzkarren in Niut­schwang ganz erschöpft von dem langen Marsch und in tiefer Niedergeschlagenheit eingetroffen. Manche Mannschaften und Pferde seien verwundet gewesen; abends wurde eine starke Abteilung vorgeschickt, um den Rückzug des Restes der geschla­genen Truppen zu decken.

Liaujang, 15. Juni. Hier kur­sieren Gerüchte, daß bei Port Arthur ein Seekampf stattgefunden und die russische Flotte angeblich die hohe See gewonnen habe. Die Russen hätten ein Kanonen­boot, die Japaner einen Kreuzer und 4 Torpedoboote verloren. Die Lage spitzt sich so zu, daß bald entscheidende Ereig­nisse zu erwarten sind.

Tschifu, 16. Juni. Hier ist die Nachricht verbreitet, daß die Japaner im Norden eine große Schlappe erlitten haben. Die Russen bereiten eine große Siegesfeier vor.

N ew-Jork, 15. Juni. Der Dampfer General Slocum", auf dem die Sonn­tagsschule der Deutsch-Lutherischen St. Markuskirche einen Ausflug machte, geriet