auf dem East River bei Hellgate in Brand und brannte aus. Mehre Hundert Menschen, man spricht von 500 Personen, meist Kindern, sollen umgekommen sein. (Hellgate wird eine scharfe Biegung des bekanntlich Nerv-Jork von Brooklyn tren­nenden East River genannt, durch die das Wasser mit starker Strömung fließt.)

New - Iork, 15. Juni. Die Zahl der Personen, die sich an Bord des ver­brannten VergnügungsdampsersGeneral Sloeum" branden, betrug etwa 1000, säst sämtlich Frauen und Kinder. Wäh­rend des Brandes sprangen über hundert derselben über Bord. Schon sind viele Leichen an Land 'gespult worden. Die meisten Verunglückten sind indes dem Feuer an Bord zum Opfer gefallen.

Das Feuer ist in dem Speisesaal des Schiffes zum Ausbruch gelangt. Der Kapitän, sowie die Lotsen, sind verhaftet und als Untersuchungsgefangene nach dem Krankenhaus gebracht worden. Das Feuer verbreitete sich mit so großer Schnel­ligkeit, daß es unmöglich war, die Boote herabzulassen. Die Felsen an beiden Seiten des Hellgate machten es zur Um Möglichkeit, das Schiff auslaufen zu lassen. Daher wurde es durch Schleppdampfer nach der Nord Brother Fusel (nördlich von der Hell-Gate-Schlucht) bugsiert und dort auf de» Strand gesetzt. Das Sturm­deck brach bald zusammen. Ein Augen­zeuge erzählt: der Dampfer fuhr, mit der Pfeife Notsignale gebend, den Fluß her­auf. Von Deck desselben sah ich 50 bis 100 Personen, meist Frauen und Kinder, ins Wasser springen. Ehe das Schiff der Nord Brother Insel zugeschleppt wurde, war seine Lage so, daß niemand durch Schwimmen das User erreichen konnte. Viele Personen, die sich vor dem Zusam­menbruch des Sturmdecks auf diesem be­fanden, müssen in den Flammen umge­kommen sein.

New-Jork, 16. Juni. Die Be­mühungen, dem brennenden SchiffeGene­ral Sloeum" Hilfe zu bringen, wurden dadurch sehr erschwert, daß durch den Kanal ein reißender Strom fließt. Die Geretteten sind zumeist schwer verletzt, viele dürften kaum mit dem Leben davon­kommen. Bis gestern abend halb 7 Uhr waren 30kLeichen geborgen. Manschätzt die Gesamtzahl der Opfer auf etwa 1000.

Lokales.

Wildbad, 16. Juni. Der anonyme Einsender des Anliegens betr. Beginn der Schule, in Nr. 70 d. Bl., möge sich gefl. zu dem Ortsschulinspektor bemühen, der ihm bereitwillig über seine Anfrage Auskunft erteilen wird.

Stadtpfarrer Auch.

Unterhaltendes.

Aus Nacht ;um Licht

von Hugh Conway.

53) (Nachdruck verboten.)

Soll ich's Ihnen sagen?"

Jetzt nicht nicht jetzt!" rief sie hastig.Warten Sie und ich werde mich vielleicht an alles erinnern."

Hatte sie eine Ahnung von der Wahr­heit? Waren die Träume, von denen sie sprach, nur eine Folge des Gedächtnisses, das sich ihr mit Gewalt aufdrängen wollte? Sagte ihr der Helle Reif, welcher noch immer an ihrem Finger glänzte, was vorgefallen war? Ja ich wollte war­ten und hoffen.

Wir gingen miteinander zurück, wäh­rend Priscilla uns iu passender Entfern­ung folgte. Pauline schien meine Gesell­schaft als eine ganz natürliche Sache an­zunehmen. Wenn der Pfad steil oder holprig wurde, suchte sie meine Hand, als ob sie ein Recht auf meine Stütze habe. Aber eine Zcitlang sprach sie nichts.

Woher sind Sie gekommen?" fragte sie endlich.

Lon einer langen, langen Reise, viel tausend Meilen weit."

Ja, wenn ich Sie sah, waren Sie immer auf Reisen. Und fanden Sie, was Sie suchten?" fragte sie neugierig.

Ja, ich fand die Wahrheit. Ich weiß jetzt alles."

Sagen Sie mir also, wo er ist."

Wo wer ist?

Anthony, mein lieber Bruder. Der junge Mann, den sie umgebracht haben. Wo ist sein Grab?"

Er liegt an der Seite seiner Mutter."

Dem Himmel sei Dank! Ich werde nun über ihm beten können."

Sie sprach, wenn auch aufgeregt, so doch vernünftig. Aber ich wunderte mich, daß sie gegen die Mörder keine Rachbe­gier äußerte.

Sehnen Sie sich nicht nach Rache an denen, die ihn ermordet haben?"

Rache! Wozu? Sie macht ihn nicht wieder lebendig. Es ist schon so lange her. Wann es geschah, weiß ich nicht. Aber es müssen schon viele Jahre her sein. Gott wird jetzt schon Vergeltung geübt haben."

Er hat es auch zum größten Teile. Der eine starb im Gefängnisse in Tob. sucht; ein anderer schmachtet in Fesseln und muß Sklavendienste tun; der dritte ist bis jetzt noch unbestraft."

Früher oder später wird es auch ihn treffen. Welcher ist es?"

..Macari."

Sie schauderte bei dem Namen und sagte nichts mehr.

Kurz bevor wir das Haus erreichten, in welchem sie wohnten, sagte sie leise und bittend:

Sie werden mich nach Italien bringen, an sein Grab?"

Ich versprach es nur zu froh darüber, daß sie sich instinktmäßig mit dieser Bitte an mich wandte. Sie mußte sich an mehr erinnern, als sie selber glaubte.

Ich will hingehen," sagte sie,und den Ort sehen, und dann wollen wir nie mehr von der Vergangenheit sprechen."

Wir waren jetzt an der Gartenpforte. Ich nahm ihre Hand in die meinige.

Pauline," sagte ich,versuche - versuche es, dich an mich zu erinnern."

Der Schatten ihres einstigen wirren Blickes kam in ihre Augen; sie fuhr mit ihrer freien Hand über die Stirne und wandte sich dann, ohne ein Wort zu sa- gen, um und trat ins Haus.

15. Kapitel.

Von Kummer zur Freude.

Meine Geschichte naht sich ihrem Ende, obwohl ich zu meinem eigenen Vergnügen Kapitel auf Kapitel schreiben könnte, jeden Vorfall des folgenden Monats schildernd, jeden Blick, jedes Wort beschrei­bend, welches zwischen Pauline und mir gewechselt wurden; aber wenn ich dieselben niederfchriebe, würden sie nur für die Augen zweier Menschen bestimmt sein; für" die meinigen und für die ihrigen.

Wenn meine Lage eine außergewöhn­liche war, so hatte sie doch einen gewissen Reiz. Es war ein neues Werben, nicht weniger anziehend und süß, weil sein Ge­genstand bereits dem Namen nach meine Gattin war. Es war, als ob ein Grund­besitzer über sein Gut ginge und in jeder Richtung unerwartete Schönheiten und noch unbekannte Minen des Reichtums entdecke. Jeder Tag zeigte mir neue Reize in dem Weibe, welches ich liebte.

Ihr Lächeln war mir eine größere Freude, als ich mir jemals vorgestellt, ihr Lachen eine Offenbarung. In diese Hellen, wolkenlosen Augen zu schauen und zu versuchen, all ihre Geheimnisse zu ergrün- den, war ein Lohn, welcher mich für alles entschädigte, was ich gelitten. Zu finden, daß ihr jetzt wiederhergestellter Verstand sich mit dem eines jeden andern messen könne zu wissen, daß, sobald die Zeit gekommen sei, ich nicht nur ein Weib er­halten werde, welches in meinen Augen schöner als alle andern war, sondern auch eine Gefährtin und eine teilnehmende Freundin wie kann ich dieses Ent­zücken beschreiben?

Bis jetzt war es aber dennoch ein von Zweifeln und Befürchtungen getrüb­tes Entzücken. Möglich, daß meinem Charakter jener sehr nützliche Zug fehlte, welchen die einen Selbstvertrauen und die andern Selbsttäuschung nennen. Je mehr ich an Pauline zu lieben und zu bewun­dern fand, desto mehr fragte ich mich sel­ber, ob ich zu hoffen wageu könne, daß ein so vollkommenes Geschöpf sich jemals herablassen werde, die Liebe und das Leben anzunehmeu, welches ich ihr wid­men wollte? Was war ich, um sie zu gewinnen? Jchw ar reich, das ist wahr, aber ich war überzeugt, daß Reichtum ihre Neigung nicht erkaufen würde da ich ihr überdies nicht gesagt hatte, daß ihr eigener Reichtum vergeudet worden sei, bildete sie sich ein, daß ihr Vermögen so groß wie das meinige sein müsse. Sie war jung, schön, und soviel sie wußte, frei und reichlich mit Mitteln versehen. Nein, ich hatte ihr nichts zu bieten, was sie veranlassen konnte, mich anzunehmeu.

Ich fürchte mich auf den Augenblick, welcher früher oder später kommen muß, auf den Augenblick, wo ich, die Vergang­enheit ignorierend, sie noch einmal bitten mußte, meine Gattin zu werden. Von ihrer Antwort hing dann meine Zukunft ab. Was Wunder, wenn ich beschloß, die Entscheidung solange zu verschieben, bis ich gewiß wäre, daß das Resultat derselben für mich günstig aussallen werde.

(Fortsetzung folgt.)

StcrnöesbrrcH-KHronik

der Stadt Wildbad vom 9. bis 17. Juni 1904. Gestorbene:

12. Juni. Schill, Pauline Marie, Tochter des Maschinenmeisters Ernst Hermann Schill hier, 4 Jahre alt.

Wetterbericht.

(Nachdruck verboten^

Bei fortgesetzt südlichen bis süd­östlichen Winden und langsam steigender Gewitterneigung ist für Samstag und Sonntag nur zeitweilig gewitterhaft bewölktes, im übrigen aber vorwiegend trockenes und auch größtenteils heitereL- Wetter in Aussicht zu nehmen.