war für die in etwa 14 Tagen von hier nach Liebenzell erfolgende Fahrt. (C. W.)

Petersburg, 12. Juni, 11'/- Uhr abends. Hier verlautet gerüchtweise, daß vor Port Arthur eine große Seeschlacht stattgesunden habe. 2 russische und 4 japanische große Schiffe sollen unterge­gangen sein; jedoch liegt bis jetzt noch keine amtliche Bestätigung vor.

Newyork, 7. Juni. Von einem Riesenfeuer, dem 3 200 Rinder zum Opfer fielen, wird aus Peoria (Illinois) berich­tet. Dort stürzte am Samstag, wie schon kurz mitgeteikt, ein elfstöckiges Haus plötzlich zusammen. In diesem Hause befand sich die zweitgrößte Branntwein­destillation der Welt. Durch den Ein- stürz des Hauses wurden 52000 Gallo­nen Rohspiritus aus den Fässern geschüt­tet und ergossen sich wie Sturzbäche aus dem zerstörten Gebäude auf die Straßen. Da die elektrischen Drähte Feuer fingen, geriet der Spiritus in Brand, was einen überwältigenden Anblick bot. Die bren­nende Spiritusmasse wälzte, sich bis an den Peoriafluß, vorbei an einer großen Zahl von Diehitällen. Diese leicht ge. bauten Holzställe standen sofort in Flam- men und hüllten 3200 Stück Vieh in Feuer. Die brennenden Tiere, wahnsin. nig vor Schmerz, brachen aus den Um­zäumungen. soweit es ihnen gelang, sich von der Kette loszureißen und stürzten in die Menschenmenge, die in weitem Umkreise sich aufgestellt hatte. Aller­dings hatten die Tiere so furchtbare Brandwunden davongetragen, daß sie meist bald darauf verendeten. Nicht eines der 3200 Rinder wurde gerettet. Neun Arbeiter fanden in dem brennen­den Gebäude ihren Tod, fünf andere sind so schwer verbrannt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Ueber 3000 Barrels Whisky sind zerstört. Der Ver­lust wird auf 4 Millionen Mk. geschätzt.

Lokales.

Wildbad, 14. Juni. Es ist eine leidige Tatsache, daß die Teilnahme an den Kirchengemeinderatswahlen landauf, landab eine viel schwächere ist, als bei der Wichtigkeit der Sache zu wünschen wäre. Hier z. B. haben bei der letzten Wahl i. I. 1901 nur 13°/o der Wahlberechtigten abgestimmt. Und doch ist die Bedeutung des Kirchenge- meinderats eine größere u. vielseitigere als diejenige des früheren Pfarrgemein- derats, da ihm insbesondere auch die Verwaltung der ökonomischen Angelegen- heilen der Kirchengemeinde übertragen ist und er das Recht hat, Beschlüsse zu fassen, die für das kirchliche Gemeinde­leben von tief eingreifender Bedeutung find. Es ist darum ein berechtigter Wunsch, daß die Wahlberechtigten durch regere Teilnahme an der Wahl ihr Ju­teresse für die Angelegenheiten ihrer Kirche an den Tag legen. Auch die Geschäfte der Saison sollten kein Hinder­nis sein, am nächsten Sonntag nach dem Vormittagsgottesdienst den kurzen Gang zur Kirche zu machen und seinen Wahl, zettel abzugeben.

Wildbad, 11. Juni. Freitag nachm, beging die Herrnhilfe, eine Zweiganstalt der A. H. Werner'schen Kinderheilanstalr in Ludwigsburg, die Feier ihres 50jähri- gen Bestehens unter lebhafter Beteiligung von hier und auswärts, auch vieler Kur­gäste. Unter den Erschienenen befanden sich Regierungspräsident v. Nestle, Ober­

regierungsrat Falch, Prof. Neefs als Schwiegersohn des Gründers der Anstalt, diese aus Stuttgart, Kommerzienrat Walcker aus Ludwigsburg, der k. Bad- kommiffär, General a. D. v. Karaß u. a. Die Feier begann mit einem im Anstalts­garten gehaltenen Gottesdienste, bei dem Stadtpfarrer Stähle von Heilbronn, einst selbst Pflegling der Anstalt, die gedanken­reiche Festpcedigt hielt. Den Festbericht erstattete Feldpropst Blum aus Stutt­gart als Vorsitzender des Verwaltungs­rats der Werner'schen Kinderheilanstal­ten. Er zeichnete darin ein lebensvolles Bild des Gründers der Herrnhilfe, ihrer Geschichte, ihrer Erfolge u. s. w. und hob besonders die unermüdliche Fürsorge her­vor, die vom königlichen Hause dieser Anstalt von jeher entgegengebracht wurde. An den Festgottesdienst schloß sich ein für den Jubeltag von Frau Or. Riecke, verfaßtes, von Kindern der Anstalt auf­geführtes Festspiel, das ungeteilten Bei­fall fand. Bei dem darauf gereichten Vesperbrot brachte Feldpropst Blum den Trinkspruch auf den König aus, der die Anstalt telegraphisch zum Tage beglück­wünschte. O.Reg.Rat Falch überbrachte die Glückwünsche der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins und dankte allen, die sich um die Anstalt verdient gemacht. Stadtbaumeister Mößner von Ludwigs« bürg gedachte in ehrenden Worten der Frl. Hochstetter, die mit dem 50jährigen Jubiläum der Anstalt das 25jährige ihres Wirkens als Vorsteherin verbinden konnte und die aus diesem Anlaß vom König durch Verleihung der Karl-Olga- Medaille ausgezeichnet und von den ver- schiedendsten Seiten beglückwünscht wurde. General v. Karaß hatte die Aufmerksam­keit, durch die Kurkapelle ein gut gewähl­tes Programm im Garten der Anstalt vortragen zu lassen, wodurch er alt und jung zu lebhaftem Danke verpflichtete. Den Kindern konnte man die Freude über das bei günstigem Wetter in schön­ster Weise verlaufene Fest von den Ge­sichtern ablesen.

Wildbad, 13. Juni. (Einges.) Vo­riges Jahr wurde darauf hingewiesen, daß es für Kinder von 7 und 8 Jahren entschieden zu früh ist, wenn sie um 7 Uhr morgens schon in der Schule sein müssen. Man hoffte, daß in dieser Richt­ung Wandel geschaffen werde, zumal ja jüngere Schüler auch Nachmittags recht wohl Zeit hätten, 12 Stunden die Schule zu besuchen. Allein diese Hoffnung scheint sich nicht zu erfüllen. Jeder Arzt wird zugeben, daß eine Schlafzeit von 89 Stunden für Kinder im Alter von 7 und 8 Jahren eine zu geringe ist und daß in Folge davon namentlich Schüler von zarter Konstitution körperlich und geistig notleiden. Warum also nicht än­dern, wo doch gar kein Grund vorliegt, der daran hindert?

Unterhaltendes.

Jus flacht zum Licht

von Hugh Conway.

52) (Nachdruck verboten.)

Mit Hilfe eines Rasiermessers und irischer Toilette war ich bald wieder meinem früheren Selbst ähnlich, und dann machte ich mich, ohne selbst Priscilla von 'meiner Zurückkunft zu benachrichtigen,

auf die Reise nach dem Westen, um zu sehen, was mir das Schicksal bereit halte.

Was ist eine Fahrt durch England, nachdem man eine solche Reise wie ich zurückgelegt hat? Und dennoch schienen mir diese erbärmlichen hundertundfünfzig Meilen so lang, wie vor einem Monate tausend. Die letzten Meilen mußte ich per Achse machen, und obwohl uns vier prächtige Pferde dahivzogen, erschien mir doch jede einzelne Meile so lang wie eine sibirische Poststation. Aber endlich war die Reise beendet, und indem ich wein Gepäck im Postbureau zurückließ, machte ich mich mit pochendem Herzen daran, Pauline aufzusuchen.

Ich folgte der in Priscillas letztem Brief angegebenen Adresse und fand ein ruhiges kleines Haus an einem bewalde­ten Ufer nistend, mit einem ansteigenden Garten voller Spätsommerblumen davor. Gaisblatt umwand den Torbogen, aus den Beeten schauten stolz große Sonnen­blumen empor und Rosendüste versüßten die Luft. Während ich auf das Oeffnen der Türe wartete, hatte ich Muße, Pris- cillas Wahl eines Ruheplätzchens zu loben.

Ich fragte nach Mrs. Drew. Sie war nicht zu Hause, war mit der jungen Dame vor einem Weilchen fortgegangen und werde erst gegen Abend wiederkom­men. Ich begab mich nun aus die Suche nach ihnen.

Es war früh im Herbste, und die Blätter zeigten noch keine Spuren des Melkens. Alles war grün, frisch und schön. Der Himmel war wolkenlos und eine sanfte balsamische Luft fächelte meine Wangen. Ich blieb stehen und schaute um mich, ehe ich mich entschied, welche Richtung ich einschlagen solle. Tief un. ten zu meinen Füßen lag das kleine Fi­scherdorf, dessen Häuschen sich um die Mündung des lärmenden, schäumenden Stromes drängten, welcher das Tal hinab- lief und sich fröhlich in die See stürzte. An beiden Seilen waren Höhen und hinter ihnen dem Lande zu bewaldete Hügel, und vor mir sich weit, weit hin­breitend die ruhige grüne See. Der An­blick war herrlich, aber ich wandte mich ab von ihm. Ich verlangte nur nach Pauline.

Es schien mir, als ob an einem sol­chen Tage die schattigen Wälder und der fließende Strom eine unwiderstehliche Anziehungskraft haben müßten; so suchte ich meinen Weg den terrassenförmigen Hügel hinab und begann am Flußufer entlang zn gehen, während der lustige Strom an mir vorbeitänzelte, sein rei­ches, bräunliches, von Torf gefärbtes Ge­wässer in tausend kleine Kaskaden zer­teilend, wie er über und rund um die großen Felsblöcke schoß uud schäumte, welche ihm den Weg verlegten.

Ich folgte dem Lauf ungefähr eine Meile weit, bald über moosbedeckte Steine kletternd, bald durch Farnkräuter watend, bald meinen Weg durch biegsame Hasel­nußbüsche erzwingend, da sah ich auf einer offenen Stelle des entgegengesetzten Ufers ein Mädchen sitzen, welches zeichnete. Sie wandte mir den Rücken zu, aber ich kannte jede Linie dieser anmutigen Gestalt zu gut, um sie nicht sofort als meine Gat­tin zu erkennen. Hätte ich noch einer weiteren Vergewisserung bedurft, so brauchte ich nur auf ihre Begleiterin zu schauen, welche in ihrer Nähe saß und über einem Buche eingenickt schien. Diesen Shawl