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Delkenheim, der älteste Veteran und Unteroffizier, dem Kaiser vorgestellt.
Berlin, 24. April. Der Kaiser wird nach den bisherigen Bestimmungen am 29. d. M. von Venedig aus sofort die Rückreise nach Deutschland antreten. In Venedig erwartet den Kaiser ein Sonderzug zur Rückreise über Schlettstadt nach Karlsruhe, wo ein mehrtägiger Aufenthalt genommen wird.
Berlin, 23. April. Der Chefredakteur der „Woche", Paul Dobert wurde von der Strafkammer wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu 7 Tagen Festungshaft verurteilt. Dobert hatte in der Woche die Abbildung des neuen Ab- schlutzgitters der Festung Metz gebracht und einige begleitende Worte hinzugefügt.
Berlin, 23. April. Nachdem sich gestern der Maler Eugen Schwarz aus gekränktem Ehrgefühl — seine zur Kunst- auSstellung gesandten Bilder waren von der Jury zurückgewiesen worden — erschossen hat, hat heute der Maler Richter- Leseusdorf aus gleichem Grunde dasselbe getan.
Budapest, 23. April. Gestern abend erschien ein kaiserlicher Befehl, wodurch die im Dienste der ungarischen Staatsbahn stehenden Offiziere und Mannschaf, ten der Reserve und Ersatz-Reserve der gemeinsamen Armee und der Honvedar- mee einberufen und zur Dienstleistung bei den Staatseisenbahnen eingeteilt werden.
Budapest, 24. April. Die Erklärung des Streikkomitees, daß die Ausständigen den Dienst zu den früher gestellten Bedingungen wieder aufzunehmen gewillt seien, ist von der Regierung abge- lehnt worden. Es sind von allen Seiten Meldungen eingetroffen, daß die Eisenbahnbediensteten ohne Vermittlung des Streikkomitees den Dienst wieder ausgenommen haben. Der Verkehr sei nahezu bis zu dem normalen Umfang hergestellt. Der Betrieb dürfte in einigen Tagen wieder ganz normal abgewickelt werden und Züge aller Art in 48 Stunden wieder verkehren.
— Eine seltsame Wette bildete in Amsterdam vor einigen Tagen das Hauptthema der Unterhaltung. Ein Engländer, Besitzer einer dortigen Taverne, hatte dem Besitzer des deutschen Ratskellers gegenüber geäußert, die deutschen Kellner seien die ungeschicktesten der Welt. Der Ratskellerwirt bestritt das, und so kam es, wie die „M. N. N." erzählen, zu einer Wette, bei der der Engländer sich verpflichtete, 500 Franken demjenigen deutschen Kellner zu zahlen, der in 24 Stunden 2000 Schnitte Brot schneiden, mit Butter bestreichen und mit Roastbeef belegen würde. Ein Kellner des deutschen Ratskellers nahm die Wette an und be- gann am 8. April morgens 6 Uhr vor einem zahlreichen Publikum die Arbeit. Um 2 Uhr nachts, also nach 18 Stunden, war das zweitausendste Butterbrot fertig; mit stark geschwollenem Handgelenk hatte der Kellner die Wette gewonnen. Die 2000 Butterbrote erhielten die Armen.
— London, 25. April. Aus Shanghai wird gemeldet, daß große japanische Streitkräfte bei Aongampho an der Aalu- mündung und die Russen in der Nähe von Tatungkau stehen. Das Näherrücken der Japaner ruft in Niutschwang Panik hervor. Das ganze Land zwischen Liao- yang und Niutschwang bildet ein gewaltiges russisches Lager. General Kuropat- kin beabsichtigt, die Offensive im Mai zu
ergreifen, wo er 450000 Mann konzen- triert zu haben hofft.
London, 22. April. Einem unglaub- lichen frechen Schwindel ist die Londoner Polizei noch im reckten Moment auf die Spur gekommen. Zwei Holländer, der eine 50 und der andere 19 Jahre alt, auf die Namen Binger und Roos hörend, kamen vor einigen Tagen hier an und ließen sich als „Großherzog von Mecklen- burg-Schwerin und Adjutant" einschreiben. Beide Schwindler sprachen dann in einem Juwelierladen in der Regent-Street vor und gaben den Auftrag, daß einige besonders schöne Schmuckgegenstände nach dem Carlton-Hotel geschickt werden möchten, „der Großherzog von Mecklenburg wolle einige auswählen." Ein Vertreter des Geschäftes kam nach dem Hotel, nahm aber vorsichtiger Weise die Schmuckgegenstände nicht mit. Roos erklärte dort, er sei der Großherzog und zeigte einen Zeitungsausschnitt, aus welchem stand, daß der Großherzog sich demnächst vermählen werde, und die Schmuckgegenstände sollten für die Prinzessin bestimmt werden. Die Firma fragte vorsichtiger Weise noch auf der deutschen Botschaft an, und auf die von dort erhaltene Information hin, wurde die Polizei benachrichtigt. Ein Inspektor der Kriminalpolizei begab sich darauf in das Hotel und traf die beiden Schwindler dort noch im Wintergarten sitzend. Der Offizier fragte den Jüngeren, ob er der Großherzog sei, was dieser bejahte. Er zeigte wieder seinen Zeitungsausschnitt vor und erklärte dem Jn- speklor, daß er sich im Juni verheiraten werde. Als er aber dann aufgefordert wurde, mit nach der deutschen Botschaft zu kommen, damit er daselbst «identifiziert werden könne, gab er zu, daß er aus Rotterdam sei, nnd daß der andere sein Onkel sei. Bei der Durchsuchung auf der Polizeistation fand man Visitenkarten, auf denen „Großherzog von Mecklenburg- Lchwerin" und „Hertzberger, Adjutant" stand. Der angebliche Großherzog hatte keinerlei Geld bei sich, sondern nur drei Schlüssel und eine gewöhnliche Uhr und dir andere zwei Schillinge und vier Pence. Die Rechnung für den „Großherzog" macht im Hotel bereits 20 Pfund Sterl. aus. Wie es scheint, haben Beide schon in verschiedenen Juwelierläden Juwelen zur Besichtigung bestellt, sie fuhren in einer Equipage in der Stadt. Der Wagen hielt gerade vor der Hoteltür, als die Verhaftung erfolgte.
— In der Londoner „Evening Post" kam die sensationelle Nachricht, daß ein japanischer Oberstleutnant Hanzoku den japanischen Feldzugsplan um viel Geld an die Russen verraten habe, nachher auf schlaue Weise entlarvt und dann summarischer Weise erschossen worden sei. Nun stellt sich heraus, daß der englische Berichterstatter sich von einem Spaßvogel anlügen ließ. Das japanische Wort „Hanzoku" bedeutet „Verräter" ist also nicht der Name eines Offiziers.
Petersburg, 25. April. Das Reutersche Bureau meldet von hier: Zwei als chinesische Bettler verkleidete Japaner versuchten den General Kuro- patkin bei dessen jüngstem Besuch in Niutschwang zu ermorden. Es gelang ihnen, sich Kuropatkin zu nähern. Einer der beiden Kosaken in Kuropatkins Begleitung bemerkte, wie einer der Männer die Hand ins Kleid steckte, worauf er ihn zu Boden schlug. Man durchsuchte die
Männer, welche falsche Zöpfe trugen, und fand in ihrem Besitze Messer.
— Das russische Geschwader hat einen Ausfall aus Wladiwostok gemacht. Heute vormittag erschienen drei russische Kreuzer und zwei Torpebojäger vor Gensan. Die Torpedojäger fuhren in den Hafen und versenkten dort den japanischen Handelsdampfer „Goyomarn", der 372 Tonnen hat. Der „Goyomaru" sank um 1 Uhr nachmittags. Das Erscheinen der russischen Kriegsschiffe erweckte eine Panik unter der japanischen Bevölkerung. Männer, Frauen und Kinder flohen sofort aus der Stadt. Die Torpedojäger dampften nach der Versenkung des „Goyomaru" schnell in das offene Meer zurück, aber die drei Kreuzer behielten ihre Position und ein großer Kreuzer mit vier Schornsteinen und drei Masten dampfte dann auf den Hafen zu.
Port Arthur, 25. April. Hier herrscht überraschende Ruhe. Die Seeleute wie die Bevölkerung ertragen die Belagerung erstaunlich kaltblütig und mannhaft. Der Untergang Makarows und der „Petropawlowsk" erschütterte nicht im geringsten die Zuversicht, daß Port Arthur uneinnehmbar und daß eine baldige Niederlage der Japaner unvermeidlich sei. In den letzten zwei Monaten ist Port Arthur in einen solchen Defensivzustand gebracht worden, daß es völlig uneinnehmbar ist. Die schwachen Punkte der Land- und Seeseite sind armiert. Der Bestand der Garnison ist aufs äußerste erhöht, und die Festung mit allem Notwendigen auf länger als ein Jahr versorgt worden. Am Tage erinnert nichts daran, daß Port Arthur sich im Belagerungszustand befindet. Auf den Boulevards spielt die Musik, und das Publikum ergötzt sich an derselben. Des Nachts aber hüllt sich die Stadt in tiefe Dunkelheit ein; nur auf der Rhede spielen die Scheinwerfer.
— Die zögernde Kriegführung der Japaner und die bisherige Unterlassung der längst und wiederholt angekündigten Landung von Truppen an der Küste von Port Arthur, an der Jalumündnng und bei dem mandschurischen Seehafen Niutschwang erregt nachgerade Erstaunen, hat aber ihre sehr guten Gründe. Mit Ausnahme einiger weniger Punkte verlaufen die Ufer so flach ins Meer, daß größere Schiffe 8000 bis selbst 10000 Meter vom Lande wegbleiben müssen, wollen sie nicht Gefahr laufen, auf den Grund zu kommen; ja selbst die kleinen, der Eigenart der Küste in ihrem Bau Rechnung tragenden, chinesischen Fahrzeuge (Dschunken) sind zu außerordentlicher Rücksicht, nähme und Vorsicht gezwungen, kommen sie in die Nähe des Landes. Die wenigen Punkte, an denen eine Landung möglich wäre, sind von den Russen stark befestigt und mit weitreichenden Geschützen bewehrt, so daß die japanischen Kriegsschiffe und die zur Auslandung der Truppen unbedingt nötigen chinesischen Dschunken sich dem heftigsten Geschützfeuer aussetzen müßten. Den Mündungen der schiffbaren Flüsse Aalu und Liau-Ho sind Sandbänke (Barren) vorgelagert, zwischen welchen größere Schiffe nur schwer die Fahrrinne finden. Die schützende Nacht könnte deshalb zur Durchführung der schwierigen Aufgabe gar nicht benützt werden.
New york, 22. April. Im Staat Newyork herrscht eine furchtbare Kälte. Gestern ist den ganzen Tag über Schnee gefallen.