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Lokcrtes.

Auf Grund der am 14. März ds. Js. und den folgenden Tagen vorgenommenen besonderen Prüfung im Wasserbaufach sind für die in Z 1 der k. Verordnung vom 28. Nov. 1856 bezeichnten Verrichtungen U- a. für befähigt erklärt worden: die Bau- Werkmeister Robert Hammer-Wildbad und Wilh. Hettich-Stuttgart.

Wildbad. 26. April. ES war ein schönes Ziel, das sich der hies. evang. Kirchenchor Heuer zum Ausflug gewählt hatte und eine stattliche Zahl aktiver Mit­glieder nahm an der Fahrt nach Heidel­berg am vergangenen Sonntag Teil. Trotz der frühen Abfahrtsstunde und trotz des feuchtnebligen Wetters herrschte unter der Sängerschaar auf dem ganzen Wege heiterste Stimmung, die durch die sich überall zeigende Frühlingspracht noch erhöht wurde. In Heidelberg teilte sich die Gesellschaft nach gemeinschaftlichem Imbiß im Hotel Prinz Max in verschie­dene Gruppen. Die eine interesfirte sich für Las Krematorium, die andere machte einen Rundgang durch die Stadt, trefflich geführt und orientirt von Herrn Post­meister Herrmann, und eine dritte Gruppe besuchte Vettern und Basen. Zum gemeinschaftlichen Mittagessen fanden sich die Ausflügler wieder zusammen. Während desselben dankte ein Sangesbruder dem Kassier des Kirchenchors, Herrn Post- Meister Herr mann für sein umsichtiges Arrangement der ganzen Tour, zollte dem Vereinsdirigenten Herrn Lehrer Wörner anerkennende Worte für sein eifriges Bemühen um den Kirchenchor und berührte in kurzen Zügen die Schön- heit der Fahrt und der Stadt Heidelberg und die Bedeutung der letzteren. Herr­lich strahlte die Sonne, als man Nach­mittags auf das Heidelberger Schloß teils mit der Bergbahn, teils auf Schu­sters Rappen ausflog und von allen Seiten hörte man nur staunende, bewun­dernde Ausrufe über die Herrlichkeiten in der Nähe und Ferne. Auch die Heim­fahrt verlief aufs fröhlichste, man hörte nur eine Stimme am Schluß:Schö ischt 's gwä!"

Die Postannahmestelle im K. Bad- Hotel und der dorthin verlegte Telegra­phendienst nehmen am 1. Mai den Be­trieb auf.

Dienststunden:

1) Für den Post dien st

Werktags 712 Uhr Vorm.

27 Uhr Nachm.

Sonntags 1112 Uhr Dorm.

3'/-5'/s Uhr Nachm.

2) Für den Telegraphendienst.

An Sonn- und Werktagen von 7 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends.

Mrrter hütendes.

Aus Nacht Mw Licht.

von Hugh Conway.

Pauline sollte in der treuen Pflege Priscillas Zurückbleiben, deren unbeding­ter Zuverlässigkeit ich versichert sein konnte. Die alte Frau hatte jetzt schon die Entdeckung gemacht, daß in ihrer Pflegebefohlenen die Erinnerung an die Vergangenheit erwacht war, während sie die jüngsten Vorgänge vergessen hatte, und sie kannte die Ursache, weshalb ich tagelang nicht einmal ihr Zimmer betre­ten hatte; sie wußte, daß ich Paulinen in ihrem gegenwärtigen Zustande ebenso­wenig als meine Gattin betrachte, wie

damals, wo ich sie zum erstenmal in Turin gesehen; sie wußte, daß sich an unser Verhältnis irgend ein Geheimnis knüpfe und daß ich eine lange Reise unternehmen müsse, um dasselbe aufzu­klären. Damit war sie zufrieden, wenig-! stens machte sie keinen Versuch, mehr zu^ erfahren, als ich ihr von selbst mitteilte. Meine Vorschriften waren sehr genau; sobald Paulinens Zustand es erlauben würde, sollte sie in ein Seebad gebracht werden, wo alles nach ihren Wünschen und zu idrer vollkommensten Behaglich­keit eingerichtet werden sollte. Falls sie Fragen stellen würde, so sollte man ihr sagen, daß irgend ein naher Verwandter, welcher jetzt auf dem Festlande reise, sie in Priscillas Obhut gegeben habe, wo sie die Rückkehr desselben abwarten müsse. Davon, daß sie Meine Gattin sei, sollte sie, falls ihr nicht von selbst die Erinne­rung an die letzten Monate zurückkehren würde, nichts erfahren. Es erschien mir jetzt in der Tat zweifelhaft, ob sie wirk­lich gesetzlich meine Gattin sei, ob sie nicht, wenn sie es wünschte, die Heirat für nichtig erklären lassen konnte, indem sie geltend machte, daß sie zu der Zeit, wo dieselbe geschlossen wurde, ihrer Gei­steskräfte nicht mächtig gewesen sei. Wenn ich von meiner Expedition zurückkehrte und die Dinge sich, wie ich trotz alledem überzeugt war, in Ordnung befanden, mußte alles wieder vom Anfänge begon­nen werden.

Ich hatte bemerkt, daß, seitdem das Fieber sie verlassen, Pauline der entsetz­lichen Tat, deren Zeuge sie vor drei Jahren gewesen war, keine Erwähnung getan, während ich gefürchtet hatte, daß bei der Wiederkehr der Gesundheit ihr erster Wunsch dahin gehen werde, sich mit dieser Sache zu beschäftigen. Was konnte sie aber tun? Macari hatte, wie ich erfuhr, tags darauf, nachdem ich ihn des Verbrechens geziehen, England ver­lassen und Ceneri war nicht zu errei­chen. Ich hoffte, Pauline werde zu bewegen sein, die Sache bis zu meiner Rückkehr ruhen zu lassen, und ich trug Priscilla aus, sie solle, im Falle sie eines großen Verbrechens erwähne, wel­ches von Leuten, die sie kannte, begangen .worden sei, Pauline versichern, daß alles , geschehen werde, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich zählte dar­auf, daß sie mit ihrer gewohnten Füg­samkeit sich durch diese allerdings nicht ganz korrekte Versicherung beruhigen las- sen werde.

Priscilla sollte mir nach St. Peters­burg, Moskau und an andere Orte, wo ich mich während der Hin- und Rückfahrt aufhalten mußte, schreiben, zu welchem Zweck ich ihr Couverts mit meiner Adresse zurückließ. Von St. Petersburg wellte ich ihr dann Mitteilen, wann sie die einzelnen Briefe aufgeben solle. Da- mitwaralles, was ich für nötig hielt, getan.

Alles bis auf eines. Am nächsten Morgen wollte ich abreisen, mein Paß war visiert, mein Gepäck in Ordnung alles bereit. Einmal noch, für einen Augenblick nur mußte ich sie sehen, bevor ich heute Nacht zur Ruhe ging, war es ja doch vielleicht zum letztenmal! Sie schlief fest, wie mir Priscilla sagte. Noch einmal mußte ich dieses schöne Antlitz schauen, um sein deutliches Bild mit mir zu nehmen viel tausend Meilen weit!

Ich schlich die Treppe hinauf und trat in das Zimmer. An ihrem Bette stehend,

schaute ich mit tränenverschleierten Augen auf mein Weib, welches doch nicht mein Weib war, und kam mir vor wie ein Verbrecher, wie ein Heiligtumsschänder, so wenig Recht hatte ich, das wußte ich wohl, in diesem Zimmer zu sein. Ihr blasses reines Gesicht, für mich das allerschönste auf Erden, lag auf dem Kissen, ihr Busen hob und senkte sich unter ihren regelmäßigen Atemzügen. Schön und weiß wie ein Engel sah sie aus, und ich schwur mir, als ich sie so ansah, daß kein Menschenwort mich an ihrer Unschuld zweifeln lassen solle. Den­noch wollte ich nach Sibirien gehen.

Für das Recht, meine Lippen auf die ihrigen zu drücken, sie mit einem Kusse erwecken zu dürfen, zu sehen, wie die langen dunklen Wimpeln sich heben und ihre Augen in Liebe für mich strahlen würden, hätte ich Welten gegeben. Selbst so wie es war, konnte ich mich nicht enthalten, sie sanft auf die Schläfen zu küssen, gerade dort, wo ihr weiches dich­tes Haar anfing. Sie regte sich im Schlafe, ihre Augenlider zuckten und ich entfloh wie einer, der bei einem Ver­brechen ertappt wird. Am nächsten Tage war ich Hunderte von Meilen entfernt und meine Seele war wieder stärker. Wenn ich, sobald ich Ceneri gefunden hatte wenn ich ihn überhaupt jemals erreichen sollte, entdecken würde, daß Macari nicht gelogen habe, daß man mich zum Narren gehabt, überlistet, miß­braucht habe, würde ich doch den häßli­chen Trost der Rache haben. Ich konnte mich dann an dem Unglück des Mannes weiden, welcher mich betrogen und zu seinem eigenen Vorteile ausgenützt hatte. Ich sollte ihn sehen, wie er sein elendes Leben in Ketten und Erniedrigung dahin­schleppte, sollte ihn sehen in der Sklaverei, gepeitscht und mißhandelt. Und wenn dies selbst der einzige Lohn war, den ich ernten sollte, so würde er mich doch für meine lange Reise entschädigen. Viel­leicht war in Anbetracht alles dessen, was vorangegangen, und meiner gegen­wärtigen Angst und Furcht dieser unchrist­liche Seelenzustand bei einem gewöhn­lichen Adamskinde nicht unnatürlich. (Fortsetzung folgt.)

Als die beiden fruchtbar ften Apfelsorten, die es überhaupt gibt, werden in der neuesten Nummer desPraktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau" die Sorten Lord Grosvenor und MankSapfel empfohlen, 4 jetzt 17jährige Pyramidenbäume des Lord Grosvenor haben, wie Freiherr von Sole­macher berichtet, noch niemals versagt, sondern in jedem Jahre voll getragen, alle Jahre sichere Ernten, im letzten Jahre jeder Baum über 2 Zentner. Aehnliches wird über den Manksapfel berichtet. Alle Fachleute sind einig, daß die Fruchtbar­keit dieses Apfels eine ungeheure ist. Beide Sorten sind ausgezeichnete Wirt­schaftsäpfel, aber auch noch gut für die Tafel. Die Nummer mit diesem Ar­tikel sendet das Geschäftsamt des Prak­tischen Ratgebers in Frankfurt a. Oder gern aus Verlangen kostenlos zu.

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