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Urs. 4S

Montag, öen 18. April 1904

40. Jahrgang

Rundschau.

Stuttgart, 14. April. Die Kom­mission der Abgeordnetenkammer hat heute einen Antrag aus Einstellung von Schul­ärzten in den Städten und auf dem Lande der Regierung zur Erwägung übergeben. Kultusminister Dr. Weizsäcker erklärte da­bei, er werde gemeinschaftlich mit dem Ministerium des Innern eine Kommission zur weiteren Förderung dieser Angelegen­heit entsetzen.

Egenhausen, 15. April. Nachdem der Käufer der Bierbrauerei und Gast­wirtschaft z. Krone hier, Schullehrer a. D. Killgus in Stuttgart, das Geschäft nicht übernommen hat, verkaufte der Be­sitzer Fr. Schneider dasselbe nunmehr um die Summe von 29500 Mk. an Karl Heller von Bergfelden, Oberamts Sulz. Die Uebernahme erfolgt am 1. Mai d. Js,

Sa lach, O.-A. Göppingen, 14. April. Zu der schon gemeldeten Explosion eines Lumpenkochers in der hiesigen Papier­fabrik (Besitzer: Deutsche Verlagsanstalt) wird demSchw. B." noch berichtet: Die Explosion erfolgte in der dritten Morgenstunde mit furchtbarer Gewalt, die Detonation war im Bereich der ganzen Ortschaft wahrzunehmen. Der Kessel riß die ihn umgebenden Mauern vollständig auseinander; ein durch die Explosion in die Luft geschleudertes Eisenstück durch­schlug eine in 10 m Entfernung stehende starke Gartenmauer. Bei der Explosion kam der in den 30er Jahren stehende verheiratete Arbeiter Hager, der schon seit längerer Zeit in der Fabrik arbeitete und mit dem Kocher durchaus vertraut war, ums Leben; demselben wurde durch ein Eisenstück der Schädel zertrümmert. Weiter wurde der Arbeiter Hummel von Groß-Süßen (Vater von 5 Kindern) durch Verbrühung erheblich verletzt. Ueber die Ursache der Explosion ist noch nicht volle Klarheit geschaffen. Der Material­schaden beläuft sich nach vorläufiger Schätzung auf 8 bis 10000 Mk.

Ulm, 14. April. Ein hiesiger Eisen­warenhändler, der auf Messern und an­deren Waren das Bild des Ulmer Spatzen als Warenzeichen führt, hatte gegen die Firma Rich. Kaufmann hier Klage er- hoben, weil diese auf den von den Päch­tern des Saalbaues verwendeten Messern und Gabeln ebenfalls ein Spatzenbild angebracht und nach Ansicht des Klägers dadurch das Gesetz wider unlauteren Wettbewerbs und das Gesetz zum Schutz der Warenzeichen verletzt hatte. Anzeige und Klage hatten indes keinen Erfolg. Das Gericht entschied, daß der Spatz auf den Saalbaubestecken nur zum Schmuck und nicht in unrechtmäßiger Absicht ange­bracht wurde und diese Bestecke durchweg

das richtige Warenzeichen ihrer Herkunft trugen.

Karlsruhe, 14. April. Der König von Württemberg traf heute mittag st-1 Uhr hier ein und wurde am Bahnhof von der Großherzogin, dem Erbgroßher­zog und dem Prinzen Karl empfangen. Im Schloß wurde der König vom Groß- Herzog und der Erbgroßherzogin begrüßt. Hienach blieben die Höchsten Herrschaften vereinigt bis zum Frühstück, an welchem auch die erbgroßherzoglichen Herrschaften und der Prinz und die Prinzessin Max teilnahmen. Nach dem Frühstück verweil­ten die höchsten Herrschaften beim König bis 4 Uhr. Hierauf machte derselbe Be­such bei dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin, dem-Prinzen und der Prinzessin Max und dem Prinzen Karl. Um 5 Uhr nahmen die großherzoglichen und erbgroßherzoglichen Herrschaften mit dem König den Tee im Gartensaal ein und verblieben daselbst bis zur Abreise des Königs, welche 6 Uhr 06 erfolgte. Der König verabschiedete sich vom Groß­herzog im Schloß und wurde sodann von der Großherzogin und dem Erbgroßherzog an die Bahn geleitet.

Die badische Anilin- und Soda­fabrik in Ludwigshafen macht fortgesetzt gute Geschäfte. Der Reingewinn des vor­igen Jahres beträgt 11675752 Mk. Die Aktionäre erhalten 26°/» Dividenden.

Saargemünd, 7. April. Ein em­pfehlenswertes Verfahren hat die reichs­ländische Eisenbahnverwaltung bei einer Submission hier angewandt. Es handelt sich um die Vergebung der Maler­und Anstreicharbeiten für den hiesigen Bahnhof. Zur engeren Submission waren drei Firmen von hier, drei aus St. Johann a. S. und eine aus Straßburg zngelassen. Die Kosten veranschlagte die Direktion selbst und bestimmte zugleich, daß keiner der Submittenten unter den Kostenanschlag herunterzugehen brauche; die Direktion wünschte nur Einreichung von Skizzen und Zeichnungen. Diesem Verfahren ist eine weitere Verbreitung zu wünschen.

Weißenburg i. E., 11. April. Ueber ein merkwürdiges Zusammentreffen zweier Teilnehmer an dem berühmten Erkundig­ungsritt unter dem Grafen v. Zeppelin über Maxau nach Schirlenhof bei Reichs- Hofen berichtet die Bad. Landesztg.: Die deutsche Patrouille traf unterwegs den in Lauterburg stationierten französ. Gen­darmen Köhler. Trotz der allermutigsten Gegenwehr wurde Köhler festgenommen, bald darauf aber wieder entlassen. Graf Zeppelin ritt mit seinen Reitern, woran- ter sich auch ein gewisser Kraus als ba-

bischer Dragoner befand, bis in das klein Oertchen Schirlenhof, wo gerastet wurde- Dort wurden die Deutschen von einer Abteilung des französischen 12. Regiments der Chasseurs L cheoal überrumpelt und es fand ein Gefecht statt, welches Hr. Spinner in Weißenburg bildlich darge­stellt und an einem seiner Schaufenster seit einigen Tagen ausgehängt hat. Don­nerstag vormittag standen vor diesem Bilde zwei ältere Leute, die es lange be­trachteten, und dann ihre Gedanken dar­über austauschten. Endlich stellte es sich heraus, daß der eine Mann der alte französische Gendarm Köhler und der andere der frühere badische Dragoner Kraus war. Gendarm Köhler ist heute 79 Jahr alt und wohnt seit langer Zeit als Pensionär in Cleeburg. Er war nach Weißenburg gekommen, um Einkäufe zu besorgen. Kraus ist nun 55 Jahr alt und weilte als Reisender in dem Städt­chen, um Bestellungen entgegenzunehmen. Die Eindrücke, welche das Spinnersche Bild auf die beiden Männer machte, wa­ren verschiedenartiger Natur. Später beim Glase »Weißenburger Tokayer" wurden die Erlebnisse des Tages vom 25. Juli 1870 beiderseits recht lebhaft be­sprochen. Das Gefecht bei Schirlen­hof hat auf beiden Seiten die ersten Opfer gefordert; auf deutscher Seite fiel Lt. v. Winsloö, dem im I. 1890 ein Denkmal gesetzt worden ist. Dieselbe Ehre soll nun, wie der St.N. schreibt, demnächst dem ersten französischen Sol- daten, der während des 1870er Krieges fiel, dem Quartiermacher Pagnier, wie­derfahren; das ihm gesetzte Denkmal soll am 25. Juli enthüllt werden. Zu der Feier werden alle noch lebenden Deut­schen und Franzosen, die an jenem Kampf teilgenommen haben, sich in Schirlenhof vereinigen. Die deutschen Teilnehmer, an ihrer Spitze Graf Zeppelin, der vor 34 Jahren jenen Rekognoszierungsritt be­fehligte, werden demnächst zu einer Vor­besprechung über die Veranstaltung in Weißrnburg zusammenkowmen.

Berlin 12. April. Einen merkwür­digenScherz" machte sich auf dem Stet­tiner Bahnhofe ein Reisender. Er sah aus dem Koupeefenster eines der letzten Wagen des Zuges heraus und wollte seine Stärke beweisen, indem er den auf dem Bahnsteige entlang gehenden Obst. Verkäufer Otto ForSberg am Rock faßte und in die Höhe hob. Da sich aber in demselben Augenblick der Zug in Beweg, ung setzte, mußte der Reisende den Bur- schen fallen lassen. Dieser geriet nun zwischen den Bahnsteig und die Tritt- breiter der vorbeifahrenden Wagen, die ihm den Brustkasten eindrückten. Lebens-