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Mar! gezogen. Nun wurde das ange­kohlte Papier natürlich sehr respektvoll behandelt und es gelang auch mit Hilfe der Reste den Gewinn ausbezahlt zu erhalten.

Heidelberg, 7. April. Das zur Konkursmasse Otto Georg Pfeiffer gehö­rigeHotel Metropole" hier wurde der Frkf. Z. zufolge heute um den Preis von 276500 Mk. samt Inventar an Herrn Lncas Maier aus Frankfurt a. M. ver­kauft.

Eine traurige Statistik wird an­läßlich eines kürzlich wieder vorgekomme- neu tödlichen Unglücksfalles von Mün­chener Blättern bekannt gegeben. Dem­nach haben sich innerhalb 2^/, Jahren SO Kinder in den Sriegenhäusern beim Abrutschen auf den Geländern zu Tode oder zum Krüppel gestürzt. Es wird nun eine polizeiliche Verfügung gefordert, daß alle Stiegengeländer, die sich zum Abrutschen eignen, mit kleinen Knöpfen in Abständen von je 1 Meter versehen werden. Dies würde für ein vierstöckiges Haus einen Aufwand von etwa 1 Mark erfordern.

Auf dem Internationalen Kon­greß für Schulgesundheitspflege inNürn - berg sprach Prof. Dr. Cohn-Breslau über das Thema:Was haben die Augenärzte für die Schulhygiene geleistet und was müssen sie noch leisten?" Er kam zu dem Schluß:Keine Schule ohne Augenarzt!" In erster Linie müsse für gutes Licht in den Klassenzimmern, fer­ner für Lesebücher mit gutem Druck gesorgt werden. In jeder Schulkommis­sion solle nicht nur ein Arzt, sondern auch ein Augenarzt sitzen, der regelmäßige Augenmessungen vornehme. Sehr not­wendig sei es auch, den Farbensinn der Schüler zu wecken.

Hannover, 5. April. Die neube- gründete Mittel st andsvereinigung, deren Zentrale Hannover ist, tritt mit einemersten Rundschreiben" vor die weitere Oeffentlichkeit. Nach einer Ein­leitung, die auf das Programm Kaffer Wilhelms I von 1881 Bezug nimmt, auf die Notlage des Mittelstandes sowie die Notwendigkeit seiner Erhaltung hinweist, heißt eS weiter:Nachdem die Mittel- standsbewegung in der Neuzeit so über­aus machtvoll eingesetzt hat, ist eS nun­mehr die Aufgabe, zunächst in den städtischen Gewerbe- und Handelskreisen das Verständnis für gewerbliche Wirt­schaftspolitik so vollkommen und umfas- send zu wecken, daß binnen kurzer Frist der gewerbliche Mittelstand als eine ge- schlossen? wirtschaftliche Phalanx aufzu­treten vermag. Hierzu war eS unbedingt notwendig, eine Zentralstelle zu schaffen, die das einschlägige Material sachverstän- big sammelt, sichtet und den gesetzgeben­den Faktoren unterbreitet. Als Aufgabe der Zentrale wird es ferner bezeichnet, überall im Reiche Ortsvereinigungen ins Leben zu rufen und diese zu einem Ver- Lande zusammenzuschließen.

Braunschweig, 2. April. Das welfische BlattBrunonia" behauptet, daß der Kaiser seinerzeit in Kopenhagen für den Kronprinzen um die Prinzessin Alexandra von Cumberland habe werben wollen. Der Herzog von Cumberland sei abgereist, weil die Prinzessin Alexan­dra bereits heimlich mit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin verlobt war.

In sträflichem Leichtsinn legte der 16jährige Sohn eines Gastwirts in

Koblenz am Rhein ein Gewehr auf ein Kochfräulein an; die Waffe ging lo», und der Schuß tötete das Mädchen sofort.

Der Jahresbericht des Deutschen Flotten-VereinS für 1903 stellt ein be­merkenswertes finanzielles und organi­satorisches Erstarken des Vereins fest. Die Bilanz schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 541,487 Mk. 12 Pfg ab. Zum Jahresschluß soll ein Betriebsfonds von 68 771 Mk. 54 Pfg. verbleiben. Außer­dem verfügt der Verein über ein schul­denfreies Vermögen von 278 597 Mark 98 Pfg. Die Gefolgschaft des Deutschen Flotten-VereinS betrug am 1. Januar 1904 633,000 Köpfe; die Zahl der Ge­schäftsstellen ist um 150 auf 3595 ge- stiegen. Für Seewohlfahrtszwecke wurden abermals beträchtliche Summen ausge- geben: aus dem Chinafonds bis Ende 1903 25413 Mk. 80 Pfg. das Kapital des Fonds beläuft sich auf 142487 Mk. 45 Pfg., für sonstige Zuwendungen an Seemannsheime, Seemannshäuser, See­mannsmissionen, Volksbüchereien, Lese­hallen n. s. w. bis zu dem gleichen Zeit­punkt 45 000 Mk.

Der Stadtrat von Pilsen be­schloß, nur noch tschechische Straßenauf­schriften zu dulden, statt deutsch-tschechi­scher. Auch die Verwaltungsräte des Pilsener Brauhauses stimmten dafür. Die deutschgesinnten Blätter fordern nun die Deutschen auf, kein Pilsener Tschechen­bier mehr zu trinken.

Kopenhagen, 8. April. Die ge­strigen Abendblätter konstatieren den sympathischen Eindruck, den der deutsche Kronprinz überall gemacht hat. Sein Porträt prangt in den Schaufenstern aller Kunsthandlungen. Nach dem Frühstück machte der Kronprinz verschiedene Be­suche in dem Palais von Amalienburg. Die Galatafel beim König zählte 60 Ge­decke.

Bern, 8. April. Der Ständerat hat einstimmig ein Gesetz angenommen, durch welches die Verherrlichung von Verbrechen der anarchistischen Propagan­da mit Gefängnis bestraft wird.

König Peter von Serbien ent­fernte dieKönigsmörder" aus seiner Umgebung gleichzeitig aber auch deren Gegner und umgab sich mitneutra- len Offizieren". Daß die Mörder deS Königspaares Alexander-Draga bei diesem Sturzdie Treppe hinaufgefallen" find, indem ihnen höhere Stellungen einge­räumt wurden, ist nach Lage der Dinge nicht zu verwundern. Der Forderung der Großmächte ist wenigstens formell genügt. ES handelte sich ja hauptsächlich darum, daß den fremden Gesandten er­spart werde, bei Hofe mit den Verschwö- rern zusammenzutreffen, und dafür ist nun durch deren Entfernung aus ihren Stellungen im Hofdienste gesorgt. Oester­reich-Ungarn, Rußland und Italien werden nunmehr ihre Vertreter wieder nach Belg­rad schicken. Ob England dies auch tun wird, ist noch fraglich. Für König Pe­ter bleiben die außerordentlich schwieri­gen Verhältnisse nach wie vor bestehen: er ist und bleibt von den Mordbuben abhängig, die ihm aus den Thron ge­holfen haben.

Abbazia, 3. April. Ueber die letzten Lebensstunden des Prinzen Max von Schaumburg-Lippe wird derN. Fr. Pr." gemeldet: Prinz Max von Schaum« burg-Lippe, der seit Anfang Februar in Abbazia weilte, litt an einem schweren

Herzfehler. Er befand sich aber in letz­ter Zeit viel besser, saß täglich auf dem Balkon seiner Wohnung und genoß die frische Frühlingsluft. Vor acht Tagen kam sein Bruder, Prinz Nlbrecht, zu Besuch und machte mit dem Patienten eine Partie zu Wagen, die ihm sehr gut anschlug. Gestern, nachmittags, fühlte sich Prinz Max nicht wohl. Er klagte, daß er Herzschmerzen habe und schlief gegen 6 Uhr abends ein, um nicht mehr zu erwachen.

Madrid, 8. April. In der Stadt herrscht große Erregung über den An­schlag auf den König Alfons LIII. Die Bombe enthielt Zisenstücke. Einer der schwer Verletzten soll bereits gestorben sein. Infolge des Attentats kam es zu großen Kundgebungen, welche in blutigen Schlägereien zwischen Monarchisten und Republikanern endeten.

Lokates.

Wildbad, 9. April. Nach der Kon- firmation werden in einer größeren An­zahl von Betrieben Lehrlinge eingestellt. Da die Nichtanmeldung eines Lehrlings bei der Handwerkskammer bestraft wird, so mögen folgende Punkte von dem Lehr­meister beachtet werden. Es empfiehlt sich bei dem Abschluß eines Lehrvertrags das Lehrvertragsformular der Handwerks­kammer zu benutzen. Ist der Lehrherr Vater des Lehrlings, so braucht er keinen Lehrvertrag abzuschließen. Aber eine An­meldung muß er der Kammer einsenden, und zwar hat er genau anzugeben: u) den vollständigen Namen des Lehrlings, b) Geburtstag und Jahr,e) wenn die Lehre begonnen hat und wenn sie endet, 6) Zahl der Lehrlinge im ganzen, s) Zahl der Gesellen. Die Lehrzeit dauert in allen Gewerben selbst für Bäcker und Metzger,auch wenn der Lehrherr Vater des Lehrlings ist im ganzen mindestens 3 Jahre. Ist ein Vertrag auf kürzere Zeit abgeschloffen, weil der Lehrling vorher schon, aber nach der Entlassung aus der Schule bei einem anderen Meister gelernt, so ist dies mit einem amtlich beglaubigten Zeugnis zu belegen. Der Lehrherr ist nicht berechtigt, dem Lehrling einen Teil der Lehrzeit zu schenken. Für den Schluß der Lehrzeit ist folgendes zu merken: Tritt der Lehr- ling regelrecht, d. h. bei Ablauf seiner Lehrzeit aus, so ist er nicht abzumelden. Die Abmeldung ist aber notwendig, bei Vermeidung eines Strafantrags, wenn der Lehrling vor Ablauf der Lehrzeit austritt, z. B. wegen Krankheit oder Uiitauglichkeit, oder weil er entläuft, oder wegen mora­lischer Fehler entlassen werden muß. An« und Abmelde-, sowie Lehrvertrags­formulare können von dem Vorstand der gew. Fortbildungsschule erhalten werden.

UntevHatten-es.

Äus Nacht Min Licht.

von Hugh Conway.

25) (Nachdruck verboten.)

Eines Abends nach dem Essen, als Macari und ich beim Weine saßen und Pauline, den wirren Blick wie gewöhnlich auf unseren Gast gerichtet, am meinem Sofa in der Nähe ruhte, fing er an, ein militärisches Abenteuer zu erzählen; wie er einmal in drohender Gefahr sein rechter Arm war gebrochen und