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Uro. 43.

Montag, «den 11. Aprit 1904.

40. Jahrgang

Rundschau.

Se. Majestät der König hat die Stelle eines administrativen Kollegialrats bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel dem Oberamtmann Kälber in Neuenbürg übertragen.

Stuttgart. Zu dem Konkurs des Restaurateurs derLiederhalle'", Wilhelm Roßnagel hört man, daß die Passiven die Höhe von 100,000 Mk. erreichen, denen so gut wie keine Aktiven gegcnüberstehen.

Der diesjährige (17.) Bundestag des Württ. Kriegerbundes wird am Sonn» tag den 5. Juni in Ulm abgehalten werden. Nach dem vom Bundesausschuß festgestellten neuen Entwurf einer Bun- dessatzung soll künftighin an Stelle der seitherigen Vereinsdelegierten . eine Ver­sammlung treten, die in der Hauptsache durch die 64 Bezirksobmänner gebildet wird. Anlaß zu dieser Aenderung war der Umstand, daß auf den seitherigen Vertretertagen bei der großen Zahl der stimmberechtigten Teilnehmer eine sach­gemäße Erörterung und Beschlußfassung nicht möglich war und daß es sich in den meisten Fällen nur darum handeln konnte, ob die an den Bundestag gebrach­ten Anträge angenommen oder abgelehnt wurden. Durch die Neuordnung glaubt nun der BundesauSschuß eine Gewähr dafür geschaffen zu haben, daß auf dem Bundestag auch wirklich Vertreter der einzelnen Teile des Landes zum Wort kommen können und auf diese Weise eine erfolgreichere Geltendmachung der Inter­essen und Wünsche aller Landesteile er- möglicht wird. Die Vertreter solcher Ver­eine, die Anträge zum Bundestag einge­bracht haben, werden jederzeit zu den Verhandlungen zugelassen werden. Eine weitere Neuerung betrifft die Aufhebung des Bundesausschusses; als Ersatz hiefür soll künftighin das Bundespräsidium in ein geschäftsführendes Präsidium, welches in seiner Zusammensetzung dem bisherigen Präsidium entspricht, und in ein Gesamt­präsidium, das dadurch gebildet wird, daß 8 auswärtige Mitglieder (2 für jeden Kreis) zu dem geschäftsführenden Präsi­dium hinzutreten, geteilt werden. Durch das ganze Land soll eine gleichheitliche und lebensfähige Organisation in der Weise geschaffen werden, daß in jedem Oberamt festgefügte Bezirksverbände ge­bildet werden, an deren Spitze die Be­zirksobmänner stehen.

Reutlingen, 4. April. Die hiesige Handwerkskammer gibt betreffend die Dauer der Lehrzeit wiederholt folgendes bekannt: Die Lehrzeit dauert in allen Handwerkszweigen mindestens 3 und höchstens 4 Jahre. Lehrverträge, in wel­chen die Lehrzeit aus weniger als 3 Jahre

bemessen ist, sind ungültig. Der Besuch einer Baugewerk-, Kunstgewerbe- oder Fachschule während der Lehrzeit wird in diese mit eingerechnet. Lehrverhältnisse, welche vor dem l. April 1903 begonnen haben, bestehen zu Recht, wenn minde­stens zweijährige Lehrzeit vereinbart ist.

Göppingen, 3. April. Das Opfer einer Blutvergiftung ist der hiesige 32 Jahre alte Flaschner Adolf Ladwig ge­worden. Dieser zog sich vor etwa 14 Tagen beim öffnen einer Kiste eine kleine, durch einen Nagel verursachte Rißwunde an einem Finger zu. Die völlig unbedeu­tende Wunde gab anfänglich zu Besorg­nissen keine Veranlassung, bis sich vor etwa 5 bis 6 Tagen Vergiftungssymp­tome ernsterer Art bemerkbar machten. Trotz seiner sofortigen Verbringung nach Tübingen war es nicht mehr möglich, Ladwig zu retten. Er starb nach 2tägiger klinischer Behandlung in Tübingen an den Folgen einer Blutvergiftung.

Ludwigsburg, 8. April. Der gest­rigen Beisetzung des am Charfreitag Abend in Abbazia verstorbenen Prinzen Max zu Schaumburg-Lippe auf dem neuen Friedhof ging ein Trauergottesdienst im Marmorsaal des Schlosses voraus. Zu demselben waren außer den Majestäten und den von auswärts gekommenen Fürstlichkeiten von Stuttgart die Herzoge Albrecht und Ulrich sowie Herzog Robert mit Gemahlin erschienen. Die fürstlichen Damen nahmen während der Trauerfeier auf Sesseln Platz. Hinter ihnen stellte sich der König mit den übrigen Fürst­lichkeiten auf. In Vertretung des Kaisers war General v. Lindeguist anwesend. Den Gottesdienst hielt Oberhofprediger a. D. Prälat v. Schund ab, der seiner Ansprache die Worte des Propheten Jesaias (55,8) zu Grunde gelegt hatte:Meine Gedanken sind Nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege." Er bezeichnet« den Hingang des Prinzen als eine Schick- ung Gottes von unbegreiflichem Dunkel. Ein inniges Gebet, das Vaterunser und der Segen schloß den Gottesdienst ab. Unmittelbar darauf wurde der Sarg von Unteroffizieren des UlanenregimentS Nro. 20 vom Katafalk zu einem mit der Königs­krone geschmückten Leichenwagen getragen. Vor dem Schloß stand eine Schwadron des Regimentes, dem der Verstorbene als Rittmeister angehörte. Von derselben Schwadron wurde auch der imposante Trauerzug eröffnet. Ihr folgte ein König!. Hofbereiter mit 2 Reitknechten; sodann der mit 4 Pferden bespannte Leichen­wagen, zu dessen beiden Seiten Unter­offiziere mit Kränzen schritten. Hinter dem Sarg wurde das Leibpferd des hohen Verewigten geführt. Ein Offizier des

Ulanenregiments trug die Orden des Prinzen. Sodann folgte die Geistlichkeit, hierauf die beiden Brüder des Toten, die Prinzen Wilhelm Friedrich und Alb- recht, der König mit dem Großherzog von Oldenburg, dem Erbgroßherzog von Baden, Prinz Otto von Schaumburg, Fürst Waldeck, Herzog Ernst von Alten- bürg, General der Infanterie von Linde- guist, der Erbprinz zu Wied, die Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich von Württem­berg, weiter die Vertreter der höchsten Herrschaften, die Standesherren, das Offizierskorps des Ulanenregiments Nro. 20, sämtliche Minister, die Diplomaten, die Generalität, das Offizierskorps der Garnison Ludwigsburg, Abordnungen anderer Regimenter, sowie zahlreiche Ver­treter der Staats- und Bezirksbehörden, die Stadtverwaltung und sonstige Leid­tragende. Am reichgeschmückten Grabe sprach Stadtdekan Or. Bacmeister an­lehnend an 2. Timotheus 2, 3:Zeige dich als ein guter Streiter Christi," Worte, die sich der Verstorbene tatsächlich zum Wahlspruch erwählt habe, als er fühlte, welchen Weg er gehen müsse. Der Geistliche erwähnte, daß der Ver­storbene schon mit Todesahnungen nach Abbazia gegangen sei. Er habe das in der Stille mit der großen Tapferkeit des Soldaten getragen. Der Heimgegangene war ein lebens- und arbeitsfroher Mann, ein diensteifriger Offizier, guter Kamerad, ein gerechter und eben darum zugleich menschlich fühlender Vorgesetzter, hvchge- schätzt und darum geliebt von allen. Der Geistliche schloß die Ansprache mit einem längeren Gebet. Darnach wurde der Sarg in die Gruft versenkt. Gleichzeitig wurden von einer Schwadron drei Salven abge­geben. Nach der Beisetzung fuhr der König mit sämtlichen Fürstlichkeiten mit Sonder­zug nach Stuttgart zurück.

Vom Bodensee, 4. April. Seltenes Glück hatte ein Rorschacher im See. Der­selbe fing eine Forelle, welche die respek­table Länge von 90 em aufwies und einen Umfang von 65 am hatte. Der selten große, 25 Pfund schwere Fisch, dessen Leber ein halbes Pfund wog, kam ins Hotel z.Anker" nach Rorschach. Der Fischer erhielt für den Fisch 50 Franks.

Ein Bürger von Liedolsheim bei Karlsruhe fand, als er dieser Tage im Wirtshause saß. ein vergessenes Rote- Kreuz-Lotterielos in der Tasche. Ohne sich die Mühe zu nehmen, eine Ziehungs- liste nachzusehen, brannte er sich damit eine Zigarre an, indem er meinte:Es hat ja doch nichts gewonnen!" Ein anderer Gast, der zufällig eine Liste besaß, nahm das angebrannte Los an sich, sah nach, und richtig das Los war mit 5000