Militärkapellen find angewiesen worden, sich an den Mindesttarif der Zivilmusi, ker zu halten.

Zu der kürzlich berichteten Hiobs« post aus Südwestafrika schreibt Max Hilzebecher, Gouvernementssekretär in Wmdhuk. der sich seit zehn Jahren in Deutsch-Südwestafrika befindet und gegen, wärtig in Bromberg auf Urlaub weilt, derOstdeutschen Rundschau" u. a>: .Die über Sie Abteilung des Majors v. Glasenapp am 13. d. M. bei Owiko« koreo hereingebrochene Katastrophe, der fechsundzwanzig junge Leben zum Opfer fielen, ist ohne Zweifel durch zu große Sorglosigkeit des Führers und durch die Unterschätzung des Gegners herbngeführt worden. Von 1893 bis in die letzte Zeit hinein find in den vielen Kriegszügen in Deutsch-Südwestafrika ähnliche taktische Fehler vorgekommen, mii größeren oder geringeren Opfern verknüpft, derartige Verluste aber, wie bei Owikokorero find glücklicherweise noch nicht zu beklagen ge­wesen. Krieg führen gegen Eingeborene erfordert eben mehr als schneidiges, un- entwegteS Draufmarschieren und schein«, tisch-exakte Manöver. Damit allein ist selbst bei den Hereros nichts erreicht; die operierende Trupp» muß es in erster Linie verstehen, sich der eigentümlichen Kampfesweise der Eingeborenen anzu. passen, gewissermaßen selbst wie Ginge, borene zu fechten, d. h. vorsichtig anschlei» chen, jede Deckung benutzen und de» Feind so dicht vor die Mündungen der Gewehre kommen zu lassen, daß für jeden Schuß garantiert werden kann. So macht es nämlich der Herero, so sollten auch unsere Soldaten Vorgehen. Aber leider wird da meist gefehlt, in der Annahme, die Farbigen liefen ja doch gleich davon, wenn sich die Schlapphüte unserer Trup­pen zeigen, also mit Elan und Hurra drauf. Das rächt sich fast immer! Am 6. Mai 1896 sah ich die mit uns verbün­deten Witboi-Krieger gegen die das Ge­hölz bei Otjunda besetzt haltenden Ost. Hereros rastlos, sicher schießend, Vor­dringen, aber nicht wie Menschen, son. dern wie Panther, von Busch zu Busch kriechend. Jeden Baum, jede Bodenerheb, ung und jede Klippe benutzend, so war- fen sie blitzschnell den Gegner aus seiner Position, und zwar ohne auch nur einen Mann zu verlieren, während bei uns Tote und Verwundete in verhältnismäßig großer Anzahl deutlich genug dartaten, daß unser tapferes Draufmarschieren in breiter Front, wenn auch in großen Ab. ständen, jenem Anschleichen in Deckungen wie bei unserem Witbooi«Hilfskorps, in- bezug auf den Erfolg entschieden nach­stand. Die alten Schutztrüppler fechten heute alle wie Eingeborene, sie haben das praktisch erlernt; so oft junge mit der Kampfesweise der Eingeborenen noch nicht vertraute Soldaten ins Feuer kom- men, Pflegen stets prozentual schwerere Verluste einzutreten. Das kann keine noch so genaue theoretische Instruktion erfah­rener Offiziere verhindern, hier lehrt einzig und allein die Praxis die Taktik. Ein weiterer Fehler hat ber Owikokorero seine verhängnisvolle Rolle gespielt: man ist, ohne das Vorgelände durch Kund- schafter oder Patrouillen abgesucht zu haben, losgeritten; anders wäre ein der- artig überraschender Zusammenstoß mit der Nachhut des Gegners wohl ausge­schlossen gewesen. Gouverneur Leutwein war stets durch Spione über den Stand­

ort deS Feindes vorzüglich unterrichtet, er spielte meist und mit großem Geschick Eingeborene gegen Eingeborene au», nur in ganz seltenen Fällen wurden ein oder drei Soldaten den Kundschaftern beige- geben. Namaleute setzte er auf die Spur von Hereros (1898), Buschleute oder Ba- stards auf die der NamaS (1894). Sollte Major von Glasenapp wirklich keinen käuflichen Spion haben finden können? Wo blieb seineSpitze", wo seineVer. dindungSleute?" Sein Norreiten ohne Sicherung mag von berufener Seite kriti« siert werden, jedenfalls bleibt es ein schwerer, mit unnützen Opfern bezahlter Fehler.

Neapel, 24. März. Der Kaiser hat, um seiner großen Zufriedenheit über den Verlauf der ganzen Fahrt und über die vom Nordd. Lloyd getroffenen Einricht, ungen Ausdruck zu geben, folgendes Tele­gramm an den Generaldirektor Dr. Wie- gand gerichtet:Am Schluffe meiner Reise auf dem mir vom Nordd. Lloyd zur Verfügung gestellten Reichspostdampfer König Albert" ist es mir eine Freude. Ihnen meine volle Anerkennung auszu­sprechen über die guten Leistungen des Schiffes, dessen umsichtige Führung und das vortreffliche Verhalten der gesamten Besatzung. Der innere Betrieb hat mir und meiner Umgebung gezeigt, in welcher Vollkommenheit auf den Schiffen des Nordd. Lloyd für die Reisenden gesorgt ist. Ich bin voll befriedigt von meinem in jeder Beziehung praktisch und bequem eingerichteten Quartier, dem wohltuenden und angenehmen Aufenthalt an Bord sowie dem prächtigen Verlauf der ganzen Fahrt, und habe dieser meiner Befrie- digung durch Verleihung einer Anzahl Auszeichnungen an die Besatzung äußeren Ausdruck gegeben, worüber Ihnen nähere Nachricht zugehen wird. Für die Sorg, falt und Umsicht, mit der die Vorbereit, ungen zu der Fahrt getroffen worden sind, sage ich dem Nordd. Lloyd meinen Kaiser- lichen Dank und verleih» Ihnen und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Plate, den Roten Adlerorden II. Klasse, dessen In­signien Ihnen zugesandt werden. Möge derKönig Albert" auch fernerhin glück- liche Fahrt haben, den Reisenden zum Genuß, dem Nordd. Lloyd zur Ehre. Wilhelm I. R.

Neapel, 25. März. Der deutsche Kaiser telegraphierte an König Viktor Jmanuel:Empfange meinen lebhaftesten. Dank für Deine herzliche Depesche, die mich erreichte, als ich in den Hafen des schönen Neapels einfuhr. In Erinnerung an die liebenswürdige Gastfreundschaft, die mir im Vorjahr in Rom von Dir, der Königin und dem italienischen Volke zn teil wurde, bin ich glücklich, Dich wie­der zu sehen. Dein ergebener Freund und treuer Bundesgenosse. Wilhelm."

Ueber den Verrat des russischen Kriegsplans an die Japaner wird der Tägl. Rundschau" aus Petersburg ge- schrieben: Es ist ein ehemaliger Ritt­meister des Generalstabs, Jwkow, ein Mann Anfang der vierziger Jahre, der die Schmach auf das ruffische Offiziers­korps geladen hat. Er war zur Haupt- Jntendantur-Verwaltung kommandiert, so daß diese militärische Verwaltungsbehörde, die bereits im letzten ruffisch-türkischen Kriege die skandalösesten Beweise ihrer völligen Korruption geliefert hat alle Jntendanturbeamten bildeten damals eine

Kette von Spitzbuben, auch jetzt wie­der den Anfang mit der Schurkerei ge- macht hat. Jwkow, der bereits hinge­richtet wurde, hat sich angeblich nicht in schlechten Verhältnissen befunden, war aber Lebemann. Er galt als tüchtiger, wenn auch nicht gerade hervorragender Offizier. Wahrscheinlich hat er seine Stellung im Generalstab schon lange dazu benutzt, wichtige Aktenstücke zum Zwecke des Ver- kauf» zu kopieren. Die Behörde soll seit einem Monat Verdacht geschöpft haben, der bald zur Gewissheit wurde, da Jwkow zuletzt ziemlich leichtsinnig zu Werke ging. Man befürchtet, daß er nicht nur die Pläne der Organisation der Landarmee, sondern auch den Festungsplan von Port Arthur und anderen russischen Stationen an die Japaner geliefert hat. Der Vor­fall macht den denkbar trübsten Eindruck.

König Eduard hat seinen fettesten Untertan verloren. Der Unglückliche hieß Thomas Longley, er war Besitzer einer Wirtschaft in Dover und zählte 56 Jahre. Sein Gewicht dürfte wohl nicht oft von einem menschlichen Wesen übertroffen worden sein; es betrug 584 Pfund. Ueber die Brust maß er 2 Meter 23 Centime, ter. Der Umfang der Wade war 61 Cen- Meter und seine Größe 1,84 Meter. Longley war während der letzten 13 Jahre durch sein Fett an das HauS gefesselt. Als er London das letzte Mal besuchte, mußte er die Reise im Gepäckwagen machen.

Lokcrtes.

Wildbad, 27. März. Die in den letz, ten Nummern ds.Bl. vorbereitend besproche. ne, für Samstag anberaumte Kinemato. grafischeVorführungdesD rutschen Flottenvereins war Nachm.von den Schulkindern und Abends von der er- wachsenen Einwohnerschaft so stark besucht, daß der Saal im Gasth. z.gold. Ochsen" kaum ausreichte. Herr Reallehrer Kirsch, mer begrüßte Abends die Erschienenen, gab seiner Fceude über das Interesse für die Sache Ausdruck und sprach über Zweck und Ziel des Vereins (Weckung und Förderung des Interesses und Ver­ständnisses aller Volksschichten für die Aufgaben der Kriegsflotte, für die Be­deutung des überseeischen Handels und Verkehrs für unser gesamtes Wirtschaft, liches Leben und für die Weltmachtstellung des Deutschen Reichs und Unterstützung der Wohlfahrtseinrichtungen für Ange« hörige der Handels- und Kriegsflotte.) Den Schluß seiner Worte bildeten Er. läuterungen zu den Vorführungen selbst, welche im I. Teil verschiedene Schiffs« gattungen aus den Kriegsflotten von Deutschland, Rußland, Amerika, Frank- reich, England und Japan an unserem Auge vorübergleiten ließen; im II. Teil hatre man Gelegenheit, an Bord deS prächtigen SchnelldampfersKronprinz Wilhelm" in 20 Minuten eine Fahrt von Bremerhaven nach New-Iork zurück­zulegen und dabei eine Reihe von hoch, interessanten Momenten einer solchen Reise im lebenden Bilde mit durchzuma. chen. Im III. Teil war die Flotte in Ausbildung, Manöver und Gefecht zu sehen, eine Vorführung voll packender Momente. Besonders fesselnd und er- greifend war die Darstellung der Rett­ung Schiffbrüchiger auf hoher See und die Tätigkeit der Feuerwehr in einer Großstadt bei einem Brandun.

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