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An die Deutschen

richtet sich dieser, ernsten Empfindungen entsprossene, Appell an den Patriotismus. Ein Menschenalter, dreißig Jahre, sind verflossen, seitdem der damalige Rittmei­ster Graf von Zeppelin in Garnison in Straßburg im Elsaß damit begonnen hat, wenn auch zum Anfang nur theore­tisch, den Bau eines starren lenkbaren Luftschiffes auszuarbeiten.

Während dieser dreißig Jahre hat Graf Zeppelin unentwegt unter unsag­baren Opfern an Zeit und Geld an der Ausführung des Problems, das er sich gestellt, gearbeitet, gleichviel in welcher militärischen oder diplomatischen Stell­ung, gleichviel an welchem Orte er sich befand.

Ein Menschenalter voll tiefen Nach­denkens und Forschens, Eriäbelns und Berechnend Verwerfens und wieder Neuaufbauens von Plänen, ein großes Vermögen,sein Vermögen", hat der Graf der Ausführung dieses Problems geopfert, weil sein Glaube darin uner­schütterlich geblieben, daß er durch die praktische Ausführung eines lenkbaren Luftschiffes seinem Vaterland einen der größten Dienste, die ein Mann seinem Vaterlande leisten kann, leisten wird.

Mit mir sind Hunderttausende über­zeugt, daß Graf Zeppelin unmittelbar vor der Lösung, zur vollsten Zufrieden­heit, seiner Aufgabe steht, nämlich mit einem starren nach seinen Patenten er­bauten Flugschiffe in jeder beliebigen Höhe mit großer Geschwindigkeit über Länder und Meere dahinschweben zu können.

Auf diese Weise wird er unserem Heer, unserer Marine, unserer Post, unseren Verkehrsanstalten und unserem Handel, da wo noch Automobilstraßen, Eisenbahnen oder Dampfboote fehlen, unserer wissenschaftlichen Erderforschung und dem Privatleben, kurz gefaßt dem deutschen Volke und Reiche Dienste leisten, von deren unberechenbaren Tragweite das Publikum im allgemeinen sich heute noch keine Vorstellung machen kann.

Es wird sich aber beim ersten Aufstieg seines neuen lenkbaren für Post- und Personentransport gleich dienlichen Luft­schiffes davon überzeugen müssen.

Leider sind dem Grafen Zeppelin durch die vielen Versuche, Bauten und Umbauten des Luftschiffes die Mittel zur Herstellung eines neuen ausgegangen.

An seinem Lebensabend, dem Erfolg so nahe wie je ein Erfinder mit einer epochemachenden Erfindung es war, soll sein Werk aus Mangel an Einpaarmal­hunderttausend Mark untergehen und die deutsche Nation einschließlich aller Be­wohner des Erdballs deutscher Zunge sollen zusehen, sollen es erleben, wie andere Nationen die Vorteile der Erfin­dung des Grafen Zeppelin materiell aus­nutzen? Nein! Nie und nimmermehr!

Wenn auch der Graf Gegner haben mag, z. B. solche, die überhaupt nicht an die Luftschiffahrt glauben, solche, die nur an das Einzelfliegen glauben, solche, die nur an den Wert ihrer eigenen Lust- oder Flugschiffahrt-Patente glauben, so gibt es doch unter den 60 Millionen deutscher Zunge eine große Zahl, die es gleich mir fühlt und ahnt, daß Graf Zeppelin am Vorabend des Gelingens steht, und daß ein solches Gelingen

Deutschland Ruhm und Vorteil und ins­besondere vielen Zweigen der deutschen Industrie Beschäftigung und dadurch materiellen Gewinn bringen wird.

Wenn ich es versuche, mich in der höchsten Notdes GrafenZeppelin an alle die­jenigen, welche diesen Aufruf lesen, zu wen­den, mit der Bitte sei es einzeln, sei es durch Sammlung in Freundeskreisen, jeder nach seinen Mitteln beizusteuern und durch Postanweisung an die Adresse der würt- tembergischen Bereinsbank in Stutt­gart mit dem Vermerk:Für den Flug­schiffbau des Grafen Zeppelin", diejeni­gen Mittel gelangen zu lassen, die sic einer solch guten und patriotischen Sache opfern können, so hoffe ich, bei Manchen keine Fehlbitte zu tun.

Dem Manne kann und muß geholfen werden, das fühlt ein jeder Deutsche in seiner Brust! Zu diesem Aufruf sehe ich mich besonders veranlaßt, weil ich mich seit langen Jahren für die Luft schiffahrt interessiert habe, mit Eugöne Goddart viele, ferner mit andern Luft­schiffbesitzern, wie Silberer u. s. w. Fahr­ten unternommen, auch bei allen Probe­fahrten des Zeppclin'schen Luftschiffes über dem Bodensee mit aufgefahren bin.

Einer Entschuldigung für meine Auf­forderung zu Beiträgen bedarf es, glaube ich, bei jedem ehrlichen deutschen Manne wohl nicht.

München. Eugen Wolf. Vermischtes.

(Eine Schule mit gleichmäßiger Ausbildung beider Hände.) Aus London wird berichtet: Eine praktische Anwendung erfährt das in der modernen Pädagogik vielfach erörterte Prinzip, beide Hände gleichmäßig auszubilden und da­mit die allgemeine geistige Entwicklung zu fördern, in der North Hackney High School für Mädchen. Es gewährt einen eigenartigen Anblick, wenn man dort eine Reihe kleinere Mädchen sieht, wie sie mit einem Stück Kreide in jeder Hand doppelte Bogen und Kreise ziehen, oder Blätter und Blumen auf eine schwarze Tafel zeichnen; andere füllen die Umrisse von Tulpen mir roter und gelber Farbe aus, wieder andere modellieren, schnitzen und weben, und alle blicken unverwandt auf die linke Hand, um zu überwachen, daß sie ihren vollen Anteil an der Ar­beit nimmt. Diese Kinder sind offenbar sehr vergnügt bei ihrer Tätigkeit. Blu­men stehen überall umher, Senf und Kresse wachsen in Suppentellern, Naturkalender" hängen an den Wänden, auf die dre Kinder mit Pinselstrichen ihre Abschätzung des täglichen Verhält­nisses von Regen und Sonnenschein ein­tragen. Es sind 210 Schülerinnen, die hier in jeder Beziehung an den gleich­mäßigen Gebrauch beider Hände gewöhnt werden. Die Vorsteherin, Miß Alice James, erklärt, daß jede Arbeit besser von statten geht, wenn die Kinder gelehrt sind, beide Hände und beide Augen zu gebrauchen. Beim Beginn dieser Heb­ungen muß auf die Arbeit der linken Hand ein besonderer Nachdruck gelegt werden; die linke Seite wird daher beim Ballspielen und anderen körperlichen Hebungen ausschließlich benutzt. Aber nach freiem Gebrauch der Uebungen, die nur in Bewegung bestehen ohne irgend einen bestimmten Apparat, machen die .Kinder nicht nur in den Fähigkeiten der

Hand und des Geistes wunderbare Fort­schritte, sondern es können auch, wie Miß James meint, verschiedene ernstliche körperliche Gebrechen, wie Verkrümmung der Wirbelsäule geheilt werden.

Eine Uhr die drei Jahre geht, ist von einem Uhrmacher, namens Dellabarille, aus der Stadt Biella in Piemont erfunden worden und soll nach der Absicht ihres Schöpfers eine Umwälz­ung auf dem Gebiet der Uhrmacherkunst herbeiführen. Soviel bisher über die Bau­art dieses Werks bekannt gegeben ist, kommt dabei ein ganz kleiner Elektromo­tor zur Benutzung, der mit dem Uhr­werk in Verbindung steht und jedes Auf­ziehen und jede Regulierung auf lange Zeit unnötig macht. Der Motor tritt selbsttätig für fünf Minuten in jeder Stunde in Betrieb und seine Einwirk­ung ist derart, daß die Uhr drei Jahre lang läuft, ohne die geringste Aufmerk­samkeit von seiten ihres Besitzers zu be­anspruchen.

Förderung des Staatswohls durch Förderung des Familien» glücks. Für das Gedeihen des Makro- kosmos, des Staates, ist in erster Linie nötig, daß der Mikrokosmos, die Fa­milie, das Hauswesen des Einzelnen auf durchaus gesunder, tüchtiger, sittlicher, gedeihlicher Grundlage beruhe. Hierin, in der Erhaltung und Vervollkommnung des Familienlebens, beruht ja die ganze hoffnungsreiche Zukunft eines Staates. Nach dieser Richtung nun, also in bezug auf die Pflege des echten und rechten Geistes im Hause, in der Familie, kann das segensreiche Wirken jenes Blattes nicht genug gerühmt werden, welches dem Namen nach, wenigstens wohl jedem Deutschen, sicher aber den meisten deut­schen Hausfrauen bekannt ist die praktische WochenschriftFürs Haus." Und wir können nur wünschen, daß die- ser Familienfreund im besten Sinne des Wortes auch wirklich in jedem deutschen Hause seine Einkehr halten möge. Der vorzüglich redigierte Modeteil des Blat­tes mildem allmonatlich gratis erschei­nenden Schnittmusterbogen bringt eine so reiche Auswahl von Vorlagen und Anregungen, daß jede praktische Haus­frau auch aus diesem Teile zahlreiche Winke und Ratschläge schöpfen kann. Als Gratisbeilagen liegen dem Blatte ferner eine UnterhaltungS-, Musik-, sowie eine Handarbeitsbeilage bei. Kein Wun­der, wenn bei solcher Fülle des Gebote­nenFürs Haus," überall dort gefun­den wird, wo Deutsche wohnen. Der ge­ringfügige Abonnementspreis von nur 1,35 Mk. vierteljährlich gewährt Jedem die Möglichkeit, Mitleser dieses Vorzug, lichen Blattes zu werden. Beziehbar ist dasselbe durch jede Buchhandlung. Post­anstalt oder durch die Geschäftsstelle Fürs Haus" zu Berlin 81V. Probe- nummern von letzterer werden gern kosten­los nach jeder angegebenen Adresse ver- sandt.

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Redaktion, Druck und Verlag von A. Wildbrett in Wildbad.

Telephon Nr. 33.