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andere. Das letzte, dessen ich mich noch erinnere, ist ein starker Arm, welcher mich umfaßte und mich verhinderte, vom Sessel zu fallen. Was immer für eia Trank es gewesen sein mochte, seine Wirkung war stark und rasch, und lange Stunden hindurch hielt er mich in den Banden der Bewußtlosigkeit. Als zuletzt seine Macht schwand und meine Seele sich zu einer Art umwölkten Bewußtseins zurückrang, wurde es mir klar, daß ich auf einem Bette lag, ja, als ich meine Hand ausstreckte und umherfühlte, entdeckte ich sogar, daß es mein eigenes Bett war, und es ist kein Wunder, daß ich zu mir selber sagte: „Ich habe den schrecklichsten Traum geträumt, der jemals über eine Seele gekommen ist." — Nach dieser geistigen Anstrengung versank ich wieder in eine Art Halbschlummcr, fest überzeugt, daß ich niemals mein Bett verlassen hatte. Diese Gewißheit brachte mir eine unbeschreibliche Erleichterung.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
(Die Hetze gegen das Heer.) In letzter Zeit hat sich bei uns in Wort und Bild eine Richtung breit gemacht, die es als ihre Ausgabe betrachtet, unser volks> tümliches Heer und vor allem sein Offi zierkorpS verächtlich zu machen. Das ist kem Ruhm für das deutsche Volk, weil fast alles, was Deutschland in nationaler und politischer Beziehung seit dem Jahre 1864 errungen hat, in erster Linie der Kraft seines Schwertes zu verdanken ist. Ohne die Siege auf dem Schlachtfelde würde selbst Bismarcks Riesenarbeit vergeblich gewesen sein. Die Grundlage der heeresfeindlichen literarischen Bewegung bildet das Haschen nach Sensation um jeden Preis. Ihre praktischen Ergebnisse decken sich im großen und ganzen mit den ' Bestrebungen der Sozialdemokratie, unser Heer herabzusetzen. Deshalb werden auch auf dieser Seite derartige literarische Erzeugnisse mit größtem Be- Hagen breit getreten und agitatorisch gehässig ausgeschlachtet. Das ist begreiflich dei einer Partei, über deren revolutionäre, staats- und volksverderbende Ziele nur die im Zweifel sind, die nicht alle werden. Tag für Tag wird in der radikalen Presse gegen die Mannszucht gehetzt. Bei dieser, in ein System ge- brachten Wühlarbeit leisten mittelbar alle Organe der bürgerlichen Presse Helfers- dienste, die jene Machwerke für ernst und sogar wohlgemeint nehmen. Wenn das so weiter geht, dann werden wir in Deutschland bald eine Spezialitätenliteratur haben, die die Schmähung der Offiziere als geschäftsmäßigen Sport betreibt. Die Anfänge hierzu sind schon vorhanden und es beweist wenig gesunden Sinn und Geschmack in gewissen gebildeten Kreisen, daß solche gehässige und verlogene Stimmungsmacherei fruchtbaren Boden findet. In der Hetze gegen das Herr liegt eine große Gefahr. Es kann mcht ausbleiben, daß die Wehrpflichtigen sich ungern dem Heeresdienst unterziehen. Sie bringen schon von Hause aus ein festgewurzeltes Mißtrauen gegen die Ehrenhaftigkeit, Tüchtigkeit und Gerechtigkeitsliebe ihrer Vorgesetzten mit zur Fahne — alles auf Grund vereinzelter betrübender Gescheh. nisse, die in der heeresfeindlichen Literatur verallgemeinert und in raffinierter Weise zur Hetzerei ausgearbeitet werden.
Die unbedingt notwendige Strenge des militärischen Dienstes, die unter allen Umständen im Interesse der Armee und des Landes aufrecht zu erhaltende Manns- zucht, werden den mit Vorurteilen und Verdächtigungen gefütterten Elementen schließlich als Ausflüsse der Willkür oder mangelnden Einsicht der Vorgesetzten erscheinen. Daß Leute, die so auf den Heeresdienst vorbereitet sind, den Haupt- bestandteil der innerlich aufsässigen Mannschaften bilden, liegt in der Natur der Sache. Ebenso sicher ist, daß dieser „schlechte Geist" vielfach die mittelbare Ursache bildet für die Ausschreitungen der durch dieWiderhaarigkeit der Untergebenen gereiztenVorgesetzten. DieseAusschreit- ungen sind natürlich stets zu verurteilen und strafbar. Aber als ungleich verwerflicher müssen die Auswüchse auf dem Gebiete der Literatur und Presse bezeichnet werden, die bezwecken, den guten Ruf des deutschen Heeres im In- und Auslande zu untergraben. Den schlimmsten Schaden davon hat das deutsche Volk selbst.
— Was für gewaltige Kreise nunmehr unsere Versicherungsgesetzgebung umsaßt, welch ungeheure Summen dafür aufgewendet werden, geht auS einer Dav legung des Dr. Bödiker, des früheren langjährigen Präsidenten des Reichsvev sicherungsamtes über den jetzigen Stand dieses Zweiges unserer Sozialreform her vor. Darnach sind zurzeit im Deutschen Reiche 10,3 Millionen Menschen gegen Krankheit, 19,1 Millionen gegen Unfall und 13,4 Millionen gegen Invalidität kraft Gesetzes zwangsweise versichert. Bisher wurden mehr als 4 Milliarden Mark an Entschädigungen gezahlt, ein Vermögen von 1'/- Milliarden Mark hat sich angesammelt, und für gemeinnützige Anstalten, wie Heilstätten und dergl. sind nicht weniger als 300 Millionen Markausgegeben. Alljährlich werden über 550 Millionen Mark für die verschiedenen Zweige der Arbeiterversicherung aufgebracht. Das sind wahrlich imposante Summen, die den hämischen Ausspruch der Sozialdemokratie von dem „bißchen Sozialreform" vortrefflich beleuchten.
— Was eine moderne Seeschlacht kostet, darüber stellt eine englische Zeitschrift folgende Berechnungen an: Während des letzten Krieges zwischen Spanien und Amerika überschüttet« die „Brooklyn" das spanische Schlachtschiff „Viscaya" mit einem so tödlichen Regen von Geschossen, daß das letztere in wenigen Minuten am Meeresgründe lag, als ein zertrümmerter und zusammengeschossener Wirrwarr von Eisenstücken. Im ganzen hatte die „Brooklyn" 6l8 Granaten auf die „Viscaya" abgefeuert; dieRechnung über die Zerstörung stellte sich folgender- maßen: 141 achtzöllige Granaten jede zu 1000 Mk. --- 141000 Mk.; 65 sechszöll- ige jede zu 420 Mk. --- 27 300 Mk., 12 Sechspfünder-Granaten jede zu 20 Mk. — 240 Mk.; 400 Einpfünder-Granaten jede zu 12,50 Mk., -- 5000 Mk. So kostete das Geschützfeuer von fünf Minuten den Vereinigten Staaten 173 540 Mk., und während jeder Minute des Kampfes schleuderte die „Brooklyn" 123 Geschosse auf ihren Feind, die 34 700 Mk. kosteten.
— Heber den Einfluß des Schnees auf das Keimen der Samen schreibt Karl KarlSstädt im „Praktischen
Ratgeber:" Viele Sämereien brauchen, wenn sie trocken aufbewahrt und im Frühjahr auSgesäet werden, monatelang zum Keimen. Kann aber der Schnee auf sie einwirken, so keimen sie schnell. Der Schnee löst durch seine chemischen Be- standteile die harte Schale des Samens, und wenn dann Wärme und Feuchtigkeit wirken, bricht der Keim hervor. Die genaue Methode des Säens mit Schnee ist beschrieben in Nr. 7 des praktischen Ratgebers, welche Nummer kostenfrei vorn Geschäftsamt desselben zu beziehen ist.
Gemeinnütziges.
— Weiße Marmorplatten von Waschtischen oder anderen Tischen büßen bald ihr tadelloses Ansehen ein, werden gelblich oder grauweiß und sind keine Zierde mehr für die Räume. Ein Seifen oder Reinigen hilft selten oder nie, wohl aber erzielt man durch das nachfolgende Verfahren von neuem strahlende Weiße. In einer starken irdenen Schüssel mengt man gebrannten Kalk mit starkem Seifenwasser mittelst eines Stücks Holz so lange, bis ein gleichmäßig dünner Brei entstanden ist. Man trägt ihn mit einem flachen Holzbrettchen überall dünn auf die unsauber gewordenen Marmorplatten auf und läßt ihn, je nach ihrer Beschaffenheit, ein bis anderthalb Tage ruhi g auf den Platten, um ihn mit grobem Tuche abzuwaschen und mit lauwarmem Wasser die Marmorplatten nachzu- zuspülen. Sie sind dann wieder wie neu.
(Reinigung der Fußteppiche) Die Reinigung der Fußteppiche geschieht am besten mit einem eigens dazu bestimmten langen Teppichbesen, welcher dem Stoffe am wenigsten schadet. Man weicht gebrauchte und wieder getrocknete Teeblätter ins Wasser ein, drückt sie aus, bestreut den Bodenteppich damit und kehrt die Blätter dann sorgfältig ab. Im Winter Schnee auf den Teppich gestreut und mit dem Teppichbesen abgekehrt gibt dem Teppiche wieder ein ganz frische« Aussehen. Flecken reibt man mit Mar- seiüer Seife ein, bürstet sie aus, wäscht sie mit kaltem Wasser und einem trocken- nen Tuche nach und reibt sie mit trocken- uen Tüchern vollends rein.
Glänzend gewordene Stellen an Kammgarnstoffen lassen sich beseitigen, indem man dieselben mit verdünntem Salmiakgeist (1 Teil Salmiak auf 10 Teile Wasser) tränkt und dann mit einer Bürste, die in warmes Wasser getaucht ist, tüchtig ausbürstet. Statt der Salmiaklösung kann man auch Gallseife verwenden. Die Flecken sind nochmals in reinem Wasser nachzuwaschen.
— Das Lüsten der Betten wird meist in der größten Sonnenhitze auSge- führt. Dadurch trocknen aber die Federn zu sehr aus, werden ihrer Elastizität beraubt und spröde gemacht. Besser ist es, die Betten bei trockener Luft und bedecktem Himmel oder bei schwachem Sonnenschein herauszulegen und sie dann tüchtig auszuklopfen. Ebenso ist es zu tadeln, wenn man das Bett, nachdem es am Morgen gemacht ist, sofort zudeckt und mit einer Bettdecke verschließt. Nach dem Aufbetten lasse man vielmehr Decke und Oberbett zurückgeschlagen, denn dadurch wird man erreichen, daß es gehörig auS- dünstet und frische.» Sauerstoffgeruch an- nimmt. Kann man das Bett den Tag über der Zugluft aussetzen, ist eS noch besser!
Telephon N 33.
Siedoltion, Druck und Verlag von A. Wildbrett in Wilvbad.