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Statthalters Mexejew Generalmajor Pflug meldet aus Port Arthur unterm 14. ds.: Privatnachrichtrn zufolge lande, ten die Japaner nach dem Kampf bei Tschemulpo 19000 Mann. Zwischen Tschemulpo und Tschifu ist von ihnen ein drahtloser Telegraphendienst mit Schiffen als Zwischenstationen eingerichtet worden. In Port Arthur ist alles ruhig. Vom feindlichen Geschwader liegen keine Nachrichten vor.

Petersburg, 1b. Febr. Ein Tele» gramm des Statthalters Mexejew vom heutigen Tage meldet, daß nach telegra­phischer Mitteilung des Chefs der Kreu» zerableilung, Kapitän Reitzenstein, die Abteilungen unweit der Tsugarischen Straße einen Dampfer vernichtet und 3 Tage lang einen Sturm bei 9 Grad Frost und Schneegestöber ausgehaiten haben. Der Feind sei der Abteilung nicht begegnet.

Einer Depesche deSStandard" aus Tientsin zufolge unterdrücken die Japaner alle ungünstigen Nachrichten, um die Chinesen in den Glauben zu ver- setzen, sie seien unbesiegbar.

Port Arthur, 15. Febr. 600 I«' paner sollen am Donnerstag in der Nähe des hiesigen Platzes gelandet sein, aber mit unheilvollem Erfolg. 410 Mann seien von den Kosaken niedergemetzelt worden, während die übrigen sich zu den Schiffen zurückretten konnten.

Port Arthur, 15. Febr. Bei dem Nachtangriff auf Port Arthur am 12. find drei japanische Torpedoboote unter» gegangen. Am 13. ist ein direkter Tele­graphendienst von Port Arthur und Irkutsk nach Rußland eröffnet worden.

Tschifu, 14. Febr. Ein Teil der ruffischen Flotte aus dem Hafen von Port Arthur ist in der letzten Nacht her­ausgekommen.

Der Korrespondent derFrkf. Ztg." in Tokio schreibt zu der Frage, ob für den Fall eines Krieges die Frem­den in Japan sicher wären: So lange die Japaner siegreich sind, mag es mit einigen Verhöhnungen und Beschimpf­ungen gegen uns abgehen. Wehe aber, wenn sie besiegt werden! In den durch Kriegsschiffe geschützten Häfen ist vielleicht Sicherheit. Im Inland möchte ich aber dem so leicht zu fanatisierenden Volke nicht ausgesetzt sein. Der größte Teil selbst -er gebildeten Japaner ist alles eher als ein wirklicher Freund der Fremden. Die Kultur und die Wissenschaft will man vom Ausland, aber nicht den Ausländer selbst. Der Widerwille gegen die Frem- den steckt im Volke. Vor dreißig und vier­zig Jahren florierten hier die Fremden- morde; glaubt man, daß diese kurze Zeit den Charakter des Volkes umgekrämpelt habe? Wie oft passiert es heute noch, daß uns von schulpflichtigen Bengeln Schimpfwort« nachgerufen werden. Die fangen Japaner fühlen den Unterschied zwischen sich und den durchweg gutsitu­ierten Ausländern; sie ärgern sich dar­über, daß dies durch das Gelb Japans, ihr Geld, komme und möchten den Eu­ropäern gleichgestellt sein. Eine große Rolle spielt auch entschieden die Rassenfrage. Der nächste Krieg wird vom japanischen Volk als Rafscnkrieg aufgefaßt werden. An anderer Stelle sagt der Korrespon­dent:Schließlich ist dieser ganze Krieg doch nichts weiter als der erste Vorstoß der gelben Raffe gegen die weiße. Und daß sich die siegreichen Japaner in spä­

teren Zeiten mit ihrem Jnselreich begnü­gen werden, daran ist bei dem ungeheu­ren Ehrgeiz dieser Leute gar nicht zu denken."

Nagasaki. 14. Febr. Die Verluste der Russen bei Tschemulpo waren nach einem Telegramm der Preßoereinigung: 1 Offizier und 40 Mann tot, 464 Mann verwundet. Als die beiden russischen Kriegsschiffe (Warjag und Korjetz- in dem Kampf bei Tschemulpo den zweiten AuS- fall machten, dampften sie, während die Musikkapell» die Nationalhymne spielte, gerade auf die japanische Flott« los. Diese tapfere Haltung angesichts der Vrrnicht- ung, die sicher drohte, wurde von den auf der Reede liegenden fremdländischen Schiffen mit lautem Beifall ausgenommen.

Pretoria, 13. Febr. Ein von Botha, Delarey, Burger, Smuts und zehn andern Burenführern unterzeichne- tes und auch an den Kolonialminister telegraphisch übermitteltes Schreiben ver- langt die Unterdrückung der Einführung ostasiatischer Arbeiter nach Transvaal. Die Unterzeichneten erklären in dem Schreiben, daß sie nicht nur für ihre Personen, sondern als Vertreter der über­wiegenden Mehrzahl der Bevölkerung auftreten, und versichern, daß die Buren eine Maßregel gegen diesen Mißstand als die erste erforderliche Maßnahme ansehen.

Ueber die Ursachen des Here- ro-AufstandS liegt jetzt auch eine Er­klärung der Rheinischen Missionsgesell­schaft vor. Sie ist um so beachtenswerter, da ihre Missionare seit vielen Jahrzehn­ten in Deutsch-Südwestafrika wirken, das Vertrauen der Eingeborenen gewon­nen und ihre Beziehungen zu den Kolo­nisten vom Beginn der deutschen Kolo­nialzeit an beobachtet haben. Sie schreibt in einem eben erschienenen Wort an ihre Freunde unter anderem: »Durch den Aufstand sind fast alle unsere Mis- fionSstationen, und zumal die blühendsten und damit auch fast alle unsere Missio- narSfamilien in harte Bedrängnis gera­ten. Dennoch glauben wir die Hoffnung haben zu dürfen, daß eine unmittelbare Lebensgefahr für sie nicht oorliegt; wir haben vielmehr allen Grund anzunehmen, daß die 60 Jahre rheinischer Mission«- arbeit auch die Frucht getragen hat, daß selbst die noch heidnischen Hereros in un­fern Missionaren nur ihre Freund» sehen. War die Ursache der Aufstandes ist, ent­zieht sich ja vorläufig noch dem sicheren Urteil. Doch haben unsere Missionare und wir in unseren Berichten nie ein Hehl daraus gemacht, daß neben den fortgesetzten Landverkäufen vor allem das von vielen weißen Händlern geübte Sy­stem des maßlosen Kreditgebens an die Eingeborenen und die darauf folgende rücksichtslose Eintreibung der Schulden, mit andern Worten die Ausbeutung des Leichtsinnes der Eingeborenen, Zu­stände schuf, die trübe in die Zukunft schauen ließen. Wir haben immer wieder unsere jbittrnde und warnende Stimme erhoben und haben e» auch nicht unter­lassen, geeigneten Orts vorstellig zu wer­den. Wenn wir auch nicht alle Maßnah­men der Regierung begriffen haben und die von ihr zum Schutz der Eingeborenen erlassenen Bestimmungen nach unserer Meinung nicht immer weit genug gingen, müssen wir es doch billig und dankbar anerkennen, daß die Landesregierung d«S Gouverneurs Leutwein auch das Wohl

der Eingeborenen, die sich unter den Schutz der deutschen Regierung gestellt hatten, ernstlich im Auge behielt und deren Recht auch gegenüber den Weißen vertrat, von vielen aber gerade darum eine zum Teil sehr lebhafte Opposition erfuhr. Wir stehen mit dieser unserer Auffassung, daß nicht die Tatsache der Kolonisation an und für sich, sondern daß die Rücksichtslosigkeit einzelner Far­mer und vieler Händler den Zündstoff gehäuft haben, der jetzt zur Explosion gekommen ist, nicht allein, sondern be­gegnen ihr in Zeitungen der verschieden­sten politischen Parteirichtung, leider aber nur noch vereinzelt. Läßt uns diese unsere Auffassung die Schuld der Here­ros keineswegs verkleinern, aber doch in einem milderen Lichte erscheinen, dann muß es uns mit tiefem Schmerz erfüllen, daß man fast allgemein einseitig nur den Ruf nach Recht und blutiger Vergeltung vernimmt. Wir würden es aufs tiefste beklagen müssen, ja wir würden eS als einen Widerspruch gegen Recht und Billig­keit empfinden müssen, wenn die Folge der nötig gewordenen gewaltsamen Nieder­schlagung des Aufstandes eine vollkom­men« Rechtlosigkeit der Hereros, wie sie befürwortet wird, sein sollte. Die Ehre deS deutschen Namens verlangt nicht nur, daß mit Waffengewalt und mir fester Hand Aufruhr und Empörung niederge­worfen wird, und daß die Schuldigen, di» das Schwert erhoben und gar zum Mord geschritten sind, die ganze Schwere deS Gesetzes trifft; die Ehre des deut­schen Namens verlangt auch, daß nach dem Sieg den armen Jrregeführten und Verblendeten, die sich haben hinreißcn lassen, Schonung zu Teil werde und daß mit der Gerechtigkeit sich Milde paart. Möge diese Ueberzeugung immer weitere Kreise unsere« Volkes ergreifen, vor allen auch die, die in dieser Sache »erantwort-

mrt, daß der Kirchenchor Heuer auf ein 25jährigeS Bestehen zurückdlicken dürfe, feierte den Begründer desselben, Herrn Oberlehrer Baur, sowie den seit Gründ­ung sich treu in den Dienst der Vereins stellenden Sänger, Herrn Karl Eisele, und überreichte letzterem im Namen des Vereins ein hübsches Bierglas, welche Gabe von einem humorvollen Gedicht des Herrn Oberreallehrers Hon old be­gleitet war. Der Jubilar dankte bewegt für die Ehrung, dem ihm an'S Herz gewachsenen Kirchenchor Blühen und Ge­deihen wünschend. Im Weiteren sprach sich Herr Stadtpfarrer Auch sehr aner­kennend über die heutigen gesanglichen Darbietungen aus, hervorhebend wie freudig es ihn berühre, daß Herr Lehrer Wörner keine Mühe scheue, den Ver-

ungSvoll zu raten und taten haben."

Lokales.

):( Wildvad, 16. Febr. Wer dem am letzten Sonnrag im Hotel zumOchsen" veranstalteten Familienabend des Evangelischen Kirchenchor'S an­wohnte, der war gewiß erfreut über die rege Teilnahme und über die Fülle des Schönen und Guten, das geboten wurde. Der Dirigent, Herr Lehrer Wörner, hatte ein fein gewähltes Programm zu­sammengestellt, in welchem gemischte Chöre, Doppelquartette, ein Männerchor, ein Trio, Klavierstücke, SoliS für Sopran und Bariton wirkungsvoll abwechselten. Der Vorstand des Vereins, Herr Stadtpfar­rer Auch begrüßte die Anwesenden, teilte