Amtsblatt

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Uro. 21.

Mittwoch, den l7. Jebruar 1904

40. Jahrgang

Rundschau.

Stuttgart, 13. Febr. Auf Anord­nung des Ministeriums des Aeußern treten im württ. Post-, Telegraphen- und Fernsprechdienst an Königs Geburtstag Heuer zum ersten Mal gewisse Einschränk, ungen ein. Im allgemeinen soll der Dienst so gehandhabt werden, wie sonst an Sonn- und Feiertagen, jedoch sind die Postschalter in einer den Verkehrsbedürf­nissen entsprechenden Weise stärker als an Sonntagen zu besetzen, auch sollen die an diesem Tage erscheinenden Zeit­ungen auch außerhalb der Schalterstun. den zur Beförderung angenommen werben. Die Schließfächer bleiben, wie an Werk- tagen, zugänglich. Die Briefkästen sind wie an Sonntagen und außerdem im Laufe de« Nachmittags noch einmal zu leeren und auch der Bestelldienst ist wie an Sonntagen zu vollziehen. Für den Telegraphen- und Fernsprechdienst gelten durchweg dieselben Einschränkungen wie an Sonntagen.

Stuttgart, 14. Febr. Das städtische Wohnungsamt veröffentlicht seine statisti­schen Erhebungen vom Januar 1S04. Darnach standen am 1 Febr. 1916 Wohn- ungen leer, von denen 668 sofort beziehbar sind. Der Durchschnittspreis einer 2zim- merigen Wohnung beträgt 324 Mk., Zzimmerige Wohnungen kosten 475 Mk., 4zimmerige 700 Mk., 5- und bzimmerige 948 resp. 1301 Mk. Läden und offene Geschäfte gelten 1110 Mk., Werkstätten 563 Mk., sonstige Räume 839 Mk. Am begehrtesten sind wie von jeher zwei-und dreizimmerige Wohnungen, die durch, schnittlich nur 14 resp. 32 Tage leer standen. Vier-, fünf- und sechSzimmerige Wohnungen standen 53, 70 und 78 Tage leer.

Heilbronn, 14. Febr. Der hiesige Weingärtnerverein beabsichtigt, in diesem Frühjahr (Ende März) hier einen württ. Weinmarkt abzuhalten.

Aus Göppingen wird einem Korrespondenzbureau geschrieben: Im Konkurs der Buntweberei am Stadtbach dürfte sich, wenn der gegen einige Verficherungs-Gesellschaften angestrengte Brandentschädigungsprozeß verloren geht, die Ueberschuldung auf über 2 Millionen Mark beziffern lassen. Gegenwärtig stehen etwa 2'/r Millionen Mark Passi­ven etwa 250 000 Mark Aktiven gegen­über. Es bleibt noch der Verkauf der Buntweberei, der allerdings kaum einen Ueberschuß über die Hypotheken ergeben dürfte, und die Durchführung des ge­nannten Prozesses abzuwarten, ehe es möglich ist, den Status sestzustellen.

Schwenningen, 14. Febr. Inder Fachschule für Feinmechanik einschl. Uhr­

macherei und Elektromechanik verblieben von den 60 Schülern des 3. Schuljah­res in der Schule 34. Neueingetreten sind 27 Schüler, sodaß sich die Gesamt- zahl auf 61 Schüler belief. 53 waren Fein- und Elektromechaniker, 8 Uhrma­cher. Dem Vorkurs gehörten 26, dem Fachkurs 19, dem Fortbildungskurs 16 Schüler an. An den in der Schule ge­haltenen für weitere Kreise bestimmten technischen Abendvorträgen nahmen 62 Zuhörer teil.

Brötzingen (bei Pforzheim), 15. Febr. Seit längerer Zeit treibt eine Bande von Geflügeldieben hier sowohl als in P'orzheim und Dillstein ihr Un- wesen. Fast keine Woche vergeht, ohne daß nachts ein Hühnerstall aufgeräumt wird. Die Diebe gehen in der Art vor, daß sie zuerst einen Stock mit einem Stück brennenden Schwefels in den Stall stecken und so das Geflügel am Schreien verhindern und betäu­ben, woraus sie sich der Tiere leicht bemächtigen können. Es werden nament­lich die äußeren Straße-, der Orteiheim. gesucht. So wurden in einem Stall der Hochstraße in Pforzheim letzte Woche wieder 7 Rassehühner, 3 Hahnen und 1 Fasanenhenne im Wert von 80 Mk. ge­stohlen, welche für eine Ausstellung be­stimmt waren. Die Diebesgcsellen hatten die Unverschämtheit, dem Bestohlenen spä­ter eine Ansichtskarte zu senden, in der sic bedauerten, daß sie der Eile wegen nicht auch die im Stall noch vorhandenen Enten hätten mitnehmen können. Auch luden sie den Geschädigten nochhöflich" zu einem Hühnerschmaus in »ine be­stimmte Wirtschaft. Der Wert des Ge­stohlenen beläuft sich in den letzten Mo- naten allein auf mehrere hundert Mark.

Karlsruhe, 13. Febr. Die Bud­getkommission des Landtages erklärte sich damit einverstanden, daß aus dem allge­meinen Fonds für im Staatsbudget nicht vorgesehene Bedürfnisse persönlicher und sachlicher Art der Betrag von 40 000 Mark zu Beihilfen behufs Beschaffung elektrischen Antriebes für die notleidende Hausweberei im südlichen Schwarzwald verwendet wird. Die der Budgetkommis, sion gemachten Mitteilungen über die Steuereingänge im Jahre 1903 lasten noch keine wesentliche Hebung des wirt­schaftlichen Lebens im Lande erkennen.

Berlin, 14. Febr. Der Versuch Rußlands, die Einwilligung der englischen Regierung zur Durchfahrt der russischen Schwarze Meerflotte durch die Darda­nellen zu erlangen, hat, wie hier in di- plomatischen Kreisen verlautet, keine Aus- sicht auf Erfolg. Auch würde Japan gegen die Oeffnung der Dardanellen pro­

testieren, da es darin eine Verletzung der Bestimmungen des Völkerrechtes erblicken würde. Rußland hat den Antrag auf Bewilligung der Durchfahrt durch die Dardanellen bereits vor 14 Tagen ge­stellt.

Einen merkwürdigen Beschluß faßte die Gemeindevertretung Westdorf (Kreis Aschersleben). Der Rittmeister Braune stiftete der Gemeinde eine größere Geld­summe zur Beschaffung einer Turmuhr. Die Gemeindevertretung hat aber die Stiftung abgelehnt mit der Begründung, daß es bisher ohne Uhr ganz gut ge­gangen sei und der Gemeinde durch das Jnstandhalten und Aufziehen der Uhr nur Kosten erwachsen würden.

Paris, 14. Febr. DerFigaro" veröffentlicht ein Telegramm, wonach ein japanisches Geschwader mit einem Trup- pen-Lransport nach Korea bestimmt, von einem russischen Geschwader überrumpelt worden sei. 7000 Japaner sollen ertrun­ken und getötet worden sein, anderen Informationen zufolge sogar 14 000.

London, 13. Febr. Bezüglich der anscheinend herrschenden Stille aus dem Kriegsschauplatz ist der Ausspruch des japan. Gesandten in Washington bezeich­nend: Wenn Sie keine Neuigkeiten vom Kriegsthrater hören, so seien Sie überzeugt, daß große Dinge sich ereignen dürften. Das leitende Prinzip der japanischen Strategie ist Wagemut!

London, 15. Febr.Daily Mail" meldet aus Port Arthur vom 12. Febr.: Amtlichen . Depeschen zufolge haben die Japaner 600 Mann bei Talienwan ge­landet. Von diesen wurden 410 durch Kosaken niedergemacht; die übrigen kehr­ten auf die Schiffe zurück. Demselben Blatt wird aus Niutschwang vom 11. dieses Monats gemeldet: Amtliche Depe­schen aus Port Arthur besagen, daß die Japaner am 10. ds. Mts. große Trup­penabteilungen bei den Verschanzungen an der Duffbucht ausgeschifft hätten, man Hube sie landen lasten, dann angegriffen und mit großen Verlusten zurückgeschlagen.

London, 15. Febr. Nach Meld­ungen aus Tokio ist die Wladiwostoker Flotte den Japanern entronnen. Ihr augenblicklicher Aufenthalt ist unbekannt.

Brüssel, 14. Febr. Der hiesige japanische Gesandte erklärte einem Ver- ireter derEtoile beige", der Krieg werde von sehr langer Dauer sein und werde jedenfalls länger dauern als der japanisch­chinesische Feldzug. In Japan sei man entschlossen, bis ans Ende Widerstand zu leisten.

Petersburg, 15. Febr. Der Ge­neralquartiermeister des Feldstabs des