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Bewerber niemand weiter zur Bewerb­ung auszufordern. Zur Vereinfachung der Wahl wurden sodann 5 Bewerber ausgeschieden, die nach Ansicht der An- wesenden keine Aussicht haben. Es sind dies Hauber-Hall, Krauß-Brackenheim, Priester-Frankfurt, Wreesmann-München, Hetzel-Göppingen. Es verbleiben demnach: Landger.Rat Speidel hier, Landger.Rat Gmelin-Ravensburg, Finanzassessor vr. Sigel-Stuttgart und Reg.Asfefsor Or. Göbel-Stuitgart. Bezüglich dieser Be­werber will man die Vorstellung am nächsten Mittwoch abwarten. Dann wird es sich entscheiden, ob sich die Parteien auf einen einzigen vereinigen können.

Pforzheim zählt jetzt gegen 700 Bijouteriefabriken mit etwa 20000 Ar­beitern nebst vielen anderen Fabriken, darunter sind über 400 Motorbetriebe. Sein Umsatz wird auf 80 Mill. Mark jährlich geschätzt. Aus dem soeben erschienenen Jahresbericht der Allgem. Arbeitsnachweisanstalt ergibt sich, wie aus anderen Quellen, daß die Geschäfte im allgemeinen und die Bijouteriefabri­kation im besonderen hier seit einigen Jahren nicht mehr so gut gingen als 1903. Auch das Steuerkapital hat sich stark vermehrt. ES betrug 1902: 180 705000 Mk., 1903: 186 978000 Mk.. 1904 beträgt es 194801 000 Mk. Die Bautätigkeit war im Jahr 1903 so rege wie seit Jahren nicht; unter anderm wurden über 100 Wohnungsneubauten erstellt. Die jährliche Bevölkerungs­zunahme wird auf 2000 Köpfe geschätzt. Wenn die Eingemeindung des 7000 Einwohner zählenden Dorfes Brötzingen vollendet wird, dürfte Pforzheim bis zur nächsten Volkszählung 60000 Einwohner haben.

Darmstadt, 3. Febr. Die Vergift­ungsaffäre in der Alice-Kochschule hat schon den Tod von elf Personen zur Folge gehabt. Heute vormittag ist auch das 53jährige Frl. Elise Schleuning verstorben. Die Dame war kurze Zeit nach dem Ge­nüsse des verderblichen Bohnensalats erkrankt, ihr Befinden hatte sich aber soweit gebessert, daß man sie gestern für gerettet hielt. In der Nacht trat aber eine plötz­liche Lähmung des ganzen Körpers der Patientin ein, und heute verstarb die Kranke nach furchtbaren Leiden.

Das Opfer einer unsinnigen Wette ist der Droschkenbesitzer Johann Ziemke in Stettin geworden. Er hatte in einer Gesellschaft geprahlt, daß er von allen im Trinken am meisten vertragen könne und sie alle unter den Tisch trinken werde. Schließlich wettete er gegen eine Flasche Sekt, daß er eine dreiviertel Liter Flasche voll Kognak austrinken wolle. Die Wette wurde angenommen und Ziemke trank in einem Zuge die dreiviertel Liter Kog­nak. Er wurde bald darauf sinnlos be­trunken in ein anderes Zimmer gebracht, um seinen , Rausch auszuschlasen. Als er abends immer noch nicht nüchtern war, legten ihn seine Zechgenossen in eine Droschke und fuhren so noch stundenlang in der Stadt umher. Ms sie ihn schließlich aus der Droschke nahmen, brach er leb­los zusammen. Der herbeigeholte Arzt konnte nur noch den Tod seststellen.

Wladiwostok, 6. Febr. Die plötz­liche Abreise der hier lebenden Japaner, welche sich durch keine Ueberredung der Ortsbehörden und durch keine Versprech­ungen, daß man für ihre Sicherheit sor­gen werde, zurückhalten lassen, wird auf

eine geheime Verfügung der Regierung zurückgeführt. Der japanische Handels­agent fördert ihre Auswanderung, welche den Charakter einer eiligen Flucht annimmt. Japanische Geschäftshäuser verkauften im Laufe eines Tages ihre Waren im Werte von Hunderttausenden von Rubeln aus, wobei die Sachen, die sonst einen Rubel kosteten, für zehn oder fünfzehn Kopeken abgegeben wurden. Die Stadt ist ohne Wärterinnen und weibliche Dienstbotsn. Zwei Dampfer mit 1500 Personen sind bereits abgegangen, zwei weitere werden erwartet.

Lokales.

Wildbad, 6. Febr. Am gestrigen Abend beging der hiesige Militärvcrein Königin Charlotte" eine Feier, welche seinem Vorstand Herrn Gustav S chm id, Hotelbesitzer hier galt. Es waren 25 Jahre verflossen, seit Herr Schmid an der Spitze des Vereins stand. Der Sängerchor des Vereins brachte ihm mit drei gut ge­sungenen Liedern ein Ständchen, hierauf begab sich der Verein in das Lokal des Gasth. z.Ochsen". Hier überreichte der Schriftführer Hr. Bankdirektor Bätzner dem Jubilar namens des Vereins einen silbernen Tafelaufsatz. Mit warmen Worten der Anerkennung führte hiebei Herr Bätzner in längerer Rede aus, in welch' hohem Maße sich der Jubilar um den Militärverein verdient gemacht habe. Mit seltener Treue und außerordentlichem Geschick habe Herr Schmid während dieser langen Zeit von 25 Jahren die Geschäfte des Vereins geführt. Er Hobe es ver­standen, stets echt kameradschaftlichen und echt militärischen Geist im Vereine auf- recht zu erhalten und zu pflegen. Mit großer Dankbarkeit seien heute die Mit­glieder insbesondere eingedenk der Mühen und Arbeiten, welchen sich Herr Schmid anläßlich des Festes der Fahnenweihe des Vereins und anläßlich des seiner Zeit hier stattgehabten Kriegerfestes des Württ. Kriegerbundes unterzogen habe. Diese festlichen Tage bilden mit ihrem schönen Verlaufe unbedingt Glanzpunkte in der Geschichte des Vereins. Die Schaffung einer Sterbekasse des Militärvereins mit ihrem schönen Gedanken der Fürsorge für die Hinterbliebenen eines verstorbenen Kameraden sei ebenfalls der Initiative des Herrn Vorstand Schmid zu verdanken, wie er sich auch jedem Kameraden stets als hilfsbereiter Berater und Freund er­wiesen habe. Der Militärverein wünsche und hoffe, daß Herr Schmid auch für die Zukunft in gleicher Freudigkeit, wie seither, seine wertvollen Dienste dem Ver­ein widmen werde, und hoffe, daß der­selbe dem Verein nock für lange Jahre in Gesundheit und Frische vorstehen möge. Mit hoher Begeisterung stimmten hierauf die Anwesenden in das Hoch aus den Jubilar ein. Der anwesende Be« zirksvbmann und Landesausschußmitglied Herr Stadtschultheiß Bätzner brachte hierauf dem Jubilar und dem Verein die Glückwünsche des Württ. Krieger­bundes dar. Er betonte ebenfalls das große Geschick, mit welchem Herr Schmid den Verein seither geleitet habe. Herr Schmid habe alle Schwierigkeiten, welche eine derartige Vorstandsstelle mit sich bringe, durch sachliches und energisches Auftreten überwunden. Die hohe Blüte, in welcher der Verein mit seinen 170 Mitgliedern heute stehe, gebe hievon das beste Zeugnis. Stets treu den Grund­

sätzen, auf welchen der Württ. Krieger­bund aufgebaut sei, habe sich Herr Schmid immer als national gesinnter, echt pat­riotischer. dem Kaiser, König und Vater­land treu ergebener Mann erwiesen. Er fordere die Mitglieder des Vereins auf, dem Beispiele ihres Vorstandes stets nachzueifern, so daß der gute Ruf, den der Wilbbadcr Militärverein vor vielen anderen überall genieße, stets erhalten bleibe. Sein Hoch gelte dem Militär­verein Wildbad, daß er auch zukünftig wachse, blühe und gedeihe! Der Jubilar Herr Schmid ergriff nun das Wort, um in bewegten Worten seinen herzlichen Dank für die ihm heute zuteil gewordenen Ehr­ungen auszusprechen. Er erinnerte die Kameraden daran, wie der Verein, von 38 Mitgliedern begründet, sich aus klein­sten Anfängen unter Ueberwindung vieler Schwierigkeiten zu seiner jetzigen Größe entwickelt habe. Durch Sparsamkeit u. weise Einteilung sei es gelungen, nach und nach trotz den erheblichen Auslagen, welche die Fahnenweihe verursacht habe, ein Ver­einsvermögen von über 3000 Mk. anzu­sammeln. Die Fürsorge für erkrankte Kameraden durch Gewährung von Kran­kengeldern und die Unterstützung der Hinterbliebenen von verstorbenen Käme- raden durch Zahlung eines Wartegelds sei hiebei stets ein Hauptzweck des Ver­eins gewesen. Wenn es ihm gelungen sei, den Verein zu seiner jetzigen Blüte zu bringen, so habe hiezu auch die einmütige Mitwirkung sämtlicher Ka- meraden des Vereins beigetragen. Er bitte, ihn auch zukünftig durch Einig­keit und Ordnung in Führung der Vorstandsstelle zu unterstützen. Sein Hoch gelte dem Militärverein. Weitere Toaste folgten hierauf: von Herrn Stadt­schultheiß Baetzner auf die Protectorin des Vereins Ihre Maj. Königin Char­lotte, sowie auf Se. Maj. den König, Se. Maj. den Kaiser, ferner auf die Frauen der Kameraden und auf den Dirigenten des Sängerchors, Hrn. W. Wörner. Don Herrn W. Großmann zur Post" auf das Präsidium des Württ. Kriegerbundes, von Herrn Bäckermeister Schmid auf den Bezirksobmann Hrn. Stadtschultheiß Baetzner und von Herrn Jul. Krimmel auf den Ausschuß, Kas­sier und Schriftführer des Militärvereins. Präzis und schön gesungene Lieder des Sängerchors des Militärvereins unter der bewährten Leitung ihres Dirigenten Herrn W. Wörner und noch manche Worte des Hrn. Stadtschultheiß Bätzner der es wieder verstand mit echt volks­tümlichen, humorgewürzten Reden den Abend zu beleben, wechselten hierauf mit einander ab. Erst in später Stunde trennten sich die Erschienenen mit dem Bewußtsein, einen schönen, von echt ka­meradschaftlichem und patriotischem Geist durchwehten Abend verlebt zu haben.

UrrterHcrtterrdes.

Aus Nacht )um Licht

von Hugh Conway.

1) (Nachdruck verboten.)

1. K»pitel.

In Dunkel und Gefahr.

Ich habe einen besonderen Gruv^>, diese Geschichte niederzuschreiben, sonst bliebe dieselbe wohl unerzählt.

Einst teilte ich in einem vertraulichen Augenblick einem Freunde einige seltsame