Amtsblatt
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Anzeiger
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Nro. 17.
Montag, den 8. Jebrmarr 1904
40. Jahrgang
Rundschau.
Stuttgart, 5. Febr. Der König ist nach einer Meldung des „Tagblatt" an-heftiger Sehnenscheidenentzündung erkrankt und kann daher die geplante Reise nach London zur Vermählung des Prinzen von Teck mir der Prinzessin von Albany nicht unternehmen. Die Königin reist heute abend allein mit Gefolge nach London ab.
Stuttgart, 4. Febr. Das Süddeutsche Zementsyndikat ist nun fertig. Vorläufig ist ein Aufschlag von 20 Mk. pro Waggon eingetreten, die Preise sind aber noch nicht entgültig festgesetzt, und es wird voraussichtlich im nächsten oder übernächsten Monat ein weiterer Aufschlag folgen. Abschlüsse werden bis jetzt nur von solchen Firmen gemacht, die dem Syndikat nicht beigetreten sind, aber auch mit dem obigen Aufschlag.
Stuttgart, 4. Febr. Ein prcbates Mittel gegen den bekannten Wirt Glaser in Hoboken und dessen massenhafte Beleidigungsklagen gegen viele Blätter hat der Herausgeber des „Oberschw. Anz." in Ravensburg, Hr. 1)r. Kah entdeckt. Er bestritt die Echtheit der Unterschrift Glasers auf dessen Vollmacht für seinen Münchener Rechtsanwalt und verlangte die Beglaubigung der Unterschrift Glasers durch einen deutschen Konsul. Da aber Glaser steckbrieflich verfolgt ist, kann er sich in kein deutsches Konsulat hineinwagen, ohne sofort verhaftet und dann nach Deutschland zurücktransportiert zu werden.
Dobel, 3. Febr. Der aufs schönste verlaufenen Gemeindefeier zu Ehren des 25jährigen Amtsjubiläums von Herrn Pfarrer Mayer ist gestern am 2. Febr. eine zweite nicht weniger gelungene Feier gefolgt, zu der sich die HH. Amtsbrüder des Jubilars von 3 Uhr an im Gasth. zum .Waldhorn" versammelten. Der Vorstand des DiözesanvereinS, Hr. Stadt- Pfarrer Auch von Wildbad begrüßte mit herzlichen Worten den Jubilar mit seiner Familie im Kreise der Kollegen. Er schilderte ihn als einen Mann von freundlichem, jedermann zugänglichem Wesen, als einen Freund, der. sei es in heiterer Geselligkeit, sei es in ernster, wissenschaftlicher Beratung immer gern gesehen und gehört wurde. Darum sei es auch für die Amtsbrüder eine Ehre und eine Freude gewesen, zu ihm in seine Höhe heute heraufzusteigen, nachdem er selber in früheren Jahren gar häufiger Gast im Kreis der Kollegen gewesen sei. Vor zllem aber sei es heute allen ein ernstes Anliegen und ein von Herzen kommender Wunsch, daß seine Gesundheit wieder gestärkt, daß, was menschliche Kunst vermöge, getan werde, sein Augenlicht zu
erhalten und zu kräftigen. Die Rede klang aus in ein 3faches Hoch auf den Jubilar. Als äußeres Zeichen der Liebe und Verehrung überreichte der Redner sodann einen prächtigen Gipsabguß des „segnenden Christus" von Thorwaldsen. Als der der Pfarrfamilie wohl am nächsten Stehende gedachte Pfarrer Schneider- Höfen der sorgsam waltenden Hausfrau, der Lebensgefährtin des Jubilars und der für den Vater treu besorgten Fräulein Töchter. Sein Hoch galt der Gattin und den Töchtern des Dobeler Pfarrherren „des Alten vom Berge", während der nächste Nachbargeistliche, Hr. Stadtpfarrer Stöckle von Herrenalb einen schönen poetischen Festgruß überbrachte. Hierauf erhob sich Hr. Pfarrer Mayer und dankte in bewegten Worten für die Liebe und Freundschaft, die er immer und besonders am heutigen Tage von den werten Kollegen habe erfahren dürfen; er danke auch besonders für die sinnige Gabe; ja Christus möge ihm und seinem Hause Segen spenden. Man wundere sich wohl, daß er es 25 Jahre habe gerade auf den Höhen des Dobels aushalten können. In launiger humoristischer Weise schilderte er sein Leben, sein Tun und Treiben da oben; ernst aber fügte er hinzu, er habe hier auf den welrentlegenen Höhen des Schwarzwalds eine „Heimat" gesucht uud gefun- den. Freilich einsam sei es, und besonders in den letzten Jahren sei es immer einsamer geworden; er habe vermißt je länger, je mehr die Freuden und Annehmlichkeiten der Kollegialität, um so mehr sei er erfreut über das heutige Zusammensein mit den lieben Amtsbrü- dera. Sein Glas weihe er darum dieser Kollegialität, den Kollegen. Noch einmal kam die Poesie zu ihrem Rechte. Hr. Pfarrer Siegel-Schömberg tummelte in bekannt meisterhafter, humoristischer Weise seinen „Pegasus" und setzte dadurch die Lachmuskeln sämtlicher Zuhörer in andauernde Bewegung. So vergingen die Stunden in heiterer und ernster Geselligkeit nur zu rasch. Nach einem Schlußwort von Herrn Stadtpfarrer Auch und nochmaligen Dankes- und zugleich Abschiedsworten des Jubilars trennte man sich mit dem Bewußtsein, einen schönen Nachmittag erlebt zu haben, und mit dem allseitigen Wunsche, noch öfters auf dem Dobel mit Hrn. Pfarrer Mayer zusammen zu kommen. (Enzth.)
Cannstatt. 4. Febr. Der Vertragsentwurf, betreffend die Vereinigung von Cannstatt mit Stuttgart, wie er zuletzt nach dem Beschluß vom 21. Jan. festge- setzt worden ist, wurde heute in nichtöffentlicher Sitzung der bürgerlichen Kol
legien im Gemeinderat mit 12 gegen 3 Stimmen, im Bürgerausschuß mit 11 ge- gegen 4 Stimmen angenommen. Ebenso wurde ein Vertragsentwurf, betreffend das Ausscheiden von Cannstatt, Untertürkheim und Wangen aus dem Cann- statter Oberamtsverband, nach welchem das künftige Stuttgart eine Entschädigung für die Steuerleistungen der drei Gemeinden nicht zu leisten, dagegen entsprechende Vergütungen für den Ueber- gang von Verrnvgensteilen der seitherigen Amtskörperschaft Cannstatt zu bezahlen hat, im Gemeinderat mit 13 gegen 2 Stimmen und im Bürgerausschuß einstimmig angenommen.
— Die K. Staatsanwaltschaft Tübingen erläßt folgendes Ausschreiben: „Gestohlen wurden zwischen dem 19. und 24. Januar l. I. aus der Güterhalle des Bahnhofs Wildbad 1. eine an den Holzhändler Georg Friedrich Haag in Sprollenhaus adressierte 0. U., 10303 gezeichnete, 40 Kilogramm schwere Kiste mit Seife, 2. ein an den Gastwirt Michael Seitz in Christofshof adressiertes, 0. 8. 2. Nr. 18951 gezeichnetes Kittchen mit Lichtern und Pfeffer. Um Nachforschung u. etwaige sachdienliche Mitteilungen wird ersucht.
Ulm, 4. Febr. Gegen die Stellungnahme des württ. Ministeriums des Innern zu einer Eingabe der „Tarifgemeinschaft deutscher Buchdrucker" wendet sich der Herausgeber der „Ulmer Schnellpost", Dr. Rübling, in einer längeren Auseinandersetzung. Er meint, die Zugesteh- ung der beabsichtigten Neuerung würde für die Besitzer von kleinen ZeitungS- druckereien ohne Setzmaschinen einen Schaden von Tausenden bedeuten, glaubt die Maßregel aber nicht gegen die Amtsblätter, sondern gegen die allerdings vielfach zugleich Amtsblätter herausgebenden kleineren Druckereien gerichtet. Wichtiger aber noch scheint Dr. Nübling die angeschnittene Prinzipienfrage, da künftig der Arbeitgeber seinen Arbeitern auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert sei. Es sei nicht Sache des Staatsministeriums, die Buchdruckergehilfen gegen ihre Prinzipale zu unterstützen. Der Beschluß des Staatsministeriums bedeute eine bedauerliche Konzession an die Sozialdemokratie und die letztere könne sich gratulieren zu ihrem Sieg in Württemberg.
Heilbronn, 5. Febr. Gestern abend fand eine Versammlung von Vertretern der politischen Parteien statt, in der zur Stadtschultheißenwahl Stellung genommen wurde. Vertreten waren die Deutsche Partei, die Volkspartei und die Sozialdemokratie. Das Zentrum war auch eingeladen kam aber nicht. Es wurde beschlossen, angesichts der Qualität der