Forschern dar Fehlen freier Salzsäure im Magensaft derselben nachgewiesen hätten, so halte er eine Erkrankung der Salzsäure absondernden Magendrüsen für die Ursache der Gicht. Infolge des Mangels der Salzsäure im Verdauungssaft würden besonders die Eiweißkörper schlecht verarbeitet und dadurch blieben unverbrannte Salze im Blute, welche zu Harnsäureablagerungen führten. Wäre diese Annahme richtig, so würde der Gichtkranke durch Zuführung großer Dosen von Salzsäure die vorher nicht vertragenen Speisen gut verarbeiten und die Beschwerden würden allmählich schwinden müssen; wäre sie falsch, so würden nach den verabreichten Gaben der Mineralsäure alle Leiden der Ueberbürdung mit anorganischer Säure zweifellos entstehen. Redner habe nun über 2 Jahre täglich 40—60 Tropfen Salzsäure in kohlen - saurem Wasser genommen und sich eines immer mehr zunehmenden Wohlseins erfreut. Aehnliche Resultate habe er bei seinen Patienten erzielt. Die verschiedenartigsten Symptome: der überaus schlechte Geschmack, der Durst, der Zustand der Zähne, katarrhalische Erscheinungen der Atmungs- und Verdauungsorgane, ferner nervöse Störungen, Neuralgien, der gichtische Schwindel, Herznenrosen, Eczeme, wurden dabei auffällig gebessert oder zum Schwinden gebracht. Er legt weiter dar, wie die Beobachtungen über das von der Gicht befallene Alter und Geschlecht, über Vererbung, geographische Verbreitung und das Auftreten kurz dauernder Gickt- erkrankung mit seiner Ansicht, daß es sich bei dieser um ein Magenleiden und zwar um ein Leiden der Salzsäure absondernden Drüsen desselben handle, in Einklang zu bringen sei. Er stützt sich auf die Versuche von His, Freudweiler und Pfeiffer, welche durch Einspritzung von Harnsäure unter die Haut lokale Gichtanfälle künstlich hervorriefen. Gab letzterer dabei seinen Versuchspersonen reichlich Salzsäure, so traten keine Schmerzen auf, während diese bei Darreichung von Alkalien zu eminenter Höhe gesteigert werden konnten. Redner geht dann zu einer Kritik der bisherigen Therapie über, bei der wohl nie ein Fall dauernd geheilt, oft vielleicht nicht einmal verkürzt worden sei. Besonders spricht er sich gegen Colchicum aus, das nur den beginnenden Lösungsprozeß hemme und dadurch den Schmerz nehme, sonst aber alles beim alten lasse. Ebenso seien alkalische Wasser schädlich. Der Nutzen der Thermalkuren und kalter Seebäder sei anzuerkennen. Zum Schluß gab er seiner Ueber- zeugung Ausdruck, daß, weil sowohl theoretische Erwägungen wie praktische Erfahrungen dafür sprächen, man bei Gicht in Zukunft nicht unterlassen sollte, große Dosen von Salzsäure dem Magen als Hauptmittel zur Heilung zuzusühren.
(Der Kampf auf dem Meeresgründe). Wir befanden uns, so erzählte ein alter Seemann, nahe der Küste von Florida (der südliche Staat von Nordamerika), um Schwämme zu sammeln. Zu jener Zeit — und das gilt für die ärmeren Klassen der Bevölkerung noch heute — ließen wir uns von unserer kleinen Jacht oder unserem Schooner, mit einem Gewicht beschwert, auf den Meeresgrund hinab. Ich hatte mit Hilfe einer langjährigen Uebung die Fähigkeit erlangt, bis 40 oder 50 Fuß lies hinabzutauchen, um mich sodann, mit
mehr oder weniger Beute beladen, wieder emporziehen zu lassen. An dieser Küste ist der Haifisch und der Octopus (ein großer sepienartiger Polyp) und andere Seeungeheuer nichts seltenes. Der Taucher, der sich anfangs vor diesen Verfolgern entsetzt, wird mit der Zeit tollkühn und völlig furchtlos. Während der ersten Jahre tauchte ich nie, ohne ein scharfes Messer im Gürtel zu führen, mit dem ich einem schnappenden Hai einen Stoß versetzen konnte; aber zuletzt begnügte ich mich damit, das Zeichen an der Leine zu geben, wenn kaum 100 Aards vor mir die Umrisse eines herannahenden Haies sichtbar wurden. Im Beginn der 3. Sommerzeit ankerten wir über einem prächtigen Schwammboden und hofften, reiche Beute zu machen. Wir waren 4 Mann ausgefahren, und der l. von uns, der hinabtauchte, war ein alter Mann namens Peterson. Es war etwa 7 Uhr morgens, und, obgleich wir etwa 2 Stunden wach waren, hatten wir noch keinen Hai bemerkt. Wir sahen Peterson hw.abtauchen. Zwanzig Minuten vergingen — dann dreißig — dann vierzig, und der alte Kapitän lehnte sich über Bord und sagte: „Jungens, der alte Mann ist unten fest und kommt nimmer auf." Wir warteten noch weitere 10 Minuten und wußten nun, daß der Alte verloren war. Wir befanden uns über einer Tiefe von 38 Fuß und das Senkblei zeigte uns den Meeresboden frei von Gras und Tang, nur mit Felsen und Sand bedeckt. Der Verlust des alten Burschen brachte uns natürlich in große Aufregung, und es verrann eine halbe Stunde, ehe wir zu einem Entschluß kamen. Ich war zunächst an der Reihe zu tauchen, und als ich mich fertig machte, reichte mir der Kapitän ein langes, zuvor geschliffenes Haifischmesser. Ich nahm es mehr in der Voraussicht, daß es mir das Heraufbringen des Leichnams ermöglichen werde, als in der persönlichen Gefahr. Sollte Peter-! son in einer Felsspalte festgehalten worden sein, so konnte ich ihn mit dem Messer wohl frei machen. Ich tauchte also und faßte nach einigen Sekunden festen Fuß, dicht neben einem großen Felsen. Ich bemerkte Schwämme rings in großer Zahl, und, als ich die Hand nach dem nächsten ausstreckte, fühlte ich etwas über meine nackten Schultern gleiten — meine ganze Kleidung bestand nämlich aus einer kurzen Hose. Dieses verhängnisvolle Etwas stach, brannte, zog, und in zwei Sekunden hatte sich die Empfindung von meinen Schultern auf meinen Rücken, und nach abermals einer Sekunde auch auf meine Beine ausgedehnt. Als ich fortspringen wollte, begriff ich meine Lage. Bei der ersten Bewegung wurde ich mit heftiger Gewalt an einen Felsen gedrückt und der brennende Schmerz verzehnfachte sich-
ein Octopus hatte mich gepackt! Erhalte drei seiner entsetzlichen Arme um mich geschlungen und quetschte mich an den Felsen. Ich war starr vor Entsetzen und vergaß auf einige Momente, daß ich ein Messer im Gürtel führte. Als ich endlich darnach griff, hatte mich der Octopus in den Schatten des Felsens gezogen — und da sah ich die Leiche unseres alten Petersons. Zwei Arme des Ungeheuers hielten ihn fest und mit den anderen drei hatte er mich ergriffen
und zusammengeschnürt. Mein linker Arm war an meine Seite geklemmt, doch der rechte war frei. Als ich daß Messer zog, bemerkte ich zu meinem Glück den Leib des Polypen. Ich war nun schon so lange unter Wasser, daß mir die Oh- ren zu brausen begannen und ich wußte, daß mir nur noch wenige Augenblicke blieben. Das Glück stand mir bei; ich stieß so lange mit dem Messer nach dem Tier bis Stücke seines Leibes um mich herumschwammen und der Druck der Arme nachließ. Dann stieg ich auf und ward wie ein toter Mann von meinen Gefährten ins Schiff gebracht. Mit mir kamen auch die drei fürchterlichen Arme an die Oberwelt, die vom Körper los- geschnitten waren. Man konnte sie nicht anders von mir entfernen, als indem man die Saugnäpfe mir aus dem Fleische schnitt. Das war mein letztes Taucherstück! Monate lang lag ich im Bette. Ich kann 30 Stellen an meinem Körper zeigen, wo das Fleisch glühend rot ist, und die Erinnerung an jenes Erlebnis jagt mir einen eisigen Schauer über den Leib auch am heißesten Tage.
— (Eine Briefmarkensammlung im Werte von 2 Mill. Mk.) 50 bis 60 Mitglieder der philatelistischen Gesellschaft beabsichtigen am Samstag im Britischen Museum die pon dem früheren Parlamentsmitglied Or. Thomas Keay Tapling der Nation geschenkte Briefmarkensammlung, deren Wert auf weit über 2 Millionen Mk. geschätzt wird. Die Sammlung enthält beispielsweise u. A. 3. Exemplare der so seltenen Mauritiusmarken, von denen neulich eine einzige für den Preis von 29000 Mk. versteigert wurde.
(Kleine Athleten.) Daß die Insekten und andere kleine Tiere über große Kräfte verfügen, möge man aus nachstehenden Beispielen ersehen: Nehmen wir eine Fliege bei den Flügeln, lassen ihr die freie Bewegung ihrer Füße und bringen wir dieselbe in die Nähe eines Streichhölzchens, so wird sie es ergreifen und aufheben. Wollte ein Mensch einen gleichwertigen Kraftaufwand ausführen, so wäre von ihm ein Holzbalken von 8,50 Meter Länge 40 Zentimeter Dicke zu heben. Der Ohrwurm, vor eine entsprechende Rollvorrichtung gespannt, zieht ohne Schwierigkeit acht Streichhölzer, eine Leistung die für ein starkes Zugpferd dem Vorwärtsbewegen von 330 Balken von der Länge und Dicke des Pferdes gleichkäme. Würde ein Mensch im stände sein, über den 300 Meter hohen Pariser Eiffelturm zu springen, so käme dies dem Flohsprung gleich, da der Floh über seine 200fache eigene Höhe hinwegzusetzen vermag. Ein Athlet endlich, der 30 schwere Eisenbahn-Lokomotiven zu heben die Kraft besäße, würde durch diese Glanznummer seines Programms der Auster zu vergleichen sein, die beim Schließen ihrer Schalen einen Kraftaufwand von 15 Kilogramm entwickelt. Wie man sieht, ist es leichter, die Kraft der Tiere zu schätzen, als ihr gleichzukommen.
— Vielen Hausfrauen ist es noch nicht bekannt, daß man die altbewährte Maggi's Würze am vorteilhaftesten in großen Originalflaschen zu Mk. 6.— (ca. 1125 Gramm Inhalt) einkauft und dann selbst in ein kleines, mit Würzesparer versehenes Maggi-Fläschchen abfüllt.
Telephon N 33. Redatzi««. Druck und Verlag von A. Wildbrett in Wildbad.