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in den Ruhestand treten wird, Herzog Albrecht von Württemberg, der Komman deur der 26. Div. in Stuttgart, genannt- (Jn Stuttgart ist von der Sache nichts bekannt; eine Entscheidung dürfte nicht getroffen sein.)

Dresden, 4. Jan. DasDresdener Journal" ist zu der Erklärung ermäch­tigt, daß die Nachrichten, der Kronprinz von Sachsen habe mit seiner geschiedenen Gemahlin zum Weihnachtsfest Glück­wunschschreiben gewechselt, und auch der König habe von der Gräfin ein Glück­wunschschreiben erhalten durch das er sehr angenehm berührt worden sei, er­funden sind. Die durch den Ehescheid­ungsprozeß geschaffene Lage sei durchaus unverändert. Eine Wiederaufnahme di­rekter Beziehungen zwischen dem Kron­prinzen und seiner geschiedenen Gemahl­in sei dadurch völlig ausgeschlossen. Da­gegen habe der König angeordnet, taß der Gräfin vom 1. Januar d. I. ab vierteljährliche amtliche Berichte über das Befinden und die Entwicklung der kronprinzlichen Kinder durch Vermitt­lung ihres Rechtsbeistandes zugestellt werden.

Eine Entscheidung, die für alle Arbeitgeber von der größten Bedeutung ist, fällte kürzlich das Landgericht zu Breslau, indem es einen Arbeitgeber, welcher verabsäumt hatte, Marken für einen von ihm beschäftigten Lehrling zu verwenden, zur Zahlung der Invaliden­rente für die Lebensdauer des Lehrlings verurteilte. Durch die Nichtverwendung der Marken hatte der invalid gewordene Lehrling den Anspruch auf Rente von der Landesverficherungsanstalt verwirkt, und das Landgericht hat den Arbeitgeber, durch dessen Versäumnis der Verlust des Rentenanspruchs herbeigeführt wurde, für regrespflichtig erklärt.

Hamburg, 2. Jan. Eine kleine Goldgräberepidemie ist in dem benach­barten Lockstedt ausgebrochen. Dort exi­stierte bei alten Leuten immer das Gerücht, daß an einem Feldwege ein großes Vermögen in Kriegszeiten ver­graben worden wäre, das man nicht wieder gefunden hätte. Man hielt dies für müßiges Gerede. Als nun dieser Tage der Weg zu einer Straße umge­baut werden sollte, mußte stellenweise Terrain abgetragen werden. Ein Ar­beiter fand dabei demB. T." zufolge eine Büchse mit gelben Münzen, die er für Spielmarken hielt und deshalb seinen Kindern gab. In der Schule wurde ein Lehrer auf die Münzen aufmerksam und konnte feststellen, daß eS Louisdore aus den Jahren 1730 bis 1762 find. Diese Entdeckung veranlaßte weiteres Suchen, und so hat man bis jetzt drei Behälter gefunden, deren Inhalt as Goldmünzen einen Wert von mehreren tausend Mark haben.

Kastei, 2. Jan. Die Kinder der Witwe eines vor 2 Jahren im Armen­haus verstorbenen Taglöhners spielten seit längerer Zeit mit einem Schrapnell­geschoß, ohne daß jemand ahnte, daß es noch geladen war. Der zehn Jahre alte Knabe wollte gestern abend ein Loch in einen Lederriemen schlagen und benutzte als Unterlage das Geschoß. Beim Zu­schlägen mit dem Hammer explodierte das Schrapnell und richtete große Ver­wüstung in der Wohnung an. Der Mut­ter wurde der Unterleib aufgerissen, so das; die Gedärme hervortraten, dem 3

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jährigen Mädchen drang der größte Teil des Geschosses in den Körper ein, dem Knaben selbst wurde der rechte Arm zer­rissen. Die Schwerverletzten wurden nach dem RochuSspital geschafft, woselbst das Mädchen Innerhalb 1 Stunde und die Mutter heute früh verstarb.

In Brüssel ergriffen wurde der 26 Jahre alte Bankbuchhalter Fritz Lin- jener, der vor etwa 14 Tagen einer großen Bank in Berlin mit 30000 Mk. durchbranntc, und auf dessen Festnahme die geschädigte Bank eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt hatte. Während die hiesige Kriminalpolizei die Behörden aller Großstädte ersuchte, auf ihn zu fahnden, setzte der Ungetreue das liederliche Leben, das ihn hier auf die Bahn des Verbre­chens gebracht hatte, im Auslande fort. In Gesellschaft leichtsinniger Mädchen trafen ihn belgische Kriminalbeamte in Brüssel, wo er Sylvester und Neujahr gefeiert hatte. Bei dem Verhafteten fand man noch 3000 Fr. und 1000 Mk.

London, 2. Jan. Die Not der Arbeitslosen ist in London wohl noch in keinem Winter so groß gewesen wie in dem diesjährigen. In der Neujahrsnacht verteilte die Heilsarmee in ihrer Suppen­küche nicht weniger als über 2000 Por­tionen Suppe nebst Brot an Arbeitslose, die sich zu diesem Zweck eingefunden hatten. Eine derartige Verteilung findet unter der nötigen Aufsicht von Heilsar­meebeamten und von Polizisten jede Nacht um 2 Uhr statt. Diese Zeit ist gewählt worden, weil festgestellt wurde, daß gerade in den Morgenstunden zwi­schen 2 und 4 die meisten Selbstmorde mittelloser Unbeschäftigter stattfinden. Für viele der Leute ist diese unentgeltlich dargereichte Gabe das einzige Essen, das sie innerhalb 24 Stunden geniegen. Der Zustand, in dem sich die bedauernswerten Leute befinden, macht auch die Gegenwacr von Aerzten notwendig. In der letzten Woche sind nämlich nicht weniger als 17 Leute vor Erschöpfung ohnmächtig zu­sammengebrochen, ehe ihnen die Speise ausgeteilt werden konnte.

I(nLevHc»l.'tendes.

Süße Iöhren.

Von Albert Graf von Schlippenbach.

(Mit Genehmigung der Verlages vonDies Blatt gehört der Hausfrau!" Berlin SW. 13.)

3) (Nachdruck verboten.)

,Du bist Onkel Heinz! Du bist Onkel Heinz!" brüllte er wie ein Aus­rufer auf dem Jahrmarkt.Mama hat mir dein Bild oft gezeigt!"Onkel Heinz! Onkel Heinz!" johlte nun auch der andere wie eine Siouxrothant und versuchte ebenfalls, mich zu umarmen. Das Publikum jauchzte geradezu vor Wonne über den seltenen Anblick.

Und ich? Im ersten Moment ver­spürte ich Lust, die Rangen kalten Blu­tes zu erwürgen. Mein neuer, hoch­moderner, hellgrauer Frühlingsanzug war dahin. Hände, die seit wenigstens vier­undzwanzig Stunden nicht gewaschen waren, und kotstarrende Stiefel konnte er nicht vertragen. Aber nun blickte ich den jungen Wilden, die mich zärtlich umhalsten, in die frischen, lebhaften Gesichter. Freilich, fürchterlich schmierig waren auch sie, aber aus dem Schmutz leuchteten mir liebe, liebe Augen, Gerdas Augen, entgegen, und ohne mich um die

neugierigen Umstehenden zu kümmern, küßte ich die Bengels auf die Wangen und die roten Lippen.

Sanft ließ ich sie dann zu Boden gleiten.

Sagt einmal, weshalb seid Ihr eigentlich zusammengebunden?" fragte ich meine neuen Freunde.

O Onkel laß nur! der Kra- watkovich!"

Doch ich mußte es ergründen.Also Euer Pensionsvater hat diese merkwürdige Erfindung gemacht?"

Ja, der alte Ekel! Er fürchtete, wir würden während der Eifenbahnfahrt aus dem Fenster klettern, und glaubte es durch die dumme Kette zu verhindern."

Aber wir haben es doch getan!" Triumphierend schaute Janko zu mir auf.!

Was habt Ihr gemacht?" Ein ge­lindes Entsetzen packte mich.

Mittlerweile war der Zugführer an mich herangetreten.Sie werden sich ge­wundert haben, mein Herr, daß die Knaben nicht in erster Klasse saßen wo sie mein österreichischer Kollege, dem sie von einem Herrn übergeben wurden, in Budapest auch placierte. Allein, als er auf der nächsten Station einen Blick in das Coupe warf, waren die jungen Herren verschwunden. In größter Be­sorgnis wollte er eS gerade dem Stations­vorsteher melden, als er die lachenden Gesichter am Fenster der dritten Klaffe entdeckte. Die mutwilligen Knaben waren während der Fahrt aus den Fenstern geklettert und auf den Trittbrettern ent­lang zu den Slowaken gelaufen. Mein Kollege hielt es für ratsamer, sie dort unter Aufsicht zu lassen, um ein Unglück zu verhüten. So übernahm ich sie in Oderberg. Uebrigens, famose Jung­end, mein Herr", fügte er anerkennend hinzu.

Wie konntet Ihr so leichtsinnig und ungezogen sein?" fragte ich meine Schütz­linge streng.

Ach, Onkel schilt nur nicht", meinte Janko und sah mich treuherzig bittend an.Krawatkovich hakte es uns verbo­ten und da"

Tatet Ihr eS gerade?"

-Ja."

Ihr scheint überhaupt gern das Gegenteil von dem getan zu haben, was I)r. Krawatkovich Euch anbefahl?"

O, immer, Onkel Heinz." Das Ge­ständnis kam so offen und ehrlich und gleichzeitig so drollig heraus, daß ich kaum ernsthaft bleiben konnte.

Und dann sahen wir in Budapest unsere Landsleute, aber der Krawatkovich wollte uns nicht mit ihnen fahren lassen, nicht einmal reden durften wir mit ihnen. Allein war es dann furchtbar langweilig im Coupe, und wir wollten auch so gern einmal wieder slowakisch sprechen, wie" Hcenko flüsterte es, während es in seinen Augen feucht schimmertewie früher, mit dem lieben Papa, wenn er mit uns spielte und scherzte."

Ja, und dann hat uns das Heim­weh nach Sjemszova gepackt, und da sind wir zu unfern Landsleuten hinüber­geklettert", bestätigte Janko.

Forsche Bengels", lobte einer der Umstehenden.

Ja, die Jungens haben Schneid", meinte ein anderer.

Es schien mir Zeit, mich derOeffent- lichkeit zu entziehen.Kommt!" ent-