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schied ich daher schnell. „Wir wollen nun zu mir fahren. Gewiß habt Ihr Hunger?"
Die bei meiner anfänglich ernsteu Mfene etwas bedenklichen Gesichter der Knaben hatten sich aufgehellt „Hurra! Jetzt gibt's was zu essen!" jauchzte Hrenko fröhlich auf. —
„Aber, Onkel Heinz, derChocholuszik Juszu') muß mitkommen."
„Wer ist denn das?"
„Hier!" Janko zerrte einen jungen Slowaken heran, der verlegen und freundlich grinsend seinen schmierigen Hut in der Hand drehte.
„Nein, Janko, das ist unmöglich!" Meine Stimme klang sehr bestimmt.
„Aber Juszu hat kein Geld und nichts zu essen. Er muß erst etwas mit seinen Affen und Murmeltieren verdienen.
— Bitte, lieber Onkel Heinz, nimm ihn mit." Flehend ruhten des Knaben Augen
— Gerdas Augen — auf mir.
„Chocholuszik Juszu ist bei uns in
Sjemszova zu Haus. — Er war Mamas Hundejunge, als Papa noch lebte. — Onkel Tonczik warf ihn hinaus. — Wir haben uns so gefreut, ihn wiederzusehen." Hrenko flüsterte es leise und sah mich ebenfalls bittend an. Gerdas Augen in doppelter Auflage! Fast hätte ich nachgegeben. Aber es war nicht möglich. Ich konnte in meiner Wohnung keine Menagerie etablieren.
„Wo sind denn Chocholusziks Tiere?" forschte ich vorsichtig. Um den vertrackten Namen über die Lippen zu bringen, zischte ich mehrere Male wie eine wütende Kreuzotter und setzte dann die Endsilbe „ik" an. So erschien mir wenigstens die Aussprache am besten getroffen.
„Im Packwagen, in Käsigen. O, sie find zu drollig. Wir haben mit Chocholuszik Juszu die ganze Nacht bei ihnen geschlafen. — Der Packmeister hat es erlaubt", fügte er vorsichtig hinzu.
„Wißt Ihr was lenkte ich ein, „ich rverde Eurem Freund Geld geben. Dann kann er für sich und seine Tiere ein Unterkommen suchen und sich satt essen. Später besucht er Euch dann bei mir."
„Ja, Onkel". Janko machte ein sehr verständiges Gesicht, und Hrenko nickte ebenfalls Beifall. „Das ist das beste. O! Du bist gut, Mama hat es immer gesagt. — Ganz anders wie Onkel Tonczik, den mag ich nicht." Scheu und leise kam das Geständnis heraus.
„Und wir wollen auch möglichst artig sein." Hrenko sah mich treuherzig an. Das war doch ein Trost! Ich griff nach meinem Portemonnaie. „Onkel Heinz", flüsterte Janko plötzlich und versuchte an mir hochzuklettern, weshalb ich mich lieber zu ihm hinunter beugte. „Onkel Heinz, bitte gib mir das Geld — ich möchte es dem Juszu schenken — er ist doch von uns zu Haus — von Papas Gut — und ich habe all mein Geld schon verschenkt —"
„Ja mein Kind." Eigentlich waren die Bengels doch reizend. Heimlich steckte ich ihnen einige Silbermünzen in die Hand. Dann folgte ein vertraulicher, herzlicher Abschied von all den Slowaken in ihrer Muttersprache, bei dem Chocho- luszik auf das Genaueste meine Adresse eingeprägt wurde, wenigstens glaubte ich dies aus den sehr lebhaften Gebärden zu ersehen. Endlich waren wir so weit, den Bahnsteig verlassen zu können- Wäre -) Josef.
es mir nur möglich gewesen, die JungenS fleren Farben viel deutlicher hervor; das von der Fessel zu befreien! Sie sahen Markenbild der Falschstücke ist ein wenig wirklich wie junge Verbrecher aus. Doch höher als dasjenige echter Mapken. Bei es ging nicht. An jedem Ende der Kette «der Annahme solcher Marken an Zahlsaß eine kräftige Handschelle, die wohl, ungsstatt ist also Vorsicht geboten.
verschlossen um je ein Handgelenk von Janko und Hrenko lag. lind der Schlüssel dazu ruhte in dem Koffer der Kna«
Die Reklarpe treibt, irymer seltsamere Blüten. Eine Berliner, Fjpma läßt jetzt auf der Straße Reklamezettel
den. Zunächst galt es also, diesen zu verteilen, auf denen sie ankündigt: „Heute erlangen. Gottlob, der Gepäckschein war!4 Uhr ab: Gratis warmes Abendbrot! noch vorhanden. Ich führt? nun die! l Paar ff. warme Würste mit Bxötchen Knaben nach d?r unteren Halle, beschwor ! beim Einkauf von 1.5l) Äk. an!" Äußerste dort auf mich zu warten und kittendem werden noch 8 Pfennig Äabatt auf zur Gepäckausgabe, um unsere Abfahrt i l Mark bewilligt. — Daß das Geschäft tunlichst zu beschleunigen. Als ich mit sich dafür jedenfalls auf andere Weise dem schwcrbeladenen Kofferträger zurück«, bezahlt macht, mag mancher Kund nicht
kam, waren Janko und Hrenko verschwurt den. Soviel ich auch umherschaute ich konnte sie nirgends entdecken. Mein Gott! Wo waren die Unglückskinder
bedenken.
(Ausgleich.) „Nemen Sie's nicht übel, lieber Herr, aber eine solche Esserei ist mir doch noch nicht vorgekommen!
nur hingeraten?! Hatten sie vielleicht i Sie fangen mit dem Dessert an und vorgezogen, sich ihrem Freunde Chocho-jhören mit der Suppe auf" — „Ja, wis- luszik Juszu und seinen Affen anzu- sens S', ich bi» Zirkuskünstler und muß
schließen? — Ein lautes Gejohle, das von draußen her an mein Ohr schlug, erfüllte mich mit bangen Ahnungen. Ich stürzte hinaus — war es möglich!? Im Kreise eines laut lachenden und bravorufenden Publikums von Dienstleu-
nachher die ganze Zeit auf dem Kopfe stehen!" (Fl. Bl.)
Gemeinnütziges.
... ^ ... — Um Schuhwerk wasserdicht zu-
ten, Droschkenkutschern, Marktweibern machen, erwärme man nach der Zeit-
u, s. w. produzierten sich die Rangen als j schuft »Für s^ Haus" Bienenwachs und Handäquilibristen. Die Beine kerzengerade gen Himmel gereckt, tanzten die aneinandergefesselten Bengels auf den Händen herum, mitten durch die Wasserlachen, die der letzte Regenschauer zurück- gelassen hatte. Ich war einfach starr und fühlte teuflische Mordlust in mir erwachen. Das Nahen eines Schutzman-
Hammelfett, bis beide flüssig geworden und; alsdann reibe man die Sache leicht über die Ränder der Sohle, wo die Stiche sind.
Allgemeine Rentenanstalt zu Stuttgart, Lebens- und Rentenver- fficherungsverein auf Gegenseitigkei. Nach- nes schien jedoch ein schleuniges' Ein- dem die auf Grund des Reichsgesetzes
schreiten erwünscht zu machen. Mühsam drängte ich mich durch die johlende Menge. (Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— Das Jahr 1904 ist ein Schaltjahr von 366 Tagen oder 52 Wochen und 2 Tagen. Am 14. September 1904 beginnt für die Griechen das 7412. Jahr, für die Israeliten am 10. September das 5665. Jahr. Das Jahr*1904 bringt zwei Sonnenfinsternisse und zwar am Morgen des 18. März eine ringförmige, die um 3 36 Uhr morgens beginnt und um 9.45 Uhr vormittags endet und eine totale 9. September. Diese beginnt um 7 08 Uhr abends. Beide Finsternisse sind in Europa nicht sichtbar. In diesem Jahre wird der Mond nicht verfinstert. Der Karneval dauert vom 6. Januar bis zum 16. Februar. Ostersonntag ist am 3. April; Pfingsten am 22. Mai. Wir haben also ziemlich frühzeitige Oster- Feiertage. Der Witterungs-Charakter des Jahres wird ein ziemlich trockener sein und da Ostern sehr zeitlich fällt, so dürften an diesen Tagen noch Frost und Reif die Herrschaft führen. Im allgemeinen prophezeit man dem neuen Jahre gutes, warmes, trockenes Wetter und einen frühen Winter.
(Falsche Briefmarken.) Gegenwärtig sind gefälschte Zweimark-Marken im Umlauf. Als wesentlichste Merkmale der Fälschung sind bis jetzt festgestellt: Die Farben auf den Falschstücken sind dunkler gehalten; die Inschrift auf dem flatternden Band ist in gotischen Buchstaben hergestellt, ebenso wie die Inschrift „Deutsches Reich"; das Gebirge im Hintergründe tritt infolge der dunk-
vsm 12. Mai 1901 über diejs privaten Versicherungsunternehmungen umgearbeitete Satzung der Anstalt mit dem 1. Julk 1903 in Kraft getreten, bekamen die von der letzten Generalversammlung genehmigten neuen Versicherungsbedingungen und damit besonders in Bezug auf Unanfechtbarkeit und Unverfallbarkeit der Policen äußerst liberale und für die Mitglieder vorteilhafte Einrichtungen und Bestimmungen vom 1. Januar 1904 ab Geltung. Gleichzeitig gelangten neue, für männliche und weibliche Personen gesonderte Rententarife auf Grund der von der Anstalt hergestellten eigenen MortalitätS- tafeln zur Einführung. Die neuen Drucksachen, Satzung, Versicherungsbedingungen und Prospekte können von der Anstqlt und deren Vertretern bezogen werden. Der Versierungsstand des seit dem 1833 bestehenden Instituts beläuft sich derzeit auf über 45 000 Policen.
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der Stadt Wildbad vom 2. bis 8. Jan. 1901 Geburten:
3. Jan. Gutbub, Wilhelm Friedrich, Holzhauer hier, 1 Tochter.
Aufgebote:
3. Jan. Hauth, Karl Leopold, Hauptlehrer in Friedrichstal und Etzel, Karoline We. geb. Bischofs von Dietlingen.
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