Amtsblatt

für die Stadt Wil'öbaö.

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Anzeiger

für WiLöbaö und Umgebung.

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Irertag, den 8. Januar 1904.

j 40. Jahrgang

Rundschau.

Wie in anderen großen Städten hat sich nunmehr auch in Stuttgart eine Privatgesellschaft für nächtlichen Wach- und Schließdienst gebildet, welche gegen eine monatliche Entschädigung von ^ 2.6510 Mk. Häuser, Ladengeschäfte,' Magazine usw. durch eigene Wächter überwachen läßt. Außerdem hat die Ge­sellschaft das Eigentum ihrer Abonnenten gegen Einbruchsdiebstahl in der Höhe von 5000 Mark versichert. Der Wach­dienst dauert im Sommer von 10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens und im Win­ter von 9 Uhr abends bis Uhr morgens.

Zu der jüngst in Stuttgart auf dem Postamt 10 versuchten Fälschung von zwei Postanweisungen wird jetzt noch aus Hamburg berichtet: Der 30jährige Ludwig Oesterreich aus Pest wurde hier (in Hamburg) wegen Betrugs und Ur­kundenfälschung in dem Augenblick ver-j haftet, als er postlagernde Briefe abholen wollte. Oesterreich halte in Stuttgart 2 Postanweisungen über 800 Mk. und 780 Mk. unter der Adresse Mey und Edlich, Leipzig-Plagwitz in den Postbetrieb eingeschmuggelt und gleichzeitig an die genannte Firma einen Brief geschrieben, worin er die Absendung von 1580 Mk. avisierte und um Uebersendung eines Ringes im Wert von 75 Mk. bat. Fer­ner ersuchte er die Firma, den betr. Geldbetrag nach Abzug des Preises für den Ring brieflich an Frhrn. v. Oester reich, Nürnberg, Grand Hotel, zu Händen des Portiers abzusenden. Die Firma tat dies. In Nürnberg sandte Oesterreich einen Soldaten, der ihn für einen Leut­nant iu Zivil hielt, nach dem Grand Hotel, um Briefschaften für Frhrn. von Oesterreich abzuholen. Da der Portier die Auslieferung deS Briefes verweigerte, ging Oesterreich selbst hin und erhielt tatsächlich den 1505 Mk. enthaltenden Wertbrief. Nachträglich hatte die Firma Mey und Edlich den sonderbaren Vorfall der Polizei gemeldet, welche den wahre» Sachverhalt bald feststellte. Die Nach, forschungen führten auf Oesterreichs Spur, der inzwischen nach Hamburg ge­reist war.

Bietigheim, 2. Jan. Eine hiesige Frau, welche beim Wasserholen ihre Gölte fallen ließ, bestreute die sich bil- dende Eisplrtie nicht. Als nun nachts der Kaufmann A. Maier nach Hanse ging, glitt er dort aus und brach den Fuß. Er mußte in der empfindlichen Kälte liegen bleiben, bis ihn Passanten in seine Wohnung brachten.

Backnang. Am Milzbrand verstarb nach nur 18stündiger Krankheit der

Werkführer der Lederfabrik von I. Fei- > eine Reihe von Gegenstände, die auf dem genheim. Der erst 35 Jahre alte Mann > hies.^Bahnhof,^ zum Teil au« plombiev

war mit der Ausnahme von frisch einge- trofse.ien Häuten beschäftigt und scheint sich durch ein kleines Geschwür die Ver­giftung zugezogen zu haben. Die Familie des allbeliebten Mannes wird sehr be­dauert.

Göppingen, 5. Jan. Die Krisis in der hiesigen mech. Buntweberei am Stadt-

ten Wagen, über die Feiertage und schon früher gestohlen worden waren. In letzter Zeit kamen mehrfach Diebstähle auf dem hies. Bahnhof vor, ohne daß es gelungen wäre, irgend welche Anhalts­punkte für die Täter zu gewinnen. Es scheint nun, daß die Verhafteten und j ihre Helfer diese Taten ausübten. Hoffent­

bach A.G., die seit 2 Jahren mit be-!lich gelingt es, alle dieseBrüder der trächtlichem Verlust (über 450 000 Mk.)j Nacht' (unter diesem Namen sollen sie arbeitet, hat den Zusammenbruch des sich durch die Tagesblätter zu ihrem

hiesigen alteingesessenen Bankgeschäfts .

Leop. I. Gutmann zur Folge gehabt.

Der Inhaber dieser Firma ist ein Bru­der des Direktors der genannten Aktien­gesellschaft, des in früheren Jahren und noch in der letzten Zeit in öffentlichen Fragen vielgenannten Fabrikanten Bern­hard Gutmann, der seit einigen Tagen als verreist gilt. Die Ueberschuldung soll ganz bedeutend sein. Die unmittel­bare Veranlassung zur Zahlungseinstellung waren Wechselverbindlichkeiten, die nicht gedeckt werden konnten. Der Zusammen­bruch des Bankhauses Leop. I. Gutmann, dem weitere Falliments wohl noch folgen dürften, erregt hier ungeheures Aufsehen, zumal das HauS noch bis vor kurzer Zeit als gut angesehen wurde. Der Inhaber der Firma, Leop. I. Gutmann, ist ver­haftet.

Heilbronn, 4. Jan. Oberbürger­meister Hegelmaier ist heute von hier ab­gereist. Er wird zunächst in Konstanz eine längere Kur nehmen. Die Kreis­regierung genehmigte den Beschluß der bürgerlichen Kollegien auf Pensionierung Hegelmaiers zum 1. Januar bei voller Gehaltszahlung bis 1. Juli.

Ulm, 2. Jan. Das K. Amtsgericht Ulm hat gegen den in Freudenstadt ge­borenen, bisher in Ulm als Vertreter der Münckener Thomasbrauerei wohn­haft gewesenen Kaufmann Ernst Kercher wegen Beamtenbeleidigung di» Unter­suchungshaft verhängt. Da Kercher flüch­tig ist, wurde hinter ihm ein Steckbrief erlassen.

Schwenningen, 5. Jan. Eine Wilderer- und Diebsbande, die schon längere Zeit ihr Unwesen hier trieb, wurde in den letzten Tagen hier aufge­griffen. Ein hies. Jagdpächter hatte wiederholt die Beobachtung gemacht, daß im nahen Walde gewildert wurde. Er suchte am Neujahrstage mit Unterstützung von Forst- und Polizeipersonal denselben .. ....

ab und traf dabei zwei Wilderer in Aus-^Pagenhardt den Konkurs.

Treiben bestellt haben) zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen.

Frankfurt, a. M- 4. Jan. Prin­zessin Alexandra von Isenburg und Büdingen, eine Enkelin des letzten Kur­fürsten von Hessen, ist am verflossenen Samstag in Konkurs gekommen, der von ihrem 2. Manne, von dem sie geschieden . ist, beantragt worden ist. Prinzessin Alexandra hatte, nachdem ihre Ehe mit einem Vetter gelöst worden war, Hrn. o. Pagenhardt die Hand gereicht. Auch diese Ehe wurde, so schreibt die Voss. Z., geschieden und die Prinzessin sicherte bei der Scheidung ihrem Mann eine jährliche Rente von 5000 Mk. zu und verpflichtete sich, die Kinder zu erziehen. Jahrelang wurde die Rente, die im Falle der Wiederverheirotung des Hrn. v. Pagen­hardt in Wegfall kommen soll, pünktlich bezahlt. Als später der geschiedene Gatte um seine Rente besorgt wurde, ließ er zu seinen und der Kinder Gunsten auf das seiner geschiedenen Frau gehörige Anwesen Falkenberg bei Kassel eine Zwangshypothek von 300 000 Mk. ein- tragen und beantragte die Entmündigung der Prinzessin. Da diese durch die An­träge des Hrn. v Pagenhardt in ihrer geschäftlichen Bewegungsfreiheit sehr be­hindert war, verständigte sie sich mit ihrem 2. Mann und sicherte ihm die Rente von 5000 Mk. lebenslänglich zu. Nicht lange nach dieser Zusicherung hei- ratete Hr. v. Pagenhardt die Tochter eines Millionärs in Baden-Baden. Im Hinblick aui diese Tatsache einerseits und in Berücksichtigung ihrer mittlerweile ungünstig gewordenen Finanzlage ande­rerseits, stellte die Prinzessin die Zahlung der Renten ein und wurde dadurch ihrem geschiedenen Gatten eine größere Summe schuldig. Als nach dem Tod des alten Fürsten von Isenburg und Büdingen zu Wächtersbach sich die Finanzen der Prin­zessin nicht besserten, beantragte Hr. v.

Übung der Jagd. Beide wurden ergriffen und verhaftet. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen stieß man nun nicht bloß auf Jagdgeräte, sondern auch auf

Kassel, 5. Jan. In militärischen Kreisen wird als Nachfolger des komman­dierenden Generals des XI. A. K. (Kassel,) Gen.Oberst v. Wittich, der am l. April