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wohl bekannt sind, werden sich stets von denselben Gesinnungen leiten lasten, um die Freundschaft zwischen dem heiligen Stuhle und dem deutschen Volke zu er­halten. Kardinal Oreglia."

Rom, 21. Juli. Heute nahm Lap- poni, unterstützt von 4 Aerzten des Va­tikans, die Einbalsamierung der Leiche des Papstes vor, welche mehrere Stunden erforderte. Nach der Vorschrift wurden die Präkordien und die inneren Teile der Brust und des Leibes herausgenom­men und in ein Christallgefäß ver­siegelt. Nach der Einbalsamierung wurde ein Protokoll ausgenommen, das die Diagnose ans Lungenentzündung mit nach­folgender Brustfellentzündung bestätigt.

R o m, 22. Juli. Die Leiche des Pap­stes ist nunmehr im Thronsaal unter einem Baldachin aufgebahrt. Sie ist bekleidet mit der weißen Soutane, rotem Schultermäntelchen, roten Schuhen und rotem Käppchen. In dem Saal befindet sich ein Altar. Leibgarden halten die Ehrenwache. Das diplomatische Korps, sowie der Adel nnd die Würdenträger des päpstlichen Hofes werden heute Zu­tritt zur Bahre erhalten Wie die Voce della Verita" meldet, wurde die Urne mit den Präkordien des Papstes gestern nacht nach der Kirche St. Vincent und St. Anastasius gebracht, wo sie von dem Pfarrer und einigen Geistlichen empfangen wurden, um heute in der Mauernische zur Rechten des Hochaltars beigesetzt zu werden.

Rom, 23. Juli. Das Testament Leos XIII. ist völlig mit eigener Hand geschrieben und drückt den bestimmten Willen aus, daß alles, was in seinem Besitze vorgesunden wird, auch die ihm persönlich gemachten Geschenke, der Kirche zufallen sollen. Seine Familie dürfe nichts beanspruchen, da er sie bei Leb­zeiten reichlich bedacht habe.

Einen wahren Straußmagen scheint ein Mann zu besitzeu, dessen außerordent­liche Geschichte in der gestrigen Sitzung der ^cuäsmis äs määooius in Paris, On. Monniot erzählte. Am 19. Mai trat ins Saint Josefhospital ein junger Bauer ein, der über so heftige Magen­schmerzen klagte, daß am 25. Juni eine Operation vorgenommen werden mußte. Der chirurgische Eingriff, den Dr. Monniot selber ausführte, förderte nun aus dem Magen des Landmanns folgendes zu Tage acht Kaffeelöffel, eine Gabel mit 3 Zinken, den Griff dieser Gabel, einen andern Gabelgriff, einen spitzen Nagel von 14 em Länge, einen andern 7 om langen Nagel, eine Nadel, 6 em lang, einen Messer­griff und eine Messerklinge, einen Schlüssel, andere eiserne Gegenstände, im ganzen 25 Stücke im Gewicht von 230 Zr. Or. Monmot legte seinen Kollegen die ganze Kollektion vor und berichtete, daß der Mann sich jetzt einer vortrefflichen Ge­sundheit erfreue, Als Motiv seines un­vernünftigen Tuns habe derselbe die Absicht angegeben, sich zu töten, weil er von seiner Stiefmutter zu schlecht behandelt worden sei. Or. Monniot erklärte schließ­lich, daß die medizinische Literatur seines Wissens bisher einen ähnlichen Fall nicht aufweise.

Wie aus New-Iork berichtet wird hat der 20jährige Charles Filer, der wegen Einbruchs im Gefängnis gesessen

Rechte auf eine Erfindung für seine Ketten- stich-Näh-Maschine für 300 000 Mark verkauft. Charles Filer sagt, daß ihm bei seiner Arbeit in der großen Schneider­werkstätte des Gefängnisses die Idee zu seiner Erfindung gekommen sei. Die Ma­schine ist in 44 Ländern patentirt.

LoAcrles.

Wildbad, 24. Juli. Da das B e- nefice-Concert der Kurkapelle we­gen ungünstiger Witterung auch am letzten Samstag nicht abgehalten werden konnte, so findet dasselbe bei günstigem Wetter morgen Nachmittag 3Hs Uhr in den Kgl. Anlagen statt, woraus wir besonders aufmerksam machen.

Wildbad, 22. Juli. Von der Ge­neraldirektion der Staatseisenbahnen sind bei dem Ministerium der auswärtigen An­gelegenheiten, Verkehrsabteilung, u. a. folgende Fahrplanänderungen für den Winterdienst 1903/04 beantragt worden:

Wildba dP f o r z h e i in.

Die Züge:

1179*) Pforzheim .

ab

5.55

Vm.

Wildbad .

an

6.48

660 Wildbad .

ab

8.58

Pforzheim .

an

9.47

661 Pforzheim .

ab 10.12

Wildbad .

an 11.06

666 Wildbad

ab

3.30

Nm.

Pforzheim .

an

4.10

667 Piorzheim .

ab

4.35

Wildbad .

an

5.13

1172*) Wildbad .

ab

6.50

Pforzheim .

an

7.48

1181 *) Pforzheim .

ab

8.10

Wildbad

an

9.04

1174*) Wildbad .

ab

9.14

. an 10.05

ausfallen.

669

ab 6.18 Nm. an 7.25

Winter nicht mehr noch Werktags aus-

Pforzheim sollen als entbehrlich

Der Personcnzug

Pforzheim . .

Wildbad . .

soll wie im vorigen täglich, sondern nur geführt werden.

Wie im vorigen Winter soll der Per­sonenzug 1160

Wildbad . . ab 4.30 Vm.

Pforzheim . . an 5.30

nur bis 15. Oktober und ab 15. Mörz in diesem Kurs, vom 16. Okt. bis 14. März aber später laufen:

Wildbad . . ab 6.28 Vm.

Pforzheim . . an 7.22

Der an Sonn- und Feiertagen lau­fende Personenzug 1173

Pforzheim . ab 1.54 Nm. Wildbad . an 2.45

soll nur im Oktober und April ausge­führt werden.

*) Sonn- und Feiertags.

Unterhaltendes.

Ein Patrouillenritt.

Novelle von O. Elster.

2) (Nachdruck verboten.)

Bruno kümmerte sich nicht um die Einwohner. In wenigen Minuten war der Tunnel erreicht, die Hälfte der Hu­saren unter Führung Brunos sprangen von den Pferden und begannen die Schienen aufzureißen, während die übri­gen Reiter den Ort und die Straße be­obachteten. In fieberhaftem Eifer arbei

wegen Einbruchs im Gefängnis gesessen obachteten. In fieberhaftem Eifer arbei- hat und jetzt mit einem Schein entlassener tetendieHusaren. Jetzt ist einSchienenstrang Sträfling in Newyerscy ist, die englischen.'zerstört, die Schwellen und Schienen her­

ausgerissen und in den Kanal geworfen die Telegraphenstangen durchsägt, mehrere große Felsblöcke v»r den Eingang des Tunnels gewälzt da drangen plötzlich Hufschläge galoppierender Pferde an das Ohr des Aufyorchenden jungen Offiziers! Was war das? Sollte der Feind sich nahen? Unmöglich! Der nächste feindliche Posten war in Pfalzburg, eine Stunde entfernt.

In diesem Augenblick kam der Serge­ant herangeprescht.

Herr Leutnant, die Franzosen!"

Wo?"

Eine Schwadron afrikanischer Jäger sie kommen auf der großen Straße von Pfalzburg her ..."

An die Pferde," kommandierte Bruno. Laßt die Arbeit liegen!"

Im Nu saßen die Husaren im Sattel.

Wir müsser den Weg zurück, den wir gekommen sind," sprach Brnno hastig. Er führt nach Zabern, von dort aus können wir unsere Vorposten erreichen."

Aber es war zu spät. Die französischen Jäger bogen schon in das Dorf ein und stürmten unter lautem Geschrei auf die Husaren los. Ihre weißen Mäntel flat­terten im Abendwinde, die kleinen Berber­pferde griffen tüchtig aus; die Reiter schwangen ihre Säbel, ihre Augen blitzten in wildem Kampfesmut. Fünffach so stark wie das Häuflein Husaren waren sie."

Wir müssen uns durchschlagen!" rief Bruno seinen Husaren zu.Vorwärts marsch marsch!"

Mit Hurra stürzten die Husaren dem Feinde entgegen. Ein wildes Handgemenge entspann sich. Hier und da stürzte ein Pferd, um gleich wieder emporzuspringen und im rasenden Galopp davonzustürmen. Schüsse knallten! Verrat! Die Husaren wurden im Rücken von den herbeieilenden Einwohnern angegriffen. Sie waren ver- loren! Mehrere Husaren lagen schwer verwundet oder tot am Boden. Andere ergaben sich der Uebermacht als Ge­fangene. Nur wenigen gelang es, sich durchzuschlagen. Sie wurden von den Jägern verfolgt, niedergeschossen oder zu Gefangenen gemacht.

Bruno war es ebenfalls gelungen, sich durchzuschlagen. Sein treffliches Pferd brachte ihn dann bald aus dem Bereich der französischeu Gewehre. In wilder Flucht sprengte er einen Weg entlang der tief in den Wald zu führen schien.

Nach einer Weile hielt er an, um sich zu orientieren. Das Blut rieselte ihm über die Wangen; die Stirn hatte ein feindlicher Säbel getroffen. Er wischte sich das Blut ab und band sem Taschentuch um die Stirn. Dann sah er sich um.

Wo war er? Er hatte geglaubt, den Weg am Kanal entlang zu verfolgen, aber er mußte einen anderen Weg einge­schlagen haben, denn so sehr er sich auch anstrengte, »r konnte den Kanal oder die Eisenbahn nicht erblicke^. Zu beiden Seiten des Weges, der auf der Sohle eines tief- eingeschnitteuen Tales entlang lief, er­hoben sich hohe, finstere Berge, mit dich­tem Wald bedeckt. Tiefe Dämmerung um­hüllte ihn; in wenigen Minuten mußte sich die Dämmerung in dunkle Nacht ver­wandelt haben. Was sollte er beginnen? Zurückreiten, um den rechten Weg zu fin­den? Er wäre dann sicherlich in die Hän­de des Feindes gefallen. Er mußte sehen, ein Dorf zu erreichen, um sich hier mit Hilfe seiner Karte zu orientieren. Der