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Urs. 3S.

Ar-ertaa, 24. Juli 1903

39. Jahrgang.

Rundschau.

F r e u d c n st a d t, 21. Juli. Die Milglieder der bürgerlichen Kollegien haben auf einen imBeobachter" Nr. 160 gegen Stadtschultheiß Hartranft und seine Amtsführung gerichteten Schmäh- arlike! eine öffentliche Erklärung unter­zeichnet, nach der sie das Borgeyen des bekannten, dem Bürgerausschuß nahe stehenden Einsenders aufs entschiedenste Verurteilen und dem Stadtschultheißen ihr volles und uneingeschränktes Ver­trauen zum Ausdruck bringen. Der letztere, hievon in Kenntnis gesetzt, dankte, wie der Grenzer meldet, herzlichst für diese ihm in vielbewegter Geschäftszeit gegenüber fortgesetzter systematischer An­feindung von gewisser Seile einen festen Rückhalt bietende Bertrauenskundgebnng und erklärte, unentwegt, so lang ihm Kraft und Gesundheit gegeben, zur Bürger­schaft und ihrem Wohl und Wehe halten zu wollen.

bin gen , 22. Juli. Der Gatten­mörder Eugen Sautter, Sonnenwirt von Eningen OA. Reutlingen, wurde laut Schw. M." auf Grund der Beobachtung seines Geisteszustandes für geisteskrank erklärt. Die Untersuchung gegen ihn wegen Mords wurde eingestellt und Sanier einer Anstalt überwiesen.

Shramberg, 21. Juli. Das Gasthaus zumAdler", das eine Länge von 23 Meter hat, wird nächsten Sams­tag nach dem Rückgauerschen Verfahren 3,80 Meter gehoben werden.

F r e i b u r g , 22. Juli. Der bekannte Volksschriftsteller Stadtpfarrer Dr. Hans- jakob aus Freiburg hat, wie derElf." mitteilt, dieser Tage das Elsaß bereist und zwar in der Weise, in der seine in einem Buch beschriebenenLetztenFahrten" durch Württemberg und Bayern bis in das ferne Böhmerland erfolgten, im eigenen Fuhrwerk, mit eigenen Pferden, eine Methode, die für einen Reisenden, welcher sich dem biblischen Alter nähert, viel voraus hat vor der Hast der Eisenbahnen, namentlich wenn der Reisende viel von Land und Leuten sehen will. Dr. Hans- jakob verließ anfangs Juni Freiburg und fuhr auf der rechten Rheinseite landab- wärts, immer die abgelegenen Ortschaften aufsuchend. Er ging durch ganz Baden bis nach Hessen, darauf auf der linken Rheinseite durch die Pfalz in das Elsaß herein. Hier führte ihn der Weg über Weißenburg nach Wörth; von da über Obermodern nach Zabern. Es folgte dann die Fahrt nach Odilienburg, von da über Weiler nach Markirch. Land­schaft und Bevölkerung haben ihm einen gleich guten Eindruck gemacht. Die ganze Reise soll den Lorentwurf bilden zu einem

Buch, das ähnlich wie dieletzten Fahrten" vom deutschen Südosten bis nach Böhmen berichten und die Eindrücke Hansjakobs über das Leben am Obcrrhein zusammen­faßt.

Wieblingen, (A. Heidelberg), 22. Juli. Die hiesigen Metzgermeister ließen gestern It.Hdlb. Ztg." durch Ortsschelle bekannt machen, daß sie von jetzt ab das Pfund Schweinefleisch für 48 Pfg. verkaufen. Vor einem Viertel­jahr kostete dasselbe noch 80 Pfg., vor ungefähr 810 Wochen ist es auf 65 Pfg. herabgesetzt worden. Dieser Preis­abschlag ist von der Bevölkerung mit großer Freude begrüßt worden.

Nürnberg, 19. Juli. (10. deut­sches Turnfest.) An dem Festzug nahmen über 30 000 Personen teil. Er setzte sich gegen 12 Uhr mittags in Bewegung, der Vorbeimarsch dauerte vier Stunden. Belgien, Holland, Rußland, Schweden, Italien, Spanien, Nordamerika und Brasilien waren gut, von der deutschen Turnerschaft Bayern, Oesterreich, die Schwaben, Berlin, Breslau, Stettin, Köln, Frankfurt a. M. besonders stark vertreten. Von den kostümierten Gruppen sind er­wähnenswert: Turnen der Griechen, Nürnberger-Blütezeit, Jahns Zeit, Wohl- fahrtsdienst der Turner, Nürnbergische mittelalterliche Volksbelustigungen, dann 26 in Wichs erschienene akademische Turn­vereine. 40 uniformierte Musikkorps und tausende Banner und Abzeichen waren im Zuge. Die Färbung der stark diffe­rierenden Turnertrachten gab dem Fest­zug ein farbenprächtiges Bild, wozu der Schmuck der altertümlichen Stadt und die Hunderttausende auf den Straßen, in den Fenstern, auf den Dächern, Tribünen rc. befindlichen Zuschauer einen fesselnden Rahmen boten. Zeitweise fiel Regen; eine dreiviertelstündige Stockung des Zugs beeinträchtigte die Stimmung ein wenig. Das Ende des von unauf­hörlichem Jubel der Vottsmenge beglei­teten Zuges langte um sechs Uhr auf dem Festplatze an. Trotz der ermüdenden Verspätung des Festzuges nahmen an, den allgemeinen Stabübungen um 7 Uhr abends 8000 Turner teil. Die Uebungen wurden exakt ausgeführt und boten ein großartiges Bild. Später führten 1200 Sachsen Stabübungen vor. Der Dauerlauf aus dem Turnen der Bayern wurde verschoben.

Nürnberg, 23. Juli. Bei dem Wettturnen auf dem deutschen Turnfest Hierselbst siegten im Dreikampf: Welz- Kiel, Zossel-München, Hauschild-Pforzheim, Körding-Hannover. Im Sechserkampf er­hielt Zossel-München den ersten Preis.

Ferner erhielten Preise: Lehnert-Mnnchen Hacker-Hannover, Keil-München, Wolf- München, Busch-Elberfeld, Hacker-Nürn­berg, Grünberg-Würzburg und Weber- Berlin.

Würz bürg, 13. Juli. Der Kassier der hiesigen Filiale der bayrischen Bank, Feines, ist nach Unterschlagung von 30000 Mark flüchtig gegangen. Da die Ver­wandten sich zur Schadendeckung verpflich­teten, wird die Bank voraussichtlich keinen Schaden leiden.

Osnabrück, 18. Juli. Der Han­delsminister Möller hielt hier mehrere Reden, worin er die Organisation des Handwerks, von der nicht sofort alles erwartet werden könnte, besprach. Die an die Industrie verlorenen Gebiete könnten nicht wieder erobert werden. Deutschland gehöre zu den bestgehaßten Nationen, weil es aus seinem Kraftgesühl heraus so viel geleistet habe. Um die Hohenzollern, deren Tätigkeit nur von denen verkannt werde, die an allem mäkeln, beneide uns das Ausland.

Tetschen a. d. Elbe, 23. Juli. Der berüchtigte Mädchenhändler Gustav Bresse aus Kiel wurde von der hiesigen Polizei in dem Augenblick verhaftet, als er mit einer Anzahl junger Mädchen, die er in Böhmen angeworben hatte, nach Hamburg abreisen wollte. Die Mädchen wurden in ihre Heimat zurückbefördcrt.

Die Unglücksnachrichten aus Schle­sien häufen sich von Tag zu Tag. Z. B. sind allein im Kreise Neisse gegen 170 Brücken, zahllose Stege, 38 Wehre, für 300 000 Mark Inventar verloren' 6000 Hektar Aecker und Wiesen find ru­iniert, dazu kommen die Schäden an Ufern Dämmen u. s. w. Der dortige Bauern­verein erläßt einen Hilferuf, in dem es heißt: Hunderte, ja Tausende unserer Berufsgenossen sind durch die Hochwasser­katastrophe in empstndlicherWeise geschädigt worden. Tausende von Morgen sind durch die Fluten überschwemmt, versan­det, verkiest worden. Hunderte sind durch die Flüsse, die sich zum Teil einen neuen Lauf geschaffen haben, ganz hinwegge­rissen worden. Dazu kommt der Verlust an Vieh, Wirlschastsgeräten, Gebäuden. Schleunige Hilfe tut not.

Rom, 22. Juli. Kardinal Oreglia hat auf das Beileidstelegramm des deut­schen Kaisers mit einer Depesche geant­wortet, die in der Uebersetzung folgenden Wortlaut hat:Ich danke Ew. Majestät für die Beileidskundgebung. die Euer Majestät an das heilige Kollegium beim Tode des Papstes Leo XIII. zu richten geruht haben. Die Kardinäle, denen die zwischen Euer Majestät und dem verewig­ten Pontifex gepflogene! ,ugen