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dem Parlament einen Gesetzentwurf dar­über zugehen lassen.

Nach einem Artikel im Militär­wochenblatt haben die eingehenden, jahre­langen Versuche der schweizerischen Ar­tillerie mit einem vollkommenen Triumphe des Kruppschen 7,6 Centimeter-Rohrrück- laufgeschützes über alle Mitbewerber geendet. Das Geschütz erreichte bei tadelloser Gebrauchssicherheit uud vor­züglicher Trefffähigkeit eine Feuerschnel­ligkeit von 20 Schuß in der Minute. Die Frage der Schnellfeuergeschütze ist in allen wesentlichen ^Beziehungen gelöst und endgültig zu Gunsten des Rohrrück­laufes und der Schntzschilde entschieden. Auch die russische Feldartillcrie, wie seit Jahren schon die französische, hat sich bereits zur Annahme eines Schnellfeuer­geschützes entschlossen. Das deutsche Heer befindet sich demgegenüber noch im Rückstände, nachdem es allerdings erst in den Jahren 1896 und 1897 sein nun­mehr überholtes System eingeführt hatte.

Belgrad. König Peter erließ an das Volk eine Proklamation, worin er sagt, er trete nach Ablegung des Eids in seine königlichen Rechte und Pflichten. Er be­steige den Thron, auf dem sein Vater 16 Jahre regierte und wolle ein wahrer kon­stitutioneller König Serbiens sein. Für ihn seien alle verfassungsmäßigen Bürg­schaften der Freiheit und Bolkscechte Heiligtümer, die er stets sorgfältig achten und hüten w rde. Er verlange von jedem, .daß er dasselbe tue. Er überliefere das Ge­schehene der Vergangenheit und überlasse es der Geschichte, jeden nach seinen Taten zu richten. In der auswärtigen Politik lasse er sich bestimmen von den traditionellen Be­strebungen des serbischen Volkes. Ec werde die freundschaftlichen Beziehungen, die das Bedürfnis der europäischen Gemein-- schaft erfordern, aufrechterhalten. Obgleich er von der Schwere und der Größe der Herrscherpflichten überzeugt sei, hoffe er gleichwohl mit Gottes und des Volkes Hilfe, Serbien der Wohlfahrt, dem Fort­schritt und dem glücklichen Gedeihen zuzu- sühren.

lieber die Lebensversicherung des Königs Alexander von Serbien wird der Köln. Ztg. mitgeteilt: Die Lebensver­sicherung bei derUrbaine" war zwar in Höhe von über 2 Millionen Franken beantragt, kam aber schließlich nur mit 500000 Frcs. zum Abschluß, weil sich die Mehrzahl der europäischen und spe­ziell deutschen Lebenversicherungs-Gesell- schasten, die sich im Rückoersicherungsweg an dieser Versicherung beteiligen sollten, ablehnend gegen dieses Risiko verhielt. Die Versicherung über 500000 Frcs., die an den König selbst zahlbar sein sollte, falls er er die Versicherungsdauer von 30 Jahren überlebte, bei früherem Tod aber an die Königin Draga, erlosch nach einjährigem Bestehen Ende vorigen Jahres mangels Prämienzahlung.

Madrid, 28. Juni. Auf der Strecke Bilbao-Saragofsa stürzte ein Eisenbahn­zug in den Fluß Nagerillon. Es sollen mehr als 100 Personen getötet und ver­wundet sein. Ein Hilfszug ist nach der Unglücksstelle abgegangen.

- Zn dem Eisenbahnunglück bei der Station Kenikera auf der Strecke Bilbao- Saragossa werden noch folgende Einzel­heiten gemeldet: Die zweite Lokomotive eines Postzuges entgleiste auf einer 15

Meter hohen Brücke und riß 16 vollbe­setzte Wagen mit in die Tiefe, wo diese völlig zertrümmert wurden. Nur 6 Per­sonen sind unverletzt, 100 Personen wur­den getötet und über 150 verwundet. Genaue Ziffern sind wegen der weiten Entfernung der Unglücksstelle noch nicht festzustellen.

LokcrLes.

In den Monaten Juli und August d. I. werden u. a. folgende Son- derzüge zu ermäßigten Fahrpreisen aus- gesührt: Von Stuttgart über Calw nach WiIdbair und zurück am Sonntag, 12. Juli und 23. August. Hinfahrt: Stutt­gart Hptbhf. ab 6.25 vorm., Liebenzell an 8.20, Wildbad an 9.25 vorm. Rückfahrt: Wildbad ab 8.40 nachm., Lie- benzell ab 9.50, Stuttgart Hptbhf. an 11.45 nachm. Bei starker Beteiligung wird ein zweiter Sonderzug nach Wild­bad und zurück Stuttgart Hptbhf. ab 6.40 vorm., Wtldbad ab 8.52 nachm ausgeführt.

Unterhaltendes.

Auf derKolumbia"

Eine Seegeschichte von H. Rosenthal Bonin.

9) (Nachdruck verboten.)

Ihm etwas einzuflößen getraute ich mich, eingedenk der früher gemachten Erfahrungen, nicht. Ich stellte die große Schale aufgelöster Milchkonserve und einen Becher Burgunder vor ihn auf den Tisch uud ging wieder aus Deck kletterte auf das Dach des Kompashäus- chens und hielt Umschau nach allen Seiten des Firmamentes.

Nichts als Himmel und Wasser, leuch­tender Himmel und glitzernder See, nir- gens ein Segel, ein Dampfer, keine Spur von Küste oder Fels!

Sanft trieb das Wrack gleichmäßig schaukelnd auf den großen Wogen des Atlantischen Ozeans dem Süden zu.

Um eine Beschäftigung zu haben, rich­tete ich eine der großen roten Seiten­laternen derKolumbia" als Nachtsig­nallaterne zu und befestigte sie oberhalb ver von mir improvisirten Flagge an einer kleinen Raastange. Dann ging ich an das Mittagkochen, wobei mir die Katze sehr aufmerksam Gesellschaft leistete. Ich kochte einen tüchtigen Topf Wasser ab, siltcirte es durch Löschpapier uud reinigte es mit Chlorlösung, dann berei­tete ich damit eine Suppe von Bohnen­konserve und wärmte dazu eine anstän­dige Portion Braten. Es war von diesem viel Vorrat da. Auch eine anständige Flasche Wein gestattete ich mir.

Nachdem ich gegessen, war Mittag längst vorüber, und ich hatte jetzt den Muth, nach dem Kapitän und der Dame zu sehen. Der Schiffsführer saß wieder auf seinem Ruhebett, die Arme lang auf den Tisch gestreckt und den Kopf dazwi­schen. Bei meinem Eintritt erhob er das Haupt und sah mich mit dunklen, düster blickenden Augen an:

Wer sind Sie und wie kommen Sie auf dies Schiff?" sprach er mit schwacher, heiserer Stimme.

Ich bin ein Schiffbrüchiger und vorgestern Nacht gegen dieses Wrack ge­

trieben worden. Ich übernahm es, Sie und die Dame zu pflegen."

Der Kapitän schaute mich wieder finster aus seinen seltsam dunklen Augen an, daraus wurde er fahlbleich und sein Kopf neigte stch und sank vorwärts auf den Tisch; hierbei stieß er die Milchschale um, sie war leer.

Ich verließ den Mann, versorgte die Kranke, welche unverändert, wie es schien schlummernd, dalag, und kletterte in die Vorrathskammer. Dort bereitete ich neuerdings Milch und setzte eine vollge­füllte Schale davon dem Kapitän auf den Tisch. Dann sann ich darüber nach wie ich die Kranken umbetten könnte. Bei meinen Entdeckungsfahrten hatte ich einige ganz neue Matratzen gefunden. Ich schleppte eine davon bis an die Treppe des Kapitänslogis und schob sie die Stufen hinunter. Nachdem ich dies vollbracht, suchte ich neue Wolldecken, auch deren waren noch ungebrauchte da.

Als ich nach einer Stunde etwa wie­derkehrte, fand ich zu meinem Erstaunen die Matratze nicht mehr an ihrer Stelle, dagegen die gebrauchte in der Kapitäns­koje am Boden liegend. Ich zog diese die Stufen hinauf und warf sie ins Wasser.

In das Kapitänslogis zurückgekehrt, fand ich den Kapitän schweißtriefend und keuchend, die Kranke aber neu gebettet. Ich wollte an ihm vorbei in das Schlaf­zimmer. : Der Kapitän wehrte mit seiner abgezehrten Hand ab.

Sie werden das Zimmer nicht mehr betreten," brachte er mühsam hervor.Ich danke Ihnen für das, was Sie getan haben. Ich werde aber diese Dame, die meine Braut ist, selber pflegen."

Wenn Ihre Kräfte das erlauben, bin ich's zufrieden, ich werde aber für Nahrung wie bisher sorgen."

Der Kapitän nickte und sank dann wieder erschöpft auf sein Lager.

Ich verließ die Kabine und ging auf Deck.

Mir war einleuchtend, daß der Kapi­tän für die junge Dame unter diesen Um­ständen selbst sorgen wollte. Nur schien mir der finstere Blick, seine abweisende Kürze völlig unnötig. Ich hatte geleistet was ich leisten konnte; zwar war das nur Menschenpslicht, aber einen kleinen Donk, ein freundlicheres Benehmen ver­diente ich doch. Nun, vielleicht war diese Kürze und Düsterkeit eine Folge der Krankheit, deren Krisis der Kapitän eben erst überstanden hatte, vielleicht auch war der Mann von Natur finster und herbe.

Er sah danach aus. Gewaltig groß, trug sein sehniger Körper ein markiges Neptunshaupt mit leidenschaftlichen Zügen, über tiefliegenden, scharfen, finsteren Augen wölbten sich sehr hochbuschige schwarze Augenbrauen, die Stirn war schmal und steil. Vertrauenerweckend und anheimelnd war das Gesicht des Kapitäns freilich nicht, was ging das jedoch eigentlich mich an? Ich bedauerte jedoch nur das Mäd­chen, wenn es wirklich unter der Gewalt dieses Mannes zu stehen hatte.

Ich vertrieb mir die Zeit bis zum Abend, indem ich eine Kraftbrühe kochte und mit Säge und Beil die Thüre zum Mannschaftslogis so einrichtete, daß ich sie schließen konnte, denn durch die dau­ernd schiefe Lage des Schiffes war Alles aus den Fugen gekommen. Dann bohrte ich noch für alle Fälle ein Guckloch in