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Rro. 7S.

Mittwoch, 1. Juli 1903

39. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 29. Juni. Der Verband der Inhaber des Eisernen Kreuzes im Königreich Württemberg hielt heute unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung seine X. Generalversammlung im Bürger- museum ab. Der Zweck des Verbands war bis vor einigen Jahren die Er- strebung eines Ehrensolds für die Inhaber des eisernen Kreuzes. Nachdem jedoch diese Bestrebungen an maßgebender Stelle tein geneigtes Ohr gesunden hatten, wen­dete sich der Verband der Unterstützung seiner Mitglieder zu. Nach dem vom 1. Vorsitzenden Witte vorgetragenen Jahres­bericht erhielt der Verband von den Mit gliedern des Kgl. Hauses namhafte Bei­träge. Am Ehrentage der Württemberger (30. November) gelangten an 5 Kame­raden und 4 Witwen größere Geldbeträge zur Verteilung. Der Verband, dessen Bestrebungen vollste Anerkennung ver­dienen, zählt z. Zt. 126 Mitglieder, wo­von sich 72 im Neckarkreis, 15 im Schwarz-' waldkreis, 18 im Jagstt'reis und die üb- rigen im Donaukreis befinden. Sämtliche würtrembergischen Inhaber des Eisernen Kreuzes sind Mitglieder des Verbandes.

Nach den neuesten Mittelungen desKönigl. Statistischen Landesamts haben sich die Aussichten auf die Obsternte in Württemberg wesentlich verschlechtert. Zuerst schadete den Apfel- und Birnbäu­men die regnerische Witterung während der Blütezeit und späterhin die Trocken­heit, zum Teil auch der Reif vom 19. auf 20. Mai; vielfach sind die Früchte stark abgefallen, auch leiden die Bäume durch Raupenfraß sehr not! Am wenig­sten versprechen die Apfelbäume; von 114 eingelaufenen Berichten melden nur 10 eine mittlere Ernte, in allen übrigen Be­zirken sind die Aussichten gering bis sehr gering. Etwas besser ist der Stand der Birnbäume: 7 Bezirke melden eine vor­aussichtlich gute Ernte, eine mittelgute Ernte 39 Bezirke.

Tein ach, 30. Juni. Der neue Päch ter des Badhotels, Hr. H. Strampfer, Besitzer desFreiburger Hofs" in Frei bürg, ist gestern infolge eines Schlagan falls verschieden.

Nothfelden, 26. Juni. Auf der Rückkehr vom Markte in Ebhausen scheu­ten die Pferde des Fuhrmanns Ungericht durch das Gebell eines Hundes und gingen mit dem Wagen, auf dem noch Amtsdiener Schmelzte und dessen Ojähri- ges Söhnchen saßen, durch. Die drei Personen wurden abgeworfen und erlitten durch Schleifen erhebliche äußerliche und

innerliche Verletzungen; den: armen Kna­ben riß es die linke Ohrmuschel weg.

Bei einem Transport italienischen Ge­flügels wurde in Ulm Geflügelcholera konstatiert. Sämtliche Tiere wurden in den Seuchenstall der Kleemeisterei ge­bracht.

Nagold, 30. Juni. In der am Samstag gehaltenen Amksversammlung wurde für den vorderen Bezirk O.A.Bau­meister Schleicher zum O.A.Baumeister mit dem Sitz in Nagold und für den Hinteren Bezirk Werkmeister Bäuerle mit dem Sitz in Altensteia gewählt; es wurde für 1903/04 ein Amtsschnden von 69 000 Mk. festgesetzt.

Ein Hoboist des in W e i.i g a r- t e n garnisonierenden 124. Infanteriere­giments warf unlängst in Rorschach eine Flaschenpost in den See. die an den Finder die Bitte enthielt, dem Absender eine Ansichtskarte zu senden. Der Hoboist !hat es sich wohl nicht träumen lassen, daß der Finder der Flaschenpost der König von Württemberg sein werde, der in freundlichster Weise die Bitte des Hoboisten erfüllte. Dieser ist jetzt glück­licher Besitzer einer ihm von seinem Kö­nig eigenhändig geschriebenen -Ansichts­postkarte.

Aus Baden, 22. Juni. In der Schwarzwälder Jndustriehalle zu Baden- Baden ist zur Zeit eine große Merk­würdigkeit zu sehen in Gestalt einer astro­nomischen Uhr, die das Sonnensystem, den Wechsel der Zeiten und Zeitrechnung in einer wohl nicht mehr übertroffenen Vollständigkeit darstellt.. Das Werk be­steht aus 2200 Teilen mit 142 Räder und ist mit einem Glockenspiel verbunden, das 12 Melodien wieder gibt. Der Ver­fertiger der Uhr, ein einfacher Landmaun namens Karl Julius Späth aus Stein- mauern bei Rastatt, hat daran neunzehn Jahre lang gearbeitet.

Karlsbad, 28. Juni. Das Befin­den der Tochter des Stuttgarter Kom­merzienrats Kienlin, welche, wie geweidet, von dem Leutnant Hofmann durch Re­volvers chüsse schwer verletzt wurde, hat sich bedeutend gebessert.

Nürnberg, 26. Juni. Bei der Strafkammer kam heute ein interessanter Fall, der sich bereits vor 2 Jahren ab­gespielt hat, zur Verhandlung. Der Zahn­techniker Friedrich Gottschalk hier hat im März 1901 einem damals 15 Jahre alten Mädchen, welchem er einen Zahn Plombieren sollte, nicht nur diesen Zahn sondern mehrere gute Zähne herausge­rissen, um ein künstliches Zahngebißan

den Mann" zn bringen. Nachdem Gott

schalk bereits in dem heurigen gegen ihn angestrengten Zivilprozesse unterlegen ist, wurde er jetzt, da in jener Handlungs­weise eine erschwerte Körperverletzung erblickt wurde, von der Strafkammer zu 2 Monaten Gesängniß verurteilt.

Die Eisenwerke Gag g enau machten schlechte Geschäfte. Im Vorjahre hatten sie 69167 Mk. Verlust und auch im jetzt abgelaufenen Geschäftsjahr können sie keine Dividende zahlen.

Ließen, 24. Juni. Eine lustige Entführungsgeschichte wird dem Gießener Anzeiger berichtet. Vor einigen TagrN begleitete ein Kindermädchen seine Mutter, die abreisen wollte nach einer Station der oberhessischen Bahn. Das Mädchen ließ den Kinderwagen mit dem darin liegenden Kinde stehen, um an den Wagen heranzutreten, in dem die Mutter Platz genommen hatte. Aber d-r Kinderwagen, der vor dem Packwagen stand, wurde für Eilgut angesehen und etwas eilig, ohne daß man das Kind bemerkte, in den Zug gebracht Dieser fuhr ab, ohne daß die fürsorgliche Wärterin den Verlust gleich bemerkte. Erst zwistcheu Gießen und Großen-Busek bemerkte der Packmejster, daß das Reisegut nich bezettelt war, aber erst, als infolge dessen das Wägelchen in Großen-Busek ausgesetzt wurde und zu­gleich ein stürmisches Telegramm einlies, merkte man, daß in dem Kinderwagen ein kleines Kind ruhte. Die Rückreise verlief ebenso glücklich wie die Herfahrt, und die treubesorgle Bonne, die übrigens den Tag zu den bedeutungsvollsten ihres Lebens zählen wird, wurde unter allerlei Kundgebungen, nicht zum geringsten von den Eltern deS Kindes, auf das wärmste beglückwünscht.

Berlin, 26. Juni. Als erste Antwort auf die Notifikation des Königs Peter traf eine Depesche Kaiser Wilhelms ein, in welcher die Erwartung ausgespro­chen wird, daß es König Peter gelingen werde, in reicher Weise Serbiens Inte­ressen zu fördern. Der Kaiser beglück­wünschte den König zur Thronbesteigung.

Berlin, 27. Juni. Wie dem Lokal­anzeiger ans Zürich telegraphiert wird, ist die ganze zweite Klasse des dortigen Gymnasiums, die sich auf einer Hochge- birgstour am Gotthardt befand, von einer Lawine verschüttet worden. Nur wenige Personen sollen gerettet sein.

Die zweijährige Dienstzeit findet in Europa immer mehr Anhänger. In Deutschland ist sie vorläufig eingeführt, Frankreick hat sie soeben beschlossen und Oesterreich will sie demnächst annehmen. Bereits hat die österreichische Regierung