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Urs. 17.

Montag, 9. Aeöruar 1903

39. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 7. Feb. Nach der Mitteilung eines hies. Korr. Bureaus ist Notar Mayer auf Ansuchen des Unter­suchungsrichters beim Landgericht Stutt­gart in Kairo festgenommen worden. Die Frage der Auslieferung ist noch nicht entschieden.

Stuttgart, 31. Jan. In den Kreisen der Apotheker wird der vom Gemeinderat gefaßte Beschluß auf Er­richtung von Gemeindeapotheken als ein schwerer Schlag für die Konzessionsan­wärter bezeichnet, die gerade ihre Hoffnung für bäldere Selbständigkeit auf die paar großen Städte mit ihrer wachsenden Bevölkerungsziffer setzen müssen. Die Apotheker hegen die Hoffnung, daß die Medizinalverwaltung die Hand um so weniger zu dem neuen sozialen Experi­ment bieten werde, als damit nur die endgültige staatliche Reform des Apothe- kenwesenS erschwert würde. Einigermaßen lukrativ meinen die Fachkreise würden dieStadtapotheken" nur werden durch Einpressung der meisten auf öffentliche Kassen abgegebenen Rezepte in diese Apotheken.

H Stuttgart, 6. Febr. In der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkam­mer wurden bei Beratung der Volksschul­novelle die Abs. 4, 5 und 6 des Art. 4 angenommen. Dieselben lauten: Zum Bezirksschulaufseher im Nebenamt kann von der Oberschulbehörde auch ein Geist­licher derjenigen christlichen Konfession (Art. 48), welcher die ihm untergebenen Schullehrer angehören, in widerruflicher Eigenschaft bestellt werden. Der Umfang des dem Bezirksschulaufseher unterstellten Bezirks wird von der Ober­schulbehörde bestimmt. Der Bezirks- schulaufseher im Hauptamt ist, wofern er nicht als Ortrschulaufseher bestellt wird, an seinem Wohnort Mitglied der Ortsschulbehörde seiner Konfession und hat in dieser Behörde an Stelle des Ortsschulaufsehers den Vorsitz nach Maßgabe der Art. 6 und 7 des Gesetzes vom 13. Juni 1891, betr. die Ortsschul­behörden (Reg.BIatt S. 146), mit zu übernehmen. Der Antrag Schmidt betr. die Einführung einer besonderen Prüfung für die Bezirksschulaufseher, wurde sowohl als Bestandteil des Gesetzes, wie auch in Gestalt einer Resolution abgelehnt, ebenso ein Antrag Haußmann. Demmler-Röder, welcher aussprechen sollte, daß dem Bezirksschulaufseher die schul­technische Aufsicht, insbesondere das Recht, Schulprüsungen zu halten und Zeugnisse über den Lehrer auszustellen, ausschließlich zusteht.

6. Febr. Bei der heutigen Abstim­

mung über Art. 5 der Volksschulnovelle wurde der Kommissionsantrag mit 48 gegen 30 Stimmen angenommen. Der­selbe lautet: Die Oberschulbehörde für die evangelische Volksschule ist der evange­lische Oberschulrat, welcher aus einem Vorstand und der erforderlichen Zahl von technischen und administrativen Mit­gliedern besteht und die Befugnis eines Landeskollegiums hat. Die Oberschulbe- hörde für die katholische Volksschule ist der katholische Kirchenrat, welcher künf­tig soweit er als Oberschulbehörde in Thätigkeit zu treten hat, die Amtsbe­zeichnung Katholischer Oberschulrat führt-

In Maulbron soll ein städti­sches Gaswerk erbaut werden. ' Die bürgerlichen Kollegien gaben bereits ihre Zustimmung

Bezüglich des Salzp reise» ist von den württembergischen Staatssalinen in gemeinsamem Vorgehen mit dem Privatsalzwerk Heilbronn und der K. preußischen Salineninspektion Stetten in Hohenzollern den unmittelbaren Abneh- mern von Kochsalz die Auflage gemacht werden, daß sie selbst im Kleinverkaus nicht mehr als 10 Pfennig für 1 Pfund Kochsalzverlangendürfen.

Calw, 4. Febr. Für den Bau einer direkten Bahnlinie Calw-Herrenberg als Anschluß an die genehmigte Linie Herrenberg-Tübingen wurden aus Veran­lassung eines provisorischen Komitees durch Ingenieur Vallersheimer in Nürn­berg 5 verschiedene Projekte durchgear- beitet, die dieser Tage dem Komitee zugingen. Am Samstag soll in Herren­berg ein» Versammlung der Interessenten der verschiedenen in Betracht kommenden Gemeinden stattfinden, um zu den Projekten Stellung zu nehmen uud die weiteren Schritte einzuleiten. Die Haupt­frage ist natürlich die, ob die Bahn in Wildberg in Althengstett oder Calw einmünden soll. Ersteres Projekt hätte den Vorteil, daß die zu erbauende Strecke eine viel kürzere und daher billiger wäre, während das andere Projekt einer größe­ren Anzahl bedeutender Gauorte den Segen einer Eisenbahn bringen würde. Die Vertreter dieser Orte versammelten sich heute hier unter dem Vorsitz des hiesigen Stadtvorstandes, der die ver- schiedenen Projekte in sachlichem Vortrag erläuterte. Die sich anschließende Debatte gab den Freunden und Gegnern des Baues Gelegenheit zur Aeußerung ihrer Meinungen. Auf eine bestimmte Stell­ungnahme konnte sich die Versammlung nicht einigen, sondern beschloß vielmehr, die Herrenberger Versammlung abzuwar­ten, um alsdann dem dort zu fassenden Beschluß näher zu treten.

Gaildorf, 5. Febr. Den manchere lei Namen von gutem Klang früherer hiesiger Oberamtsärzte reiht sich derjenig- des mit dem 1. ds. aus dem Amt« schei- denten Hofrats Gmelin an, der nach nahezu 32jähriger Thätigkeit als Ober- amtSarz thier in den wohlverdiente» Ruhestand sich zurückgezogen hat. Ms eine der markantesten und bekanntesten Persönlichkeiten des Bezirks vereinigt er zugleich in einer Person ein wesentliches Stück Bezirksgeschichte; ausgerüstet mit einem offenen, warmherzigen Gefühl für die besonderen Verhältnisse der Gegend und ihrer Bewohner, trat er oft für deren förderliche Entwicklung mit über­zeugungstreuem Interesse und aufopfern­der Hingabe ein. Voll und innig ver­wachsen mit dem Bezirk, darf er sich bleibender, dankbarer Erinnerung ver­sichert halten.

Friedrichshafen, 30. Jan. Das städtische Kurhaus wurde heute von den bürgerlichen Kollegien an den Besitzer des Seehotels und früheren Pächter des Saalbans in Ulm, Herrn Gneiding, auf die Dauer von drei Jahren um die Summe von 1000 Mk. pro Jahr ver­pachtet. Da zahlreiche Bewerbungen Vorlagen, hat sich der Pachtpreis wesent­lich erhöht.

Pforzheim, 5. Febr. Der Selbst­mordversuch des Reichstagsabgeordneten Agster erregt hier großes Aufsehen. Man erinnert sich noch der vielen krank­haften Streiche, die Agster in Pforzheim verübt hat. Nach seinem Wegzuge von Pforzheim zog Agster wieder nach Tutt­lingen resp. Stuttgart und korrespondierte fleißig mit einer englischen Miß, die er zu heiraten vorhatte. Während der Reichstagstagung war er stets in Berlin, weil er auf die Parteidiäten nicht ver­zichten wollte. Pfarrer Blumhard hat seiner Zeir großen Einfluß auf Agster ausgeübt und ihn in einer Morphium- EntziehuugS.Anstalt untergebracht, aus der er zwar geheilt entlassen wurde dann aber bald wieder in das alte Leiden verfiel. Vor einiger Zeit geriet Agster in Konkurs, wodurch die nervöse Gereiztheit des morphiumsüchtigenMannes nicht wenig gesteigert wurde.

Dom Feld b erg, 6. Febr. Siegerim internationalen Ski-Dauerlauf um die Meisterschaft von Deutschland wurde der Norweger Heyendahl, welcher den Weg vom Belchen zum Feldberg in 2 Stunden 31 Minuten zurücklegte.

Dortmund, 5. Febr. Infolge des Konkurses der Dortmunder Handelsbank steht auch der Zusammenbruch der Ein- und Verkaufsgesellschaft für landwirt­schaftliche Prödukte in Aussicht, da die