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Als der Wagen vor Court Lodge anfuhr, war Cedrik eben bei seiner Mut« ter im Wohnzimmer.
Ohne sich melden zu lassen, trat der Gras ein, er sah um einen halben Schuh größer aus als sonst und um viele, viele Jahre jünger; seine Augen leuchteten.
„Wo ist Lord Fauntleroy?" rief er.
Bor Erregung errötend, trat Mrs. Errol ein paar Schritte vor.
„Ist er Lord Fauntleroy?" fragte sie bebend. „Ist er'S wirklich?"
Der Graf ergriff ihre Hand.
„Ja," erwiderte er, „ja, er ist's!"
Dann legte er die andre Hand auf Cedriks Schulter.
„Fauntleroy," sagte er in seinem gebieterischen Tone, „frage deine Mutter, wann sie zu uns aufs Schloß kommen will!"
Fauntleroy schlang jauchzend die Arme um der Mütterchens Hals.
„Ganz bei uns bleiben sollst du! Hörst du, bei uns wohnen!"
Der Graf sah Mrs. Errol an und sie ihn. Es war sein voller Ernst; er hatte es für angemessen erkannt, mit der Mutter seines Erben Frieden zu schließen, und einmal zum Entschluß gelangt, wollte er die Angelegenheit mit gewohnter Bestimmtheit und Raschheit erledigt haben.
„Sind Sie ganz gewiß, daß Sie mich brauchen können?" fragte Mrs. Errol mit ihrem reizenden, sanften Lächeln.
„Ganz gewiß," versetzte er kurz, „wir hätten Sie von Anfang an haben sollen - wir haben's nur nicht gewußt. Ich hoffe, daß Sie kommen!"
(Fortsetzung folgt.)
Gemeinnütziges.
— Spielkarten lassen sich folgendermaßen reinigen: Ein leinene» Tuch befeuchtet man mit einigen Tropfen Eau de Cologne und reibt damit die Spiel- karten leicht ab. Nun läßt man die Karten etwas trocknen und reibt dann mit einem andern Tuche nach. Durch das Nachreiben erhalten die Karten ihren ursprünglichen Glanz und haben dann nahezu das Aussehen neuer Karten.
Vermischtes.
— In den großen Städten, namentlich in Berlin, werde» schon längst weibliche Geschäftsreisende an dar Pri- vat-Publikum ausgesandt, die eine größere Schmiegsamkeit und Billigkeit für sich haben, da sie bei der gewaltigen Ueber- füllung des weiblichen kaufmännischen Personals in allen Branchen leicht zu haben sind. Es giebt eigentlich kaum noch etwas, was in Berlin durch solche Kommis voyageurs im Kleid nicht ange> boten wird; „machen" in Kartiffeln, Petroleum, Kleiderstoffen, Büchern, der Annahme von Versicherungs-Anträgen, Potographien rc., aber etwas, was dieser Tage konstatiert wurde, das ist doch neu: Es wird auf Wahrsagen und Kartenlegen gereist! Natürlich sind die Hintertreppen diejenigen Wege, auf welchen sich am Leichtesten ein Geschäft einfädeln läßt, die großstädtischen Dienstmädchen sind gerade so, wie die kleinstädtischen darauf versessen, sich all ihre glückliche Zukunft von einer klugen Frau schildern zu lassen; aber auch die „Herrschaften" stehen der freundlichen Einladung eine Frage an das Schicksal zu thun, nicht immer ab
lehnend gegenüber. Im Gegenteil, das Geschäft scheint recht zu blühen, denn auf neu verteilten Anpreisungen ist von außerordentlich viel Anerkennungen die Rede. Ist die Luft rein, werden gleich für 50 Pfennige auf den Küchentisch flott Karten gelegt, sonst wird höflich um Besuch gebeten, wobei dann noch allerlei Glücks Elixiere und Mixturen erworben werden können. Die sind natürlich extra zu bezahlen, dafür stimmts aber auch genau.
— Bei der Einführung der neuen Orthographie spielt bekanntlich daS „th" eine große Rolle. Um die Schreibweise der Wörter mit oder ohne „th" für Schüler leicht merkbar zu machen, gab ein Lehrer ein praktisches Diktat, welches den Schülern großen Spaß bereitete. Es lautete: Im Tale sinkt der Tau hernieder — Der Tee erwärmt die kalten Glieder — Durch Taten manche Tat geschah — Tee, Taler schreibe ohne ,h" — In Thron ist „Th" noch geblieben — Tür, Turm wird ohne ,h" geschrieben — Ton, tönern, töricht, tätig, tun — Auch Tran schreib ohne „Th" nun.
(Gewissenhaft,) „Sarah",sagt der Moritz in der Früh zu seiner Frau, Sarah, biet' mer auf mein'Hopfen l50 Mark!" — Sagt de Sarah: „Nu, ich biet' Der auf Dein' Hopfen 150 Mark!" — Dann geht Moritz auf den Hopfenmarkt, wo ihm von einem Händler 100 Mark geboten werden. „Was'" schreit Moritz empört, „100 Mark? Der Schlag soll mer treffen, wenn mer heit net schon sind worden geboten 150 Mark!"
(Flieg. Bl.)
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