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ZlntevtzaLtenöes.

Der kleine Lord.

Von

Frances Hodgson Burnett.

(22. Forts.) (Nachdruck verboten.)

Eins war es, was dem Kinde unend­lich viel zu denken gab. ohne daß cs sich darüber gegen Herzlieb ausgesprochen hätte und ohne daß der Graf eine Ah­nung davon hatte. Bei seiner scharfen Beobachtuugsgave konnte dem Knaben nicht entgehen, daß der Großvater und seine Mama nicht miteinander verkehrten. Und doch ging jeden Tag eine Sendung von Blumen und Früchten aus den Ge­wächshäusern von Schloß Dorincourt nach Court Lodge, und zur Vollendung des Heiligenscheins, den das kleine Herz um den Großvater wob, hatte eine Auf­merksamkeit gedient, welche dieser kurz nach jenem ersten Sonntag Mrs. Errol erwiesen hatte. Etwa acht Tage darauf war es, daß Cedrik, als er sich anschickte, die Mama zu besuchen, an der Thür statt des stattlichen Landauers mit dem stolzen Gespanne einen eleganten leichten Brougham mit einem Schimmel vorfand.

Das ist ein Geschenk, das du deiner Mutter machst", erklärte der Graf kurz. Sie kann nicht zu Fuße gehen und muß einen Wagen haben. Der Kutscher ge­hört auch dazu. Das Ganze ist dein Ge­schenk."

Cedrik war so selig darüber, daß sie cs nicht übers Herz brachte, ihm die Freude zu verderben und die Gabe zurückzuweisen. Sie mußte, nachdem er mitseinem" Geschenk bei ihr angelangt, war, wie sie ging und stand, einsteigen und mit ihm spazieren fahren, und unterwegs erzählte er ihr zahllose kleine Geschichten, die alle des Großvaters Güte zur Anschauung brachten. Manchmal mußte sie ein wenig dabei lachen, dann zog sie aber das Kind noch näher au sich und küßte den frischen Mund, der so gut zu plaudern wußte, und freute sich, daß sein Auge an dem alten Manne, der sich so wenig Freude zu machen verstanden, nur das Gute entdeckte.

Am Tage darauf schrieb Fauntleroy den versprochenen langen Brief an Mr. Hobbs und brachte dem Großvater die Reinschrift zur Durchsicht vorsichts­halber wegen derO'thographie."

Das Schreiben lautete:

Lieber Mr. Hobbs ich möchte ihnen alles von meinem Großvater erzählen er ist der allerbeste Graf den sie je gesehen haben es ist ein irdum das Gra­fen tiranen sind er ist gar kein tiran sie und er würden gewis gute Freunde sein er hat die gicht in seinem Bain und ist ein sehr leitender aber er ist so gedull- dich ich liebe in jeden tag mer man mus einen Grasen lieb haben der so guth ist gegen alle leutte ich wolle sie könten mit im sich unterhalten er weis alles aber basö-ball hat er ni gespilt er hat mir einen Pony gegeben und einen Korb- wahgen und meiner mama einen schönen wahgen und ich habe drei zimer und sbilsachen sie würden sich nur wundern das schloß würde ihnen ser gefalen und der Park ist so schön ein unterihrtisches gehsengnis ist unter dem schlos mein Großvater ist ser reich aber er ist nicht stols und hochmütich wie sie gemeint haben das Grafen seihen ich bin ser gerne bei im die Leute sind so gut und hövlich

sie nemen die Hüte ab for uns und die Frauen machen ein komblümend ich kann jets reiten aber im anfang hat es mich ser geschütelt im Trab ich würde sie ser gern sehen und besuchen und ich möchte das Herzlieb auch im schlos wonen könte aber ich bin sehr glücklich wenn ich nicht ser heimwe nach ir habe und ich habe meinen Großvater ser lieb bitte schreiben sie bald ihrem sie herslich liebenden alten Freunde Cedrik Errol.

p. s. in dem unterihrtischen gehsengnis ist niemand mein Großvater hat nie je­mand darin schmagten lassen.

x>. 8. er ist so ein guter Graf er er­innert mich an sie alle haben ihn so gern."

Hast du denn oft Heimweh nach deiner Mama?" fragte der Graf, nach­dem er die nicht ganz leichte Lektüre be- endet hatte.

Ja," sagte Fauntleroy,sie fehlt mir immer."

Er legte die Hand auf des Grafen Knie und sah ihm fragend in die Augen.

Du hast nie Heimweh nach ihr?" sagte er nachdenklich.

Ich kenne sie ja nicht," versetzte Mylord ziemlich bärbeißig.

Das weiß ich und das wundert mich immer. Sie hat mir gesagt, ich soll keine Fragen darüber an dich richten, und ich will das auch nicht, aber daran denken muß ich doch sehr oft und mich darüber besinnen. Aber ich frage dich gewiß nicht. Wenn ich sehr Heimweh nach ihr habe, dann geh' ich in mein Zimmer und sehe hinaus und da kann ich jeden Abend durch eine Lücke in den Bäumen ihr Licht sehen, 's ist weit weg, aber sie stellt es ans Fenster, sobald es dunkel ist, und ich seh' es schimmern und weiß, was es mir sagt."

Was sagt es denn?"

Es sagt: .Gute Nacht! Schlaf wohl in Gottes Hut? Das hat sie jeden Abend zu mir gesagt und morgens hat sie immer gesagt: ,Gott sei mit dir, mein Kind.' Und siehst du, so bin ich ja immer ganz in Sicherheit."

Gewiß: Zweifle nicht daran!" be- merkte der Graf trocken, aber er sah den Knaben so lange und unverwandt an, daß dieser gar gern gewußt hätte, was der Großvater dachte.

Die Sache war die, daß der Groß­vater in letzter Zeit an vieles dachte, was ihm früher nie in den Sinn gekom­men war, und all diese Gedanken hatten in der einen oder andern Weise Bezug auf seinen Enkel. Der Stolz war der stärkst ausgeprägte Zug seines Wesens, und diesen befriedigte der Junge in jeder Hinsicht, und dieser Stolz war es, durch den der Graf zuerst wieder Interesse am Leben gewann. Er hatte es tragen müssen, mcht nur, daß seine Söhne ihm Kummer und Schande gemacht, sondern auch, daß die Welt dies erfahren und gewußt hatte. Nun war es ein nachträglicher Triumph, dieser Welt einen Erben zeigen zu kön­ne"., an dem auch das schärfste Auge keinen Tadel oder Fehl entdecken konnte. Er machte nun gern Zukunftspläne, und zuweilen überkam ihn ein bitterer Schmerz darüber, daß seine Vergangenheit nicht so war, wie das arglose Kindergemüt sie vor­aussetzte und ihm bangte oft innerlich vor der Möglichkeit, daß ein Zufall dem Kinde ver­raten könnte, daß man seinen Großvater mehr als ein Menschenalter lang den wilden Dorincourt genannt hatte, und daß dann die braunn Augen sich mit

einem Ausdruck des Schreckens auf ihn heften könnten. Er hatte so viel zu denken, daß er häufig die Gicht vergaß, und nach einiger Zeit fand der Arzt seinen Patienten in einem so erfreulichen Gesundheitszustände, wie er ihn nie mehr für ihn zu hoffen gewagt hatte viel­leicht, daß es dem alten Egoisten auch körperlich wohl that, nicht mehr allein an sich zu denken, es war wenigstens eine bisher nicht an ihm versuchte Kur!

Eines schönen Morgens waren die Leute höchlichst erstaunt, Lord Fauntleroy in ganz anderer Begleitung, als der seines Grooms ausreiten zu sehen. Der neue Begleiter ritt einen schweren, mäch­tigen Schimmel und war kein andrer, als der Graf in Person. Fauntleroy hatte diesen großen Gedanken angeregt, indem er eines Morgens beim Aufsteigen bemerkte:Ich wollte nur, du kämest auch mit. Das Reiten macht mir gar nicht so viel Freude, weil ich dann immer denke, wie ganz allein du in dem großen Schlosse bist," und dabei sah er den Groß­vater erwa.tnngsvoll an.

Ein paar Minuten darauf herrschte unerhörte Aufregung im Stalle; es war der Befehl eingetroffen, daß Selim für Seine Herrlichkeit gesattelt werden solle. Von da an ward Selim fast täg­lich gesattelt, und die Leute gewöhnten sich ganz daran, den großen allen Herrn mit den weißen Haaren und dem scharf ge­schnittenen, noch immer schönen Gesichte auf dem wuchtigen, breit gebauten Schimmel zu sehen, und daneben den hübschen braunen Pony mit Lord Fauntleroy. Während dieser gemeinsamen Ritte wußte Cedrik immer viel zu plaudern in seiner heiteren, harmlosen Weise, und der Groß­vater wurde allmählich überHerzlieb" und ihr Leben aufs genaueste unterrich­tet und schien seinem kleinen Freunde nicht ungern zuzuhören. Zuweilen hieß er ihn dann galoppieren und sah ihm mit wahrer Herzensfreude nach, wenn der Bursche stramm und flott dahinsauste, und wenn er dann zum Großvater zurück­kehrte, seine Mütze schwenkend und ihm ein lustigesHallo" entgegen schmetternd, fühlten beide, daß sie sehr gute Freunde geworden waren. (Forts, folgt.)

Vermischtes.

Die Zwanzigpfeunigstücke aus Nickel gelten, worauf noch einmal hinge- wiesen sei, vom 1. Januar d. I. ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Von diesem Zeitpunkt ab ist außer den mit der Einlösung beauftragten Kaffen niemand verpflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen. Dagegen werden sie von den Reichs- und Landeskassen noch bis zum 31. Dezember 1903 zum vollen Wert sowohl in Zahlung als zur Umwechselung angenommen. Auf durch­löcherte oder im Gewicht künstlich ver­ringerte, sowie auf verfälschte Stücke findet die Verpflichtung der Kassen jedoch keine Anwendung.

Die Haupteigentümlichkeitcnder neuen Orthographie sind: Das th wird nur noch in Fremdwörtern griechischen Ursprungs geschrieben, z. B. Theater, Theologie, Thermometer, Hypothek, ka­tholisch, Thron. Man schreibt also for­tan Tal, Taler, Tat, Tor, Turm, Träne, Untertan, Rat, Rathaus, Rute, Tee, Berta, Bertold, Günter, Walter. Da­gegen bleibt das th in Lothringen, Thü­ringen. Das pH wird ebenfalls unr