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WschläMÄhNe Md MtiVtrttWng der ^ Wohnröume in Müffchen.

,!. Eine Verordnung des provisorischen revolutionären Aentralrates über die Beschlagnahme und Rationierung der Wohnröume sagt u. a.: Während der Wohnungsnot wer­den sämtliche Wohnräume in Bayern beschlagnahmt. Die ^Veräußerung von Häusern an Personen, die nicht vor dem S. August 1914 ihren Wohnsitz in Bayern hatten, kann Mir mit Zustimmung des Volkskommissars für Wohnungs­wesen erfolgen. Zur Verminderung der Wohnungsnot sstird für jeden Einzelhaushalt grundsätzlich nur 1 Zimmer mit Küche, für jede Familie eine Mtndestzahl von Schlaf- tüumen nebst einem Wohnraum vorgesehen. Für die ihm

- ßugewiesenen Raume erhält jeder eine Wohnungskarte. Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigte sind zu bevorzugen. Die Einigung über den Mietpreis kann durch die Beteilig- Hen erfolgen. Kommt eine Einigung nicht zustande, so setzt idie Gemeinde einen angemessenen Mietpreis fest. Auf Hotels, Gasthöfe und Pensionen findet die Verordnung vorerst keine Anwendung. Zuwiderhandlungen werden mit jktner Gelo strafe bis 100000 Mark oder mit Gefängnis bis V> einem Jahre geahndet.

Spartakistische Umtriebe auch in Baden. * Karlsruhe, 9. April. DieKarlsr. Ztg." weist darauf hin, daß mit einem Weitergreifen der spartakistischen, aus Errichtung der Riiteherrschaft abzielenden Bewegung zu »echnen ist. Die badische Regierung, heißt es in dem Ar- . Ukel. ist von dem, was war zu erwarten haben, gut unter- »tchtet und steht den kommenden Ereignissen mit Ruhe Mu> Umficht, mit Festigkeit und Zuversicht entgegen. Die nötigen Vorbereitungen sind getroffen. Sollte, was wir einstweilen noch nicht annehmen wollen, von spartakisti« scher Seite Gewalt angewandt werden, so wird ihr mit Gewalt begegnet werden. Wir glauben, daß , ein gewalt­samer, terroristischen Zielen dienender Umsturzversuch keine Aussicht auf Erfolg haben würde. Zu den Män­nern der Regierung, so vor allem zu dem'Minister des Innern und dem Staatspräsidenten, dürfen wir das Ver­trauen haben, daß sie ihre ganze Tatkraft einsetzen wer­den, um die Möglichkeit einer Räteherrschaft von vorn­herein zu vereiteln. Die badische Regierung ist sich dessen bewußt, daß es sich bei allen diesen Umsturzversuchen um Unternehmen handelt, die mit den Idealen der Demo­kratie und des Sozialismus nichts zu tun haben, sondern ^ - 's um rein politische Manöver, die eine verschwindend kleine

' Mehrheit in den Besitz und damit in den Genuß der Macht

versetzen sollen.

Das Verbrechen am Volke.

Berlin, 9. April. Unter der Ueberschrift:Das Ver­brechen am Volke" schreibt der sozialdemokratischeVor­wärts:" An vielen Orten Deutschlands loht die Streik­flamme. Die Arbeiterschaft wird verhindert, neue Werte zu schaffen. Im Ruhrgebiet werden jeden Tag Millionen von Mark «erstreikt. Das einzige Zahlungsmittel, das wir für das Ausland haben, die Kohle, wird nicht mehr produziert, aber wir sollen damit die Lebensmittel bezahlen, die wir so dringend nötig haben. Wenn wir sie nicht mit Kohle bezahlen können, bekommen wir sie nicht. Infolge der Etreikunruhen sinkt der Wert des deutschen Geldes im Auslande von Stunde zu Stunde. In Dänemark haben 112 ^ deutsches Geld nur noch einen Wert von 33,25 Kronen, in Stockkolm einen Wert von 31,50 Kronen, in der Schweiz, wo vor wenigen Tagen noch für 100 Franken

197.50 bezahlt worden sind, müssen heute für diesen Betrag bereits 234 bezahlt werden, d. h. das deutsche Geld ist auf 25 Prozent seines Wertes gesunken. In diesen Streiktagen beträgt der Kursverlust pro 80 ^

36.50 In Deutschland haben wir zurzeit etwa 55 Milliarden Papiergeld im Verkehr, auf 80 ^ haben wir in wenigen Tagen 36,50 an Wert verloren,- also auf 100 Ä 45,72 . Gemessen an dem Stand unseres Geldes in der Schweiz, haben wir also durch die fürchter­liche Beunruhigung unserer Wirtschaft durch das General­streikfieber, in das unsere Arbeiterschaft jeden Tag von neuem gehetzt wird, in wenigen Tagen 15 913 750 OM verloren. Das ist geradezu fürchterlich. Wer will die Ver­antwortung dafür übernehmen, daß es zum Zusammenbruch kommt? Die Lebensmittel werden ins Ungeheure steigen, wenn das so fortgeht. Was wir vor 10 Tagen in der Eckweiz an Lebensmittel noch für IM ^ bekommen haben, müssen wir heute schon mit 145,73 ^ bezahlen. Volk er­manne dich! Lasse dich nicht wehrlos in das Elend treiben I Den Streikhetzern muß die schärfste Antwort gegeben wer­den, sie sind das Schandmal unseres Volkes.

Spartakistisch.s aus Magdeburg.

Magdeburg, 8. April. Der stellvertretende Polizei- oräsident Vater, einer der Unabhängigen, ist unter dem Dringenden Verdachte, an den gegenrevolutionären Vor­gängen beteiligt gewesen zu sein, seiner Funktion enthoben worden. Der Wert der aus den Speichern des Lebens­mittelamts am Hafen geraubten Waren beläuft sich auf weit über 700000 Mark. Die Bevölkerung wird durch diesen .Raub empfindlich getroffen, da diese Lebensmittelniengen für eine erhebliche Verbesserung der Lebensmittelversorgung der Stadt bestimmt waren. Auch die Schuppen des ameri­kanischen Roten Kreuzes, in denen Lebensmittel für Ge­fangene lagerten, wurden ausgeplündert. Infolge dieser Exzesse hat der Exekutivausschuß den Belagerungszustand Liber Magdeburg verhängt, ehe von der Reichsregierung die entsprechende Weisung kam. Der überwiegende Teil der Garnison hat sich bei den Zwischenfällen als regierungstreu erwiesen.

- Amtliche Vekanntmächungen..

Die Stadtschultheißenämter werden an die Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 18. März 1919, betreffend Bericht über die Wohnungsfrage

erinnert.

Gallo, den 7. April 1919. Oberamtmann: G ö s.

Die (Stadt)-Schttltheißenämter werden an die Erldi- gung des oberamtl. Erlasses vom 3. März 1919, Calwer Tagbkatt Nk. 56 betreffend

Vorlage eines Pferdeverzeichniffes, erinnert.

Calw, den 7. April 1919._Oberamtmann: Gos.

Oberamt Calw.

Abgabe von warmblütige» Zuchtstnte».

Unter Bezugnahme auf die wiederholte Bekanntgabe, daß die Gesuche um Ueberweisung von warmblütigen Zucht­stuten nicht annähernd in vollem Umfang berücksichtigt werden können, wird mitgeteilt, daß die Abgabe von warm­blütigen Znchtstuten demnächst zu Ende gehen wird. Für die noch zur Verfügung stehende verhältnismäßig kleine Zahl von Tieren find die Abnehmer bereits vorgemerkt. Die betreffenden Züchter werden von Pferdezuchtinspektor Krafft in Ulm zur Abnahme der Tiere seinerzeit einge­laden werden. Bestellungen werden nicht mehr ange­nommen.

Fn der letzten Zeit sind Gesuche in nicht unerheblicher Zahl eingelaufen, in denen von Käufern um Freigabe der Stuten zum Verkauf gebeten wird. Als Grund wird in der Regel angegeben' daß die Stute für den landw. Be­trieb unbrauchaar sei. Ohne Rücksicht darauf, ob dies zu­treffend ist oder nicht, wird die Genehmigung zum Verkauf nicht mehr erteilt werden. Stuten, die für den Betrieb des Käufers. nicht brauchbar sind, werden zurückgenommen und einem andern Züchter oder der Militärverwaltung über­wiesen werden.

Dem Vernehmen nach sollen von verschiedenen Käufern Stuten ohne Genehmigung der Zentralstelle für' die Land­wirtschaft verkauft worden sein. Die Einhaltung der ein­gegangenen Verpflichtungen wird regelmäßig nachgeprüft werden.. In allen Fällen, in denen eine Vertragsver­letzung festgestellt wird, wird die Vertragsstrafe eingczogen wekden.

Den 5. April 1919. Oberamtmann: Gös.

Aus dem Nätekongreß.

Berlin, 8. April. Im Rätekongreß sagte Präsident Leinert, wie die B. Z. am Mittwoch meldet, in seiner Eröffnungsansprache u. a. noch: Die Revolution ist nicht gemacht worden, damit das deutsche Volk seine Unterdrücker wechselt, damit an Stelle unserer Junker die imperialistischen Eroberer eines fremden Volkes treten. Schwere Beding­ungen sind uns schon durch den Waffenstillstand auferlegt. Wir sind bis an die Grenze gegangen. Mehr ist nicht ertragbar. Wenn die Entente glaubt, Deutschland müsse vernichtet werden, so werde sie sich über unser Volk täu­schen. Wir sind kein Herrenvolk und wollen keines werden. Aber unsere geistige Arbeit, dasjenige, was das Volk ay Kultur hervorgebracht hat, soll der ganzen Welt zugute ge­reichen. Haß und Rachegelüste würden die Folgen eines Gewaltfriedens sein, und das ist unerträglich mit den Prinzipien der Revolution.

Wie's gemacht wird.

Berlin, 8. April. Für morgen Vormittag ist in Ber­lin ein Demonstrationszug der Kriegsbeschädigten ange­kündigt,, die von den Unabhängigen aufgeputscht sind, und höhere Renten verlangen. Die Demonstration gilt der Reichskanzlei, wo aber zurzeit keiner der zuständigen Mi­nister anwesend ist, und es ist nicht von der Hand zu weisen, daß es Elemente gibt, die wünschen, daß sich an solche Demonstrationen Putschversuche anknüpfen. Um solchen möglichst vorzubeugen, hat das Militär bereits heute vormittag auf dem Wilhelmsplatz in der Nähe der Reichskanzlei Kräfte entfaltet. Man sieht dort zahlreiche Autos mit Geschützen und Maschinengewehren.

Zur MffensiWands- und Sriedeursrage.

Die Franzosen in Saarbrücken.

(WTB.) Saarbrücken, 6. April. Der oberste Verwalter des Saargebiets General Andlauer veröffentlicht in einem Maueranschlag eine Proklamation, in der es u. a. heißt: Das französische Oberkommando verfügt:

Jedes Fernbleiben von der Arbeit wird als feindlicher Akt betrachtet und alle Belegschaften in ihrer Gesamtzahl, Direktionspersonal mit einbezogen, werden zur Arbeit requiriert und dem Befehl des General Andlauer, dem obersten Verwalter des Saargebietes, unmittelbar unter­stellt. Infolgedessen wird angeordnet: Am Montag den 7. April die Wiederaufnahme der Arbeit durch die Berg­leute, die durch diesen Anschlag dazu requiriert werden:

1. Einfahrt um 6 Uhr morgens. Zuwiderhandelnde haben Verhaftung zu gewärtigen. (Ein gewisser Teil dieser Ar­beiter wird wegen Nichtbefolgung eines militärischen Be­fehls nach dem rechten Nheinufer abgeschoben.) Aufwieg­ler usw. werden vor ein Kriegsgericht gestellt und nach dem Militärstrafgesetzbuch abgeurteilt werden. Das Di­rektionspersonal der einzelnen Zechen wird für die Wie­deraufnahme der Arbeit verantwortlich gemacht.

2. General Andlauer wird bestimmen, wann die außer­ordentlichen Maßnahmen in Wirksamkeit treten. 3. Jede französische Militärperson irgend welchen Grades ist von den Deutschen als Mirgesetzter im Sinne der mili­tärischen Rangordnung zu betrachten. 4. Die Orts­

polizei sowie die Orksbeamten werdet ebenfalls reqM riert. Sie haben jeder Anordnung der Militärbehörde Folge zu leisten, zur Ausführung dieser Proklamation beizutragen bezw. diese zu überwachen.

In Verfolg der Proklamation des GeneraloberstverZ Walters des Saargsbtetes von; s. April, welche die Beleg»! schäften der Saargruben zur Arbeitsleistung requiriert«! und in Anbetracht, daß nur eiff Fünftel der Belegschaften die Äroeit wieder ausgenommen hat, sind folgende MaU nahmen getroffen worden: Eine gewisse Anzahl von Bevi Haftungen sind erfolgt, wegen der Weigerung, den Vefehkl zur Arbeitsleistung uachzukommen. Von den Verhaftetes wurden 21 vor das Kriegsgericht gestellt und zu Strafe^ von 2 bis 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Die übriges wurden in das rechtsrheinische Gebiet durch Eisenbahn^ transport abgeschoben. Der Zug verließ Saarbrücken «ritz 7. April, abends 10 1!hr.

Die Frage der französischen Ostgrenze. .

(WTB.) London, 8. April. DieTimes" vom 5. Apritz teilt in einem Leitartikel mit, daß die Frage der franzö-i fischen Ostgrenze dahin entschieden sei, daß das linke Rheins ufer deutsch bleibe; dafür aber ein breiter Erenzgürtez rechts und links des Rheins ständig unbewaffnet seinj muffe. Auch Saarbrücken solle deutsch bleiben und denj Franzosen lediglich der Reingewinn aus dem Betriebs der dortigen Kohlengruben überwiesen werden.

Zur Frag« de« Kriegsentschädigung. z

(WTB.) Amsterdam, 7. April. DemAllg-Handels^ blad" wird aus Paris zu der Frag« der Entschädigung^ noch gemeldet, daß die jährlichen Abzahlungen des Neste«

1 oder 2 Jahre im voraus festgesetzt werden sollen. Di«, Verteilung der Entschädigung unter die Alliierten wird! wahrscheinlich nach einem Matzstabe stattfinden, nach demj Frankreich die Hälfte, die verwüsteten Länder wie Bels gien und Serbien einen bestimmten Prozentsatz und diq andern Alliierten Entschädigungen nach Maßgabe ihrey Verluste an Menschenleben erhalten werden.

Immer wieder die Kriegsschuldfrage.

Paris, 9. April. Diplomatischer Situationsbericht. In den beiden Dienstagsttzuiigen wurde die politische und administrative Lösung der Frage des Saarbeckens erörtert. Zu einem endgültigen Entschluß kam man nicht. Der Nach- niittagssitzuiig wohnte Wilson bei. Verhandelt wurden di« Verantwortlichkeiten. Die britischen und französischen Dele­gierten sind in der Anerkennung der Schuld Wilhelms H. und der Forderung nach Auslieferung und Verantwortung vor einem interalliierten Gerichtshof einig. Die Amerikaner erkennen die Schuld des früheren Kaisers, erblicken jedoch keine rechtliche Möglichkeit zu seiner Verfolgung. Man erhofft einen Ausgleich zwischen den beiden Auffassungen.

Erzberger über die Landungsfrage in Danzig.

Berlin, 8. April. In einer Unterredung mit einem Vertreter derDeutschen Mg. Zeitung" sagte Reichsminister Erzberger über die letzten Verhandlungen in Spaa, wegen der Landungsfrage polnischer Truppen in Danzig u. a.r Das deutsche Volk hat die ungeheure Gefahr erkannt, die seiner nationalen Einheit drohte, wenn die polnischen Trup­pen tatsächlich in Danzig gelandet wären. Ich brauche nur, an die Worte Paderewskis zu erinnern,Wenn ein­mal die Hallerschen Divisionen in Danzig wären, so würde Westpreusien schon von selbst polnisch werden." Ganz Westpreußen und Danzig an der Spitze ist deutsch uffd will deutsch bleiben. Und hat nicht die geringste Lust, sich dem polnischen Joche zu beugen. Meine Anpassung ist die, daß die gewaltige Bewegung im'deut­schen Volke einen Eindruck auf die Entente nicht- verfehlt hat. Ich glaube sagen zu können, daß dies das erste mal war, daß die Entente nach dem Krieg den nationalen Willen der Deutschen respektierte. Freilich sprachen dabet noch andere reale Gründe mit. Die Entente glaubt, den Bogen nicht mehr allzu sehr überspannen zu dürfen. Der Bolschewismus fängt an auch den Franzosen begreiflich zu werden. Aber alle diese Gründe hätten nicht genügt, die Entente zum Verzicht auf die Landung in Danzig zu bringen, wenn sie nicht mehr dem einmütigen Willen des deutschen Volkes gegenüber gesehen hätte. Obwohl Mar­schall Fach an der Rechtsgrundlage, daß die Alliierten eine Landung in Danzig verlangen können, noch fest hält, bin ich davon überzeugt, daß dies Deutschland gleichgültig sein kann. Marschall Foch wird an der getroffenen Lösung loyal festhalten/ Die polnische Landungsgefahr für Danzig, für den Osten, für ganz Deutschland ist vorüber. In Deutschland können wir ein übriges tun, wenn wir dafür sorgen, daß die Transporte glatt von statten gehen. Un­ruhen und Streiks, durch welche die Transporte gefährdet werden, malen die polnische Landung in Danzig wieder an die Wand. Wir haben alles Interesse daran, daß die Transporte möglichst schnell vor sich gehen.

Die Pariser Presse llber das Danziger Abkommen.

(WTB.) Berlin. 8. April. Die Pariser Presse ist über das Danziger Abkommen feindlich gestimmt und erklärt mit wenigen Ausnahmen das Abkommen geradezu für eine Schlappe. DerTemps" fordert die Entente auf, diese Schlappe nicht zu verheimlichen.

Fortdauer der polnischen Nebergriffe.

Berlin, 9. April. An der Posener Front lag Zdung und Umgebung wieder unter polnischem Arlilleriefeuei^ Dort, sowie bei Kempen und südlich Kolmar, ferner bei Margomn, bei Schleuse 2, südlich Rakel, im Postulitzer Forst, westlich Bromberg, und bei Oppock südlich Thorn, mußten polnische Vorstöße abgewehrt werden. Die Polen

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