lich viele derselben mehr oder weniger schwere Brandwunden davon. Das 3. und 4. Stockwerk des nördlichen Flügels ist vollständig vernichtet. lieber 3000 zum Versandt.bereit stehende Fahrräder find zu Grunde gegangen.
Baden-Baden, 10. Okt. Das vor kurzem vom städt. Kurkomitee veranstaltete Wohlthätigkeitsfest zugunsten des deutschen Hilfsvereins für Ostasien hat ein Reinerträgnis von 11494 Mk. ergeben.
Köln, 9 Okt. Der Kommandant des „Iltis", Lans, brach, wie die „Kölnische Volksztg." meldet, bei den ersten Gehversuchen nach Abnahme des Gipsverbandes das verwundete Bein.
Rom, 9. Okt. Wie dem „Messagero" aus Liangfang depeschiert wird, forderte Graf Waldersee die Behörden der Provinz Petschili auf, sich binnen 48 Stunden zu unterwerfen. Die chinesischen Behörden gehorchten sofort; die chinesischen Truppen räumten fast alle Forts und flohen in wilder Hast.
— Rußland hat sich nunmehr seinen Gewinn aus dem chinesischen Handel gesichert. Am 1. Okt. haben die in der Mandschurei methodisch vorgehenden russischen Truppen sich der Stadt Mukden bemächtigt und damit ist die Besitzergreifung der Mandschurei, des Stammlandes der jetzigen Herrscherdynastie, vollendet.
Unter halt endes.
Der weiße Hirsch.
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
Rüdiger war bald blaß, bald rot geworden.
„Aber Vater, das ist ja ganz erschrecklich! So habe ich dich ja noch nie gesehen. Wir sind doch sonst immer in Frieden an nnsrem Tisch gesessen, und geschmeckt hat es dir auch". — klagte Frau Hildebrand.
„Es hat auch bie Ehre mit an unsrem Tisch gesessen, und die Ehrlichkeit, und daß zwischen uns nichts ,war, was nicht vor Gott und Menschen bestehen konnte."
„Vater, geht das gegen mich?" sagte Rüdiger, indem er aufstand. Seine Lippen bebten.
„Ja wohl geht es gegen dich! Ehe ich mit so einem, wie du bist, an einem Tisch esse, möchte ich lieber das Tuch zerschneiden, das deine Mutter uns aufgedeckt hat. Kannst jdu deine Augen auf- schlagen Md mir ins Angesicht sehen, wie ein Mann, der ein reines Gewissen hat? Nein, das kannst du nicht! Aber du sollst nicht denken, daß, weil du sein einziger Sohn bist, der Oberförster Hildebrand sich der Ehre losspräche! Lieber gar keinen Sohn, als solchen, lieber die Kugel, welche du auf deinen Sündenwegen verpuffst, in deiner eigenen Brust" — — —. Der starke, etwas kurzatmige Mann hielt es nicht länger aus, auch er sprang auf und riß die Fensterflügel auf. Plötzlich verstummt, sah er in die stille grüne Welt draußen, als vermöchte sie es, den Stnrm, welcher in seiner Brust tobt, zu stillen
Die Mutter hielt Rüdiger umschlungen, „Höre nicht auf ihn," flüsterte sie, „er ist' von Sinnen, er weiß nicht, was er ipricht."
„Ich bin nicht von Sinnen," rief der Oberförster dessen fein geübtes Ohr jedes Wort verstanden hatte, er wendete sich rasch, und dicht vor Rüdiger hintretend und ihn scharf sixirend rief er: „Antworte mir kurz und bündig; Unterhälst du in der Bachmühle im Wiesenthälchen eine schlechte Person mit Kindern? Treibst dn, um sie zu unterhalten, Handel mit deinen Drechslerarbeiten? Noch nicht genug — bist du der Wilddieb, der die Hirsche des Fürsten niederschießt, und sie hinterrücks und sicheren den Mann bringt, weil kein Mensch in ganz Thüringen sich unterstehen würde, dem Sohn des Oberförsters Hildenbrand eine solche Schufterei zuzutrauen?"
„Rüdiger erbarm dich unser," jammerte die Mutter, welcher zu Mut war, als hatte sie der Blitz getroffen.
„Mein lieber Vater", sagte der junge Mann, „wie kannst du mir solche Dinge Zutrauen? Ich stehe vor dir wie vor Gott! Mein Weg ist rein, so wahr ich ein ehrlicher Mann und dein Sohn bin."
„Ja oder nein! aus etwas anderes lasse ich mich nicht ein."
„Nun denn, ich unterhalte allerdings eine anständige Frau mit Kindern in der Bachmühle! Warum, das ist mein Geheimnis."
„Rüdiger, du hast dich doch nicht am Ende heimlich verheiratet? rief die Mutter, ihre Hände ringend.
„Wäre denn das das Schlimmste?" entgegnete er; fast war es ihm als wüßte er sich nicht anders zu helfen.
Eine Art von Verzweiflung erfaßte sein männliches Herz. Er hatte gehofft, sein kühnes großes Werk glücklich hinauszuführen und nun zerstörte ein heimlicher Feind alle seine Anschläge. Dieselbe Hand welche ihm einen Drohbrief zugesendet, mußte auch seinen Vater unterrichtet haben, und was das Schlimmste war, der Schein sprach gegen ihn. Ec konnte, er durfte sich nicht verteidigen. Wie er seinen Vater kannte, der hätte den unglücklichen Robert aus seinem Schlupfwinkel vertrieben, wie er den Fuchs in der Höhle ausräucherte.
„Rüdiger, mein Sohn, was ist es mit der Frau und den Kindern?,, klagte die Mutter .
„Was scheert mich die Frau, was scheeren mich die Kinder," grollte der alte Hildebrand, „davon reden wir später. Hier steht nun der Oberförster im Namen seines Fürsten, und verlangt Rechenschaft. Hat dich die Gier nach Geld so weit verblendet, daß du zum Wilddieb geworden bist? Ja oder Nein, sonst vergesse ich, daß du mein Sohn bist."
„Vater, o Vater," stöhnte Rüdiger.
„Gieb ihm doch Raum, laß ihm doch Zeit," flehte die Mutter, man darf doch seinem Kinde nicht so etwas auf den Kopf Zusagen. Er ist ja immer ein gottesfürch- tiger Mensch gewesen, mit einem Herzen rein wie Gold. Nein nein! Ehe ich mich gegen mein Kind aufbringen lasse, soll lieber die Welt gegen uns beide sein!"
„Du redest, wie die närrischen Weiber reden," antwortete der Oberförster uud wußte es nicht, daß er sich damit der Worte des alten Tobias bediente, „ich will die Wahrheit wissen, bist du der Wilddieb, welcher unsrem Fürsten und Herrn die Hirsche niederschießt?" '
„Sv war mir Gott helfe, ich bin es nicht."
Der Oberförster atmete tief auf, aber die Wolke des Mißtrauens, welche den ganzen Mann wie in Finsternis hüllte, hatte sich nur für einen Augenblick gelichtet.
„Und das Frauenzimmer in der Mühle?"
„Das ist mein Geheimnis, Vater, daran lasse ich mich nicht rühren."
„So, — läßt du dir nicht? Meinst du, ich wäre so einfältig, zu glauben, man könnte eine Familie durch Drechslerarbeiten erhalten? Wo nimmst du das Geld dazu her, wenn ich fragen darf?"
„Vater, du sprichst mir die Ehre ab, wenn du den Verdacht nährst, ich könnte ein Dieb sein! Vater, das lasse ich mir uicht gefallen, das trage ich nicht, das bringt mir den Tod."
„Tod oder nicht, ich will die Wahrheit wissen,"
„Habe Geduld'mit mir," bat Rüdiger, dessen Brustllich stürmisch hob und senkte, nur einige Tage Geduld. Man gewährt ja auch dem Verbrecher Zeit, um sich zu verteidigen, vielleicht, daß ich dann alles aufklären kann. Bis dahin, — ihr werdet wohl nicht verlangen, daß ich heute mit Euch esse —"
Er wollte hinaus, aber der Vater vertrat ihm den Ausgang. (Forts, folgt.)
Marktberichte.
Stuttgart, 9. Okt. Obstmarkt Mf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 7000 Ztr. Mostobst. Preis pr. Ztr. Aepfel 2 Mk. 60 Pfg. bis 3 Mk., gemischtes Obst 2 Mk. 40 Pfg. bis 2 Mk. 60 Pfg.
Weinpreiszetrel.
Besigheim. Besigheim 10. Okt. Lese in vollem Gang, wird Freitag beendigt. Käufe zu 105, 110, 115. 120, 125, 132, 140Mk. pro 3 kl. — Bönnig- heim 10. Okt. Lese nahezu beendigt. Verkauf lebhaft zu 90 bis 100 Mk. pro 3 KI. — Kirchheim a. N. Käufe 120,122, 125, 130, Mk. pro 3 kl.
Lauffen a. N., 8. Okt. jPreise pro 3 Hl. 100, 102, 105, 110, 115, 118, 120, 125, 130, 135 140, 150 Mk. Viele Käufe sind abgeschlossen worden.
Mundelsheim, 9. Okt. Heute lebhafter Verkauf von 125 bis 135 Mk. pr. 3 Hl. rotes Mittelgewächs. Käßberger wird zu 175 bis 185 Mk. gerne und rasch gekauft.
Cleebronn, 9. Okt. Lese in vollem Gange. Quantität schlägt vor. Verkauf geht, da die Qualität gut, lebhaft zu 100 Mk. p. 3 Hl. Einzelne Käufe zn 98 Mk.
Stanöesbirch-GH r: onik
der Stadt Wildbad. vom 5. bis 12. Oktober 1900. Geburten.
3. Okt. Mössinger. Wilhelm Friedrich, Holzhauer von Sprollenhaus, Gde. Wildbad 1 Tochter.
6. Okt. Gutbub, Wilhelm Friedrich, Holzhauer hier, 1 Sohn.
Eheschließungen:
6. Okt. Kallfaß, Christian Friedrich, Säger u.
Mittwer von Schönmünzach mit Luise Christine Sieb, Dienstmädchen von hier. Gestorbene:
5- Okt. Wacker, Wilhelm Friedrich, Sohn des Fabrikarbeiters Karl Wilhelm Wacker hier, 5 Mou. alt.
7. Okt. Simon, August Friedrich, Sohn des
Taglöhners Wilhelm Friedrich Simon, 7 Wochen alt.