366
damit angestellt worden find, ein günstiges Resultat ergehen Hallen. In verschiedenen Garnisonbäckereien wird jetzt mit der Herstellung von Eier-Zwieback vorge- gangen, weil dieser sich durch besonders hohen Nährwert auszeichnet.
Berlin, 3. Aug. Bei der Leichen- feierlichkeit in Rom wird der Kaiser durch Prinz Heinrich vertreten sein.
Berlin, j3. Aug. Um die Zahl der etwa zur Verfügung stehenden weiteren Ersatzmannschaften für China festzustellcn, hat der Kaiser jetzt angeordnet, daß die Unteroffiziere und Soldaten des Beurlaubtenstandes aller Waffen (Jahresklaffen 1893 bis 1898), sowie der Landwehr 1. und 2 Aufgebots (Jahresklassen 1883 bis 1892), die bereit sind, nach China zu gehen, sich unter Ueberreichung ihres Militär- paffeS sofort zu melden haben.
Bremerhaven, 4. Aug. Die Rede des Kaisers an die 14 Arbeiter der Ham- burg-Amerikalinie lautet wörtlich: „Ihr seid hier versammelt worden, um meinen kaiserlichen Dank zu empfangen für die Hingabe und Aufopferung, mit der Ihr an der Fertigstellung der Dampfer für meine Offiziere und Mannschaften gearbeitet habt. Dank Eurem rastlosen Bemühen ist die prompte und pünktliche Absendung der Transporte möglich geworden. Dadurch habt Ihr es einmal ermöglicht, daß unsre Truppen möglichst schnell auf den Kampfplatz kommen; zum andern habt Ihr unsere Leistungsfähigkeit auf diesem bisher von uns noch nicht betretenen Gebiete vor der ganzen Welt in das beste Licht gesetzt und dadurch nach beiden Richtungen hin unserem Vaterlande unschätzbare Dienste erwiesen. Die Auszeichnungen, die ich Euch dafür verleihe, sollen meine Anerkennung sein, aber auch zugleich der Ausdruck meiner Zufriedenheit, daß Ihr nicht dem schlechten Beispiel der durch vaterlandslose Agitatoren verführten Arbeiter Hamburgs gefolgt seid, sondern den Patriotismus des deutschen Arbeiters fleckenlos bewahrt und wacker mitgear- beitet habt für die Schlagfertigkeit unserer braven Armee. Ehrlos der, welcher im Moment der Gefahr sein Vaterland im Stiche läßt. Erhaltet Euch den guten deutschen Geist, dann wird der Dank des deutschen Volkes und meine Anerkennung Euch nie fehlen."
— Aus Genf erhält der Pariser Matin eine Korrespondenz, worin daran erinnert wird, daß der Anarchist Luccheni, der Mörder der Kaiserin von Oesterreich, in seinem Prozeß erklärte, sein Verbrechen, ebenso wie dasjenige Caserios, des Mörders Carnots, seien nnr die ersten Anfänge einer allgemeinen Exekution verschiedener Staatsoberhäupter. Die Genfer Polizei habe die vollkommene Gewißheit, daß ein Angelo Bressi, dessen Signalement demjenigen des Mörders Humbert entspricht, vor etwa 2 Jahren in Genf wohnte, und damals als Anarchist polizeilich überwacht wurde. Vielleicht stellt es sich noch heraus, ob Bressi in der That der Kamerad nnd Nachfolger Lucchenis ist, was ziemlich viel für sich hat, da er vor 2 Jahren auch in Pest gesehen wurde, von wo er am Tage der Ermordung der Kaiserin von Oesterreich verschwand.
MaiIand, 2. Aug. Die in Mailand erscheinende „Lega Lombardia" berichtet: Augenzeuge des Attentats war auch ein königlicher Stallknecht; derselbe sagte aus,
im Augenblick« der Ausführung des Verbrechens waren um den Wagen des Königs vier oder fünf Personen mit schwarzen Kravatten, gleich der Bresfis. Nach Vollendung der That hätten die Personen lebhaft geschrieen, um die Vcr- wirrung zu steigern und die Flucht Bresfis zu erleichtern. Die „Jtalia" behauptet, die Polizei habe wichtige Entdeckungen gemacht. Es handle sich um ein Komplott, das in Amerika und Paris geschmiedet sei und in Italien zur Ausführung kam. Es seien wei«ere ähnliche Verbrechen in Europa geplant.
— Das Amsterdamer „Handelsblad" veröffentlicht eine offizielle Bekanntmachung der Transvaal-Regierung wonach die Engländer dem Generalkommandanten Botha und dem Burengeneral de la Rey ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfund Sterling angeboren haben, falls sie die Waffen niederlegcn. In der Bekanntmachung zweifelt Präsident Krüger nicht daran, daß ein ähnliches Angebot auch dem Präsidenten Steijn und ihm selber sowie dem Kommandanten Christian de Wet gemacht werden wird, da die Engländer sehr gut begreifen, daß sie, wenn erst diese Hauptpersonen unsers Kampfes um die Freiheit ohnmächtig gemacht sind, leichtes Spiel mit dem ganzen Burenvolke haben werden. Es dürfte wohl überflüssig sein zu konstatieren, daß unsere Führer erklärt haben, lieber zu sterben, als Verräter ihres Vaterlandes und ihrer Lands- leute zu werden.
Pretoria, 4. Aug. Geveral Botha und Präsident Krüger erließen eine Proklamation , worin sie sagen, sie würden allen Schaden, ten die Engländer den Farmen zufügten, ersetzen, wenn die Besitzer dieser Farmen bei den Kommandos blieben.
Tschifu, 3. Aug. Der Gouverneur von Schantung telegraphierte an die Konsuln: Eine soeben hier eingegangene Depesche des Tsungli Damen vom 30. Juli besagt, daß die Gesandten und der deutsche Geschäftsträger in Peking mit ihrem Stabe wohlbehalten und mit Lebens- Mitteln versehen seien. Es bestehe gegenseitiger freundschaftlicher Verkehr. Die Verhandlungen wegen des Abzuges der Gesandten nach Tientsin unter Schutz zum zeitweiligen Aufenthalt daselbst seien dem Abschluß nahe.
— Der Urheber des Mordanschlags auf den Schah von Persien heißt Francois Saison und ist am 24. Februar 1876 in Montlaur (Dep. Aveyron) geboren. Im Jahre 1894 wurde er wegen anarchistischer Umtriebe zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der „Temps" berichtet, Saison habe dem Untersuchungsrichter gegenüber geäußert, wenn er den Schah hätte Men können, ohne verhaftet zu werden, würde er auch den Kaiser von Rußland ermordet haben. Saison spreche >zu dem Untersuchungsrichter bereitwillig über den Anschlag und entwickele seine anarchistischen Theorien, hülle sich aber in Schweigen, sobald er gefragt werde, ob er als Jemandes Werkzeug gehandelt habe.
Vermischtes.
— Für August stellt Falb folgende allgemeine Charakteristik auf: Dieser Monat charakterisiert sich durch eine auffallend anhaltende niedrige Temperatur.
Das normale Mittel dürfte fetten erreicht werden. Die Niederschläge 'find' in den ersten Tagen zahlreich und ergiebig. Sonst aber ist die erste Hälfte des Monats trockener als die zweite. Die Niederschläge treten fast ausschließlich als Landregen auf und fiud in der zweiten Hälfte sehr ausgebreitet und ergiebig. In den letzten Tagen find in höher gelegenen Gegenden Schneefälle wahrscheinlich. Im ganzen kann dieser Monat als feucht bezeichnet werden.
^ — Der Lahrer Hinkende ist wieder da! Nachdem er eine stattliche Armee seiner Sendlinge in die weite Welt, wo Deutsche wohnen, vornehmlich nach Nord- und Südamerika, Australien, nach Südostafrik« und Deutsch-China, hat abgehen lassen, marschiert er jetzt durch die deutschen Lande, um seinen Lesern die gewohnte Unterhaltung und Belehrung zu bringen. Der vorliegende erste Jahr- gang seines zweiten Jahrhunderts ist wieder recht gediegen ausgefallen, und der Burenkrieg, der Beginn der blutigen Ereignisse in China, sowie die sonstigen „Weltbegebenheiten" sind in Wort und Bild echt volkstümlich dargestellt. So muß für das Volk geschrieben werden.
WnterHattenöes.
Lenchen.
Eine Erzählung von Dr. Emil Freiburger
^Fortsetzung.^ <Nachdruik Verb.)
„Kommet herüber zu uns! Ihr sollt cs gut haben in euren alten Tagen!" hieß es von Jahr zu Jahr. Aber der Alte schüttelte den Kopf. Er vermochte nicht die Hobelbank in der engen Werkstätte zu verlassen, auch nicht die sechs Bretter, welche in der Ecke standen für seinen Sarg.
Da hieß es von neuem in den Briefen :
„Wollet ihr uns denn nicht mehr sehen, uns und unsere Frauen und Kinder, eure Enkel? Dürfen wir euch denn nicht heben und tragen in eurem Alter und euch nicht bei uns gebettet haben in eurem Grab? Was euch denn daheim? Sind wir, die ihr uns geboren, euch denn nicht lieber, als euer Häuschen, euer Stübchen und euer Tisch?"
Endlich entschloß sich der Alte, Alles loszuschlagen. Nur eines konnte er nicht lassen, seinen Lieblingshobel. Den nahm er mit.
Schon am zweiten Tage der Seefahrt rückten die beiden Alten den drei Kindern und dem Lenchen, welchen sie von weitem ihre Aufmerksamkeit zugewendet hatten, näher. Es wollte sie bedünken, als gleiche das jüngste der Kinder, ein Knabe, auffällig einem ihrer Enkel, den sie nur nach einer Photographie kannten. Und nun gar Lenchen! Die war ja wie herausgeschnitten ihres jüngsten Sohnes Frau. Sie holten die Photographien aüs dem Reisesack zum Vergleiche herbei.
„Nein, das muß eine Schwester oder doch eine Verwandte sein!" Sie erkundigten sich und konnten kaum glauben, daß es nicht so war. Der Zug des Herzens zu den Reisegefährten aber blieb derselbe, als wenn es doch so wäre; und täglich gab es wieder für die beiden zu schauen und zu fragen nnd zu hören. Ja, der alte Schreiner, ebenso stolz auf seine wohlversorgten Söhne als mitleidig für die arme, ohne Erfahrung in die neue Welt hinausgesandte Nachtwächtersfamilie,