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versicherte derselben, sie sollten nur mit ihnen kommen, es werde sich schon etwas für sie finden.

Auch zwei junge Mädchen, welche mit ihrer Mutter in der ersten Kajüte die Ueberfahrt mitmachten, gesellten sich bis- weilen zu den Nachtwächterskindern, wenn dieselben mit Lenchen auf dem Verdeck spielten. Die wenig bemittelte Försters- Witwe wußte nach dem Tode ihres Mannes nicht recht, was beginnen. Sie wollte ihren beiden, bildschönen Brünetten wenigstens eine gute Erziehung geben. Sie sträubte sich nicht, ihr kleines Ve» mögen daran zu wageu und durch ihrer Hände Arbeit den geringen Witwengehalt etwas zu vermehren. Aber auch so reichten die Mittel nur auf kurze Zeit, um den zweifachen Aufwand für das P ensionat zu decken. Da schrieb der Onkel, ein Bierbrauer in Broklyn, sie sollten doch herüberkommen, sein halbes Haus stehe leer. Deutsche Schulen wüchsen bei ihnen wie Pilze aus der Erde, sie dürften nur wählen, und gefiele es ihnen nicht mehr, so könnten sie ja wieder heimgehen.

Der Bierbrauer galt von jeher als Lieblingsbruder der Försterin. Warum sollte sie nicht dem Rufe folgen? Sie stellte ihre Möbel für den Fall ihrer Rückkehr in zwei zu diesem Zweck ge­mietete Zimmer und ging.

Die beiden Töchter der Försterin, welche den Nachtwächlerskindern manchen Nachtisch von der besseren Mittagstafel brachten, bemerkten bald, daß Lenchen -nicht zu diefir Familie gehöre, sondern etwas Besseres sei. Neugierig fragen sie das Mädchen aus.

Auch zu einem Onkel!"

Der gleiche Laut klang in den Herzen sympathisch wieder. Man zeigte sich gegenseitig die Photographien der beiden

Oheime, man verglich den Ausdruck. Den FörsterLtöchtern erschien der Onkel bei Baltimore noch gutmütiger als der in Broklyn. Fast hätten sie mit Lenchen getauscht und Lenchen hätte am Ende eingeschlagen. Täglich gab es unendlich viel zu erzählen. Lenchen saß bisweilen auch als Gast in der ersten Kajüte und speiste auch zweimal am anderen Tisch. Aber auch die beiden Fräulein zeigten sich nicht zu stolz, sondern saßen mehr als einmal bei den armen Nachtwächters­kindern, um denselben die Kartoffeln zu schälen.

So floß der Tochter des Hanfbauern die Zeit, welche sie zwischen Himmel und Wasser zuzubringen hatte, schneller als sie es vermutete dahin, und die Thränen, welche in den ersten Tagen verstohlen über Wangen und Schiffsbord hinab in die salzige Flut rannen, stillten sich mehr und mehr. Das bestimmte Bewußtsein, daß sie als Retterin ihrer Eltern und Geschwister die neue Welt anfsuchte, ge­wann über alle sonstigen Empfindungen und Erwägungen die Oberhand, und wenn Lenchen heim dachte, mischte sich in ihr Weh ein froher Hoffnungsschimmer.

*

Baltimore, in dessen Nähe des Onkels Gut lag, beherbergt 350,000 Einwohner, darunter 80,000 Deutsche und gilt für die dritte Stadt der Union. Der Ohio, welcher in breiter Ausdehnung die Stadt und Beherrscherin seines weiten Gebietes dnrchströmt, bildet dort den Haupthafen für Maryland und die übrigen zu seinem Stromsystem gehörenden Staaten. Vor zweihundert Jahren stand auf Baltimores Grund und Boden ein einziges Haus. Fünfzig Jahre später standen zwei Häuser und eine Mühle. Jetzt stehen dort 55,000 Gebäude, darunter 200 Kirchen,

Aufruf.

Bei der ernsten Wendung der Ereignisse in China hat das Zentralkomstb der unter Allerhöchstem Protektorat stehenden Deutschen Vereine vom Roten KreuL nicht gesäumt, die Unterstützung der amtlichen Sanitätspflege durch die Vereins vrganisation dem Reichsmorineamt anbieten zu lassen.

Dieses Anerbieten ist angenommen worden. Die erste Sendung reichhal- tiger Materialien für Verpflegungszwecke, die Gestellung von freiwilligem Personal für Lazaretpflege, sowie die Errichtung zunächst eines überseeischen Vereinslazarets sind in Vorbereitung.

Große Mittel sind hiezu erforderlich, in deren Aufbringung sicherlich auch die Wohlthätigkeit unseres engeren Vaterlandes aufs neue sich bewähren wird, zumal da auch das württ. Armeekorps Offiziere und Mannschaften zu dem Expe- ditionskorps gestellt hat.

Es wird deshalb die Bitte um freiwillige Beiträge zur Hilfeleistung der deutschen Vereine vom Roten Kreuz in China und soweit erforderlich zur Fürsorge für die Angehörigen und Hinterbliebenen unserer wackeren Soldaten gewiß aller­orten lebhaften Wiederhall in den Herzen finden.

Stuttgart, 13. Juli 1900.

Württ. Landesverei« vom Roten Kreuz

Der Ehrenpräsident:

Prinz Herr mann von Sachsen-Weimar.

Der Vorsitzende: Präsident v. Getzler, Werastr. 16.

Beiträge werden in Empfang genommen für den Bezirk Neuenbürg von Oberamtsarzt Dr. Süßlind in Neuenbürg, von Geh.-Hofrat Dr. med. Weiz« Ücker in Wildbad.

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Drei Stunden von Baltimore, inmitten einer großen Tabakspflanzung, steht ein langes einstöckiges, von einem Kniestock mit drei Giebelfenstern gekröntes Haus mit einem wohlgepflegten Garten. Im Hintergründe desselben, von Tannen und Cypressen verkleidet, lagern sich ausge­dehnte Oekonomiegebäude, Stallungen, Scheunen, große Schuppen.

Die drei Giebelfenster erhellen ein großes Zimmer und ein durch eine Thüre mit diesem verbundenes Kabinet. In dem wohnlich eingerichteten Zimmer hängen drei größere Bilder, ein dornengekrönter Christuskopf ist das eine, das andere die Verlobung der Maria, beides Kupferstiche. Das dritte ist eine Landschaft, ein Oel- gemälde, wertlos für den Kenner, aber lieb und wert für den Besitzer. Ein junger Maler aus der Residenz stellte sich einst in dem hübschgelegenen Heimats? ort des Onkels ein, um in der Umgegend Studien zu machen. Arm, wie er war, ließ er im Wirtshause wissen, er würde gern demjenigen, der ihn vier Wochen be­herberge, das Dörfchen malen. Der Onkel griff damals zu und bereute es nicht; er besaß jetzt in Amerika eine gar artige Erinnerung an seine Heimat. Der Standpunkt für das Gemälde war so ge­wählt, daß mau darauf sehr wohl das frühere Haus des Onkels und auch das­jenige seines Bruders, des Hanfbauern, sah, vor welchem gerade ein mit Hanf beladener Wagen hielt.

(Forts, folgt.)

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