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essen. Hiebei sprach er den ersteren für ihre bisherige treue Unterstützung seine» Dank aus und betonte, wenn auch durch die defekt gewordene Steuerung das Luft­schiff den Zuschauern nicht so vorgeführt werden konnte, wie es geplant gewesen war, so hoffe er doch mit ihrer ferneren thätigen Mithilfe bis zum H»cbst sein sich gestecktes Ziel zu erreichen.

Karlsruhe, 13. jJuli. D e hie- figen vereinigten Kohlenhändler machen öffentlich bekannt, daß Fettschrot 1 Mk. 40 Pfg., Nußkohlen 1 Mk. 70 Pfg. und Antracitkohlen 1 Mk. 95 Pfg. pro Ztr. kosten. Diese Preise verstehen sich nur bis 1. August. Die Kohlenhändler weisen in ihrer Bekanntmachung daraufhin, daß das früher übliche 3 Monatsziel abge­schafft und 1 Monatsziel unter Fortfall von Skonto- oder Rabattvergütung ein- gesührt wird. Da die enorme Preisstei­gerung in keinem Verhältnis zu den effek­tiven Preisen des Weltmarktes steht, son­dern lediglich durch das Kohlenhändlec- syndikat hervorgerusen ist, so regen sich auch hier Stimmen, welche die Gründung einer Kohleneinkau'sgenossenschfft befür­worten. Eine solche wurde dieser Tage bereits in Heidelberg ins Leben gerufen, wo sofort 184 Personen mit einem Be­darf von 5796 Zentner Kohlen dem neuen Unternehmen beitraten. Jeder Beitretende zahlt 2 Mk. in die Genossenschaftskasse. Es ist kalkuliert worden, daß die Genossen­schaftskohlen frei ins Haus geliefert 1 Mk. 40 Pfg. pro Zentner kosten werden

Eine B e t t e l s n p p e nennt die Sozialdemokratie die Leistungen der deutschen Arbeiterversicherung. Welche Brocken doch in dieserBettelsuppe" dem Arbeiterstand gereicht wurden, beweisen folgende Zahlen: Gewerbliche Berufs- genoffenschaften gab es im Jahr 1899 65 mit 456000 Betrieben und 6 Millionen Arbeitern, land- und forstwirtschaftliche Berufsgenoffenschaften 48 mit 4'/- Mil­lionen Betrieben und 11 Millionen Arbeitern, staatliche und kommunale Aus­führungsbehörden 416 mit 700000 Arbeitern, wozu noch 13 Bauversicher­ungsanstalten kommen. Versichert waren also im Jahre 1899 über 18 Millionen Arbeiter oder der vierte Teil der deutschen Bevölkerung. Im Jahre 1899 ange­meldete Unfälle sind es 442 202, ent­schädigte Unfälle 105 680, also der vierte Teil; bezahlte Entschädigungen 79 Mil­lionen Mark, gegen 71 Millionen Mark im Jahre 1898 und 63 Millionen Mark im Jahre 1897, also durchschnittliche jährliche Zunahme der Entschädigungen 8 Millionen. Im Jahre 1899 wurden entschädigt 487000 Verletzte, 45000 Witwen Getöteter, 78000 Kinder, 3000 Eltern und Großeltern, 35000 Angehörige im Krankenhaus Untergebrachter, im ganzen also rund 650000 Personen. Die Gesamtleistungen der Acbeiterver- sicherungen betragen in den Jahren 1885 bis 1897: Bon der Krankenversicherung 1208,6 Millionen Mark Entschädigungen, von der Unfallversicherung 366,7, von der Invaliden- und Altersversicherung 254,4, zus. 1829,7 Millionen Mark Entschädigungen. Rechnet man hiezu noch die pro 1898 und 1899 bezahlten 584,2 Millionen Mark, so sind innerhalb von nicht ganz 15 Jahren 2400 Millionen Mark, durchschnittlich pro Tag 1 Million Mark, ausbezahlt worden.

London, 16. Juli. Wie dieTi­

mes" aus Hongkong erfährt unter dem 13., hat Li-Hung-Tschang heute den Führer der Schwarzflaggen angewiesen, mit 50,000 Mann nach Peking zu ziehen.

London, 16. Juli. Gin Kurier meldet über die Niedermetzelung der Eu­ropäer in Peking: Die Boxer waren wie Wilde und Dämonen und als keine Aus­länder mehr zu töten waren, fielen fie über die Leichen her, die im Hofe der Gesandtschaft lagen, und zerstümmelten sie. Einigen schnitten sie die Köpfe ab und trugen sie unter wilden Rufen auf ihren Gewehren durch die Straßen. Dann griffen sie das Stadtviertel der chinesi- schen Christen an und metzelten Alle nie- der, die sich ihnen nicht anschließen wollten. Sie schändeten die Frauen fund schlugen mit den Gewehrkolben den Kindern das Gehirn ans dem Kopfe. (Ff. Ztg.)

London, 16. Juli. DieTimes" be­richten von Hongkong vom 13. ds. Mts: Li Hung Tschang hat heute die Führer derschwarzflaggen angewiesen mit 50000 Mann nach Peking zu gehen.Daily Mail" meldet aus Shanghai vom 15. ds. Mts.: Die Verteidiger der britischen Ge­sandtschaft machten während der Belage- rnng Tag und Nacht häufige Ausfälle. Der erste Versuch, die Gesandtschaft, nach­dem eine Bresche gelegt war, zu erstür­men, wurde unter schweren Verlusten ;u- räckgeschlagen. Ehe der2. Versuch gemach: wurde, erschienen Prinz Tsching und Ge­neral Wangwengtschou auf dem Kampf­platz und griffen Tuans Truppen an. Schließlich wurden sie auseinandecgetrie- ben. General Wangwengtschou wurde getötet, während Prinz Tsching vermißt wird. Während derNacht wurden mehrere Angriffe zurückgewiesen. Die Angreifer zogen sich zurück, als gegen morgen Ge­neral T'chung mit einer starken Abteilung Kansutruppm von Tientsin eintraf. Bei Sonnenaufgang war die Munition der Soldaten erschöpft. Die tleberlebenden erwarteten, dicht aneinander gedrängt, den Ansturm der überwältigenden Massen und starben so.

London, 17. Juli. Das Reuter- 'sche Bureau meldet aus Tientsin vom 13. ds.: Heute haben die Verbündeten einen kombinierten Angriff auf die Ein geborenenstadt unternommen. Die chinesi­schen Stellungen wurden von den Ber- kündeten mit 40 Kanonen beschossen. Die Verbündeten erlitten sehr schwere Verluste. Es wurden 8 chinesische Geschütze erobert, der Feind wurde nach einem heftigen Geschützfeuer aus dem Westarsenal ver­trieben, doch hält man es für unmöglich, heute in die Stadt einzudringen. Eine Schar gemischter Truppen der Mächte liegt bis vor den Mauern der Chinesen stadt, morgen wird wahrscheinlichein Sturm­angriff unternommen.

Der Bericht des Lord Roberts über die Niederlage der britischen Waffen bei Nitralsnek hat in London sehr verstimmt. Man fürchtet, sie werde die Bezwingung Transvaals verzögern. Times fragt, wo denn die raschen Fortschritte bleiben, die der Besetzung Pretorias folgen sollten. Die Schlappe sei nicht nur aus militäri­schen, sondern aus allgemeinen Gründen zu bedauern, da sie Krüger und seinen entschlossenen Anhängern neue Ermunter- ung gewähren dürfte. Zu der gleichen Zeit erlitten die engl. Truppen noch eine zweite Schlappe. Sie wurden bei Derdepoort an der Bahn von Pretoria nach Bolks-

rust angegriffen, und auch hier scheint der Kampf mit schweren Verlusten für die Engländer verlaufen zu sein. Lord Ro­berts hat wohl die Lage richtig beurteilt, als er auf eine entsprechende Anfrage von London aus erklärte, daß er auch nicht einen Mann seines Heeres für Ost­asien abgeben könne.

Newyork, 12.Juli. DieSaale" ist wieder flott geworden; es wurden in der­selben noch 24 Leichen 'gefunden. Die Gesamtzahl der Toten des Schiffes be­trägt demnach 60.

Washington, 17. Juki. Admira l Remey meldet aus Tschifu unterm 16. Juli: Nach eingegangenen Berichten griffen die Verbündeten die Eingeborenensta dt in Tientsin am Morgen des 13. Juli an. Die Riffen waren auf dem rechten Flügel mit dem amerikanischen neunten Infan­terieregiment, den linken Flügel bildeten Marinetruppen. Die Verluste der Ber- bündeten sind groß.

Unter halte ndes.

Lenchyn.

Eine Erzählung von Dr. Emil Freiburg er

^Fortsetzung, z (Nachdruck Verb.)

Gelt, Du bist abergläubig, Lenchen? Du glaubst, weil Dich das Los traf, müßtest oder dürftest Du nach Amerika?"

Alle Menschen, Vater, sind aber- gläubig. Wenigstens in unserem Dorfe sind es alle, die ich kenne! Ich fand noch keinen, der es nicht wäre. Oder fandest Du einen?"

Der Hanfbauer wollte sich besinnen und wenigstens sich selbst ausnehmen. Doch Lenchen, die es bemerkte, schnitt ihm das Wort am Munde ab, indem sie meinte:

Ihr seid es auch, Vater?-'

Woher weißt Du das?"

Woher ich es wissen soll? Ihr habet schon öfters solche abergläubische Sachen gesagt. Wenn sich des Abends eine Eule auf das Dach eines Hauses setzt und ihre unheimlichen Laute er­tönen läßt, so saget Ihr bedeutungsvoll, es werde ein Unglück über dieses Haus kommen. Und warum verzöget Ihr denn am gestrigen Abend, als mich das Los traf, so freundlich den Mund?"

Habe ich den Mund verzogen?"

Allerdings habet Ihr das gethan. -Vermutlich dachtet ihr, das Los könnte recht haben und Ihr schienet vergnügt darüber. Und . . .

Was und?"

Nun, ich will es lieber nich: sagen."

Sag es doch, Lenchen! Du thust mir einen Gefallen damit. Auch soll eine Tochter ihrem Vater nichts verheim­lichen."

Ich brauche nichts zu verheimlichen. Aber Ihr, Vater, habet mir etwas ver­heimlicht. Es steht noch etwas anderes in dem Brief."

Wie kommst Du zu dieser Behaup­tung? Hast Du den Brief dennoch ge­lesen, obschon ich Dir ihn nicht gegeben. Hast Du ihn ans meiner Rocktasche ge­holt?"

Was denkt Ihr nur, Vater, ich Euch den Brief ans der Tasche holen? Das fleyt einem Kinde nicht zu. Nein, das habe ich nicht gethan, so sehr mich die Neugierde reizte und die Ungeduld ver­stockte. Aber ich sah gestern abends, als Ihr uns das Schreiben vorlaset, daß die