200
über, wo sich die Privathäuser befinden. Viele Häuser wurden von Dieben geplündert. Bisher sind 7 Todesfälle zur Kenntnis gelangt.
Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.
— Aus Pretoria wird dem Bureau Lassan unterm 24. April gemeldet, daß der Burenkommandant Prinsloo wegen Hochverrats schuldig befunden und zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden ist.
London, 27. April. Nach eiuem Telegramm des „Bert. Tagl." von hier resu- mirte ein höherer General, welcher sich bisher.über den Krieg äußerst informirt gezeigt hat, bei einem Interview über die nächsten Pläne Roberts seine Meinung dahin, daß der Vormarsch Roberts über den Van Renenspaß erfolgen werde. 25000 Mann sollen in Bloemfontein Zurückbleiben und mit dem Rest d.r Armee von etwa 60000 Mann werde Roberts einen Scheinmarsch auf Kroonstad an- treten, dann scharf abbiegen, über den Van Renenspaß marschiren und über Natal in Transvaal einfallen und auf Pretoria marschiren. Dieser Weg bietet große Vorteile, weil auch Kommunikations- wege für die Herbeischaffung von Proviant vorhanden seien und das stark befestigte Kroonstad ganz umgangen werde.
— Die Buren konnten den neuesten Nachrichten zufolge dem konzentrischen Lorrücken der englischen Divisionen gegenüber nicht Stand halten, da sie angeblich nur 5—6000 Mann stark waren. Wepener ist somit entsetzt, ohne daß es der einzeschlossenen. englischen Besatzung beschieden war, so schwere, drangvolle Tage durchzumachen wie ihre Kameraden in Ladysmith, Kimberley und Mafeking. Der östliche Teil des Oranjefreistaats ist damit wieder in die Hände der Engländer geraten und es fragt sich jetzt nur, ob sie ihn zu halten vermögen uud welche Operationen sich daran knüpfen werden. Die Buren haben sich dem Caledonfluß entlang zunächst nach üadybrand zurückgezogen und müssen hier eventuell gegen Westen und Süden Front machen. Es erscheint daher diese Stellung sckwer haltbar, falls sie hart bedrängt werden sollte. Andrerseits können die Engländer sich mit größeren Massen nicht zu weit von ihrer Operationsbasis entfernen, da sich in diesem Fall die Verpflegungsschwierigkeiten sofort ins Ungemessene steigern. Der englische Erfolg kann sich sonach leicht als ein Stoß in die Luft erweisen.
Lokales.
Wildbad, 30. April. Von morgen Dienstag den 1. Mai ab verkehren die Züge auf hiesiger Station wie folgt:
Ab:
An:
4.30 Werkt.
6.48*
5.46
8.07
7.42
9.46
8.50
10.50
10.51
1.29
1.30
2.45*
3.25
3.24
5.40
S.13
6.50*
7.23
8.10
7.50
9.02*
1t. -
'0 Soun- und Feiertags.
ZlnterHaktenöes.
Der zweite Schutz.
Volkserzählung aus dem Böhmerwalde von Maximilian Schmidt
(Nachdruck verboten-)
Kathis Mutter fühlte sich durch die Aufmerksamkeiten, welche der künftige Für ster ihrer Tochter erwies, sehr geschmeichelt, dies um so mehr, wenn hin und wieder der Jäger etliche Rebhühner oder einen jungen Hasen für die Küche des Häuslerseppen zurückließ.
Aber Kathi mochte ihn nicht verstehen, selbst dann nicht, als er ihr mit deutlichen Worten seine Liebe erklärte und die Absicht kund gab, sie zu heiraten, sobald er in die Lage käme, dies zu thun. Die Eltern drängten in das Mädchen, die Werbung anzunehmen, Kathi aber wollte davon nichts wissen.
Die Mutter vertröstete den ihr sehr genehmen Mann auf die Zeit, wo er als Förster kommen würde und meinte, eine solche Ehre würde dann ihre Tochter sicher nicht mehr von der Hand weisen.
Auf die unter vier Augen an die Mutter gerichtete Frage, ob etwa Kathi ihr Herz schon an einen andern verschenkt hätte, mußte diese freilich erwidern, daß sie es zwar nicht gewiß wisse, aber doch befürchte, der Schneidergirgl stecke dem Mädchen in Kopf und Herzen.
„Was?" riif der Jäger entrüstet, „der Bazi?"
„Bazi?" fragte die Frau. „Der Girgl is' unser bester Kleidermacher auf und ab und a tüchtiger Musikant."
„Und dazu« a Raubschütz!" ergänzte der Jäger, und als die Frau ihn un gläubig cnsah, wiederholte er ihr es auf das bestimmteste. Er sagte ihr, es sei ihm das schon öfters und er selbst sei ihm der Spur gewesen.
„Gnad eam Gott, antreff in mein Revier! will i's Wildern vertreiben!"
Und rachebrütend ging er von dannen.
Kathi hatte alles mit angchört und ihr Herz erfüllte Sorge und Furcht für den Jugendfreund.
Es war ihr allerdings schon manchmal aufgefallen, daß Girgl über Gebühr lange abwesend war, wenn er fertige Kleider an die Bestellerinnen in den nahen Frei- bauernhöfen ablieferte. Aber daß jder so sanft aussehende Bursche, der nur mit der Nadel und seinem Instrumente vertraut schien, auch das gefährliche Handwerk des Wilderns ausübcn könnte, war ihr bis jetzt noch nicht in den Sinn gekommen. Sie mußte darüber Gewißheit erhalten. Böse Träume quälten sie die Nacht hindurch uud sie beschloß, Girgl selbst zu befragen. Unter dem Vorwände, sich ihre Sonntagsjacke abändern lassen zu wollen, begab sie sich am andern Morgen in das Häuschen des Schneiders.
Sie steuerte ohne Umstände gleich aus ihr Ziel los, indem sie sagte:
„Girgl, moaßt du's aa, daß d' in an' bösen Verdacht bist?"
„Wieso?" fragte der Mann errötend.
"A', fühlst di gar nix schuldi?"
„Dös schv'," bekannte Girgl; „aber was kann i dafür. J trau mir's halt nöd z' fag'n, aber du woaßt es ja vonch."
verraten worden schon einmal auf
wenn ich'n amal meinte er. „Dem
» „Nix woaß i!" erwiderte das Mädchen. „Erst gestern hon i 's erfahrn und koa' Aug hon i zuag'macht die ganze Nacht vor lauter Sorg und Kümmernis."
„Was is da z' sorg'n und z' kümmern?" fragte Girgl. „Moanst denn, i hält' nöd schon längst 's Maul auftho' und dir alles eing'standen, wenn i 's an der Zeit haltet. Aber chvor mei' Häusl nöd schuldenfrei is, krieg i koan Konsens und vorher möcht i die nöd ins Gred bringa wegen meiner, denn woaßt, Katherl, i hon di ja so viel gern, daß i dir nöd den kloansten Kummer machen möcht."
Das Mädchen errötete jetzt über und über. ,Sie reichte ihm die Hand uud sagte treuherzig:
„Girgl, deswegen bin i nöd umma- kömme zu dir. Es handelt si —" Sie stockte.'
„Ja um dein Spenser herz'richtcn. Aber wenn 's dir recht is, red'n ma jetzt nix von der Schneiderei, sondern von unserer Lieb. —"
„Ja wer sagt dir denn, daß i di aa gern hon?" fragte Katherl halb ernst, halb spaßhaft.
„Was? Dös is ja so g'wiß, wie Himmel und Erden; dös kann ja gar nöd anders ein."
„Uud du fragst mi nöd amal drum?"
„I wöaß's ja voneh."
„So? Wenn i aber 'n Jagersknecht vom Forsthaus am Plattenberg drunt nachgebet und —"
„Den fürcht i nöd!"
„Den muaßt aber fürchten, nöd z'wegen mir, sondern z'wegen dir. Girgl, is 's denn mögli, bist du a Wilderer. Du, den i für'n bravsten Menschen auf Gottes Erdboden g'halten hon?"
„Ja no', wenn's d' es woaßt — halt so mitunter treibts mi außi in 'n Wald, mitunter möcht i halt aa amol a Mann sein und nöd alleweil d' Schneidergoas auf der Werkstatt."
Er erzählte ihr nun, daß ihm das schon so im Blute liege, sein Vater und Großvater hätten das Wildern schon als Passion betrieben, von ihnen habe er die alte Flinte mit dem Steinschloß als ein Familienerbstück überliefert erhallen. Sein Gewissen mache ihm in dieser Beziehung wenig Skrupel.
7„Freffen mir 'n Grafen .seine Hirsch und Reh mein Krautacker zam, so mach i mir aa nix draus, 'n Herrn Grafen sei' Wild zamz'schießen," meinte er.
Kathi jedoch suchte ihn zu belehren, daß cs unrecht sei, sich selbst Recht verschaffen zu wollen, und daß sie ihn gar nicht mehr lieb haben könne, wenn er dieses gesetzlose Treiben nicht unterließe. Sie ließ ihn aber doch dabei durchblickcn, daß sie jetzt viel mehr Respekt vor ihm habe, da er nämlich der Gefahr trotze; doch müßte das jetzt aus und gar sein, sonst sage sie ihm die Liebe auf.
„Also hast mi doch gern? Du sagst es ja selm!" lachte Girgl erfreut.
„No' freili! Fürs Leben hon i di gern," erwiderte das Mädchen und daß hierauf der erste lange Kuß folgte, ist ja selbstverständlich. „ '
Dann aber bestand Kathi auf Erfüllung ihres Wunsches und Girgl sagte ihr dieselbe zu. Heute gegen Abend wollte er zum letzten Male einen Waldgang machen, um sein e Flinte, die er im Forste verborgen, nach Hause zu holen.