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der Herren merkte, daß seine Füße von 1 eingedrungenem Wasser naß wurden und i das Boot langsam zu sinken begann. Es wird behauptet, daß sich der Boden des ^ NachenS zum Teil gelöst und dadurch dem Wasser den Eintritt verschafft habe. Als die Gefahr des Unterganges immer drohender wurde, suchten die Herren die Dam en und sich untereinander zu ermutigen, denn das Ufer war schon in nächster Nähe. — Nach einer Verlustliste im „Rhein. Kur." sind folgende Personen ertrunken: Or. Berberich-Wiesbaden, Weinhändler Erb- Winkel und Frau, Herr und Frl. Ritter (Erzieherin bei Erb), die Studenten der Theologie Engel, Baritio und Oster - Geisenheim, Prinz-Rüdesheim, Pfeifer- Lorch, die Kapläne Heim-Eltville und Weber-Oestrich, Schiffer Hang-Bingen, Weinhändler Pfahl-Mittelheim, ein junger Arzt, der bei Weinhändler Pfahl zu Besuch war, und Schwester und Tante des
Studenten Baritio_Bis Mittwoch abend
waren drei Leichen bei Kaub gelandet, und zwar die des Weinhändlers Erb aus Winkel, sowie die seiner Frau und der dem Namen nach noch nicht festgestellten Dame, die bei Erbs zu Besuch weilte. Beide Frauen hielten sich noch fest umschlungen. — Aus Mainz schreibt man: Nach den Mitteilungen eines Geretteten drang das Wasser durch Fugen des Fahrzeuges ein, weil der Nachen durch zu langes Trockenstehen an seinem oberen Teile undicht geworden war. Als das Wasser in dem Nachen immer höher stieg und sich der Insassen eine Panik bemächtigte, sprangen einige von ihnen über Bord. Dadurch habe das Fahrzeug das Gleichgewicht ver'oren und damit sei die Katastrophe eingetreten.
— Der „Pfälz. Cour." bringt folgenden Artikel über die Rentabilität einer Großmühle: „Die Ludwigshafener Walzmühle ist ein kapitalistisches Unternehmen, weiter nichts. Jede wirtschaftliche Daseinsberechtigung fehlt ihr. Aber was thut's? Die feinsten Namen der Handelswelt stehen in der Gesellschaft, und diesen ist sic willige Spenderin fetter Dividenden. Mögen dabei auch Dutzende kleiner Binnenmüller zu Grunde gehen, mit ihnen Bauern und Handwerker sichern Absatz verlieren, wenn nur satte Existenzen und findige Direktoren ihren Rebbach haben. Zu billigsten Frachtsätzen trägt auf breitem Rücken der Rhein, vorbei an heimischen Aeckern, Kansas, La Plata, Redwinder nach dieser Mehlfabrik, und ganz verschwindend wenig Pfälzer Weizen läuft »durch ihre Stühle. Das Ausland liefert, was man braucht und unsere Landwirtschaft mag sehen, wo sie bleibt! Und das Geschäft Wüht! Für 1899 hat man einen Reingewinn von 248218 Mark trotz horrender Kohlenpreise, bedeutender Neuanschaffungen, steigender Arbeitslöhne. Und dennoch besitzen die Geister, welche in der Walzenmühle ihr Wesen treiben, die Kühnheit, im Hinblick auf die neue bayerische Steuergesetzgebung gebotenen Mitteln verwahren werde. Man scheut sich nicht, trotz eines nach Hunderttausenden zählendenReingewinns zu lamentieren gegen eine Steuer, welche den schwer ringenden Mittelstand entlasten und die Industrie mit einer Quote heranziehen soll, die ein Nichts bedeutet gegenüber den Riesenge- winncn, wie solche von kapitalistischen Spekulationen in der Fayon der Ludwigs
hafener Walzmühle ihren Aktionären in die Taschen gespielt werden.
Paris, 21. April. Dem „Figaro" zufolge ist Alfred Dreyfus in Genf eingetroffen, wo er mit seiner Familie den Sommer zu verbringen gedenkt.
— Unter dem Titel „Die Debeers Company in Deutsch- Südwestafrika" bringt Dr. Passarge in der Deutschen Kolonialzeitung einen Vertrag der unter deutscher Leitung stehenden und zumeist auch nach den ausgegebenen Aktien in deutschem Besitz befindlichen Sout Sest Africa Co. mit der De Beers Co. zur öffentlichen Kenntnis, der allerdings geeignet sein würde, Aufsehen zu erregen. In dem Gebiet von Gibeon inDeutsch- Südwestafrikaist Blaugrund gefunden, und man durfte hoffen, rentable Diamantminen zu entdecken uud damit das Diamantmonopol der De Beers Co. und Rhodes' Machtstellung zu brechen. Die South West Africa Co. sucht nun dieses Gebiet, wie das ganze Namaland, in ihre Hände zu bekommen und wird in ihren Bestrebungen von der Regierung energisch unterstützt. In dem letzten Direktions- Bericht der De Beers Co. heißt es der „Frankfurter Zeitung" zufolge: Der Besitz in South West Afrika Company-Aktien wurde auf 93443 Stück erhöht, wodurch sich die Gesellschaft gleichzeitig das Recht auf alle im Gebiete der South West Afrika Co. zu entdeckenden Diamantminen sicherte. Mit diesem Vertrage würde alle Hoffnung verloren gehen, jemals das Diamantmonopol der De Beers Co. zu brechen. Ferner, da die De Beers Co. immer nur einige Diamantminen abbauen 'läßt, um nicht selbstdurchUeberproduktion den Preis zu drücken, so kann es uns passieren, daß wir in unserer Kolonie die reichsten Tuamantminen finden, ohne daß dieselben der Kolonie etwas nützen, weil eben die De Beers Co. sie absichtlich unbebaut liegen läßt. Sollte obiges zutreffen, so dürften die Herren von der South West Afrika Co. wohl kaum verwundert und gekränkt sein, wenn sich angesichts eines solchen Vertrages Stimmen erheben sollten, welche denselben direkt einen Verrath an den nationalen und kolonialen Interessen des deutschen Volkes uennen würden.
Vom Kriegsschauplatz iu Südafrika.
Pretoria, 18. April. Kommandant Fionemann berichtet, er habe 400 Mann über den Fluß in der Richtung auf Alival North gejagt und mehrere Gefangene gemacht, sowie viele Wagen erbeutet. Die Brücke bei Bethulie sei in die Luft gesprengt.
London, 21. April. Dem „Mor- ning Herald" zufolge hat der Besuch von Cecil Rhodes in London keineswegs die gewünschten Resultate erzielt. Rhodes konnte nicht den geringsten Einfluß auf die Regierungs-Mitglieder ausüben. Cham- berlain und Salisbury weigerten sich, Cecil Rhodes zu empfangen. Als derselbe darauf bestand, empfangen zu werden, ließ ihm die Regierung mitteilcn, seine Anwesenheit könne der Regierung nur Unannehmlichkeiten bereiten. Sie würde in Kriegs- Angelegenheiten nur Mitteilungen aus ihren gewöhnlichenQuellenentgegennehmen. Man ließ Rhodes ferner mitteilen, daß seine Abreise nach Südafrika sehr erwünscht sei.
WnterHcrkkenöes.
Der weibliche Koloß.
Erzählung von Albert Ladvocat. — AuS dem Französischen von I. Pols.
(Nachdruck verboten.)
Unter dem Kaiserreiche war es, in einer großen Departementsstadl des nördlichen Frankreichs.
Die ganze Einwohnerschaft befand sich in Aufregung, denn heute Abend sollte das große Fest stattfinden, welches schon seit langem den alleinigen Gesprächsgegenstand bildete, — das Fest, welches der neue Präfekt für seine Beamten veranstaltete. Man versprach sich Berge und Wunder von dieser Soiree. Für tausend Mark Blumen wären bereits aufgewendct und das Souper sei unter Begleitung eines ganzen Heeres von Küchenjungen direkt aus Paris gekommen. Kurz, der Herr Präfekt hätte keine Kosten gescheut, um seinen Beamten einen unvergeßlichen Abend zu bieten.
Einladungen waren in reichem Maße ergangen. Alles, was in der Verwaltung, im Adel und in der Industrie des Ortes einen Namen hatte, war zum Stelldichein in die glänzendgeschmnckten Salons der Präfektur geladen worden.
Obschon nun die Begeisterung und die Aussicht auf die nahe Lustbarkeit alle Gesichter erhellte, gab es doch auch hier und da finstere Stirnen. Das waren diejenigen der armen Schlucker, welche nicht zur Teilnahme an dem administrativen Liebesmahle aufgefordert waren, darunter zwei einfache Beamte, die in den Äüreaus des Präfekten beschäftigt waren, Hippolit Lecoink und Marcelin Dabrt. Sie waren beide auf den Einladungslisten „vergessen" worden, und diese Vergeßlichkeit kam ihnen um so empfindlicher zum Bewußtsein, als sie selbst die Listen ausgestellt und die Adressen der Geladenen ausgeschrieben hatten. Sie waren zweifellos für eine derartige glänzende Feierlichkeit zu unbedeutend erschienen.
,,s' ist nun schon gleich!" sagte Marcelin und streifte, da es dreiviertel fünf schlug, seine Schrcibärmel ab, ,,s' ist nun ganz gleich! aber ich werde diese Beleidigung nicht so ohne weiters verschmerzen!"
„Einfach großartig!" erwiderte Hippolyt, „wie Nullen werden wir behandelt!"
„Und wenn man noch dazu bedenkt, daß beinahe die ganze Stadt eingeladen ist!"
„Wir ausgenommen!-die
reine Boshaftigkeit!"
„Ach! — wenn wir uns nur irgendwie rächen könnten!"
„Ja — das ist es eben! — Wir können doch die Präfektur nicht in die Luft sprengen!"
„Nein, das wäre übertrieben.-
Na am besten ist's also schon wir machen unfern Spaziergang. Kommst du mit aus den Jahrmarkt?"
In einer der vielen Alleen der Stadt wurdegerade diejährlicheMesse abgehalten. Da waren alle die gewöhnlichen Anziehungskräfte vorhanden. Würfelbuden, Schießstände, Karoussells, Lotterieen, Kriegsspiele u. s. w. Zugleich schallte das Geräusch von Geschirr und großen Kesseln in die Ohren und die Nasen erfüllte ein lieblicher, undefinirbarer Geruch von Gebäck und Petroleum.