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an diesem Tage noch nicht fertig sein wird. Nur die Ausstellungsarbeiten der fremden Staaten weisen nirgends eine Verzögerung auf. Die elektrodynamische Ausstellung Deutschlands sei bereits gänz­lich fertig gestellt.

Ans Adelaide, 7. Febr. wird der Nat. Ztg." geschrieben: Die entsetzliche Hitze, welche uns der Januar brachte (bis 110 Grad F. im Schatten und 162 in der Sonne), hat wieder eine der schlimm­sten Gefahren heraufbeschworen, unter denen unser Erdteil mehr als irgend ein anderer leidet: die Buschfeuer. Die Buschfeuer kehren alljährlich wieder, aber so verderblich, wie in diesem Jahre, sind sie selten gewesen, und leider ist auch eine große Zahl unserer fleißigen deutschen Farmer davon betroffen worden. Einer derselben schreibt heute aus Macelssield: 12 Stunden lang war unser Ort rings­um von Flammen umgeben, und nur der am Abend einfallende Regen rettete uns vor völliger Vernichtung. Das Feuer hatte auf seinem Wege Alles zerstört: Gras, Heuschober, Vieh, Häuser, Tele- grafenftangen. Der Schaden ist ein un­geheurer; an einer Stelle lagen 100 tote Schafe übereinander. Im Warrnambool- Distrikt (Viktoria) ist ein 40 Meilen langer und 30 Meilen breiter Landstrich total abgesengt. 20000 Schafe sind ver­brannt, auch Menschenleben verloren ge­gangen; der angerichtete Schaden dürfte die Summe von 4 Millionen Mark er­reichen.

Lokales.

* Wildbad, 28. März. Wie wir mit Freuden vernehmen, wird in unserer Stadt in Bälde ein historisches Festspiel zur Aufführung kommen. Dasselbe wurde von Herrn Stadtarzt Or. Teufel hier verfaßt und spielt im 14. Jahrhundert, anknüpfend an den von Uhland so schön besungenenUeberfall in Wildbad". Es wird voraussichtlich in den Monaten Juni bis Septemberje ein Mal aufgesührt werden und sind hiezu bereits mehrere erste Kräfte aus den Liebhaberkreisen hiesiger Stadt und Umgebung gewonnen worden. Die Kostüme werden den historischen Anfor­derungen entsprechend nach künstlerischem Entwurf angefertigt. Eine in literarischen Kreisen hochangesehene Persönlichkeit, welcher das Stück vorgelegt wurde, hat sich über dasselbe sehr anerkennend aus­gesprochen, so daß der Erstaufführung mit großer Spannung entgegen gesehen werden darf.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 25. März. Aus Kroonstad ist ein Brief eines Engländers in Bloem- fontein eingetroffen, der eine Verwandte des Präsidenten Steijn zur Frau hat. In demselben wird die Stimmung der Buren als zuversichtlich bezeichnet. Die Stadt rüste sich zu einem energischen Widerstand und gleiche mit ihren mäch­tigen Verschanzungen bereits einer starken Festung. Die verbündeten Truppen seien unter dem Oberbefehl des Generals Joubert völlig einig und ohne Zwietracht.

DieDaily News" meldet aus Bloemfontein vom 22. d. M.: In einem Briefe, den ein Mr. Ponlteney, Dolmet­scher am Freistaatgericht, seiner Frau, einer Verwandten Steijns, nach Bloem- fontein geschrieben hat, heißt es: Unter den Burghern herrscht das feste Ver­

trauen, daß sie im Stande sein werden, die Engländer zn schlagen. Sie sind in großer Stärke in Kroonstad, wo eine Menge Proviant angehäuft ist, und wo sie sich entschlossen stellen werden. General Joubert kommandirt die vereinten Buren­armeen, die alles, was an Artillerie im Rücken entbehrlich, mit sich führen und die Stadt durch Verschanzungen in eine Festung verwandelt haben. Niemand darf über die Grenze.

Transvaals Goldreichtum

Es dürfte wohl bekannt sein, daß der ganze Zweck, weshalb England Transvaal mit Krieg überzog und für den es jetzt etwa 100 Millionen Pfund Sterling ver­ausgabt hat, weiter nichts ist als ein Finanzunternehmen, und die etwa 100 000 Menschen, die dabei Leben und Gesund­heit verlieren, machen England wenig Skrubel. Transvaal hat nämlich einen geradezu fabelhaften Reichtum an Mine­ralschätzen und man kann sagen, daß das Land sich erst im Anfangsstadium seiner Entwickelung befindet. Zu diesem Reich­tum kommt ein unvergleichlich gutes Klima, welches auch dem Europäer den Aufent­halt in jeder Beziehung angenehm macht. Das Land birgt in seinem Innern Dia­manten, Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Eisen, Kohlen, Glimmer, Asbest und eine Menge anderer für Industrie und Handel wertvoller Stoffe. Bis jetzt werden aber im großen nur Gold und Steinkohlen gewonnen. Betreffs der Goldproduktion hat Transvaal bisher alle anderen Län­der überflügelt. Der Hauptfundort ist der sogenannte Witwatersrand bei Johan­nesburg; es giebt aber in anderen Teilen des Landes noch viele Stellen, wo Gold gefunden und auf technische Weise ge­wonnen wird.

Die Gewinnung ist keineswegs eine einfache, sie erfordert einen ungeheuren Aufwand von Maschinen, von technischen und chemischen Hilfsmitteln. Der gold­führende Quarz wird im Innern der Erde mittelst Sprengung mit Dynamit ausgebrochen und mit Maschinen auf die Oberfläche gebracht. In zerkleinerter Form kommt er dann in die; Pochwerke oder mills", hier wird das Gestein mit Was­ser und Quecksilber in Stahltrögen durch Stahlstempel, von welchen immer 5 in einem Trog auf- und niedergehen, in feines Pulver verwandelt. In diesen Trögen fängt der Prozeß, den man Amalgamation" nennt, bereits an, d. h. das im Quarze enthaltene Gold wird von dem Quecksilber teilweise ausgenommen. Dies wird fortgesetzt in der Weise, daß man das flüssige Gemenge von Ouarz- pnlver und Wasser über lange Tische fließen läßt, deren Oberfläche ans mit Quecksilber überzogenen sKupferplatten besteht. Der größte Teil des Goldes ver­bindet, man kann sagen, legiert sich mit dem Quecksilber zu sogenanntemAmal­gam"; dieses wird mit Spateln von der Kupferplatte abgeschabt, kommt in eiserne Retorten und wird darin in besonders konstruierten Oefen stark erhitzt. Hierbei verflüchtigt sich das Quecksilber, ein großer Teil desselben wird durch Destillation wieder gewonnen, und das Gold bleibt in ziemlich reinem Zustande in der Re- t.orie zurück, es enthält stets Silber, durch­schnittlich bis 10 Proz. des Goldes. Es wird alsdann in Graphittiegeln geschmolzen

in Barren gegossen und kommt so auf den Markt, meistens nach London.

Die bei dem Amalgamations - Ver­fahren entfallenden Rückstände enthalten noch einen kleinen Teil Gold, der sich der Verbindung mit Quecksilber entzogen hat. In der ersten Zeit hat man diese Rück­ständeTailings" genannt, auf das Feld geworfen und nicht weiter berücksichtigt; aber Chemiker und Techniker haben ge­eignete Verfahren ansgedacht, womit man diesen Rest Gold noch mit Nutzen auszu­ziehen imstande ist. Die Rückstände wer­den in riesengroßen Bottichen, die man früher aus Holz hergestellt hat, jetzt aber von Eisen macht, mit einer sehr verdünn­ten Lösung von Cyankalium zusammen­gebracht. Diese löst das Gold zu Cyan­gold auf, und die Goldlösung wird auf chemischem Wege mit metallischen Zink­spänen gefällt, und der ganze Metallnie­derschlag mit Resten von Zink znsammen- geschmolzen. Im Jahre 1898 waren 137 Goldgruben im Betrieb, welche ein Nomi­nal-Kapital von über 1000 Millionen Mark dacstellen. Von diesen 137 Gold­gruben zahlten 45 Dividende. Es waren beschäftigt: Weiße Beamte und Arbeiter 12000 (rund), farbige Arbeiter 89000 (rund). Die Ausgaben für Gehalte, Löhne und Materialien bei sämtlichen Gold­gruben waren über 200 Millionen Mark; davon für Gehalte und Löhne der weißen Arbeiter 67 Millionen, für Löhne der farbigen Arbeiter 52 Millionen, für Dyna­mit und Sprengstoffe 23 Millionen, für Kohlen und Holz 16 Millionen, für Chemi­kalien 6 Millionen, für Werkzeuge und Eisenmaterial 8 Millionen. An Zugtieren wurden verwendet: 416 Pferde, 1173 Maulesel, 96 Esel und 345 Ochsen. Im Jahre 1884 war der Gesamtwert des gewonnenen Goldes etwas über 200 000 Mark, im Jahre 1890 war er schon über 37 Millionen Mark und im Jahre 1898 etwa 325 Millionen Mark.

Bis zum Jahr 1898 wurde fast sämt­liches Gold aus Transoaalauf den Schiffen der Union- und Castle - Linie nach London verschifft und dort auf den Markt gebracht. Erst in neuerer Zeit geht ein Teil des Goldes über die Ostküste nach Europa, und zwar teils auf deutschen Dampfern nach Hamburg und Frankfurt a. M. in die dortigen Goldscheide-Anstalten, teils mit französischen Dampfern nach Frank­reich.

Ans vorstehendem mag ersehen werden, welcher märchenhafte Reichtum in diesem schönen Lande verborgen schlummert, welches jetzt noch im ersten Stadium seiner Entwickelung steht. Kein Wunder, daß England nach seinem Besitze strebt. Aber noch ist das letzte Wort in diesem unge­rechten Kampfe nicht gesprochen; wir wollen hoffen, daß das Endresultat der Gerechtigkeit entspricht.

Vermischtes.

In der Nummer 49 vom 28. Febr. enthält das Stuttg.Neue Tagblatt" unter der Ueberschrift:Ein schwäbischer Lands­mann in der Burenarmee" einen Feuille­tonartikel, der aus einem der Redaktion zur Verfügung gestellten Privatbriefe aus Transvaal die Einzelheiten entnommen hat. DieScknväbische Tagwacht" er­zählt nun, wie dieser Brief entstanden ist. Einige witzige junge Leute wetteten, daß dasTgbl." einen Schlachtenbrief aufnehme, der von ihnen selbst gefertigt