Amtsblatt für öie Stadt Witdbad.

General-Anzeiger für Kildbsd und Umgebung.

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«r. 27.

Donnerstag, 29. März 1900

36. Jahrgang'

Rundschau.

Stuttgart, 26. März. Minister­präsident v. Mittnacht, der kürzlich den 75. Geburtstag feierte, ist an Influenza nicht unbedenklich erkrankt.

Vom 1. April ab beträgt die Ge­wichtsgrenze für einfache Briefe des deut- schenW echselverkehrs nicht mehr 15Gramm, sondern 20 Gramm. Diese Bestimmung wird von demselben Zeitpunkt ab aus den Wechselverkehr mit Oesterreich - Ungarn sowie auf den Verkehr mit den deutschen Schutzgebieten ausgedehnt.

Das Regierungsblatt Nr. 17 vom 24. Mürz enthält u. a. eine Bekannt­machung des Ministeriums des K'rchen- und Schulwesens vom 12. März, betr. die Titel und die Rangverhältnisse der Lehrer an den Gelehrten- und Realschulen. Dieselbe enthält im Wesentlichen folgende Bestimmungen: In erster Linie ist der TitelKollaborator" beseitigt worden; die Lehrer dieser Stufe führen künftig, wenn sie an Gelehrtenschulen angestellt sind, den TitelPräzeptor", wenn sie an Realschulen angestellt sind, den Titel Reallehrer" mit dem Rang auf der 9. Stufe der Rangordnung. Den Lehrern auf den eine akademische Bildung erfor­dernden Hauptlehrstellen der unteren und mittleren Klassen der Gelehrtenschulen sodann kommt von jetzt an der Titel Oberpräzeptor", den Hauptlehrern an den entsprechenden Klassen der Realschulen der TitelOberreallehrer" je mit dem Rang auf der 8. Stufe der Rangordnung zu. Die Hauptlehrer an den oberen Klassen sämtlicher Gelehrten- und Real­schulen führen künftig den TitelProfessor" auf der 7. Stufe der Rangordnung, während bisher nur die Hauptlehrer der Vollanstalten auf dieser Rangstufe gestan­den sind.

Der erste Flugversuch mit dem Luftschiff des Grafen Zeppelin soll im Juni stattfinden.

Neuenbürg, 23. März. In Schwar­zenberg wurde vorgestern der 96jährige Johann »Michael Kraft, der älteste Mann des Bezirks, unter außerordentlich zahl­reicher Beteiligung von nah und fern zu Grabe getragen. Der Verblichene hinter­läßt. eine zahlreiche Nachkommenschaft, darunter allein 20 Urenkel.

Calw, 25. März. In Stadt und Bezirk wurden heute Nachm. 2 politische Versammlungen gehalten. Im Saale des Gasthofs z.Hirsch" in Teinach berichtete Reichstagsabgeordncter Schrempf über die

Verhandlungen des Reichstags und zwar über das Fleischschaugesetz, das Münzgesetz, lox Heinze, Abänderung des Unfalloer­sicherungsgesetzes und Flottengesetz. Guts­pächter Fahrion vom Hof Dicke drückte dem Redner den Dank der Versammlung aus."

Tübingen, 24. März. (Schwurgericht.) Vorgestern und gestern wurde die Straf­sache gegen den 27 Jahre alten ledigen Schuhmachergesellen Ferdinand Kuoll von Metzingen, O.A. Urach, wegen dreier Ver­brechen der vollendeten Brandstiftung und eines Verbrechens der versuchten Brand­stiftung verhandelt. Der Angeklagte, ein verwegener Brandstifter, der seinerzeit mit seinen Unthateu alle Gemüter in Metzingen aufs Aeußerste erregte, verbüßt derzeit eine ihm im Oktober 1898 vom hies. Schwurgericht wegen dreier Ver­brechen der Brandstiftung zuerkannte Zucht­hausstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten. In der Nacht vom 16. auf 17. November 1890 brannte zu Metzingen das dem Metzger Johannes Fritz gehörige Wohn- und Oekonomiegebäude und das hieran angebaute, dem Wagner Krehl und dem Taglöhner Konrad Huber gehörige Wohn­gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Der angerichtete Schaden belief sich auf über 7000 Mk. Mit einem Schaden von über 7000 Mk. wurden ferner in der Nacht vom 7. aus 8. November 1897 die dem Weingärtner Kaspar' Maierhöfer in Metzingen und einige Schritte davon ent­fernt dem Straßenwart Waiblin gehörigen Wohn- und Oekonomiegebände ein Rauch der Flammen. An: 4. April 1893 entstand in dem"aus Markung Metzingen gelegenen, der Stadt Metzingen gehörigen Waldteil Kurleshan an drei verschiedenen Stellen Feuer, so daß .ein großer Schaden ent­stand. Endlich drohte dem Wohnhanse des Gerbers Wächter und vesSchuhmachers Abraham Knoll eines Bruders des Angeklagten und demjenigen des Haf­ners Enßle, sämtlich in Metzingen, in der Nacht vom 6. auf 7. Dezember die Ein­äscherung, und nur durch das Dazukommen der Ehefrau des Wächter und ihr energi­sches Eingreifen ist weiteres Nebel ver­hütet worden. Es waren 40 Zeugen ge­laden. Die Anklage vertrat Staatsan­walt Frank und Rechtsanwalt Bohnen­berger war Verteidiger. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen unter ihrem Obmanne, Gutsbesitzer Guoth jun. auf Roseck wurde der Angeklagte unter Frei­sprechung chon einem Verbrechen der

Brandstiftung wegen zwei vollendeter und eines versuchten Verbrechens der Brand­stiftung unter Einbeziehung der früheren Strafen zu der Gesamtzuchthausstrafe von 10 Jahren und zum Verlust der bürger­lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt, auch wurde auf Zu­lässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt.

Oberkochen, 22. Marz. Bei der aus dem Rathause dahier vorgenommenen Ziehung der Kirchenbaulotterie wurden gezogen: mit 15000 Mk.Losnummer 7 4 520; mit 7000 Mk. Losnummer 13836 ; mit 2000 Mk. Losnummer 93 843; mit je 1000 Mk.die Nummern 36435,102 930, 69 090 ; mit je 500 Mk. die Nummern 46 346, 10 388, 48 577, 54 330, 67 110 und 104972. (Ohne Gewähr.)

Pforzheim, 26. März. Heute Mittag halb 2 Uhr erschoß sich der Friseur Mauritius Steigl. Derselbe wurde tödt- lich verletzt ins Krankenhaus gebracht. Eheliche Zwistigkeiten und mißliche Ver­mögensverhältnisse sollen das Motiv der That gewesen sein.

Tölz (Oberbayern). Die Aktienge­sellschaft der Krankenheiler Jodqnellen zu Tölz-Krankeuheil hatte beschlossen, im Quellengebiet des Sauerbergs bei Tölz- Krankenheil in der Nähe der Johann- Georgen - und der Bernhardsquelle neuer­lich Bohrungen nach jodhaltigem Wasser anzustellen. Unter Leitung des Dir. v. Wening und unter Aufsicht des Univ.- Prof. Dr. Nothpletz-München wurde ein Stollen in den Berg getrieben mit dem Erfolg, daß in einer Tiefe von 40 m eine ergiebige jod- und schwefelwasser­stoffhaltige Quelle gefunden wurde.

Wien, 26. Mürz. Das Wiener Fremdenblatt meldet ans Brüssel: Der König von Belgien entschied, daß der Kronprinzessin-Witwe Stephanie weder der TitelKönigliche Hoheit" noch der TitelPrinzessin von Belgien" zukommen dürfe. Von dieser Entscheidung ist das Hofmarschallamt in Wien verständigt worden. Die Kronprinzessin wird nun­mehr den Namen Gräfin Lonyay ohne jeden weiteren Titel führen.

Paris, 26. März. Dem Vernehmen nach ist das Programm zur Eröffnungs­feier der Weltausstellung gestern entgil- tig festgestellt worden. Die Eröffnung erfolgt am 14. April, nachmittags 2 Uhr. Von mehreren Blättern wird die Ansicht ausgesprochen, daß die Weltausstellung, besonders der Teil auf dem Marsfelde

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