Mutter, Witwe eines Rittmeisters, lebt in München- Der mörderische Duellunfug erregt hier ungeheures Aufsehen.
— Lieutenant Prinz v. Arenberg, welcher nach den Zeitungsberichten in ! Deutsch-Düdwestafrika einen Eingeborenen
! auf grausamste Weise ermordete, ist der
Neffe des Zentrums-Abgeordneten v. Arenberg. Letzterer war s. Zt. der Urheber der ganzen Treibereien gegen einen unserer verdientesten Kolonialpolitiker den Dr. Karl Peters. Bekanntlich hatte Peters mit diesem einen Zusammenstoß in der Abteilung Berlin der Deutschen Kolonialgesellschaft, und unmittelbar darauf antwortete das Zentrum auf diese Niederlage des Prinzen Arenberg durch Peters mit einem Angriff im Reichstag, dem sich sofort der wankelmütige Dr. Kayser anschloß. Wir nehmen es an, schreibt die „Rh. W. Ztg.", daß das Zentrum, und Prinz Arenberg an der Spitze, ebenfalls diese Angelegenheit im Reichstag zur ! Sprache bringen und für die „Humanität und das Menschentum" auch in diesem - Fall den Kolonialdirektor aufrusen wird."
; — Das Urtheil des Kriegsgerichts
gegen den Prinzen Arenberg, der als Offizier der deutschen Schutztruppe in Südwestafrika einen ihm untergebenen Neger in grausamer Weise getötet hat, lautet, l wie man sich der „Voss. Ztg." zufolge in Windhoek erzählt, auf 3 Jahre Festung und Entfernung aus dem Offiziersstand.
San Remo, 27. Dez. Die hiesige englische Kirche, in der heute Morgen » Todtenfeier für die im südafrikanischen
I Kriege gefallenen Soldaten stattfinden
! sollte, ist vergangene Nacht abgebrannt.
' — Dr. Karl Peters ist nach 11monatl.
Abwesenheit aus Durban wieder in England angekommen. In seiner Begleitung befand sich, wie der Tägl. R. geschrieben wird, Cuntete, der Bruder des mächtigen Häuptlings Macombe, des letzten unabhängigen Königs in Zentral-Afrika, mit dem Peters Freundschaft und Bruderschaft ^ geschlossen hat. Macombe hat viel Gold,
! Elfenbein, Gummi, Rohbaumwolle uud ! andere Handelsartikel und hat Peters das ! Monopol des Handels in seinem weiten ! Lande zugesichert. Ferner hat Dr. Peters die „Ophir-Frage" endgiltig gelöst und wird in seinem demnächst in deutscher und englischer Sprache erscheinenden Reisewerk den Beweis liefern, daß die Königin ' von Saba und die Flotte Salomos ihr ; Gold daher geholt haben, wo Peters nun ! die gvldartigen Quarzadern erworben hat. Die Besitztitel sind in seinem Koffer und machen seine Gesellschaft zur Eigentümerin ^ von 219 Goldclaims (zu je 100 Geviertmeter — 21000 Meter Goldreefs in der Länge, bei 100 Metern in der Breite oder , etwa 2'/r Ailom. an Goldreefs).
! — Der Transvaal-Gesandtschaft in
! Brüssel sind aus Anlaß des Sieges der Buren über General Buller am Tugela- ' flusse so viele Glückwünscheaus verschiedenen
Ländern zugegangen, daß man sie nur durch gedruckte Formulare hat beantworten können. In der Danksagung für Deutschland heißt es: Die von Herzen kommende, aufrichtige Teilnahme und die großen Beweise von Sympathie, die meinem für seine Freiheit und sein gutes Recht kämpfenden Lande von Einzelnen sowohl, wie von ganzen Versammlungen entgegengebracht worden sind, müssen zu Herzen gehen und müssen aufs Tiefste bewegen. Ich sage
daher Namens meiner Regierung und meiner kämpfenden Landsleute herzlichen, herzlichen Dank! Der Gesandte.
— Die Engländer bedauern es jetzt, daß sie Transvaal daran verhindert haben, eine Küstenmacht zu werden, denn dann könnten sie es heute wirksam blockiren und ihm jede Zufuhr abschneiden. Jetzt macht ihnen die Frage viel Kopfzerbrechen, wie sie den Zugang von Menschen und Kriegsbedarf durch portugies. Delagoabai verhindern können. Allerdings können die dort kreuzenden britischen Kriegsschiffe gegenüber allen der Einflihrung von Kriegs- kontrebande verdächtigen Schiffen das Durchsuchungsrecht ausüben, aber da dies nur auf hoher See, und zwar mindestens 3 Meilen von der Küste entfernt, zulässig ist, so kann die Durchsuchung nur eine sehr oberflächliche sein, und die unter vielen unschuldigen Waren unten im Kiel- raum verpackten Waffen und Munitionsvorräte bleiben daher den Augen der untersuchenden Offiziere verborgen.
— Die „Standard und Diggers' News" veröffentlichen von ihrem Korrespondenten im Burenlager bei Ladysmith einen Brief vom 16. November, in dem unter Anderem mitgeteilt wird, daß nach Aussagen eines aus der belagerten Stadt geflüchteten Schwarzen der Kapkolonie Typhusfieber in Ladysmith wütete. Vier aus Ladysmith desertirte Unteroffiziere hätten eidlich ausgesagt, daß der größere Teil der englischen Truppen zu kapituliren wünsche, und selbst viele Offiziere seien dafür, aber General White, Dr. Jameson, Oberst Rhodes und Sir John Willoug seien durchaus dagegen.
HlnterHcEenöes.
Signor Carlo, der römische Herzog.
Von Paul Revira.
(Schluß» (Nachdruck verboten.)
„Wo ist der Ring, Capitano, der Ring meiner Mutter?"
„Geduld, Herzog, Geduld! Höret mich erst weiter an! Mit einem furchtbaren Schwur, wie ich in meinem Leben nie einen geschworen, versprach ich, des sterbenden Weibes Bitte zu erfüllen und über Alles, was ich gesehen und gehört, zu schweigen wie ein Grab."
„Habe ich recht gethan, Kameraden? Wird auch der Bandit einen Schwur halten, den er feierlich geschworen? Antwort! Erhebet euüi von dem Boden, streckt eure Hand in die Höhe und antwortet Ja!"
Die Waffen klirrten, als die Zehne wie mit Einem Schlage von der Erde aufsprangen, und die kleine Höhle erdröhnte von der trotzigen Männer lautem Ja.
„Herzog", rief der Hauptmann, „Ihr seid frei! Wer Euch ein Haar krümmt, den stoßen unsere Dolche nieder. Hier ist der Ring Eurer Mutter! Ich trug ihn, wie Ihr sehet, am kleinen Finger meiner Linken. Er war mir ein heiliges Kleinod, ein Talisman; nie hat mich eine Kugel getroffen. Jetzt mag sie kommen, die Tage meines Alters sind ohnehin gezählt. Und nun kommet! Ich will Euch noch das Grab Eurer Mutter zeigen. Du aber, Cesare, rüste dich! Du wirst nachher den Herzog durch den Wald zu seinem Schlosse geleiten."
Nach diesen Worten führte der Capi
tano den Herzog aus der Höhle unter die alte Eiche. In einem großen, mangelhaft abgegränzten Rechteck sah man auf kaum erhöhtem Boden eine Anzahl Stechpalmen stehen. Niemand hätte an dieser Stelle ein Grab gesucht. — Der Herzog, tief be- wegt, reichte dem Hanptmann die Hand.
„Capitano", sagte er mit Wärme, „ich weiß nicht, soll ich Euch mehr für meine Freiheit oder für den letzten Liebesdienst danken, den Ihr einst meiner Mutter erwiesen habet."
So standen sie da, die Beiden, der Herzog und der Bandit; und durch die Zweige der alten Eiche fand ein Sonnenstrahl den Weg, um die feucht gewordenen Augen der wunderbar zusammengeführten Männer zu beglänzen. —
An demselben Abend saß Johanna, auf neue Schreckensnachrichten harrend, abgehärmt drunten ans der Bank am See. Oben aber vom Schlosse aus sah man einen Mann eilig durch das Dorf rennen. Er schaute nicht rechts und nicht links, fort hastete er fast atemlos. Von einer Ahnung geleitet, daß er unten das fände, was er suchte, bog er von der Straße rechts ab, hinunter zum See. Es war Cesare, der dem Herzog Carlo voraneilte, um die Freudenbotschaft der Herzogin zu bringen, die er seither mit seinen Trauernachrichten hatte betrüben müssen. Ach, wie zerschnitt es ihm damals das Herz, als sie bei der Bank flehend ihm zu Füßen lag und er ihr mit dem besten Willen nicht helfen konnte! Und jetzt! Er lief nicht mehr — er flog und sank vor ihr mit dem Freudenschrei zu Boden:
„Er lebt, er ist frei, er kommt!"
Ja, er kam; und zwei Menschen umarmten stch, wie sich seliger an diesem Sec noch keine umarmten.
-r-
Sechs Monate sind vergangen. Herzog Carlo hat unten am See auf der Felsenseite eine Gruft sprengen und oben im Wald unter der alten Eiche die Gebeine seiner Mutter in einen Sarg sammeln lassen. Auch den Sarg seines Vaters ließ er von Rom herüberholen. Er wollte die beiden Eltern lieber aus der Weltstadt weg in der Stille haben und — verzeihen wir ihm den geheimgehaltenen Beweggrund — es war ihm ein unerträglicher Gedanke, daß die Unglücklichen in der römischen Familiengruft sollten hart neben dem Sarge des Herzogs Pietro ruhen.
Als man Irenens Gebein aus der Erde grub und den Sarg wegen eines kurzen Regenschauers in der Höhle barg, stand er auf derselben Stelle, wo die Herzogin einst ihren letzten Seufzer aushauchte. Die Spuren der Räuber waren verschwunden. Vom Herzog reichlich entschädigt, hatten die Leute sich davongemacht. Ob sie an ihrem neuen Aufenthaltsort, wie sie versprachen, auch ehrliche Menschen wurden, erfuhr Niemand. Einer hatte sich völlig von ihnen getrennt. Er half den Sarg herabtragen und blieb dem Herzog ein treuer Knecht, der Herzogin ein stets aufmerksamer Diener. Ein Anderer muß in die Apenninengegangen sein und unter den Landleuten die Geschichte verbreitet haben. Denn eines schönen Tages, als Gras Antonio zum Besuch auf das Schloß gekommen war, meldete der Diener, es sei ein altes, an der Krücke gehendes Weib draußen, welches durchaus mit der