Herrschaft selbst reden wollte. Herzog Carlo, der ohnehin keinen Armen abwies, weil er mutzte, wie trocken Brot schmeckt, war durch eine freudige Mitteilung noch besonders gut gelaunt und rief:
„Lasset sie nur herein, die Alte!"
Das Weib musterte vorerst die Drei und trat dann auf Graf Antonio zu mit den Worten:
„Kennet Ihr mich noch, Graf?"
„Nicht daß ich wüßte", gab dieser zurück.
„Kein Wunder, ich trug vor dreiundzwanzig Jahren noch keine Krücke in meiner Hand, aber einen Brief mit einem Ring, und diesen Ring sehe ich da an Eures Herrn Nachbars Finger. Seid Ihr das Knäblein, fuhr sie gegen Herzog Carlo gewendet, fort, das ich damals der Wäscherin Sabina brachte? Ei, ei, Ihr seid groß und stark und auch hübsch geworden. Und das ist wohl Eure Liebste?" frug sie, auf die Herzogin Johanna deutend.
A Jetzt mußte die alte Ursula bei einer Tasse Kaffee Alles erzählen, was sonst Niemand wußte: von den Bauernkleidern und ihrem Versteck in der Truhe, von der Flucht und dem Fuhrmann, und wie sie zuletzt das Knäblein mit dem Muttermal an Sabiners Brust gelegt und die Meldung noch der sterbenden Herzogin ins Ohr gehaucht hatte.
Mitten in der Erzählung unterbrach sich Ursula öfters und schaute den Herzog Carlo fragend und zweifelnd an, als ob sie auch Etwas swissen und mit eigenen Augen sich davon überzeugen wollte. Endlich merkte es der Herzog und lud sie ein, mit ihm einen Augenblick ins Neben
zimmer zu gehen. Rascher als sonst marschierte sie dem Herzog nach und kam bald mit befriedigter Miene wieder zurück. Der Herzog hatte ihr das Erkennungszeichen, — das Muttermal, — gezeigt. —
Ursula wurde eingeladen, auf dem Schloß zu bleiben, so lange sie wolle, oder auch für immer. Aber schon am dritten Tage gestand sie dem Herzog, sie tauge nicht für das Schloß. Auch habe sie ihr Lebtag allein gehaust und sei jetzt zu alt, sich an eine andere Lebensweise zu gewöhnen; ob er ihr vielleicht einen Wunsch erfüllen wolle?
„Gewiß, Ursula, gern will ich, wenn es in meiner Macht steht, Euch jeden Wunsch erfüllen", versicherte der Herzog.
„Nun, so lasset mich droben in der Felsenhütte wohnen, wo ich Euch einst hingetragen habe und wo Ihr ausgewachsen seid. Sie ist leer, ich habe mich schon erkundigt."
„Aber Ursula", meinte der Herzog, „Ihr könnet doch mit Eurer Krücke nicht immer da hinauf- und hernntersteigen!"
„Warum kann ich.nicht? Wenn ich aber nicht darf, so wandere ich lieber wieder heim; dort steige ich auch hinauf und herunter."
„Je nun", sagte der Herzog, „wenn Ihr denn durchaus nicht anders wollet, so werde ich Euch die Hütte einrichten lassen." —
Noch manches Jahr lebte die Alte droben am Wald und hinkte mit ihrer Krücke herab und hinauf. Und nicht blos Herzog Carlo mit seiner Johanna besuchte bisweilen der unglücklichen Irene treuste Gefährtin und einzige Vertraute; auch
der kleine Francesco und sein Schwesterlein hüpften öfters hinauf und herab, um zu sehen, wo vor Zeiten ihr VaUr in einem ärmlichen Korbe lag.
Als aber die Arme starb, begrub man sie wie eine Reiche, und stellte Ihren Sarg neben Irenens Sarg in die Felsen- gruft.
Vermischtes.
(Beim Begräbnis des Großbauers.) Fremder: „Was sind denn das für Orden, die auf dem Kissen hinter dem Sarge hergetragen werden?,, Einheimischer: „Das sind halt alles Medaillen, die der Lindenbauer auf den Mastviehausstellungen gekriegt hat!"
(Ans der Jnstruktionsstunde.) Leutnant: „Also, Meyer, angenommen, Sie ständen auf Sckildwache, und würden plötzlich von 25 Feinden überfallen, was würden Sie da machen?" Meyer: „Mein Testament."
StandesbucH-Ehvonik
der Stadt Wildbad
vom 22. bis 3n. De zember 1899.
Gestorbene.
26. Dez. Mössinger, Karoline Wilhelmine, geb. Schraffl, gew. Ehefrau des früheren Waldschützen Christian Friedr Mös-
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Wildbad.
Bekanntmachung.
Die Beeidigung der neu gewählten Mitglieder des Gemeinderats findet am
Mittwoch den 3. Januar 190V
vormittags 9 Uhr
in öffentlicher Sitzung der bürgerlichen Kollegien statt, wozu die Einwohnerschaft hiemit eingeladen wird.
Den 30. Dezember 1899.
Stadtichultheißenamt:
B ä tz n e r.
W i l d b a d.
Bekanntmachung.
Wer ohne polizeiliche Erlaubnis an bewohnten oder von Menschen besuchten Orten Selbstgeschosse legt oder an solchen Orten mit Fenergewehr oder anderem Feuerwerkzeuge schießt oder Feuerwerkskörper abbrennt, wird nach Z 367 Ziff. 8. des D. Str. Ges.- Buches mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Hast bestraft.
Diese Strafbestimmung wird der hiesigen Einwohnerschaft für bevorstehende Neujahrsnacht in Erinnerung gebracht. Wildbad, den 28. Dezember 1899.
Stadtschultheißenamt:
B ä tz n e r.
IL Valvillm Varbiä
zum Preise von Mk. 37.— per 100 kA. brutto für netto ab Mannheim liefere gegen Nachnahme.
„INens" k.snNsksngsi' u. vo.
Mannheim.
Revier
i l d b a d.
Nadelholz - und Birken-Stangen-Verkauf
am Montag den 8. Januar mittags 12 Uhr auf dem Rathaus in Wildbad Nadelholzstangen, (fast durchweg Fichtenstangen) aus Distr.1 Meisternhut, Abt. 19 Hinterer Rauherberg:
332 Stück Baustangen I.—IV. Cl., 918 Stück Hagstangen I.—I V El., 5462 Stück Hopfenstangen I.—V. Cl., 4176 Stück Rebslecken I. und II. Cl., 915 Stück Bohnenstecken;
aus Distr. II. Eyachhut, Abt. 1 Lehenmühle und 56 Neuacker:
81 Stück Baustangen I.—IV Cl., 144 Stück Hagstangen I.—IV. El., 221 Stück Hopfenstangen 1.—V. El., 9 Stück Rebstecken I. Cl.; aus Distr. II. obere Eiberghut, Abt. 65 Lehmgrube und 78 Steigle:
844 Stück Baustangen I.—IV. El., 1535 Stück Hagstangen I.—IV El., 9272 Stück Hopfenstangen I—V. Cl., 14691 Stück Rebstecken I. und II. Cl., 3445 Bohnenstecken;
ans Distr. II Rollwasserhut Abt. 118 Oberer Aitergrund:
47 Stück Baustangen I.—III. El., 80 Stück Hagstangen I.—IV. El., 1510 Stück Hopfenstangen I.—V. El., 2255 Stück Rebstecken I. und II. Cl. und 380 Stück Bohnenstecken;
Birkenstangeu aus Abt. II. 118 oberer Aitergrund:
85 Stück Baustangen I.—IV. El., 30 'Stück Hagstangen II.—IV. Cl., 25 Stück Hopfenstangen II. und IV. Cl. und 10 Stück Rebstecken I. Cl.
8 ^ 1 v 68 ter tzinMedll
MeuzcrtzrsLebkuchen
Berliner Pfannkuchen
sowie
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