ArntsvLült für die Stecöt Wifövcrö.
Mersl-Anzeiger für Wdbsd und Umgebung.
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Nr. 1S2>
Snrnstag, 30. Alezernbev 1899.
35. Jahrgang.
Zur Iahrhundertswende.
letzten Mnl am Winterhimmel sinkt Ter Sonnenball vor des Jahrhunderts Ende . . . Mit geisterhaften Riesenschatten ringt Des Lichtes letzter Schimmer im Gelände . . . Und wie das Auge rings die Dämmrung trinkt,
Da weiten sich des Zimmers enge Wände,
Und leuchtend aus dem Pfad verrauschter Zeiten
Ihr Nimmermüden, die der Wissenschaft Hellcnchtend Feuer voll Begeistrung schürtet,
Ihr Edlen, die im Reich der Kunst geschafft Und zaubermächtig unsre Herzen rührtet,
Ihr Hohen, die uns mit Prophetenkraft Aus Bruderzwist zu stolzer Einheit führtet:
Was Ihr gethan, es lebt, von uns bewundert, Fruchtbringend fort im künftigen Jahrhundert! . . .
An seinen Pforten steh'n wir ernstgesinnt! . . . Ob auch der Jahre Flut zum stillen Hafen Der Ewigkeit nur als ein Tröpflein rinnt;
Wir sind an flücht'ge Zeit gebund'ne Sklaven,
Und wenn ein neu' Jahrhundert einst beginnt,
Wird unser Leib längst in der Erde schlafen,
Drum lassen wir uns von den Glockenschlägen Um Mitternacht heut' tief das Herz bewegen! . . .
Drum spähen ernst wir in das dunkle Land Der Zukunft, das sich endlos vor uns breitet . . . Doch leise nimmt uns schon an seine Hand Ein lichter Bote, der uns vorwärts leitet,
Und Rosen duften auf am Wegesrand,
Und Lilien sind's auf die Dein Blick nun gleitet; Doch sind im Schatten ragender Cypressen Helmkraut und Rittersporn auch nicht vergessen!
So rüste Dich mit rechtem Gottvertraun . . . Den Edlen allen wolle Dich verbinden,
Die treu am Tempelwerk der Menschheit bau'n! . .. Die Jahre werden kommen und entschwinden.
Und wirst Du auch nicht die Vollendung schau'n, Daß es zur Höhe geht, wirst Du empfinden!
Und einst, vielleicht an des Jahrtausends Grenzen Sieht froh Dein Enkel seine Zinnen glänzen.
Alwin Römer.
Die nächste Nro. d Blattes fällt des Nenjahrsfestes wegen aus.
Rundschau.
— Landgerichtsschreiber Kurz in Rottweil wurde mit Wirkung vom 1. Jan. 1900 an zum Bezirksnotar in Teinach ernannt.
— Mit dem 1. Jan. 1900 an tritt eine durch das neue Bürg. Gesetzbuch in Verbindung mit einer Abänderung des § 692 der Zivilprozeßordnung geschaffene Aenderung im Mahnverfahren in Kraft die im Interesse der Verfolgung fauler Zahler jedem Geschäftsmann willkommen sein wird. - Im Mahnverfahren hatte bisher bekanntlich der Schuldner, vom Tage der Behändigung des Zahlnngsbefehles an gerechnet, zwei Wochen Zeit, um gegen den Befehl Widerspruch zu erheben, und der Gläubiger bekam erst, wenn innerhalb 14 Tagen kein Widerspruch erfolgte, das Attest der Vollstreckbarkeit des Zahlungsbefehls die sog. Vollstreckungsklausel) in die Hanld. Vom 1. Jan. 1900 ab wird diese Frist nur noch eine Woche betragen vom Tage der Zustellung an gerechnet.
Liebenzell. Es bestätigt sich, daß die Witwe des in der Nacht zum 2. Okt. 1893 ermordeten Löweuwirl >Carl Faas von hier, nämlich die am 3. Juli 1867 zu Gleiszellen (Rheinpfalz, Bezirksamt Bergzabern) geborene Anna Maria Hofsmann, wegen Gattenmords bezw. Beihilfe abermals verhaftet wurde. Ebenfalls
verhaftet wurde der Ackerer und Wein- gärluer Hoffmann, Vater des Genannten, beide sind nach Tübingen eingeliefert worden. Bekanntlich wurde die M. Faas s. Zt. noch am Morgen der That unter dem dringenden Verdacht der Thäterschaft, verhaftet, aber nach 156tägiger Inhaftierung zu Folge Verneinung der beiden Schuldfragen seitens der Geschworenen freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt. In letzter Zeit war sie als Haushälterin bedienstet in Neustadt a. H. und stand vor ihrer Wiederverheiratung. Dort hat sie nun Aeußeruugen gethan, die sie und auch ihren Vater aufs neue verdächtigten. Ein Geständnis liegt noch nicht vor, auch bestritten beide ihre Schuld. Schon früher hat mau sich gesagt, daß die Angeklagte wohl einen Mithelfer gehabt hat, wenn die That ihrerseits begangen worden.
Ulm, 27. Dez. In der Christnacht starb hier an einem Schlaganfall der frühere Landgerichtsrat, hernach Rechtsanwalt am hiesigen Landgericht, Gustav Pfizer. Derselbe war als scharfsinniger Jurist uud populärer juristischer Schriftsteller in weiten Kreisen bekannt und hat sich durch sein freimütiges Auftreten sowohl in politischer als im Privatleben vielfach hervorgethau. Namentlich durch den sog. Fall Jlg und dies aus diesem Anlaß veröffentlichten Streitschriften hat er in den letzten Jahren auch über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus viel von sich sreden gemacht. Sein letztes
größeres Werk wird wohl die populäre Bearbeitung des Württ. Ausführungsgesetzes zum bürgerl. Gesetzbuch sein, das er in ähnlicher Weise wie seinen Leitfaden zum bürgerl. Gesetzbuch behandelt hat. Er wurde nicht ganz 6.0 Jahre alt und starb auf dem Heimweg von der Christ- bescheerung, der er in der Familie seines Bruders, des Landgerichtspräsidenten Pfizer, angewohnt hatte.
Mülhausen i. Elf., 25. Dez. Ein Duell mit tödlichem Ausgang erfolgte hier im Tannenwald am Samstag Nach, mittag. Die Unterleutnants Kißling, Ernst und Schlabitz, alle drei vom hiesigen Infanterie-Regiment Nr. 112, standen sich mit Pistolen gegenüber. Schlabitz hatte die beiden Erstgenannten gefordert, weil sie ihn im Wiener Cafe beleidigt haben und thätlich gegen ihn vorgegongen sein sollen. Das Ehrengericht bestimmte, daß die Offiziere sich duellieren mußten. Die Bedingungen waren folgende: Distanz 50 Meter, nach jedem Schuß zwei Schritte vorgebeu, schießen bis zur vollständigen Kampfunfähigkeit. Schlabitz hatte den ersten Schuß; fällt einer seiner Gegner vor ihm, so tritt der andere an dessen Stelle und der Kampf wird fortgesetzt Schlabitz verletzte mit der ersten Kugel Leutnant Kißling am reckten Fuße, Kißling dagegen traf seinen Gegner Schlabitz in die rechte Brustseite und sofort trat innere Verblutung und rascher Tod eein. Der Erschossene war 28 Jahre alt, seine
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