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allgemein verständlicher Weise einige Ab­schnitte der neuen Gesetzesvorschriften. Zunächstbehandelte derselbe die veränderten Bestimmungen über den An- und Verkauf von Liegenschaften. Hienach bedarf künftig ein diesbezügl. Vertrag der notariellen oder gerichtlichen Beurkundung. Derselbe wird jedoch seinem ganzen Inhalt nach erst gültig, wenn er in das Grundbuch, welches in kleineren Gemeinden dem Ratsschreiber untersteht, eingetragen ist. Nach erfolgtem Eintrag tritt der Käufer sofort in den Besitz der betreffenden Liegenschaft und kann sich der Verkäufer nicht mehr wie bisher das Eigentumsrecht bis zu erfolgter Anzahlung Vorbehalten. Es ist deshalb zu empfehlen, sich sofort beim Eintrag in das Grundbuch eine entsprechende Anzahlung leisten zu lassen. Neuzeit gibt es nicht inehr. Ferner bricht Kauf künftig nicht Miete. Hierauf berichtete Redner über einige wichtige Veränderungen im Hypothekenwesen. Was die Verjährung von Forderungen der Kanfleute, Hand- .. werker, Gastwirte und sonstigen Gewerbe­treibenden, Rechtsanwälte, Notare, Ange­stellten re. betrifft, so tritt dieselbe schon in 2, statt bisher in 3 Jahren ein. Auch im ehelichen Gtüerrechtsverhältnis treten wesentliche Veränderungen ein. So hat bei künftigen Ehen der Mann allein das Anrecht auf die gemeinschaftliche Errungen­schaft, falls nicht durch Vertrag ausdrücklich anders bestimmt. Hierauf folgte die Be­sprechung über Ersatzpflicht bei Wildschaden. Auch bei zahmen Thieren, wie Hunden, tritt größere Verantwortung des Besitzers ein. So ist letzterer für jede Verletzung von Menschen oder Beschädigung von Sachen, welche durch den Hund verursacht werden, verantwortlich. Es schloß sich hierauf noch eine Diskussion über das eben Gehörte an in welcher der Vor­tragende über verschiedene an ihn gerichtete Fragen bereitwilligst Auskunft erteilte. Hr. Reallehrer H o n o l d dankte dem Red­ner für seinen belehrenden trefflich ans­gearbeiteten Vortrag und forderte die Zu­hörer aus, sich zum Dank von ihren Sitzen zu erhebeil; hierauf machte derselbe die Anwesenden mit den neuesten Versuchen Prof. Linde's mitflüssiger Luft" und deren erstaunlichen Eigenschaften bekannt. Die Erzeugung derselben geschieht durch einen besonders konstruierten Apparat, in welchem die atmosphärische Luft unter mächtigem Druck stark zusammengepreßt ivird und nach erfolgter Erhitzung in flüssigen Zustand übergeht. Die Tempe­ratur derselben beträgt 230 ° unter Null. Als Sprengmittel verwendet vermag schon das kleinste Quantum dieser Flüssigkeit eine verheerende Wirkung auszuüben,welche diejenige des Dynamits und Melinits weit übertrifft. Nach diesem interessanten Vortrag erfreute Redner die Anwesen­den noch durch Deklamation einigerhumo­ristischer Gedichte in schwäb. Mundart, welche wieder mit großem Beifall aufge­nommen wurden. Hr. Bankkassier Bätzn er sprach dem Vortragenden den wohlver­dienten Dank aus. Die Mitglieder blieben hierauf noch einige Zeit in anregender Unterhaltung beisammen. Die nächste Zusammenkunft findet am Montag den 18. Dez. im Gasth. z. Ochsen statt. Es werden hiebei einige weitere Abschnitte ans dein bürgerlichen Gesetzbuch zum Vortrag kommen. Eine stärkere Beteili­gung seitens der Gewerbetreibenden wäre

jedoch angesichts der im nächsten Monat stattfindenden Wahlen in die Gewerbe­kammer dringend erwünscht. Diese letz­tere ist bekanntlich berufen, die Interessen des Kleingewerbestandes zn vertreten und dessen berechtigten Forderungen zu unter­stützen. Wahlberechtigt sind jedoch nur Mitglieder von Gewerbevereinen. Der Eintritt in einen solchen ist daher jedem Geschäftsmann im eigenen Interesse dringend geboten. Je größer die Mit- glrederzahl ist desto mehr Einfluß wird der Verein besitzen uno desto selb­ständiger kann derselbe geeignete An­träge stellen. Bei zu schwacher Beteiligung würde sich ein gewißes Abhängigkeits- Verhältnis zn den Bezirksvereincn nicht vermeiden lassen. Bei dem geringen Jahresbeitrag von 1 Mark ist der Eintritt gewiß Jedermann ermöglicht. Auch in Anbetracht des unermüdlichen Bestrebens des Vorstands Hrn. Reallchrer Honold, den Verein durch belehrende und unter­haltende Vorträge in jeder Weise zu fördern und das Interesse für denselben wach zn erhalten wäre es gewiß nicht mehr als billig, daß die Gewerbetreibenden ihre Anerkennunghiefür durch zahlreicheren Besuch als bisher bekundeten. Anmel­dungen nehmen die H.H. Bankkassier Bätz- ner, Reallehrer Honold u. Flaschnermstr. Güthler entgegen.

Tie letzten Novembertage haben auf der Höhe des Schwarzwalds noch vorzügliche

ALperrfernsicHL gebracht. Während zwischen Alb und Schwarzwald ein weites Nebelmeer sich ausbreitete, wohl 700 Meter und darüber sich erhebend, lagen die Alpen in voll­kommener Klarheit vor den Augen, wol­kenlos bis zn den tiefsten noch sichtbaren Gipfeln herab, an vielen Stellen ihre glänzenden Schneeselder zeigend, und im ganzen Verlauf, vom Säntis bis zu den Berner Alpen vor Sonnenaufgang genau so dunkel und nahegerückt wie die schwäb. Alb. Das ist nun nichts besonderes, und wer bei solcher Wetterlage dem Nebel der Niederung entfliehen kann, wird in dieser Jahreszeit alljährlich Gelegenheit haben, dies Schauspiel zu genießen. Aber am Andreasfeiertag hatte doch Einsender vom Hohlohgebiet bei Enzklösterle aus, das Glück, wieder vor Sonnenaufgang ein seltenes Naturspiel zn beobachten, das in dieser auffallenden Stärke wohl noch nicht viele bei uns wahrgenommcn haben. Wieder breitete sich draußen der weiße Nebelsnnd aus, wieder lag die Kette der Alpen nnvcrschleiert da, alles in dunklem Ton, bis es die anfgegangene Sonne nach­her bleichte. Und doch schien es nicht dasselbe Bild, sobald man genauer hin­sah; hier niedriger und formloser, dort seltsamerweise zackiger und höher als sonst. Der Feldstecher zeigte aber erst das Ver­blüffende deutlich. Aus der Pyramide der Jungfrau war ein erheblich höherer, stumpf anslaufender Stock geworden, Finsteraarhorn und Schreckhorn standen überhöht mit senkrechten Zwischengliedern, die Lauterarhörner schlossen oben mit durch­brochener Gallerte ab, daneben tief ein­geschnittene Risse, Mönch-Eiger waren in einen wunderbaren, stumpfen Steinpilz verwandelt, mit beiderseits überhängenedm Hute, und das wunderlichste von allem war das große Viescherhorn: auf dessen

Spitze stand etwas wie ein riesiger Berg­fex und hielt einen anfgespannten Schirm über sich. Die kleineren Hörner, wie Ritzlihorn u. a., waren zuzeiten Bänken geworden, und so war auch weiterhin, wenn auch nicht in dieser fantastischen Weise wie bei den Berner Alpen, manche bekannte Bergform leicht verschoben und verzerrt, manche kaum mehr zn erkennen, selbst der Säntis in eine breitere Masse als sonst ansgezogen, einige Spitzen zn scharfen Nadeln ausgewachsen. Und das alles im gleich dunklen Ton des Gebirges, Fleisch von seinem Fleisch, entfernt keine Wolkengebilde. Veränderungen konnten wir da und dort innerhalb weniger Mi­nuten wahrnehmen. Das ganze seltsame, höchst interessante Schauspiel ist als eine Wirkung außergewöhnlicher Strahlen­brechung zn betrachten, ermöglicht durch eine Aufeinanderfolge von Luftschichten mit iehr verschiedener Temperatur. Be­kannt sind die Verzerrungen, die zuweilen der Sonnenball beim Aufgang hinter Dnnstschichten erleidet. Etwas Aehnliches lag hier vor. Die Gipfelpartie eines Berges wurde nicht blos in der normalen Sehlinie avisirt, sondern auch etwas höher zielende Sehstrahlen wurden durch abnorme Strahlenbrechung wieder zur selben Höhe des Berges herabgelenkt. Für gewöhnlich ergab das genau dieselben Ueberhöhnngen und Verdickungen, wie es beim Durch­setzen durch fehlerhafte Feusterglasscheiben oft zn bemerken ist (so bei der Jungfrau); aber ganz merkwürdigerweise hat sichs bei anderen (besonders Viescherhorn) so ge­fügt, daß zwischen den beiden auf den Gipfel znlanfenden divecgirenden Seh­strahlen auch wieder leere Lust erblickt wurde. Einige Zeit nach Sonnenaufgang war der Spuck bis ans geringe Reste verschwunden.

WnterHattenöes.

Signor Carlo, der römische Herzog.

Von Paul Revhra.

(Fons) lNachdruck oerboten.)

Signor Carlo saß fest, hinter der Ar­beit. Er baute keine Luftschlösser und contrahirte daraufhin keine Schulden. Es war ihm peinlich genug, daß für die Prozeßkosten ein Anderer sein Vermögen wagte; den eigenen Unterhalt wollte er selbst verdienen und sich nicht auch noch von einem Anderen speisen lassen. Glück­licherweise fehlte es ihm während dieser Zeit nicht an Bestellungen; und hätte er fünfzig Hände gehabt, anstatt zwei, oder hätte er ans die Leichtgläubigkeit der Menschen spekulieren wollen, so würde es ihm keine besondere Anstrengung gekostet haben, ein vermöglicher Mann zn werden. Es gab nämlich unter den damals in Rom weilenden Fremden eine nicht geringe Anzahl von Leuten, namentlich Engländer, welche diesen merkwürdig gewordenen Arbeiter und Herzogscandidaten nicht blos sehen, sondern auch um jeden Preis eine Arbeit von ihm haben wollten. Die im Carneval aus Neapel herübergekommenen, auf dem Balkon postirt gewesenen Freunde der Johanna eröffneten den Reigen, u. tag­täglich klopfte es mindestens einmal an, so daß ihm die Sache schließlich lästig und er selbst gegen seine Besucher nut- unter nicht allzufreundlich wurde.

Als nun Esmeralda sich durch den