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Ur. 14-S

Dienstag, 12. Dezember* 1899.

38. Jahrgang.

Rundschau.

Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer gestrigen Sitzung nach fünf­tägiger Debatte die zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betr. die Zwangserziehung Minderjähriger zu^Ende geführt. Auch diese Vorlage gehört zu denjenigen, die mit dem neuen Jahr in Kraft treten sollen. Das Bürgerliche Gesetzbuch zählt schon die Fälle auf, in welchen die Zwangs­erziehung eines Kindes, dessen leibliches oder geistiges Wohl durch Verschulden der Eltern gefährdet erscheint, vom Vor­mundschaftsgericht angeordnet werden kann. Es bleibt jedoch der Landesgesetz­gebung ausdrückliä^ Vorbehalten, weitere Bestimmungen hierüber zu treffen. Die Zwangserziehung soll nach den Beschlüssen des Landtags nicht bloß eintreten im Falle elterlichen Verschuldens, wie das Reichsgesetz will, sondern auch daun, wenn das Kind eine strafbare Handlung begangen hat oder wenn sonstige Thatsachen vor­liegen, die die Zwangserziehung zur Ver» Hütung des völligen sittlichen Verderbens notwendig machen.

Prinz Robert von Württemberg, bisher Oberleutnant im 2. württemb. Dragonerregiment, ist zum Rittmeister im östreichischen Dragouerregiment Nr. 9 er­nannt worden. Prinz Robert gilt schon seit geraumer Zeit als zukünftiger Ver­lobter der Erzherzogin Elisabeth, Tochter der Kronprinzessin-Witwe Stephanie, und mit diesem Uebertritt in die östreichische Armee ist offenbar der Heiratsplan seiner Verwirklichung nahegerückt.

Lieben zell, 6. Dez. Die Glücks­göttin Fortuna hat diesmal wieder ihre Gaben an den rechten Mann gebracht. Im nahen Unterreichenbach hat ein bei­nahe 80 Jahre alter Mann 12000 Mk. gewonnen. Der Beschenkte lebte in sehr dürftigen Verhältnissen.

In Birkenfeld ist unter der Kinder­welt die Diphtherie ansgebrochen nnd hat schon mehrere Opfer gefordert.

Freudenstadt 7. Dez. Gestern fand das Richtfest des Nenbaus des Karl Luz z. Hotel Waldeck an der Kniebisstr. statt. Das 4 Stock hohe Gebäude mit 50 Zimmern bietet einen schönen Ausblick in das Vorbachthal; nächstes Jahr reiht sich ein weiterer Neubau mit einein 250 bis 300 Personen fassenden Speisesaal daran an. Eine Untecuehmergesellschaft plant die Gründung einer Villenkolonie an der Lanterbader Straße unterhalb dem Palmenwald und wird nächstes Jahr zu­

nächst mit dem Ban von 6 Landhäusern im Preis von je 2030 000 Mark den Anfang mache».

Tübingen, 8. Dez. Vom 11. bis 16. Dez. kommen folgende Strafsachen zur Verhandlung: 1) gegen den 26 Jahre alten ledigen Dienstkuecht I. Grüudler und den 21 Jahre alten ledigen Melker I. Haizmann, beide in Hailfingen, O.A. Rottenburg, wegen Verbrechens der Brand­stiftung; 2) gegen die 29 Jahre alte ledige Dienstmagd Friederike Seegervon Breiten­berg O.A. Calw, wegen Verbrechens des Meineids; 3s gegen die 23 Jahre alte Bauerutochter Karol.Müllervon Nürtingen O.A. Urach wegen Verbrechens der Kindes­tötung; 4) gegen den ledigen 27 Jahre alten Dienstkuecht G. Bihler von Effringen O.A. Nagold, wegen eines Verbrechens des versuchten Todschlags; 5) gegen den Bauern K- Klett von Nehren O.A. Tü­bingen, wegen Verbrechens der Brand­stiftung; 6) gegen den 23 Jahre alten Schuhmachergesellen F. Ludw. Kuoll von Metzingen O.A. Urach, wegen vier Ver­brechen der Brandstiftung.

Tübinge n, 8. Dez. lStrafkammer.) Der 36 Jahre alte verheiratete Bäcker Karl Friedrich Kling von Schömberg, O.-A. Neuenbürg, wurde heute wegen eines Vergehens der gefährlichen Körper­verletzung zu der Gefängnisstrafe von 1 Jahr 3 Monate verurteilt. Verteidiger war Rechtsanwalt Brombacher in Pforz­heim. Die Wirtsehefran Marie Schraft in Altensteig, welche am 17. November wegen Beihilfe zur Kuppelei in der Straf­sache gegen die frühere Hirschwirtiu Rosine Bnrkhardt von Unterreichenbach zu 1 Woche Gefängnis verurteilt worden ist, hat gegen dieses Urteil die Revision an­gemeldet.

In Nürtingen haben die Ge­schwister Kahn ein,, Warenhaus" errichtet. In ihren Ankündigungen gebrauchten sie u. a. den Ausdruck, sie hätten einen Detailverkauf zu streng festen Engros­preisen." Wie wir derGeschüftswehr" entnehmen, erwies sich diese Behauptung nicht als stichhaltig. Der Württ. Schntz- verein erhob Klage beim Kgl. Amtsge­richt Nürtingen wegen unlauteren Wett­bewerbs und es wurde in der Klageschrift festgestellt, daß die Kahn z. B. verkauften: schwarzes Wollgarn st« Psd. (thatsächlich war es nur sts) zu 60 (Engrospreis (50 ^j), 10 Meter Litzen zu 50k. Engrospreis (32 ^j), 1 Rolle 6 fachen, Faden zu 22 (Engrospreis 20 ^s) !

1 Gummikragen zu 30 (üblicher Detail­preis 20 ^f), ein Papierkragen zu 7 (üblicher Detailpreis 45 u. s. w.

Tie Beklagten verkauften also ihren An­noncen zuwider 10 Proz. höher als zu Detailpreisen und 31 Proz. höher als zu Engrospreisen. Die Klage ging auf Unterlassung der unwahren Angaben und Veröffentlichung des Urteils imNür- tinger Tagblatt" nnd derGeschäftswehr".

Pforzheim, 7. Dez. Ein schlechtes Geschäft machte ein hiesiger Hauseigen­tümer. Derselbe wollte sein Haus, welches ihn 10000 Mk. gekostet hatte, verkaufen, und wurde ihm für jeden Ziegel, den er auf dem Dache hatte, ein Thaler geboten. Der Kauf wurde perfekt und nun mußte der Verkäufer zu seinem Schrecken ge­wahren, daß er nur 2000 Ziegel auf dem Dache habe. Er mußte sein Haus für 6000 Mk. abgeben.

London, 9. Dez. Das Kriegsamt veröffentlicht folgende Mitteilungen : Vom Modderfluß liegt heute keine Nachricht vor, aber vom Oranjefluß wird tele- graphirt, daß ein Eisenbahnviadukt bei Graspan heute Morgen von den Buren in die Luft gesprengt wurde, daß der Telegraph zerschnitten ist und daß Kund- schafter berichten, daß schweres Geschütz, fener in nördlicher Richtung vernommen wurde. Darnach scheint Lord Methuen isolirt worden zu sein, der Kampf gegen ihn ist vielleicht schon entschieden. Die Nachricht verursacht hier große Besorgnis.

Ans Modder-River meldet die Times" unter dem 2. Dezember: Drei­tausend Buren ans Natal verstärkten die Truppen des Generals Cronje. Ferner schloß sich das vor Mafeking verwendete Bnrenkommando den Buren vor Kimber- ley an. Alles deutet auf eine Zusammen- ziehnng der beiderseitigen Truppenmaffen und eine bei Spytfontein bevorstehende Schlacht hin.

LoAaLes.

Wildbad, 9. Tezbr. In der gestr. Versammlung des Gewerbevereins in derSonne" wurde den Mitgliedern wie­der viel an Belehrung ».Unterhaltung gebo­ten. Hr.Verwaltungsaktnar Bätzner hatte sich in dankenswerter Weise bereit erklärt, den allseitig gewünschten Vortrag über das neue bürgerliche Gesetzbuch zn über­nehmen. Nachdem der Vorstand die Ver- sammlung eröffnet und ans die Wichtig­keit des augekündigtcn Vortrags hinge­wiesen, erläuterte Redner in ausführlicher.