ung einer Schenkung den Mosaikarbeiter zum Herzog zu erheben. Aber jetzt lautete die Sache anders. Die Abschrift des Testaments stack in seiner Brusttasche. Signor Carlo war der Erbe von drei Palästen, er konnte ganz wohl den einen verschenken. Denn ein Wagniß an Geld und gutem Namen blieb ja das Auftreten noch immer, auch nach '.Pietros Tode. Ein Einsatz auch von Seiten des künf­tigen Herzogs schien nur recht und billig.

Aber auch gegen die Fürstin nun einen weitern Schritt zu wagen, war Antonio, als er allein in dem Salon stand, ent­schlossen. Schon tra: sie ans dem Neben­zimmer. Sie hatte auch viel gewagt am heutigen Abend. In schwere grüne Seide hatte sie sich gekleidet und ein Reis von Perlen und blinkenden Smaragden hielt ihr gewelltes reiches Haar zusammen. Mit der ihr eigenen Anmut trat sie auf den Grafen zu:

Willkommen in meiner Behausung, Graf Antonio! Sie sind der Erste."

Gern möchte ich der Erste sein, nicht blos in Ihrem Hause," erwiderte der Graf mit Lebhaftigkeit.

Sie stehen auch in erster Reihe, wie Sie wissen in meinem Herzen."

Aber eine Reihe ist bisweilen lang, und Ihr Herz das darf ich doch kühn behaupten ist groß."

Nicht zu groß, um in eines edlen Mannes Herzen Raum zu finden."

Und wenn Ihnen nicht blos das Herz sondern bald auch das Haus dieses Mannes offen steht?" frug Antonio.

Was wollen Sie damit sagen, lieber Graf?"

Ich will nur wiederholen, Fürstin, was Sie selbst einmal mir sagten."

Und das wäre?"

Sie sagten:,,OH, ich käme ganz gern anch zu Ihnen; aber ich weiß ja, daß Sie keine eigene Wohnung, daß Sie keinen Palast besitzen."" Sie? Wenn ich aber nun einen hätte, einen bekäme, Fürstin?" frug der Graf mit der ganzen Festigkeit seines Charakters.

Dann müßte ich mein Wort halten, und ich hielte es gern," gab die Fürstin zurück.

Schon holte der Graf zu einer neuen Frage aus, als sich die Flügelthüre des Salons öffnete und der Diener neue Gäste anmeldete.

Ein andermal, Graf Antonio, viel­leicht schon in Ihrem neuen Palast!" sagte in lieblich scherzendem Tone die Fürstin und überließ, neuen Gästen ent­gegengehend, den alten Bekannten seinen glücklichen Gefühlen.

Allmälig begannen die Säle sich zu bevölkern; ein buntes Durcheinander zer­streute sich in zwangloser Weise durch die Räume; denn die Fürstin liebte nicht die Steifheit und das Gedränge, es sollte Jedem behaglich bei ihr werden.

Zuerst unterhielt man sich allgemein über den Tod des Herzogs Pietro. Die Zungen waren überall gelöst, und man konnte nicht behaupten, daß das Sprich, wort zur Anwendung kam: I)o mortuis nil iiisi Kone, das heißt: über Todte soll man nur Gutes sagen. Im Gegenteil, man wußte viel Schlimmes über den Todteu zu sagen. Doch hob man wenig­stens Eine gute Seite an dem durch uller Mund gerichteten Mann hervor, daß er die von. jeher nicht unbedeutende Gemälde­sammlung des Hauses Caraffa in nam­

hafter Weise vermehrt und wie ein Liebhaber von Stammbäumen bemerkte sich besonders nm die Bilder einer un­unterbrochenen Ahnenreihe bemüht habe.

Signor Carlo, welcher sich zufällig unter der Gruppe dieser Gäste befand, würde früher über eine derartige Be­merkung gespottet haben; jetzt aber, als Gras Antonio, unvermnthet wie damals, ihm die Hand ans die Schulter legte, flog die Röte über sein Antlitz.

Die Ahneureihe ist noch nicht geschlos­sen," hauchte ihm der Graf ins Ohr und zog ihn sachtein eine Nische, wozwischen hohen Blattpflanzen eine große künstlich geschliffene Krystallvase mit Goldfischchen stand und das Licht sammt den Fischen in den herrlichsten Farben hundertfach wiederspiegelte. Ungesehen ließen sich die Beiden dort nieder. Graf Antonio aber zog die Abschrift des Testaments aus der Tasche und übergab sie dem Signor Carlo zn lesen mit den Worten:

Es bleiben Euch, wie Ihr sehen werdet, noch zwei Paläste übrig, und Ihr brauchet den Handel nicht zu bereuen. Doch wegen der Ahnenreihe wäre es auch passend, Ihr schautet Euch ein wenig in dem Flor der Damen um; denn die Mari- etta könntet Ihr doch wohl nicht zur Her­zogin machen.

Signor Carlo, der diese Worte halb ernst nehmen mußte und sich doch wieder durch den Scherz etwas verletzt fühlte, wollte auffahren, als ihn der Graf noch rechtzeitig beschwichtigte:

Bst, schauet dort!" flüsterte er ihm zu. Der von den Blattpflanzen umgebe­nen Krystallvase, hinter welcher die Beiden versteckt waren, näherte sich eine Jungfrau, blieb vor der Vase stehen und schaute den anmuthigen Bewegungen der Fisch- chen zu. Ein Kleid von dunkelrotem Sammet mit feinen weißen Puffen um­schloß die stolze Figur. Auf dem glatten, regelmäßig geformten Marmorantlitz lag, kaum bemerkbar ein rosiger Duft. Das Auge, braun wie das in dichte Zöpfe ge­schlungene Haar, hätte leicht zu groß er­scheinen könuen, wäre es nicht von langen seidenen Wimpern überschattet gewesen. Als einzigen Schmuck trug die Schöne eine von Schlangen eingefaßte Mosaik­brosche.

Signor Carlo war von der unbe­kannten Erscheinung höchst überrascht und konnte kaum den Augenblick erwarten, der ihm erlaubte, sich bei dem Grafen nach ihr zu erkundigen. Jetzt that sie, durch ein Flüstern aufmerksam geworden, einen Blick nach der verborgenen Nische und verlor sich, als hätte sie nichts bemerkt in die Mitte des Zimmers unter die Gäste.

Wer sie ist, wollt Ihr wissen, Signor Carlo? Ich weiß selbst nur wenig von ihr. Erst seit einigen Tagen weilt sie hier. Wie ich höre, ist sie eine Englän- derin aus einem alten katholischen Hause, eine Waise. Ihr Onkel, ein höherer Geist­licher, schon längst hier eingebürgert, ließ sie bei einer Verwandten in Neapel er-

Vermischtes.

Ein heiteres Jagdgeschichtchen macht znr Zeit in München in hohen und höchsten Kreisen die Runde. Der Prinz­

regent von Bayern hatte in Lenggries übernachtet und beschlossen, am andern Morgen mit einem Herrn des Gefolges per Wagen nach Fall zu fahren, eine Fahrt, die nicht im Jagdprogramm vor­gesehen war. Der Entschluß wurde dem Herrn Posthalter, der Wagen und Pferde stellen sollte, und durch diesen wieder dem alten Kutscher, dem Martl, mitge­teilt, der ob der hohen Ehre und wahr­scheinlich anch wegen des zn erwartenden reichlichen Trinkgeld schier aus dem Häus­chen geriet. Bis in die späte Nachl hinein fummelte" er an Wagen und Geschirr herum, damit ja alles in bestem Stande sei. Leider aber kam die Sache wenigstens für unfern Marti ganz anders. Der Regent hielt es nachträglich für besser, wenn über diese seine Fahrt nichts be­kannt würde. Er ließ deshalb den Herrn Posthalter dahin verständigen und diesem oblag die Aufgabe, dem Martl die Sache wieder auszureden unter dem Vorgeben, nicht den Regenten sondern zwei andere Herrenans der Stadt" müffb er fahren. Martl war anfangs so wütend, daß er alles liegen und stehen ließ und nur auf eindringlichen Befehl seines Dienstherrn zu bewegen war, überhaupt einzuspannen. Aber die schlechte Laune hielt an und machte sich auch dann noch Luft, als die beidenStadtfrack" bereits eingestiegen waren. Selbstverständlich amüsierte das unseren Regenten aufs Köstlichste. Je mehr aber gelacht wurde, desto deutlicher wurde der Martl, so daß der Regent beschloß, der schlechten Laune des brum­migen Kutschers durch ein Zwanzigmark­stück Einhalt zu thun. Der Adjutant reichte also das Goldstück, und siehe da, es wirkte Wunder. Was", meinte der Martl, dös is ganz alloafürmi ?" - -Natürlich!" war die Antwort.Da mnaß i' an Herrn nix davon geb'n?" forschte Martl" vorsichtig weiter.Nein, nein, mein lieber Martl", sagte der Regent,das soll eine Ent­schädigung dafür sein, daß Du den Prinz­regenten nicht hast fahren können." Jetzt war der Martl plötzlich sehr zufrieden. Mit schleunigem Griff ließ er sein Gold­stück in der Tasche verschwinden, und halb umgewendct rief er in den Wagen: No, nacha dank' i' halt recht schön, und wißt's woas hiatz kann mir der Re­gent aa an Buckel 'naufsteig'n!" Welch ungleiche Wirkung dieser Kernspruch auf die Wageninsassen ausübte, läßt sich leicht denken. Der Regent soll später erzählt haben, daß er schon seit langem uicht mehr so gründlich sich habe auslachen können.

Telegramm der Wttdbader Chronik.

Berlin, 8. Nov. Zwischen dem deutschen Reich und Großbritannien ist unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Vereinigten Staaten das Abkommen getroffenworden, daß dieSamoa - Inseln mit Ausnahme der Insel Tutuila Deutsch, land zufallen.

Unüdsckofsöli rue sigut- u. LctillntzeikMgs.

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